Marattha König Zweier Welten Teil 2. Peter Urban

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Marattha König Zweier Welten Teil 2 - Peter Urban

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seinen Kompanien des 33. Regiments nach welcher Pfeife tanzen musste. Seit dem geschichtsträchtigen Abend in Arnee, an dem der alte Schwachkopf Harris dem staubigen Buchhalter Wesley die Truppen des Nizam in den Rachen warf, hatte Shee Ruhe vor seinem Kommandeur. Und Oberstleutnant Sir John Sherbrooke war viel zu sehr mit dem Regiment beschäftigt, als dass er sich großartig um Shee und die Kompanien hätte kümmern können. Sir John hatte Shee sogar die Schützen anvertraut – was Wesley, dieser bornierte Buchhalter, sicher nie getan hätte. Wesley hätte seinen kleinen Freund West damit beglückt ... Aber West spielte ja inzwischen den Laufburschen für Atty, wenn er nicht gerade mit der Brillenschlange Tee trank oder diesem fetten indischen Bock Meer Allum in den Hintern kroch.

      Major Shee blickte vom Rücken seines Pferdes zufrieden in die weite Ebene des Karnataka. Es war schön, Soldat zu sein, wenn ein Krieg bevorstand, Preisgelder lockten und Brandy und geile »bibbies«, die für jedermann erschwinglich waren. Nur zu schade, dass die verdammte Brillenschlange seines verdammten Obersten sich die kleine Seward unter den Nagel gerissen hatte. Schon seit der Überfahrt aus England hatte Shee immer wieder einen Blick auf ihren hübschen Hintern geworfen. Zahlmeister Dunn, dieser bigotte alte Trottel, musste ihn bei Wesley verpetzt haben: Zuerst war Sergeant Seward aus seiner Kompanie verschwunden und in die unendlichen Höhen der Regimentsbuchhaltung entsandt worden, und dann hatte die Brillenschlange Mary entdeckt und ihr ihre Gunst geschenkt.

      Doch Shee war sicher, dass der Krieg ihm Gelegenheit bieten würde, sich ungestraft mit der Kleinen zu amüsieren. Vorerst jedoch musste er mit Lakshmi und ihren Mädchen vorliebnehmen. Immerhin hatte er inzwischen genug Geld in der Tasche, um sich seinen kleinen Zeitvertreib leisten zu können, und sein verdammter Kommandeur war weit weg und Sir John Sherbrooke zu beschäftigt, um ihm Aufmerksamkeit zu widmen. Es war eine feine Sache, wenn nur ein Brite sich um den Haufen stinkender »brinjarries« kümmerte – und der war strohdumm und blind und bemerkte nicht einmal, wie Shee sich still und heimlich die Taschen füllte, weil er entdeckt hatte, dass nicht nur die Soldaten König Georgs an Getreide, Pulver und Munition interessiert waren.

      Harris’ Teilstreitmacht erreichte Amboor am 18. Februar 1799 und schloss sich dort mit der Hyderabad-Armee zusammen. Außer den Sepoys hatte der Nizam noch sechs Regimenter der Ostindischen Kompanie bereitgestellt. Die Maratthas bedrängten seine Grenzen. Der Nizam setzte alles daran, Mornington-Sahib zu zeigen, was für ein guter Verbündeter er war. Wenn sie mit Tippu abgerechnet hatten, würde er auf sein Recht pochen und als Gegenleistung für seine Militärhilfe königliche Regimenter fordern – und einen Kriegszug gegen Scindia und Holkar!

      General Meer Allum – der Premierminister des Nizam und einer seiner zahllosen unehelichen Söhne – war glücklich mit seinem britischen Obersten. Wesley sprach seine Sprache; er besaß Taktgefühl und Diplomatie und drängte sich nie in den Vordergrund. Und Wesley kam mit allen klar, auch mit Generalmajor Baird. Und der war ein Problem, seit er drei Jahre in den Kerkern von Hyder Ali zugebracht hatte.

      Baird befehligte jene drei europäischen Bataillone, die die rechte Flanke der Armee des Nizam bildeten. Tag für Tag versuchte er, sich in Meer Allums Angelegenheiten einzumischen. Meer Allum konnte diesen Kerl nicht ausstehen. Ihm kam schon die Galle hoch, wenn Baird ihm näher war als fünfzig Meter. Der Inder dankte General Harris und den Göttern, dass zwischen ihm und diesem schottischen Teufel Baird der junge Wesley stand. Arthur war ein feiner Soldat. Arthur liebte Indien und hatte keine Vorbehalte gegen die Einheimischen.

      Der Vormarsch gegen Mysore begann am 21. Februar 1799 von Amboor aus. Das Tal war breit und flach wie eine Suppenschüssel. Die britischen Truppen marschierten in Kolonne an der rechten Flanke. Die Soldaten des Nizam bewegten sich in gleicher Formation auf der linken Seite. Zwischen den beiden Teilstreitkräften floss gemächlich ein Strom von mehr als 50000 Zivilisten: Kaufleute, Huren, Familienangehörige britischer und Sepoy-Soldaten ... und mittendrin, zahlreicher noch als die menschliche Flut, fast 100000 Ochsen, Tausende von Maultieren, unzählige Elefanten, Pferde und Kamele.

