Vatermissbrauch. Shey Koon

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Vatermissbrauch - Shey Koon Shey&Ben

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Melanie, ich habe noch nicht einmal begonnen, die Karten zu studieren. Sobald ich über meine Zielperson nachdenke, verzweifle ich an der Dummheit der Menschen. Sie beschäftigen sich einzig und allein mit ihrer Ablenkung, lassen denen, die hinter dem Vorhang am Machtspieltisch sitzen, die Kugel drehen. Hilf mir!“ Ich stupste sie mit meiner Fußspitze, küsste sie und wanderte zu ihrem Ohr. „Bitte, bitte. Kannst du nicht gemeinsam mit Eve ein Land für mich aussuchen. Schließlich war es deine Idee. Du kannst es einfach besser.“

      Schon an ihrer Umarmung konnte ich spüren, dass ich sie um den Finger gewickelt hatte. Ich drückte sie fest an mich, hob sie hoch und drehte sie, bis es mir schwindelig wurde. Eve kam aus dem Badezimmer und kicherte los.

      „Na, die zwei Verliebten im Maientanz. Ihr seid mir schon so Bärchen.“

      Eve hatte selten die Stimmung irgendjemand zu verniedlichen. In solchen Momenten steigerte sich mein Gefühl, dass Eve der Mann in unserer Liebesbeziehung war. Melanie, ihre angetraute Frau und ich die männliche Geliebte, mehr Schlampe, als der fürsorgliche Freund. Melanie küsste mich noch einmal, drehte sich zu Eve und bat sie, ihr bei den Kartenstudien behilflich zu sein.

      „Shey, mir fehlt noch eine Karte aus dem asiatischen Bereich. Shanghai genau genommen, in den frühen Jahren des neunzehnten Jahrhunderts. Ja, vor den Opiumkriegen. Ich habe sie gestern bereits im Antiquariat Tresor bestellt.“

      Sie deutete mit einer Geste an, ich solle los, sie und Eve werden den müßigen Teil der Recherche übernehmen.

      „Das Antiquariat befindet sich beim Römer.“, erinnerte mich Eve und äffte Melanie nach.

      Sie erahnte, was gespielt wurde. Ich beeilte mich, nicht, dass sie es sich zwischenzeitlich anders überlegten. Ich sauste los, doch die A66 war um die Mittagszeit restlos ausgebucht. Es tat auch keine Not schnell am Ziel anzukommen, also startete ich Trap&Hard, drehte laut auf, feierte im Bentley mein Leben, zog noch ein, zwei, drei Löffelchen Weißes und trommelte gegen das Lenkrad. Für mich war in diesem Augenblick die Welt rund, sie drehte sich, schneller und schneller. So schnell, dass ich den Weg kaum wahrnahm.

      Plötzlich wurde ich von einer adretten Dame angesprochen.

      „Guten Tag. Kann ich ihnen weiterhelfen?“

      Ich schüttelte den Kopf zum wachwerden, die Narkotika hatte mich im Griff.

      „Ja, sie können.“, antwortete ich spontan und fühlte mich in einer Schlüsselszene von Fear and Loathing in Las Vegas gefangen. „Shanghai!“, presste ich heraus, bemühte mich die Umgebung zu erfassen. „Shanghai!“, dieses Mal konzentriert betont.

      Die Dame blickte mich durch ihre Brillengläser an, doch ich bemerkte, wie sich ihre Stirn runzelte. Wenn ich ihr nur einen Moment ließ, dann würde sie von einem Gedankenblitz heimgesucht. Und tatsächlich das Wunder geschah.

      „Ah, sie sind der Freund von der jungen attraktiven Frau mit dem russischen Akzent, die gestern etliche Rollen erworben hatte.“ Ich nickte. „Folgen sie mir. Sie werden erstaunt sein, ich habe tatsächlich eine Karte ersteigern können. Welch ein wundervoller Kupferstich. Da haben sie wirklich Glück. Nicht zu glauben, dass es so einen seltenen Schatz noch zu erwerben gibt.“

      Ich lief brav mit, ließ mir die prachtvolle Karte zeigen, nutzte den Moment meine Sinne zu schärfen und bat die Dame, dass die Karte mit einem Eilboten zu meinem Domizil überbracht werden sollte. Ich bedankte mich herzlich für den Einsatz und benötigte unbedingt frische Luft.

      „Wow, dachte ich mir, das war eine Dröhnung. Wo steht mein Wagen?“

      Bevor ich unnötig ins Grübeln kam, suchte ich den nächsten Straßenbäcker auf, bestellte mir einen doppelten Espresso und atmetet bewusst tief ein. Ich nippte an der Tasse und wen sah ich da urplötzlich im Augenwinkel. Ben, mein Junge, stromerte mit abgerissenen Typen durch die Straße. Sie waren dem Aussehen nach durchweg älter als mein Sohn. Ich beobachtete die abstrakte Szene. Ben hatte seinen Kopf gesenkt, seine ungepflegten Wuschelhaare benötigten unbedingt Shampoo und einen Kamm. Er trug noch immer dieselbe zerrissene Hose. Seine Kollegen, oder Freunde, oder wer immer auch diese zwielichtigen Kerle waren, lebten nach ihrem verkommenen Äußeren zu urteilen, unter der Brücke.

