Vatermissbrauch. Shey Koon

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Vatermissbrauch - Shey Koon Shey&Ben

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Planeten entledigen könnten. Was wären wir für lausige Kammerjäger, wenn wir jetzt vor einer asiatischen Monsterwanze zurückschrecken würden?“ Abermals grinste ich übermütig.

      „Gut, dann sollten wir uns Morgen an die Arbeit machen.“, forderte Eve mich auf.

      Ich fuhr ziemlich früh in die Stadt, während meine beiden Ladys sich um die Beschaffung von Informationen über unsere Zielperson kümmerten. Sie hatten im Laufe der Jahre ein weltweites Informationssystem erschaffen und leisteten die beschwerliche Vorarbeit unserer Aufträge. Während dieser Phase verdrückte ich mich so oft es nur ging, denn sie waren hochkonzentriert am Werk und launisch wie zwei glutspeiende Vulkane. Diesen Feuerregen wollte ich nicht über mich brechen lassen.

      Ich flanierte auf der Bergerstraße, die Frankfurter Fußgängerzone mit dem französischen Flair, beschloss mich an den Tisch eines der Straßencafés zu setzten und gemütlich einen Latte Macchiato zu trinken. Ich bestellte bei der höflichen Bedienung, holte den Briefumschlag hervor, und studierte wiederholt die Zielperson. Abermals umwehte mich der vertraute Duft des Parfüms. Ich rümpfte argwöhnisch meine Nase, erhob meinen Kopf und da stand sie, direkt vor mir. Leibhaftig. Ich erschrak fürchterlich.

      „Sandra, was machst du hier? Wie hast du mich gefunden?“, purzelte es aus mir heraus. Doch so überrascht wie ich zuerst war, die einstmals vergrabene Wut brodelte blitzartig aus mir hervor. „Was willst du Miststück?“, pflaumte ich sie barsch an.

      Sandra blickte mich mit ihren großen braunen Augen an, schwieg und Tränen liefen ihr über die eingefallenen Wangen. So hatte ich sie das allererste Mal kennengelernt. Bitterlich heulend und wunderschön. Ihre tollen Augen waren für das Weinen nicht gemacht. Damals wollte ich sie trösten, hatte es auch getan. Das war mein Fehler. Sie strahlte sexistische Erotik aus, ihre Wirkung auf mich kam dem Verderben gleich. Sie besaß den Fluch des Unheils, sobald sie in meiner Nähe war. Angeekelt musterte ich sie von oben bis unten, während sie trauernd vor mir auf dem Stuhl saß, gänzlich eingefallen.

      „Was soll das? Du weißt, dass ich auf deine Schauspielerei nicht mehr hereinfalle. Ich kenne dein eiskaltes verlogenes Herz nur zu gut. Geh!“

      Doch sie blieb sitzen, vergrub ihre Hände im Schoß, blickte verschämt auf den Boden und schluchzte still. Ich wartete den Kaffee erst gar nicht ab, legte einen Schein auf den Tisch, stand auf und eilte wortlos davon. Sandra steckte sich den Schein ein, folgte mir.

      „Shey, bitte warte!“, flehte sie mich an. „Gib mir nur eine Minute deiner Zeit. Mehr will ich überhaupt nicht von dir.“ Ich hatte wirklich keine Lust auf einen theatralischen Aufstand inmitten der Berger Straße, ich wollte das dumme Weib nur noch loswerden. „Eine Minute und dann verschwinde aus meinem Leben. Ohne Umschweife, du weißt, dass ich nur ein einziges Gefühl für dich übrighabe. Und das ist der abgrundtiefe Hass. In meinem Leben wird es nur eine Party geben, bei der ich ausgelassen feiern werde. Das ist die Party, die ich zur Freude deines Todes geben werde. Jetzt sprich!“

      Ich setzte mich nochmals hin, die Bedienung servierte den Kaffee, fragte höflich, was sie Sandra bringen könnte. Doch ich schickte sie hinfort. Sandra kramte mit zitternden Händen ein Foto aus ihrer Tasche und legte es mir vor. Ich nahm das Foto, sah einen Jungen von vierzehn Jahren mit blondem lockigem Haar. Ich betrachtete den Jüngling, mir quollen Tränen hervor, die ich sofort unterdrückte. Er sah unglücklich aus.