      Bei seinem Vorstoß durch den Baramahal glich das Expeditionskorps mehr einem Wandervolk als einer Armee. Das Fortkommen war beschwerlich und beschränkte sich jeden Tag auf spärliche zehn Meilen. Doch so langsam alles auf den ersten Blick auch schien, so unaufhaltsam walzte General Harris’ Armee in Richtung der Grenzen von Mysore. Der Oberbefehlshaber hatte aus den Fehlern von Lord Cornwallis gelernt und folgte dem Rat von Lutuf Ullah, dem afghanischen Pferdehändler und Wesleys Kopf im militärischen Nachrichtendienst der Briten. Statt durch Kistnagherry zu ziehen, überquerte das Expeditionskorps den Ryacotta-Pass. Lediglich für die schweren Geschütze, die von sechzig Ochsen in Viereranspannung gezogen wurden, wählte man die schmale befestigte Straße über die Höhe. Alle anderen suchten sich ihren Weg entlang der Schlucht, nördlich und südlich von Ryacotta. Am 5. März schlug Harris sein Feldlager auf. Leichte Schützeneinheiten hatten Befehl, gegen die Grenzposten von Mysore vorzustoßen und sie zu vertreiben. Wesleys Nachrichtendienst hatte dem Hauptquartier übermittelt, dass der Sultan – über die Ankunft der Briten und ihrer Verbündeten bestens unterrichtet – Bangalore und das Umland in Schutt und Asche gelegt hatte, um dem Feind Vorratslager und Nachschubbasen zu entziehen. Somit musste die Truppe von nun an direkt durch das feindliche Territorium auf die Hauptstadt Seringapatam marschieren. Um dem Monsun auszuweichen und die Niederlage von Cornwallis im Jahre 1791 nicht zu wiederholen, wurde es unabdingbar, Seringapatam noch vor Mitte Mai zu nehmen, wenn der Monsunregen einsetzte.

      Oberst Dhoondia Wao hatte sein Versprechen eingelöst. In der Hauptstadt von Mysore hatte er sich der beiden Repräsentanten afghanischer Pferdehändler mit dem gleichen Maß an Freundlichkeit angenommen. Der erste Mann hatte offenbar wirklich nichts zu verbergen gehabt, denn er war unter der Folter gestorben, ohne ein vernünftiges Wort über die Lippen zu bringen. Man hatte ihm die Haut in dünnen Streifen vom Leib gezogen, hatte ihn gepeitscht und mit glühenden Eisen gebrannt. Trotzdem hatte er nichts Interessantes von sich gegeben.

      Der andere Mann war ein schwierigerer Fall gewesen: N Gowinda Bath gehörte einer einflussreichen Hindu-Familie an, die mit dem ehemaligen Herrscherhaus von Mysore, Wodeyar, eng verwandt war. Außerdem besaß der Mann die Gunst von Purneah, dem »Dewan« des Sultans von Mysore. Purneah war auch ein Hindu der obersten Kaste. Doch Oberst Wao war ein gerissener Fuchs: Anstatt N Gowinda Bath ernsthaft ins Gebet zu nehmen, ließ er ihn beschatten. Oft war ein lebender Verräter aussagekräftiger als ein lebloses Stück Fleisch, das nicht einmal mehr für die Tiger des Sultans gut genug war.

      Als N Gowinda Bath das Kontor der Familie Ullah in Seringapatam verließ, fühlte er sich ausgesprochen unwohl. Die ganze Stadt rüstete sich für die Ankunft der britischen Truppen und glich mehr einem befestigten Heerlager als einem Handelsknotenpunkt im Herzen des Subkontinents. Soldaten des Sultans tauchten an allen Ecken und Enden auf; die indischen und ausländischen Offiziere schienen misstrauischer und wachsamer als sonst. N Gowinda kam am Tempel des Sri Ranganathaswamy vorbei und konnte beobachten, wie ausländische Offiziere auf den Wällen des Forts Geschütze in Stellung brachten. N Gowinda wusste in diesem Augenblick nicht, vor wem er mehr Angst haben sollte: vor den Augen und Ohren des Sultans oder dem Zorn seines afghanischen Herrn Lutuf Ulla und dem scharfen Schwert des »jawan« Bedi ben Haleff ibn Ullah.

      Als er die Stadtmauern hinter sich gelassen hatte, siegte die Treue zum Hause Ullah über seine Angst. N Gowinda beschleunigte seine Schritte. Er bemerkte nicht, wie ein Paar aufmerksamer brauner Augen jede seiner Bewegungen durch ein französisches Fernrohr beobachtete.

      Dhoondia Wao stieß Oberst Cappellini leicht in die Seite und hielt ihm seine »longue-vue« hin. »Hier, Sahib, seht selbst! Der da ist ein Verräter. Er hat etwas zu verbergen. Er paktiert mit den >inglis<, wägt jeden Schritt ab und bebt vor Angst.«

      »Lassen Sie ihn nicht aus den Augen, Oberst Wao. Aber tun sie ihm nichts. Ich will an seine Auftraggeber herankommen und das Übel an der Wurzel ausreißen.« Allessandro Cappellini verließ seinen Aussichtsposten auf dem Festungswall und kehrte zu seinen militärischen Pflichten an der Seite Tippus zurück.

      Die

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