      Ben sprach einen alten Passanten an, der sofort seinen Stock erhob.

      „Geh was arbeiten, du Gesindel. Arme Rentner am helllichten Tage anzubetteln, schäm dich.“

      Ben schimpfte, probierte es beim Nächsten. Doch meinem Jungen war das Glück nicht hold. Ich bezahlte meinen Espresso, folgte ihm unauffällig, hielt mich im Hintergrund. Bedauerliches Bild.

      „Armer Junge, bei deiner durchgefickten verlogenen Schlampenmutter wäre es zu viel erwartet, dass etwas Anständiges aus dir geworden wäre. Dein unschuldiges Leben in den Händen eines dummen und gemeinen Miststücks. Jetzt sehe ich das trostlose Ergebnis.“, fluchte ich leise vor mich hin.

      Er streunte mit seiner Clique die Zeil entlang, die Leute hielten gebührenden Abstand, nicht aus Respekt, wie ihren angewiderten Mienen zu entnehmen war. Dann verschwanden sie wie ein Rudel zerfledderter Köder durch den Torbogen in einen Hinterhof. Ich stoppte, überlegte, ob ich ihm folgen sollte, ging dann aber doch meines Weges. Ich besorgte mir an einem Kiosk einen kleinen Wodka, winkte ein Taxi herbei und bat ihn auf den kürzesten Weg nach Bischofsheim zu fahren. Nur es gab in Frankfurt keinen einzigen Taxifahrer, der jemals die kürzeste Strecke gekannt hätte. Ich ließ mich in Bischofsheim Mitte absetzen, schnorrte unterwegs einen Passanten an, rauchte und schlenderte zum Haus von Sandra. Es lag ein breiter Zeitstreifen zwischen dem Jetzt und der Vergangenheit. Viel war seitdem passiert. Meine 35er Glock lag im Safe, Sandra war zumindest vor dem finalen Schuss erst mal sicher. Ekel kroch in mir hoch, ich spukte aus und schnalzte die Kippe auf die Straße. Schrittweise näherte ich mich dem Haus, unschlüssig ob ich läuten sollte oder nicht. Die Uhr tickte in meinem Kopf, aber meine Beine trugen mich weiter, entfernten mich wieder von ihr, suchten sich selbständig ein Taxi. Doch um diese Uhrzeit verirrte sich keine gelbe Kutsche in dieses Kaff. Ich nahm mein Smartphone zur Hand und wählte.

      „Melanie, frag bitte nicht und bestell mir ein Taxi nach Bischofsheim.“

      Ich nannte ihr die Straße und verabschiedete mich zügig. Es dauert keine zehn Minuten bis der Jaguar um die Ecke rauschte. In der Villa angekommen, schlich ich mich wortlos rein, schlüpfte unter die Dusche, fühlte mich elend, die Erinnerungen krochen in mein Gemüt und versauten mir die Stimmung. Warum konnte sie mich nicht in Ruhe lassen? Ich hatte diese Episode erfolgreich aus meinem Leben verdrängt. Weshalb also jetzt? Ich trocknete mich ab, zog mir warme Kleidung über, denn mich fröstelte, und setzte mir eine Nadel, ballerte mir Black Tar Heroin in die Vene. Der graue Trübsinn löste sich auf, ich küsste Eve und Melanie, fiel aufs Bett und tauchte ab ins süße Vergessen. Die Welt kappte ihre Verbindung zu meinem Geist, ich verlor mich in den Tiefen des Unterbewussten, ohne Bilder und Stimmen, niemand der mich verfolgte. Himmlischer Frieden.

      „Wach auf, komm schon. In drei Stunden sind wir in der Luft, winken der afrikanischen Sonne entgegen, vorausgesetzt du willst uns begleiten.“ Eve rüttelte spielerisch an mir.

      Melanie lag neben mir, streichelte mein Gesicht, freute sich, dass ich meine Augen öffnete. Die Zunge klebte an meinen Gaumen, schläfrig drehte ich mich um, vielleicht konnte ich noch ein paar Stunden schlafen. Doch Melanie ließ mich nicht mehr einschlafen.

      „Bitte, steh jetzt auf. Du sollst doch die Finger vom BTH lassen. Das weißt du auch. Wir stecken inmitten eines Auftrags. Ein kalter Entzug würde uns nur unnötig aufhalten.“

      Sie zerrten und zogen an mir und so stand

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