Marattha König Zweier Welten Teil 2. Peter Urban

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Marattha König Zweier Welten Teil 2 - Peter Urban

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style="font-size:15px;">      Er hatte Farsi gesprochen, denn man wusste ja nie, wessen Ohren an dünnen Zeltwänden lauschten. Und einen königlichen Offizier auf einem Kriegszug der Veruntreuung und der Beihilfe zum Diebstahl anzuklagen, war eine schwerwiegende Sache. Ohne handfeste Beweise gegen den Major konnte nicht einmal General Harris etwas ausrichten. Barrak ben Ullah hatte die Affäre Ashton-Baird miterlebt. Er wunderte sich ein bisschen über die Mühlen der britischen Militärjustiz, die offensichtlich sehr langsam mahlten.

      Am 5. März erreichte ein Meldereiter des Rajahs von Koorg das Expeditionskorps. Der Rajah war ein alter und treuer Verbündeter der Briten. Er hatte nicht nur irreguläre Kavallerie zu General Stuart und dessen Bombay-Armee geschickt, sondern auch Aufklärer ausgesandt, die den Briten über die Truppen des Sultans im Grenzgebiet berichteten. Man hatte ungewöhnliche Aktivitäten zwischen Periapatam und Seringapatam beobachtet. Der Rajah von Koorg selbst hatte in der Tiefebene ein grünes Zelt erkennen können, auf dem die Standarte des Sultans aufgepflanzt war. Es schien offensichtlich, dass der Sultan von Mysore für den nächsten Tag einen Angriff gegen General Harris’ Expeditionskorps plante, das sich im Schneckentempo einen steilen Pass unweit des Cauvery hinaufplagte. Der Oberkommandierende schickte eilig zwei Bataillone der Ostindischen Kompanie und Oberstleutnant Montresor in Richtung der feindlichen Truppen. John Montresor war einer der besten und begabtesten Offiziere im Dienste von »John Company«. Er kannte Indien in- und auswendig. Nachdem er die Soldaten des Sultans vom Aussichtsposten auf der Feste Koorg einige Zeit beobachtet hatte, brachte er seine Männer in Stellung. Er wollte Tippu den direkten Weg gegen die Flanke des Hauptheeres verbauen. Natürlich hatte der Offizier in so kurzer Zeit keine Möglichkeit, seine Position zu festigen. Doch er ließ eine Lichtung ausschlagen und formierte die zwei Bataillone. Sie waren gut ausgebildet und sehr beweglich.

      In den frühen Morgenstunden des 6. März griff Tippu an. Er hatte nicht erwartet, an dieser Stelle auf einen so verbissenen Widerstand zu stoßen. Das Gefecht zog sich über Stunden hin. Montresor und seine Männer kämpften gegen eine riesige Übermacht. Bis drei Uhr am Nachmittag hielt Montresors Linie. Dann aber ging den Männern die Munition aus. Genau in diesem Augenblick stürmte General Stuart persönlich mit dem 77. Infanterieregiment den Pass hinauf und fiel den Soldaten des Sultans in den Rücken. Die Männer aus Mysore waren so überrascht worden, dass viele ihre Waffe fortwarfen und ihr Heil in der Flucht suchten. Der Weg für General Harris’ Hauptstreitmacht war frei. Nur die mehr als zweitausend Gefallenen, die das blutige Feld bedeckten, ließen die Nachzügler erkennen, was an diesem 6. März am Pass von Periapatam in der Nähe von Sedaseer geschehen war.

      Charlotte ritt auf ihrem kleinen, dunkelbraunen Vollblut langsam neben Arthur. Sie konnte die Augen nicht von dem schrecklichen Schauspiel abwenden, das sich ihr bot. Über dem Pass kreisten laut schreiend Hunderte von Aasgeiern. Die Hitze in der Vormonsunzeit war so drückend, dass bei den meisten Kadavern bereits der Verwesungsprozess eingesetzt hatte. Ein süßlicher Geruch hing in der Luft. »Bereust du es nicht, dass du mitgekommen bist, kleine Lady?« fragte der Oberst seine junge Verlobte. Ihm lag der Geruch genauso schwer im Magen wie Charlotte, doch als Berufssoldat durfte er so etwas natürlich nicht zugeben.

      Charlotte betrachtete den roten Rock an ihrer Seite nachdenklich und antwortete mit einer Gegenfrage. »Und du? Bereust du es nicht, dass du bei den Soldaten geblieben bist?«

      Wesley hob die Augen zum Himmel. »Wenn ich das nur wüsste!« In diesem Augenblick sprengte ein Reiter auf Wesley zu. Es war ein Sepoy-Offizier aus dem Stab General Meer Allums. »Wesley-Sahib! Harris-Sahib hat endlich den Befehl zum Einschwenken erteilt. Die Hauptarmee hat die große Straße von Bangalore nach Seringapatam sicher erreicht.«

      Arthur entschuldigte sich bei Charlotte und stieß Eochaid die Sporen in die Flanken. Das Tier hatte lange unruhig unter seinem Reiter getänzelt und galoppierte nun die Marschkolonnen entlang. Meer Allums Offizier auf seinem »Kathiawari« konnte kaum mit dem goldfarbenen Hengst mithalten. Als Arthur Eochaid vor Meer Allum zügelte, hatten sich seine Gedanken über die Toten von Sedaseer und Charlottes sonderbare Frage bereits verflüchtigt. Er war wieder ganz und gar in diesem großen Spiel gefangen, das Krieg hieß.

