Kristallblut. Patricia Strunk

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Kristallblut - Patricia Strunk страница 8

Автор:
Серия:
Издательство:
Kristallblut - Patricia Strunk Inagi

Скачать книгу

keiner der Raikari sie sehen konnte, bevor sie ihr Kleid abstreifte und über einen niedrighängenden Ast legte. Aus dem kleinen Beutel an ihrem Gürtel holte sie das Stück Seife, das Mebilor ihr vor ihrem Aufbruch aus Inuyara geschenkt hatte. Mit verschmitztem Lächeln hatte er gemeint, dass man selbst in einem Feldlager nicht auf ein Mindestmaß an Annehmlichkeit verzichten könne. Vorsichtig streckte sie ihren Fuß ins Wasser. Es war schneidend kalt, aber die Aussicht, sich endlich wieder richtig waschen zu können, entschädigte dafür mehr als genug. Ishira stieg bis zu den Knien in das Felsbecken und holte Luft, um sich für die Kälte zu wappnen. Dennoch schauderte sie zusammen, als sie in die Hocke ging und das Wasser gegen ihre Brüste schwappte. Rasch rieb sie die bläuliche Seife zwischen den Fingern, bis diese zu schäumen begann. Ishira massierte etwas von dem duftenden Schaum in ihre Haare und verteilte den Rest auf der Haut. Rasch tauchte sie unter, um ihn abzuspülen. Als sie schließlich ans Ufer zurückwatete, war ihr ganzer Körper von einer Gänsehaut überzogen und sie zitterte heftig, aber sie kam sich vor wie neu geboren.

      Wasser rann ihr in die Augen. Sie wischte sich die Tropfen mit einer Hand aus dem Gesicht und tastete mit der anderen blind nach ihrem Untergewand. Ihre Finger berührten etwas Pelziges. Mit einem Aufschrei zog sie ihre Hand weg und sprang zurück. Klatschend landete ihr rechter Fuß im Wasser, was sie fast das Gleichgewicht kostete.

      Vor ihr erklang ein Keckern. Große blaugraue Augen starrten in ihre. Auf dem Ast, auf dem sie ihre Kleidung deponiert hatte, hockte ein Ipori und hielt ihr Kleid in den Pfoten. Offenbar hatte die leuchtende Farbe des Stoffes ihn angelockt. Das Fell auf seinem buschigen, blau-beige geringelten Schwanz hatte sich aufgestellt wie eine Bürste. Aufgeschreckt machte er Anstalten, mit ihrer Kleidung zu entschwinden. Ohne nachzudenken, fasste Ishira zu und erwischte gerade noch einen Zipfel des Stoffes. „Das könnte dir so passen, du kleines Biest!“ schimpfte sie. „Wirst du wohl meine Sachen los lassen!“

      Der freche Waldbewohner fauchte sie an und entblößte dabei kleine spitze Eckzähne. Verbissen zerrte Ishira an ihrem Kleidungsstück, doch der Ipori hatte seine Hinterbeine in die Baumrinde gekrallt und dachte gar nicht daran, seine Beute herzugeben.

      In diesem Moment brach Kiresh Yaren durch die Büsche, sein Kesh kampfbereit in der erhobenen Hand. „Was ist pass…?“ Der Rest des Satzes endete in einem eigentümlichen Zischlaut, als hätte ihr Begleiter den Atem durch die Zähne entweichen lassen. Das bizarre Ringen hatte ihm buchstäblich die Sprache verschlagen. Einen langen Augenblick stand er einfach nur da und schaute Ishira und den Ipori entgeistert an, bevor seine Arme langsam herabsanken. Um seine Lippen zuckte es. Erst zog sich ein Mundwinkel nach oben, dann der andere. Unvermittelt begann der Kiresh zu glucksen, dann zu prusten und schließlich brach er in Gelächter aus. Es klang ein wenig rau und schwergängig, als wäre es durch langen Nichtgebrauch eingerostet, aber es war unverkennbar ein Lachen.

      Der Ipori hatte genug. Zeternd sprang er den Baum hinauf und verschwand zwischen den Ästen. Ishira merkte es kaum. Ihre Augen hingen an ihrem Begleiter, der sich gerade eine Lachträne von der Wange wischte. Er konnte lachen! Nicht nur lächeln, sondern von Herzen lachen! Der warme Klang ließ Ishiras Atem stocken. Um sie herum schien es heller zu werden, als würde die Sonne durch die Wolken brechen. Die düstere Aura, die den Kiresh gewöhnlich umgab, löste sich auf wie Morgennebel. Mit einem Mal stand dort der Junge, den noch kein tragisches Schicksal verbittert hatte. Nie war Ishira sein Gesicht so anziehend erschienen. Seine grünen Augen sprühten förmlich vor Lebendigkeit. Einer dieser Funken sprang auf Ishira über und entfachte ein Feuer in ihrem Innern. „Ihr solltet das öfter tun“, entfuhr es ihr.

      „Was?“ fragte er immer noch erheitert.

      „Lachen. Das steht Euch gut zu Gesicht.“ Sie hatte bisher nie bemerkt, wie fein geschwungen seine Lippen waren, wenn er sie ausnahmsweise nicht zusammenkniff.

