Kristallblut. Patricia Strunk

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Kristallblut - Patricia Strunk Inagi

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Shohon musterte Ishira irritiert, als sie hinter Mebilor und Rohin in den Flammenschein trat. Der Blick seines Stellvertreters war noch deutlich weniger freundlich. Beruks rechter Mundwinkel verzog sich griesgrämig. „Ist das Eure neue Strategie, um uns weichzuklopfen, Telan? Oder wollt Ihr die Sklavin in Kiresh Yarens Abwesenheit selbst im Auge behalten?“

      Eine von Mebilors eindrucksvollen Brauen rutschte in die Höhe. „Ihre Gesellschaft ist der sicherste Ort im Lager“, gab er zurück.

      Beruk sah einen Moment lang verblüfft aus, dann lachte er dröhnend. „Der geht an Euch, Heiler! An Eurer Stelle würde ich dem Mädchen allerdings nicht zu sehr vertrauen.“

      „Ich lasse es darauf ankommen.“ Mebilor wies auf das Rehime. „Aber Spaß beiseite: tatsächlich gingen meine Überlegungen dahin, dass Ishira uns nach dem Essen das Herz mit ein wenig Musik erwärmen könnte.“

      In den Augen des Bashohon glomm Spott auf. „Haltet Ihr dies hier für eine Eurer gelehrten Zusammenkünfte?“

      Der Heiler sah ihn liebenswürdig an. „Soll ich aus Eurer Bemerkung schließen, dass ein Feldlager ein Ort für kulturlose Wilde ist?“

      Einem der Telani entwich ein erheitertes Schnauben, das er vergeblich in ein Räuspern umzuwandeln versuchte. Auf Beruks Wangen erschienen rote Flecke, doch bevor er auffahren konnte, hob der Shohon die Hand. „Was mich betrifft, wäre mir ein wenig Zerstreuung durchaus willkommen, und wenn ich in die Runde schaue, erkenne ich bei den meisten der Anwesenden Zustimmung. Also mag das Mädchen später für uns spielen.“ Ein kaum wahrnehmbares Lächeln zuckte um seine Lippen. „Wir wollen schließlich keinen unzivilisierten Eindruck erwecken.“

      Beruks mürrische Miene verriet, dass er mit der Entscheidung seines Kommandanten nicht einverstanden war, doch er fügte sich. Der Duft des dampfenden Eintopfes, den die Köche in diesem Moment in Schalen füllten und herumreichten, tat ein Übriges, ihn zu besänftigen. Anders als Mebilor schien er sich an der mangelnden Abwechslung im Speiseplan nicht zu stören.

      Während des Schlagabtausches zwischen Mebilor und dem Bashohon hatte Ishira Kenjin entdeckt. Er saß nicht weit entfernt auf dem nackten Boden, die gefesselten Hände auf die Knie gelegt. Neben ihm stand ein Kiresh Wache. Sie zögerte einen Moment, bevor sie sich ein Herz fasste. „Darf ich meinem Bruder etwas zu essen bringen, Deiro?“ bat sie den Shohon mit einer demütigen Verbeugung.

      Beruk wollte erneut etwas einwenden, doch ein Blick Helons ließ ihn schweigen. „Du hast meine Erlaubnis.“

      „Ich danke Euch.“ Ishira stand auf und trug die Schale, die Mebilor ihr reichte, zu Kenjin hinüber.

      Ihr Bruder blickte erst auf, als sie vor ihm in die Hocke ging. „Nira!“

      Sie strich ihm über die Wange. „Wie geht’s dir, Ken?“ Es war das erste Mal, dass sie mit ihm sprechen konnte.

      „Gut. Gut“, wiederholte er, als müsste er sich selbst davon überzeugen.

      „Hast du Hunger? Ich habe dir Eintopf gebracht.“

      Kenjins Augen leuchteten auf. „Ich hab‘ Hunger wie ein Erubuko.“

      „Der würde am liebsten dich fressen“, murmelte Ishira, während sie ihm den Löffel reichte.

