Marattha König Zweier Welten Teil 2. Peter Urban

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Marattha König Zweier Welten Teil 2 - Peter Urban

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des 33. Regiments warf einen kurzen Blick über die Schulter. Als er feststellte, dass er und McLeod von niemandem belauscht wurden, packte er den Hochländer am Arm und zischte ihm zu: »Connor, in Gottes Namen, lasse das Vierundsiebzigste antanzen und schießen, und wenn es nur um meinen Seelenfrieden geht. Willst du etwa, dass Harris uns eine alte Kröte wie St. Leger aufs Auge drückt, nur weil er meint, wir könnten mit dieser Geschichte nicht alleine fertig werden?«

      Noch bevor McLeod etwas erwidern konnte, hatte Wesley die Zügel von Eochaid gepackt und war in den Sattel gesprungen, ohne die Steigbügel zu benutzen. Er hatte bei den Einheiten der Madras-Artillerie ein paar Geschütze ausgemacht, die ihm nicht gefielen. Eine Staubwolke hüllte den Schotten ein, als sein Freund vom 33. Infanterieregiment über den Exerzierplatz stob, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her. Grinsend beobachtete McLeod, wie ein Hauptmann der Ostindischen Kompanie immer kleiner wurde, als sein irischer Kamerad wie der Erzengel Gabriel mit seinem Racheschwert über ihn herfiel. Natürlich war es eine große Ehre, dass dreizehntausend Mann mit insgesamt vierzig großen Feldgeschützen einem achtundzwanzigjährigen Offizier anvertraut worden waren, den sie alle schätzten und achteten. Doch dass Wesley glaubte, der alte Harris wolle ihn auffressen, falls er am Huf eines Gauls auch nur einen Strohhalm entdeckte, grenzte an Verfolgungswahn.

      Während ihr Verlobter seine Soldaten und Sepoys drillte, als würde die Ehre Englands davon abhängen, ließ Charlotte alles ruhiger angehen. Natürlich war es schwierig, Harris und seinen riesigen Stab zu bewirten und in einem Zelt, dessen Fläche gerade mal die Ausmaße der Bibliothek ihres Vaters in Kalkutta besaß, fünfzig hungrige Gäste zu empfangen, doch man durfte das alles nicht so eng sehen. Charlotte hatte ein paar Soldatenfrauen aus dem 33. Regiment eingespannt, ihr zur Hand zu gehen. Arthurs indischer Diener Vingetty war für den großen Abend mit Harris zum »Maître des Ceremonies« ernannt worden; er schlug sich leidlich mit den »brinjarries«, dem Gemüse und einem Haufen indischer Köche, die alles vorbereiten mussten. Außerdem war es Charlotte gelungen, Wesley einen Mann abzuschwatzen, in den sie ihr ganzes Vertrauen setzen konnte: Zahlmeister Dunn – ausnahmsweise nicht mit den betrüblichen Konten des 33. Regiments befasst – stand ihr mit Rat und Tat zur Seite. Wenn es ihr nun noch gelingen würde, diesen nichtsnutzigen Adjutanten, Major Francis West, ins Geschirr zu spannen...

      »Francis, falls es Ihnen gelingt, dieses Sherryglas aus der Hand zu stellen«, sagte sie hinterlistig, »und statt dessen darüber nachzudenken, wie wir hundertzwanzig Flaschen Champagner kalt gestellt bekommen ... Denken Sie an England! Denken Sie an das 33. Regiment!« West verschluckte sich vor Lachen an dem Porto Fino, den er gerade erfolgreich aus den Vorratskisten seines Chefs entwendet hatte. »Miss Charlotte, wenn es um Champagner geht, verlassen Sie sich auf den alten Francis. Er steht gut gekühlt in eiskaltem Wasser und wartet nur darauf, durch durstige Soldatenkehlen zu fließen.«

      »Dieser kleine Halunke!« ging es Charlotte durch den Kopf. Stets drückte er sich, doch wenn man ihm irgendeine Aufgabe anvertraute, gab es niemals Probleme. Wie konnte ihr armer Arthur nur mit diesem Schlitzohr West arbeiten, ohne dabei die Geduld zu verlieren? »Francis, Sie sind schrecklich ungezogen«, sagte sie spitzbübisch. »Ich mache das heute zum ersten Mal, und statt mir Mut zuzusprechen, amüsieren Sie sich.«

      West nahm einen großen Schluck von dem exzellenten, sündhaft teuren Porto Fino, den sein Chef sich zuweilen gönnte. Dann setzte er sein gewinnendstes Lächeln auf. »Miss Charlotte, wenn es um das 33. Regiment geht, kennen mein Enthusiasmus und mein Eifer keine Grenzen.«

      »Sehr gut!« konstatierte Zahlmeister Dunn mit einem zufriedenen Blick auf das strahlend weiße Leinen, die Kristallgläser und das hübsche Porzellan auf dem Tisch. »Nachdem wir jetzt alles fertig haben und nur noch auf den alten Harris und unseren Chef warten müssen ...«, er griff zu einem Taschentuch und wischte Charlotte mit einer väterlichen Geste den Schweiß von der Stirn, »... wird die kleine Lady sich ausruhen und sich dann für den Abend feinmachen. Mary, schenke Miss Charlotte doch eine Tasse Tee ein und sorge dafür, dass sie sich ein paar Minuten hinlegt.«

      Sergeant Sewards junge Frau nickte dem alten Zahlmeister ergeben zu und packte dann energisch Wesleys Verlobte, um sie aus dem Zelt zu bugsieren.