      Ausgerechnet in diesem Moment ging ihr auf, dass sie nackt war. Das Feuer stieg ihr in die Wangen und ließ sie aufflammen. Verspätet bemühte sie sich, ihre Blöße mit dem Stoff ihres Kleides zu bedecken. Das amüsierte Funkeln verschwand aus den Augen des Kiresh und machte einem Ausdruck Platz, dessen Intensität das Feuer in ihrem Innern noch höher lodern ließ. Ihr Begleiter steckte sein Kesh ein und kam auf sie zu. Dabei wichen seine Augen keinen Wimpernschlag von ihr. Einen halben Schritt vor ihr blieb er stehen. Ein herber Duft nach Leder und Wald stieg Ishira in die Nase. Ihr Herz begann zu hüpfen, als würde der Ipori damit Ball spielen. Obwohl Kiresh Yaren sie nicht berührte, vibrierte ihr Inneres wie eine angeschlagene Saite. Alles in ihr schien sich ihm entgegenzustrecken. Das unversehens aufwallende Verlangen, die letzten beiden Handbreit Luft zwischen ihnen zu überbrücken und seinen Körper unter ihren Fingern zu spüren, erschreckte sie. Woher kam auf einmal dieses starke Empfinden?

      Der Kiresh hob zögernd eine Hand, als würde ihn derselbe Wunsch leiten. Ishira hielt den Atem an, während sie beobachtete, wie sich seine Hand ihrem Gesicht näherte. Doch bevor seine Finger ihre Wange fanden, zuckte er zusammen, als würde er aus einem Traum erwachen, und wich hastig einige Schritte zurück. Von einem Moment zum nächsten wechselte die Farbe seiner Iris zurück zu ihrem üblichen regengrau. Ishira war verwirrt, dass sie deswegen so etwas wie Enttäuschung verspürte. Hatte sie etwa gehofft, dass er sie berühren würde?

      Was ist los mit mir? Er ist ein Gohari, bei allen Göttern! Außerdem war ihr Herz längst vergeben.

      Mit einer verloren wirkenden Geste fuhr ihr Begleiter sich über den Nacken. „Wir sollten zurückgehen“, sagte er eine Spur zu rau. Bevor er sich umdrehte, erhaschte Ishira einen Blick auf den plötzlich gequälten Ausdruck in seinem Gesicht. Sie hörte, wie er Luft holte. „Ich warte bei Kouran Ralan“, schickte er hinterher, ehe er mit langen Schritten davon strebte.

      ***

      Nach wenigen Schritten blieb Yaren stehen und lehnte sich gegen einen Baum. So aufgewühlt wollte er dem Kouran und dessen Männern nicht unter die Augen treten. Als er sich über das Gesicht fuhr, merkte er, dass seine Hand bebte. Hatte er eben wirklich gelacht? Es musste Jahre her sein, seit ihm zuletzt der Sinn danach gestanden hatte. Bevor Larika und Peron gestorben waren. Der Laut hatte in seinen eigenen Ohren fremd geklungen, als wäre es nicht er selbst gewesen, der sich diesem unerwarteten Heiterkeitsausbruch hingegeben hatte, sondern jemand anders. Das Lachen hatte etwas unvorstellbar Befreiendes an sich gehabt. Nur hätte es ihn beinahe auch seine Selbstbeherrschung gekostet: Er hatte kaum gemerkt, dass er sich auf Ishira zubewegt hatte, bis er direkt vor ihr gestanden hatte. Der Anblick ihres nackten Körpers, auf dem Wassertropfen glitzerten wie winzige Kristallsplitter, hatte ihn mehr berauscht als jeder Alkohol. Götter, sie war schön wie die Sünde! Er hatte nur noch daran denken können, sie in seinen Armen zu halten und ihre Haut zu streicheln. Ein Verlangen, von dem er geglaubt hatte, dass es zusammen mit Larika gestorben war, und das besser für immer erloschen geblieben wäre, war neu entzündet worden. Yaren atmete zitternd aus in dem vergeblichen Bemühen, seinen Herzschlag zu beruhigen. Er fürchtete sich vor diesem beinahe vergessenen Gefühl, weil er es niemals mehr zulassen konnte. Niemals mehr zulassen durfte. Er krallte die Hand um seine Kehle und schluckte hart. Er musste dagegen ankämpfen! Auf keinen Fall durfte er sein Begehren noch weiter an die Oberfläche steigen lassen!

      Als er seine Hand wegzog, ließ er sie in der Luft vor seinem Gesicht schweben und starrte sie an wie ein fremdes Wesen. Langsam, beinahe widerwillig, strich er mit der anderen Hand über seinen Handrücken. Zum ersten Mal rief die ledrige Haut unter seinen Fingern ein bitteres Gefühl hervor. Noch vor wenigen Monden hatte er sich Mebilor gegenüber gebrüstet, dass es an seiner Entscheidung nichts zu bereuen gab, weil er davon überzeugt gewesen war, dass er nach Larikas Tod niemals wieder etwas für eine Frau würde empfinden können.

      Wie sehr er sich geirrt hatte!

      KAPITEL III – Von Drachen und Steinen

      Es wurde früher Vormittag, bis die

Скачать книгу