      Ihr Bruder sah sie verständnislos an. „Was?“

      Sie nickte in Richtung des Feuers. „Den Bashohon, Beruk, nennen sie ‚Erubuko‘. Entweder wegen seiner Statur oder weil er genauso leicht reizbar ist wie sein Namensvetter. Seinetwegen hockst du hier. Der Shohon wäre vielleicht geneigt, dir ein wenig mehr Freiheit zu gewähren, aber offenbar hört er in dieser Sache auf seinen Stellvertreter.“

      „Verstehe.“ Kenjin linste zu den Befehlshabern hinüber, während er mit seinen zusammengebundenen Händen ungeschickt etwas Eintopf aus der Schale löffelte, die Ishira ihm hinhielt. „Was ich nicht verstehe ist, was du für die Gohari tun sollst, Nira“, sagte er mit vollem Mund. „Was hat dieser Mann im Zeltlager damit gemeint, dass du die Gohari vor den Amanori warnen sollst?“

      Ishira seufzte. „Genau das, was er gesagt hat. Ich kann die Gegenwart der Echsen spüren. Sie besitzen eine Art Aura aus Energie. So ähnlich wie die Kristalladern.“ Kenjins Mund klappte auf, aber kein Ton verließ seine Lippen. „Mebilor – der ältere Heiler dort drüben, der keinen kahlrasierten Schädel hat; ich hab‘ dir und Hiro von ihm erzählt, erinnerst du dich? – glaubt, das käme daher, weil die Amanori die Energie irgendwie in sich aufnehmen. Aus ihr beziehen sie wahrscheinlich ihre Fähigkeit, Blitze zu produzieren.“

      Kenjin sah sie an, als hätte sie in einer fremden Sprache geredet. „Aha“, war alles, was er herausbrachte. Still löffelte er seine Suppe. Auf einmal ließ er den Löffel sinken. Der Blick seiner schwarzen Augen wurde eindringlich. „Du darfst ihnen nicht helfen, Nira. Es ist mir egal, was sie mit mir machen, aber hilf den Gohari nicht dabei, auch noch den Rest unserer Heimat zu erobern. Ich will nicht, dass du meinetwegen unser Volk verrätst.“

      Ishira lächelte traurig. „Ich könnte niemals etwas tun, das dich in Gefahr bringt, das weißt du doch. Aber wahrscheinlich wird mein Zutun sowieso nicht viel ändern.“ Sich das einzureden, war am einfachsten und würde es hoffentlich auch für Kenjin leichter machen.

      „Bei den Feuern Kaddors, gebt Euch einen Ruck, Shohon, und lasst dem Jungen wenigstens zum Essen die Fesseln abnehmen!“ drang in diesem Moment Mebilors Stimme zu ihnen und hinderte Kenjin daran, etwas zu erwidern. „Die beiden werden kaum Hand in Hand aus dem Lager laufen, während ihnen die gesamte Armee dabei zusieht.“

      „Seid Ihr wirklich so naiv, Mebilor?“ schnarrte Beruk an Stelle des Shohon. „Erst nehmen wir dem Jungen die Fesseln ab, dann lassen wir ihn frei im Lager herumlaufen und bei der nächstbesten Gelegenheit macht sich seine Schwester mit ihm auf und davon. Ich sage, wir können gar nicht vorsichtig genug sein. Wir wären dumm, unseren einzigen Trumpf zu verspielen – falls diese Sklavin wirklich zu dem in der Lage ist, weshalb wir sie mitgenommen haben. Bewiesen hat sie es bisher nicht.“

      „Ihr solltet dankbar sein, dass sich die Drachen noch nicht gezeigt haben“, meldete sich eine leicht rauchige Stimme zu Wort.

      Ishira wandte sich um. Kiresh Yaren war zurückgekehrt.

      „Wie weit sind die Raikari gekommen?“ erkundigte sich Helon.

      „Sie haben auf dieser Seite des Flusses ein halbes Dutzend Bäume gefällt und angefangen, sie zu entasten. Den Rest erledigen wir morgen bei Anbruch des Tages.“

      „Sehr gut“, sagte der Shohon zufrieden. Er machte eine einladende Geste. „Setzt Euch zu uns. Eure Schutzbefohlene wird später für uns musizieren.“

      Kiresh Yaren schoss Mebilor einen undefinierbaren Blick zu. Der Heiler hob zur Antwort nur vielsagend die Brauen. Mit ergeben wirkender Miene nahm der Kiresh neben ihm Platz. „Übrigens teile ich Telan Mebilors Ansicht, dass es keinen Schaden anrichtet, dem Bruder meiner Schutzbefohlenen für eine Weile die Fesseln abzunehmen“, sagte er beiläufig, während er eine Schale mit Eintopf entgegennahm. „Das würde ihr Spiel sicherlich beflügeln.“

      Also hatte Mebilor es nicht nur so dahingesagt, dass auch ihr Begleiter versuchte, Kenjin zu helfen. In seinem Fall fand Ishira es umso erstaunlicher. Immerhin war er dafür verantwortlich, dass sie und ihr Bruder überhaupt hier waren. Hätte er den Marenash nicht von ihrer Fähigkeit und ihren Visionen unterrichtet, wäre dieser niemals auf die Idee gekommen, sie auf diesen

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