      General Sir George Harris war ein warmherziger, gutmütiger und reger Mensch, dem jegliche Arroganz und Selbstgefälligkeit abgingen. Er hatte als junger Offizier ebenfalls sein Quantum an Erfahrungen mit spitzfindigen und kleinkrämerischen Vorgesetzten gesammelt und verstand aus diesem Grunde Oberst Wesleys Sorge und innere Unruhe. Nachdem er die Truppen des Nizam und die britischen Regimenter bei Arnee inspiziert und in voller Kampfbereitschaft vorgefunden hatte, vermied er es sorgfältig, seinen jungen Untergebenen zu ängstigen. Es hatte ihm gefallen, was er auf dem Exerzierplatz gesehen hatte. Das Diner, zu dem Oberst Wesley geladen hatte, sollte aus diesem Grunde lediglich ein familiäres Vergnügen und keine Manöverkritik werden. Gemütlich nahm der alte General seinen Platz zwischen Wesleys Verlobter und dem indischen General Meer Allum ein, während Arthur sich mit Ameisen im Magen und Angstschweiß auf der Stirn auf den Platz gegenüber von Lord Harris begab. Als Rückendeckung hatte er Elphinstone und Barclay dabei.

      »Nun«, begann der Oberkommandierende des Expeditionskorps, »ich muss zugeben, dass ich es nach diesem Tag fast bedaure, dass ich ein paar Herren mitgebracht habe« – er winkte den Generälen Floyd, Stuart und Baird fröhlich zu –, »die ein wenig länger auf den Dienstlisten unseres guten König Georg stehen als einige andere, die sich viel Mühe gemacht haben, hier alles in Gang zu bringen.« Dann wandte er sich direkt an Arthur. »Dennoch möchte ich sagen, dass ich für die meisterlichen Arrangements von Oberst Wesley und seinem Stab und für die hervorragende Disziplin hier in Arnee kaum die passenden Worte finde.«

      Während Harris sein Glas hob und die Generäle Floyd und Stuart es ihm gleichtaten, suchte Arthur ein Mauseloch, in dem er verschwinden konnte, denn auf seinen braunen Wangen hatte sich ein feuriges Rot ausgebreitet, das nicht vom Champagner, sondern der Verlegenheit über so viele gute Worte herrührte. Charlotte und die Herren Offiziere grinsten vergnügt. Der alte Harris hob seinen schweren Körper aus dem bequemen Stuhl.

      »Gentlemen, ich möchte mein Glas auf den Kommandeur unseres 33. Regiments erheben und ihm für seine Arbeit danken. Selbstverständlich wird der Nizam von Hyderabad, repräsentiert durch General Meer Allum, nicht auf seinen bewährten militärischen Berater verzichten müssen.«

      Arthur versank immer tiefer in seinem Stuhl. Vor Verlegenheit und Freude wurde ihm so heiß, dass er sich am liebsten in den nächsten Fluss gestürzt hätte. Er bemerkte nicht einmal, wie die Miene von Sir Davie Baird immer finsterer und bösartiger wurde. »Oberst Wesley, gestatten Sie mir, auf einen erfolgreichen Feldzug gegen Mysore zu trinken und Ihnen und Ihrem Stab viel Glück zu wünschen. Ich habe den Marschbefehl des Generalgouverneurs vor zwei Tagen erhalten. Am 29. Januar geht es los. Gott schütze England und König Georg!« Alle Offiziere erhoben sich und stimmten in Sir Georges Trinkspruch ein. Arthur konnte sich nur mit Mühe auf seinen butterweichen Knien halten. Das Champagnerglas zitterte in seinen Händen. Er hätte nie geglaubt, dass es so weit kommen würde. De facto hatte man ihm das Kommando über eine Armee von 13 000 Mann anvertraut, obwohl er gerade erst achtundzwanzig Jahre alt war und noch viel zu jung, um über wirkliche militärische Erfahrung zu verfügen.

      Als Wesley gemeinsam mit den anderen sein Glas leerte, schwor er sich, Lord Clive und General Harris nicht zu enttäuschen. Seringapatam und Tippu sollten nur kommen! Die schlimmen Tage des Flandernfeldzugs lagen weit zurück, und zwischen den Düften des Orients und den weichen Armen der kleinen Charlotte hatte Wesley alle Schrecken und Ängste vergessen, die er an einem nebligen Novembertag auf den Schanzen von Boxtel durchlitten hatte.

      Kapitel 2 Erste Gefechte

      Die Armee bestimmte, wann Major John Shee aufwachte und wann er sich schlafen legte. Oberst Wesley bestimmte, ob der Major sich besaufen oder seinen natürlichen Trieben in den Armen einer der

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