Kristallblut. Patricia Strunk

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Kristallblut - Patricia Strunk Inagi

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Dafür tauchte in seinen Träumen immer häufiger seine Schutzbefohlene auf. Es beunruhigte ihn, dass sie solchen Einfluss auf ihn ausübte.

      Leise griff er nach seinen Sachen, um Ishira nicht zu wecken. Durch den Stoff, der ihre beiden Schlafstellen voneinander trennte, zeichnete sich schwach ihre schlafende Silhouette ab. Sofort spürte Yaren wieder das leichte Ziehen in den Lenden, das ihn schon gestern Abend erfasst hatte. Er atmete tief durch. Warum um alles in der Welt hatte er sich von Helon dazu überreden lassen, das Zelt auch unterwegs mit ihr zu teilen? Wie hatte er die Situation dermaßen unterschätzen können? Obwohl er mit seiner Schutzbefohlenen zahllose Nächte unter freiem Himmel verbracht hatte, war es im Zelt etwas gänzlich anderes. Vielleicht war es die Intimität des umschlossenen Raumes, die das aufgezwungene Beisammensein immer stärker zur quälenden Versuchung werden ließ. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er sich verändert hatte. Tief in seinem Innern war etwas in Aufruhr geraten.

      Als er gerade dabei war, seine Waffen in den Gürtel zu schieben, hörte er, wie hinter ihm der Vorhang zurückgeschlagen wurde. Langsam drehte er sich um. Ishira lugte schüchtern zu ihm herüber und wünschte ihm einen guten Morgen. Ihre leicht schräg stehenden blauen Mandelaugen, die den Verstand eines Mannes verwirren konnten, waren noch verschleiert vom Schlaf. „Ihr habt gestern von einem Wasserfall gesprochen, Deiro“, sagte sie. „Bestünde unter Umständen die Möglichkeit, dort zu baden?“

      Ungewollt wanderte sein Blick von ihren Augen zu ihrem schwarzen Haar, das ihr schwer über die Schultern fiel. Es hatte in den vergangenen Tagen immer mehr von seinem seidigen Glanz verloren und war jetzt stumpf und strähnig. Der kleine Zuber, den er ihr, wenn sich die Gelegenheit bot, ins Zelt stellte, war augenscheinlich nicht geeignet, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Daher konnte er verstehen, warum sie baden wollte. Dennoch sprachen diverse Gründe dagegen. Zum einen sollte er Helons Einverständnis einholen, zum anderen wollte er sich nicht mit Ishira belasten, zumal er nicht einschätzen konnte, wie die Raikari auf ihre Gegenwart reagieren würden. Doch anstatt ihren Wunsch abzuschlagen, hörte er sich sagen: „Wenn du mitkommen willst, beeil dich.“

      Ishira sprang so eifrig auf, dass sie sich den Kopf beinahe an der niedrigen Firststange stieß. „Ich bin fertig.“

      Yaren fuhr sich resigniert durch die Haare und merkte dabei, dass er vergessen hatte, sie aufzustecken. Götter, dieses Mädchen würde ihn noch seinen Ruf kosten!

      Die Lagerfeuer waren zu glimmenden Haufen heruntergebrannt und die kühle Morgenluft roch nach Asche und Zedernholz. Während Yaren mit seiner Schutzbefohlenen im Schlepptau durch das stille Lager stapfte, verfluchte er sich selbst für seine Nachgiebigkeit. Hatte er noch nicht genug am Hals, dass er sich hatte breitschlagen lassen, sich auch noch um Ishira zu kümmern? Säuerlich fragte er sich, wie er eigentlich zu seiner neuen Aufgabe gekommen war, Aufpasser für die Raikari zu spielen. Das fiel nicht unbedingt in seinen Zuständigkeitsbereich als Berater und Kundschafter. Aber immerhin war es ein Zeichen, dass der Shohon ihm zutraute, alles im Griff zu haben.

      Vor sich hörte er Schnauben und Hufscharren. Aus dem Zwielicht schälten sich die Umrisse der Pferde. Ein Stück weiter hinten waren die Umasus zu erahnen. Für die Nacht wurden die Tiere zusammengetrieben und angepflockt, damit sie nicht weglaufen konnten oder nachtaktive Raubtiere anlockten. „Du brauchst deine Stute nicht zu satteln“, sagte er zu Ishira. „Bis zum Ufer kannst du laufen.“ Ohne Pferd würde sie nicht weit kommen, falls sie vorhatte, sich aus dem Staub zu machen, obwohl er nicht glaubte, dass sie ohne ihren Bruder fliehen würde. Aber warum ein Risiko eingehen? Die paar Schritte zu Fuß würden ihr nicht schaden. Natürlich hätte er sie auch hinter sich auf Bokan reiten lassen können, aber er wollte dem dummen Gerede der Kireshi keine neue Nahrung liefern.

