Kristallblut. Patricia Strunk

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Kristallblut - Patricia Strunk Inagi

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Seine Augen verengten sich nachdenklich. „Würde mich nicht wundern, wenn uns die Drachen dort angreifen. Sei also morgen besonders wachsam.“

      Ishira fröstelte auf einmal, obwohl sie von Anfang an gewusst hatte, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es zur Konfrontation kommen würde. Der Amanori heute war nur die erste Ankündigung gewesen. Eine Warnung weiterzugehen. „Das werde ich“, versprach sie.

      Außer Sichtweite der Befehlshaber blieb der Kiresh stehen und musterte die Umgebung. „Scheint alles ruhig zu sein. Beeil dich trotzdem.“

      Sie nickte und ging noch einige Schritte weiter bis zu einem dichten Gebüsch, das sie vor den Augen ihres Begleiters verbarg. Ob ihm die Situation genauso unangenehm war wie ihr? Als sie ihre Notdurft verrichtet hatte und sich aus der Hocke erheben wollte, fiel ihr auf, dass der bemooste Stein vor ihr eine ungewöhnliche Form besaß. Als sei er von Menschen behauen worden. Neugierig strich sie mit der Hand darüber und versuchte mit dem Fingernagel einen Teil des Bewuchses abzukratzen. Zu ihrem Erstaunen kam darunter eine verwitterte Gravur zum Vorschein. Viel war nicht zu erkennen, aber der obere Teil hätte ein Wappen sein können.

      „Bist du fertig?“ ließ sich Kiresh Yaren ungeduldig vernehmen.

      „J-ja.“ Hastig stand Ishira auf und zog ihr Kleid zu den Knien hinunter. „Ich habe etwas Merkwürdiges entdeckt. Vielleicht solltet Ihr Euch das ansehen, Deiro.“

      Sie hörte seine Schritte näher kommen. „Was gibt es jetzt wieder?“

      Ishira wies auf den Stein. „Was haltet Ihr davon?“

      Er ließ sich stirnrunzelnd auf einem Knie nieder und fuhr mit den Fingern über die Gravur. „Sieht wie ein alter Grenzstein aus“, sagte er verblüfft. „Aber wer hätte ihn hier in dieser Einöde aufstellen sollen?“

      „Ein Grenzstein? Was ist das?“

      „Er kennzeichnet die Zugehörigkeit eines Gebiets zu einem Herrschaftsbereich. Normalerweise stellt man solche Steine entlang von Handelsstraßen auf. Sind sie dir noch nie aufgefallen, wenn wir von einem Hem in ein anderes gereist sind?“

      Ishira kramte in ihrer Erinnerung. Jetzt, wo er es sagte… „Ihr meint, dass es hier irgendwann einmal eine Straße gab?“

      Ihr Begleiter sah sich um. „Schwer vorzustellen. Wenn, muss das schon eine Ewigkeit her sein. Hier ist garantiert seit Hunderten von Jahren niemand mehr gereist.“ Er zog sich hoch. „Ich glaube nicht, dass dieser Stein große Bedeutung hat, aber ich werde Helon vorsichtshalber davon unterrichten.“

      Die Heerführer zeigten an der Entdeckung nur mäßiges Interesse; es war ihnen wichtiger, so schnell wie möglich weiterzuziehen. Anders die Telani: Sie bestanden darauf, den Fund in Augenschein zu nehmen, und so führte Ishira kurz darauf einen sichtlich missgestimmten Shohon und zwei der Gelehrten zu dem geheimnisvollen Stein.

      „Sieht mir in der Tat wie ein Grenzstein aus!“ rief Koban, kaum dass er den Stein erblickt hatte. Der nach Maßstäben der Gohari kleinwüchsige Gelehrte mittleren Alters nahm sein Messer vom Gürtel und setzte Ishiras Versuch, Moos und Flechten abzuschaben, fort. „Erstaunlich“, kommentierte er, ohne in seiner Arbeit innezuhalten. „Wenn das, worauf wir stehen, wirklich die Überreste einer alten Landstraße sind, bedeutet das, dass die Berge um uns herum einst besiedelt waren. Zumindest muss hier irgendwo ein Schrein, eine Burg oder wenigstens ein Vorposten gestanden haben.“

      „So unwahrscheinlich ist es nicht, dass hier früher eine Straße verlief“, warf der andere Telan, ein hagerer Mann mit schütterem graumeliertem Haar namens Garulan, ein. „Falls die Drachen in grauer Vorzeit tatsächlich keine Bedrohung für die Menschen darstellten, ist es durchaus denkbar, dass die Inagiri auch tiefer in den Bergen gesiedelt haben. Wir sollten uns allerdings nicht der Hoffnung hingeben, von diesen Bauwerken mehr als Reste der Schutzmauern zu finden.“ Als er Helons Blick auffing, hob er in einer beschwichtigenden Geste die Hände. „Ich wollte damit nicht andeuten, dass ich vorhabe, nach diesen Ruinen zu suchen.“

