Marattha König Zweier Welten Teil 2. Peter Urban

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Marattha König Zweier Welten Teil 2 - Peter Urban страница 8

Автор:
Серия:
Издательство:
Marattha König Zweier Welten Teil 2 - Peter Urban

Скачать книгу

die schwüle, feuchte Luft. Das Licht im Innern wurde durch den Zeltstoff zu einem schalen Gelb gebrochen, das dem Gras auf dem Boden eine ungesunde bräunliche Farbe verlieh. Sechs Männer warteten im Zelt des Oberkommandierenden auf eine Entscheidung. Der unruhigste von ihnen schien Montstuart Elphinstone zu sein. Er war nach einem halsbrecherischen Ritt über die Ebene erst vor einer knappen Stunde aus dem Herzen von Mysore zurückgekehrt. Ein Teil seiner Unruhe war darauf zurückzuführen, dass N Gowinda Bath ihm sehr genaue Informationen über die Truppenstärke des Sultans und die Positionen der Geschütze auf den Wällen von Seringapatam überbracht hatte. Oberst Arthur Wesley saß Elphinstone gegenüber. Von Zeit zu Zeit zog er seine Uhr aus der Tasche, ließ den Deckel aufschnappen, starrte aufs Zifferblatt und steckte die Piaget kommentarlos zurück. Immer wieder trafen seine Blicke die von Elphinstone, und in diesem stummen Austausch spiegelte sich eine schreckliche Spannung.

      General Harris starrte auf die Landkarte, die vor ihm ausgebreitet lag. Mit einem hellblau karierten Taschentuch wischte er sich immer wieder den Schweiß von der Stirn, während sein Hirn unablässig arbeitete und abwägte, was er nun tun sollte: Der Weg, den das Expeditionskorps nach Seringapatam wählte, war von kriegsentscheidender Bedeutung. Stieß er berechenbar gegen die Hauptstadt des Sultans vor, bestand die Gefahr, dass seine schwerfälligen Truppen und der riesige Tross von der beweglichen Reiterei des Sultans bedrängt wurden, oder – schlimmer noch – dass das trockene Gras auf den Ebenen in Brand gesetzt und dem Expeditionskorps auf diese Weise unermesslicher Schaden zugefügt wurde.

      Doch eben dieses Gras, das die Ebene so gefährlich machte, benötigte Harris, um die Zugochsen, Elefanten und Maultiere seines Trosses mit Futter zu versorgen. Teilte er sein Heer, wie Oberst Wesley es ihm empfohlen hatte, konnte er die Aufmerksamkeit der Reiterei des Sultans ablenken und seine Zugtiere mit den Vorräten und dem Belagerungsapparat gefahrlos bis vor Seringapatam bringen. Doch Teilung bedeutete Schwächung, und niemand konnte ihm in diesem wilden, kaum kultivierten Landstrich dafür garantieren, dass die Wiedervereinigung beider Heere pünktlich vollzogen werden konnte. Der Bericht, den Montstuart Elphinstone soeben aus Seringapatam mitgebracht hatte, erleichterte dem General seine Entscheidung auch nicht gerade.

      »Viertausend Mann unter General Read haben wir bereits verloren. Natürlich sind die Getreideversorgung und das Depot in Cauveryporam strategisch sehr wichtig, aber ...«, dachte Harris laut nach.

      »Mit Verlaub, Mylord! Sie müssen das Expeditionskorps teilen.« Meer Allum, der General des Nizam, war der gleichen Ansicht wie Oberst Wesley. Die Armee aus Hyderabad war durch ihre starken Kavallerie-Einheiten sehr mobil. Die Reiter des Nizam würden schneller ins Feindesland vorstoßen als die britischen und einheimischen Fußsoldaten, die durch den riesigen Tross zusätzlich behindert wurden. Harris nickte Meer Allum zu. »Sie haben Recht, mein Freund! Das Gelände hier ist ideal, um uns übel zuzusetzen. Die bewaldeten Hügel bieten besten Schutz für die Kavallerie des Sultans.«

      »Nicht nur für seine Kavallerie«, meinte Wesley finster. »Aus dem Tross verschwinden schon seit Tagen Munition, Kanonenkugeln, Getreide ... Sogar die >brinjarries< haben ihre Probleme. Uns sind bereits mehr als zweihundert Zugtiere abhandengekommen.«

      Harris zog die Brauen hoch. »Also gut, Wesley. Wir teilen das Expeditionskorps auf. Bis Achel rücken wir so vor, als wäre unser eigentliches Ziel Bangalore. Dann schwenken wir nach Südwesten. Der Weg über Cankelli nach Seringapatam ist zwar schwierig, aber kurz. Außerdem melden die >hirrcarrahs<, dass die Kavallerie des Sultans dort noch nicht alles dem Erdboden gleichgemacht hat.«