      „Guten Morgen, Yaren“, grüßte ihn eine vertraute Gestalt. Etan war heute zur Wache eingeteilt. „Du bist früh auf. Wieder ein Erkundungsritt?“ Dann fiel sein Blick auf Ishira. „Nein, wohl nicht.“

      In seine Stimme hatte sich ein Unterton geschlichen, der Yaren missfiel, aber da er ihn nicht recht einordnen konnte, beschloss er, ihn fürs erste zu ignorieren. „Ich soll dafür sorgen, dass die Raikari möglichst schnell die Rampen fertigbauen, damit wir weiterziehen können.“

      Sein Waffengefährte verzog mitleidig das Gesicht. „Um diese Aufgabe beneide ich dich nicht. Ich bin ehrlich gesagt froh, wenn ich nicht in ihrer Nähe sein muss. Sie sind mir nicht geheuer. Ich weiß gern, woran ich bin, und die Raikari kann ich beim besten Willen nicht einschätzen. Ich habe versucht, etwas aus ihrem Kouran herauszubekommen, aber das war verlorene Liebesmüh. Der ist so verschlossen wie eine Jungfrau. Und seine Leute scheinen ja überhaupt nicht mit uns reden zu wollen.“

      Tatsächlich waren die Raikari wortkarge Gesellen, was Yaren allerdings nicht störte. Was gab es schon zu sagen? Er zuckte mit den Schultern, während er seinem Braunen das Zaumzeug anlegte. „Hauptsache, sie tun ihre Pflicht.“ Wenn sie wirklich so gute Krieger waren, wie der Marenash behauptet hatte, waren sie ihm willkommen. Sie würden jeden Mann brauchen, wenn sie auf die Drachen trafen. Darüber hinaus war ihm das Verhalten der Söldner gleichgültig, solange sie sich an die Regeln hielten. Doch Etan war schon als Junge neugierig gewesen und besaß zudem ein gewisses Talent dafür, sich die Informationen zu beschaffen, die er haben wollte. Kein Wunder, wenn es ihn wurmte, dass seine Versuche diesmal ins Leere gelaufen waren.

      „War es Helons Idee, das Mädchen mitzunehmen, oder deine?“ erkundigte Etan sich, als Yaren gerade den Sattel festzurrte.

      „Weder noch“, gab er kurz angebunden zurück. Er verspürte nicht die geringste Neigung, seinem Waffengefährten irgendetwas zu erklären. Entschlossen griff er nach dem Zaumzeug, bevor Etan weitere Fragen stellen konnte.

      Gerade als er seinen Fuß in den Steigbügel setzen wollte, hielt ihn eine kultivierte Stimme zurück. „Kiresh Yaren? Erlaubt, dass ich Euch begleite.“

      Wer wollte ihn denn noch alles begleiten? Konsterniert wandte Yaren sich nach dem Sprecher um und war nicht besonders überrascht, den Kouran der Raikari zu sehen. Wenn man vom Dämon sprach… Wie üblich war das Gesicht des Söldnerführers hinter der ledernen Maske verborgen. „Ihr wollt die Arbeiten persönlich überwachen?“ erkundigte Yaren sich.

      Ralan bel Arraks Blick ruhte auf der Inagiri, kehrte jedoch bei Yarens Frage zu dessen Gesicht zurück. „Eigentlich möchte ich mit Euch sprechen. Oder sagen wir, beides. Ich habe meine Männer bereits vorausgeschickt.“

      Yaren nickte und wartete höflich, bis der Kommandant sein Pferd gesattelt hatte, bevor er aufsaß. Seite an Seite verließen sie das Lager in Richtung Fluss. Kurz bevor sie in den Wald eintauchten, warf Yaren einen Blick zurück. Ishira folgte ihnen in geringem Abstand. Da sie nur langsam ritten, hatte sie keine Schwierigkeiten, mit den Pferden Schritt zu halten.

      Neben ihnen ragten die mächtigen Stämme der Zedern auf, deren rotbraune Färbung an Rost erinnerte. Viele von ihnen waren auf der Schattenseite bemoost. In den Zweigen sangen Vögel und die Luft trug den Duft von Harz und frischem Grün. Es war geradezu lächerlich friedlich dafür, dass jederzeit die Drachen angreifen konnten.

      Falls Yaren geglaubt hatte, Ralan würde sofort auf den Punkt kommen, hatte er sich geirrt; der Befehlshaber der Raikari machte keine Anstalten, das Gespräch zu eröffnen. Oder vielleicht wollte er auch nicht sprechen, solange das Mädchen in Hörweite war. Yaren musterte den Mann unauffällig von der Seite. Ralan war etwa so groß wie er selbst und besaß die durchtrainierte Statur eines Kämpfers. Zugleich hatte er etwas Aristokratisches an sich. Selbst wenn Yaren seinen Namen nicht gewusst hätte, hätten Stimme und Haltung eine adlige Herkunft nahegelegt. Gewiss wurde kein Aristokrat ohne triftigen Grund zum Söldner. Bel Arrak – Ralans Familienname sagte Yaren nichts, aber es gab in Gohar zu viele Adelsfamilien – die meisten von niederem Rang –, um sie alle zu kennen. Dennoch war ihm etwas an den Zügen des Kouran vage vertraut

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