      „Mit Eurer Erlaubnis, Shohon, werde ich zumindest diese Inschrift kopieren“, sagte Koban mit leuchtenden Augen. Ohne Helons Antwort abzuwarten, förderte er aus den Tiefen seiner langen Ärmel einen Bogen Pergament zutage, den er auseinanderfaltete und über die Inschrift legte.

      „Ich werde es für Euch halten“, bot Garulan an und streckte seine knochige Hand nach dem Pergament aus.

      „Oh, danke, mein Lieber, das vereinfacht die Sache.“ Mit einem Stück Kohle, das er diesmal aus seiner Gürteltasche hervorzauberte, rieb Koban über das Blatt. Fasziniert beobachtete Ishira, wie sich darauf die Umrisse der Gravur abzuzeichnen begannen. Der obere Teil hatte wirklich Ähnlichkeit mit einem Wappen. Darunter stand etwas geschrieben, aber viele der Zeichen waren durch die Zeit stark beschädigt oder existierten überhaupt nicht mehr.

      „Die Schrift sieht eigenartig aus“, murmelte Koban. „Zwar entspricht sie weitgehend der inagischen Schrift, aber es kommt mir so vor, als würden einige Zeichen einen komplizierteren Aufbau besitzen. Was meint Ihr, Garulan?“

      Der Shohon trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. „Für diese Diskussion ist später noch Zeit“, unterbrach er die Telani gereizt. „Ich darf die Herren daran erinnern, dass wir nicht wegen geschichtlicher Erkenntnisse hier sind.“

      Koban sah aus, als läge ihm eine bissige Bemerkung auf der Zunge, doch er war klug genug zu schweigen und sich darauf zu konzentrieren, die Durchzeichnung eilends fertigzustellen, bevor Helon sie zurückbefahl.

      ***

      An diesem Abend schlugen sie das Lager am Rande des Hochtals auf, von dem Kiresh Yaren gesprochen hatte. Es war ein baumloses sattgrünes Tal mit sanft gewellten Wiesen, in dem hier und da Felsen verstreut lagen. Durch die letzten Baumstämme hindurch sah Ishira bunte Frühlingsblumen leuchten. In einiger Entfernung äste eine Gruppe Weißstreifenrehe, die aufgeschreckt davon sprangen, als ihnen die Witterung der Menschen in die Nüstern stieg. Die Gohari hielten sich am Saum des Waldes und nutzten den Schutz, den ihnen das dunkle Grün der Zedern über ihren Köpfen bot. Ishira ging davon aus, dass ihr Begleiter ihr das Abendessen wie gewohnt ins Zelt bringen würde, doch er überraschte sie mit der Aufforderung, ihn zum Feuer der Anführer zu begleiten. „Helon wünscht deine Anwesenheit“, erklärte er. „Wie es aussieht, ist Mebilor nicht der Einzige, der an deiner Musik einen Narren gefressen hat.“ Während er sprach, fuhr er sich mit einer ergeben wirkenden Geste durch die Haare, wobei sich einige Strähnen aus seinem Zopf lösten.

      „Euch scheint sie nicht zu gefallen“ rutschte es Ishira heraus, obwohl es kindisch war, deswegen gekränkt zu sein.

      Ihr Begleiter wandte das Gesicht ab. „Doch, sie gefällt mir“, widersprach er stockend. „Es ist nur…“ Er holte Luft. „Die Musik ruft etwas wach, das ich lieber schlafen lassen würde.“

      Plötzlich kam sie sich unglaublich töricht vor. Er trauerte noch immer um Rondars Tochter und die Musik erinnerte ihn an sie. „Es tut mir leid“, murmelte sie.

      Er zuckte mit den Schultern, als wollte er das Gespräch abschütteln. „Nicht deine Schuld.“

      Am Feuer war eine lebhafte Diskussion im Gange. Koban hatte das Pergament mit der kopierten Inschrift des Steins auf dem Schoß ausgebreitet und studierte sie gemeinsam mit Garulan und einigen anderen, zu denen auch Rohin und Mebilor gehörten.

      Der Heiler winkte Ishira zu sich. „Du kommst gerade richtig“, sagte er gut gelaunt. „Immerhin haben wir diese Entdeckung dir zu verdanken.“

      Ishira

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