      Der Oberkommandierende bemerkte den finsteren Gesichtsausdruck von Sir Davie Baird. Baird hatte sich wiederholt bei ihm beschwert, dass Oberst Wesley, obwohl er auf den Dienstlisten der Horse Guards weit hinten stand, mit einem ebenso wichtigen Posten betraut worden war wie er selbst. Nun hatte Harris auch noch den Plan Wesleys akzeptiert und Bairds Einwände nicht einmal in Betracht gezogen. Nach dem leidigen Zwischenfall um Ashtons Tod schien sich ein neuer Konflikt um den schottischen Offizier anzubahnen, was Harris nicht entging. Der Oberkommandierende nahm sich vor, sowohl Baird als auch Wesley in den nächsten Tagen genau im Auge zu behalten. Im Angesicht des Feindes konnte er es sich nicht leisten, zwei wertvolle Offiziere wegen eines unsinnigen Ehrenkodex’ zu verlieren. In Madras hatte man die Affäre Ashton wegen des Feldzuges bereits heruntergespielt und vertuscht. Sollte Baird nun allerdings versuchen, sich auch noch Wesley vorzunehmen, wurde ein Kriegsgerichtsverfahren unausweichlich. Harris verabschiedete seine Stabsoffiziere und blieb nachdenklich in seinem Zelt zurück.

      »Und du bist ganz sicher, Mary?« Charlotte hielt die Hände von Sergeant Sewards zitternder junger Frau fest in den ihren. Barrak ben Ullah goss ihr ein kleines Glas Brandy ein, um sie zu beruhigen.

      »Natürlich, Madam! Ich war heute schon sehr früh hinten bei den >brinjarries<. Sie wollten doch, dass ich Gemüse und ein paar Hühner zum Abendessen besorge. Vingetty verhandelte gerade mit einer der Frauen, als ich Major Shee gesehen habe. Er kam mit einem dicken Inder aus einem der Zelte. Der Inder drückte ihm einen Beutel in die Hand, und ich hörte ihn sagen, dass er in der Nacht seine Männer mit Zugtieren schicken würde, um das Pulver abzutransportieren.«

      Barrak ben Ullah runzelte die Stirn. Er wusste von Arthur Wesley, dass seit ungefähr zwei Wochen regelmäßig Pulver und Munition verschwanden. Sogar aus der Pferdeherde der Ullahs waren schöne, teure Tiere auf unerklärliche Weise verschwunden, obwohl die Paschtunen seines Vaters die Tiere kaum eine Sekunde aus den Augen ließen. Zuerst hatte Barrak seinem jungen Cousin Moukthar vorgeworfen, er habe die Tiere verloren und nicht den Mut, dies zuzugeben. Der Zug gegen Mysore war Moukthars erste große Reise, und dreihundert Vollblüter stellten für einen Mann von gerade erst zwanzig Jahren eine große Verantwortung dar. Doch Moukthar respektierte Barrak viel zu sehr, als dass er ihn belogen hätte.

      Der Afghane drückte Mary Seward das Glas in die Hand und sagte leise zu ihr: »Trink, mein Kleines! Du brauchst dich nicht zu fürchten. Erzähl uns nur ganz genau, was du gesehen und gehört hast. Aus welchem Zelt kam der Major mit dem Inder?«

      Mary schlug die Augen nieder. »Es war das Zelt der schlechten Frauen ...« Sie errötete beim Gedanken an Lakshmi und deren Mädchen, die sich jedem hingaben, der dafür bezahlte. Dann nippte sie vorsichtig am Glas. Sie war sehr streng erzogen worden; es war der erste Schluck Brandy ihres Lebens. »Wird Oberst Wesley dann nicht böse auf meinen Rob sein?« fragte sie Charlotte Hall schüchtern. »Und mich aus dem Dienst verjagen?«

      »Ach, Unsinn! Du hast doch nichts Böses getan.«

      »Wenn Major Shee erfährt ...« Die Stimme von Sergeant Sewards Frau zitterte. Bereits auf der Überfahrt von England nach Indien hatte Shee ihr übel nachgestellt; die Soldatenfrauen hatten Mary regelrecht verstecken müssen. Sie hatte schreckliche Angst vor Shee. »Shee wird nichts erfahren. Hat Vingetty auch irgendetwas von dieser Sache mitbekommen?«

      »Nein, Mister Ullah, er war doch dabei, die Hühner für die Offiziersmesse einzukaufen.«

      »Hast du ihm davon erzählt?«

      »O nein, ich bin gleich zu Madam gelaufen, Sir.« Mary schien sich ein wenig zu beruhigen.

      Charlotte strich ihr besänftigend über die Schultern. »Keine Sorge, meine Liebe! Ich werde mit dem Oberst reden, wenn du Angst vor ihm hast. Er wird dir nicht böse sein. So, und jetzt geh wieder an die Arbeit und ängstige dich nicht. Mister Ullah und ich, wir werden uns um Major Shee kümmern.«

      Mary stand auf, strich ihre Schürze glatt und machte einen kleinen Knicks vor Charlotte. Dann verschwand sie aus Wesleys Zelt.

      Barrak ben Ullah nahm ihren Platz ein. Seine Augen suchten die von Charlotte. »Weißt du, meine Liebe, ich glaube, Arthur hat im Augenblick andere Sorgen als diesen versoffenen Shee. Ich werde dafür sorgen, dass meine Paschtunen die Augen offen halten. Vielleicht gelingt es uns ja, den

Скачать книгу