      Am 21. März hatte General Harris Cankanelli erreicht. Am 26. März war die Hauptarmee aus dem unwegsamen Dschungel ins flache Land vorgestoßen und konnte bereits die großen Getreidespeicher von Malavelly am Horizont erkennen. Sechs oder sieben Meilen trennten die Teilheere noch. Zufrieden bemerkte der Oberkommandierende die lange Reihe ordentlich errichteter Zelte, die davon kündeten, dass Meer Allums Hyderabad-Armee pünktlich zum vereinbarten Treffpunkt gekommen war.

      Arthur Wesley und Connor McLeod beobachteten von einem Hügel aus besorgt die schweren Zugelefanten des Sultans. Noch befanden die Tiere und Geschütze sich am anderen Ufer des Cauvery, doch es würde nicht mehr lange dauern, dann würde Tippus Armee den Fluss an den drei großen, flachen Furten durchqueren. Ein Sowar trabte den Hügel hinauf. »Oberst-Sahib, eine Meldung von Oberstleutnant Sherbrooke!«

      Arthur öffnete den Umschlag. Mit zusammengekniffenen Lippen las er die Meldung. Sherbrooke und die leichten Kompanien des 33. Regiments befanden sich gut versteckt im Dschungel entlang des Cauvery. Sie hatten die Aufgabe, Tippus Truppen zu beobachten und Alarm zu schlagen, sobald der erste Elefant seine gewaltigen Füße ins seichte Wasser setzte. »Bei Sirsoli haben die Aufklärer fast 10000 Reiter des Sultan gezählt ... vierunddreißig riesige Feldgeschütze entlang des Cauvery ... 14000 Fußsoldaten, ein Teil davon Europäer. Verdammt, Connor, das wird knapp. Wir haben 21000 Mann und vierzig Geschütze, aber nur dreitausend Mann Kavallerie. Die anderen sind noch zwischen Harris und der Hyderabad-Armee, und ich kann sie auch nicht zurückpfeifen, weil Baird und die Schotten sonst Probleme bekommen.«

      Connor McLeod drehte sich im Sattel um, holte sein Fernrohr hervor und starrte auf die riesige Staubwolke in Richtung Cankanelli. »Harris ist noch fast einen Tagesmarsch entfernt. Es dürften sieben oder acht Meilen sein.«

      »Sechs!« verbesserte Wesley den Freund. »Aber das hilft uns nicht weiter. Harris hat den ganzen Tross dabei, und selbst wenn er den Männern befiehlt, schneller zu marschieren ... Du kannst mitten im Feindesland nicht einfach Munition, Proviant und Viehherden unbewacht zurücklassen.« Mit einer heftigen Bewegung stieß der Offizier sein eigenes Fernrohr zusammen und warf es in die Satteltasche. »Was soll’s. Wir wollten unseren Krieg, jetzt haben wir ihn.« Er spornte Diomed zu einem halsbrecherischen Tempo an und galoppierte den Aussichtshügel hinunter in Richtung Feldlager des Nizam. Meer Allum erwartete den britischen Offizier bereits aufgeregt. Seine Offiziere hatten ihm eine Kopie von Sherbrookes Meldung vom Cauvery gebracht; während Arthur auf dem Hügel ausgeharrt hatte, war er durch den Dschungel bis fast an den Fluss geritten. Meer Allum war ein guter, tapferer Soldat. Er konnte es kaum noch erwarten, mit den Männern des Sultans die Waffen zu kreuzen.

      »Nun, Wesley-Sahib! Ich habe Sherbrookes Meldung bereits gelesen.« erklärte der General ausgelassen und zeigte dabei fröhlich auf einen Feldstuhl in seinem Zelt.

      Arthur schüttelte den Kopf und grinste. »Dann, mein ehrenwerter

      Freund, werden wir sie angreifen. Eure Zustimmung vorausgesetzt natürlich.«

      Meer Allum schlug Wesley herzhaft auf die Schulter. »Das gefällt mir, Wesley-Sahib! Kein Zögern mehr und kein Taktieren, keine faulen Ausreden und lauen Verhandlungen mit dem Tiger. Warten wir auf Harris?«

      »Wozu, Mylord? Der Befehl ist eindeutig. Die Hyderabad-Armee sichert den Vormarsch von Hauptheer und Tross.«

      Der junge Offizier hatte allerdings vergessen, dass die Armee aus Mysore über eine doppelt so starke Kavallerie verfügte wie er selbst. Er hatte von seinem Hügel aus die Gegend betrachtet: Sie war für einen Angriff bestens geeignet. Während er mit Connor McLeod diskutierte, hatte sich vor seinem inneren Auge bereits ein Angriffsplan gebildet. Mit seinen achtundzwanzig Jahren war Arthur noch viel zu sorglos und unbekümmert, um sich von einer feindlichen Armee einschüchtern

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