      „Dein Sohn. Shey, das ist dein Sohn. Falls du ihn nicht schon vergessen hast.“, heulte Sandra, und deutete mit ihrem Finger auf das Bild.

      Ich riss mich zusammen und schob ihr das Bild rüber. „Nimm es, ich will es nicht.“ Ich forderte sie schroff auf, sofort zu gehen.

      Sandra erhob sich wortlos, ließ das Bild liegen. „Shey, Ben ist dein Sohn.“ Sie setzte einen Schritt nach vorne. „Er wird sterben. Verstehst du? Ben wird sterben.“, schluchzte sie und trottete mit hängenden Schultern davon. Nur der Duft ihres Parfüms blieb bedrohlich in der Luft hängen.

      Verwirrung durchströmte meinen Geist, ich bewegte meine Hand langsam den Tisch entlang und griff mir das Foto. Ben war ein gutaussehender Junge, das hatte er eindeutig von mir. Er war mir wie aus dem Gesicht geschnitten. Nur der Glanz seiner Augen schien erloschen. Wahrscheinlich lag es an der schlechten Aufnahme des Bildes. Ich steckte das Foto ein, trank zügig meinen Latte Macciato und besuchte die Zeil, Frankfurts stark besuchte Einkaufszeile. Sie bot mir die dringend benötigte Ablenkung. Ich beobachtete die Vielfalt der Menschen, lauschte dem Geigenspieler, verdammte den niedergedrückten Moment. Erst als ich bei meinen beiden Geliebten war, konnte ich mich fassen, den miesen Gedanken verdrängen, der mich unvorbereitet ereilt hatte.

      „Shey, Shan Zeibo ist eine umtriebige Kakerlake. Sie ist überall und nirgendwo. Ich kann dir versprechen, sie aufzuspüren wird wohl das schwierigste Unterfangen in dem gesamten Auftrag. Kein Licht lockt sie hervor, sie lebt als Schatten in der schwarzen Unterwelt. Abgesehen davon, dass sie Tausendschaften von Geheimdienstleuten als ihre Schutzentourage beschäftigt, ist sie noch dadurch außergewöhnlich, dass sie grenzenlos über unseren Planeten jetten kann. Die Tore der Welt werden ihr bedingungslos aufgerissen, kein Zoll und kein Gesetz hält sie auf. Informationen über sie einzuholen ist ein gefährliches Unterfangen, denn niemand ist vor ihr sicher. Die Angst, die sie verbreitet, ist unermesslich.“, berichtete Melanie kühl und sachlich, während Eve die Bildschirme im Auge behielt.

      Ich zuckte mit den Schultern, rollte mir einen Spliff und verzog mich auf die Terrasse. Gedankenversunken saß ich da. Melanie folgte mir, nahm mir den Spliff aus dem Mund, zog daran, küsste mich und steckte in mir wieder zwischen den Lippen.

      „Ist was?“, fragte sie mich verunsichert.

      Ich zog sie zu mir auf den Schoß. „Alles gut.“, beschwichtigte ich sie. „Ist nur wegen dem Auftrag. Ich bin gespannt ob wir diesen speziellen Fall lösen können.“

      Melanie stupste mir in die Seite. „So kenne ich dich überhaupt nicht. Das ist doch nicht dein Ernst. Du bekommst doch immer alles hin.“, lachte sie mich an. „Denk dran, wir sind zu dritt, darauf kannst du dich verlassen. Wer ist schon Shan Zeibo.“ Melanie stand auf und ließ mich alleine.

      Ich griff in die Seitentasche meines Jacketts, nahm das Foto von Ben in die Hand, bewunderte meinen tollen Jungen. Vierzehn Jahre, welch ein wunderbares Alter. Mir schwirrten in dem Alter nur Flausen durch den Kopf. Was kostete die Welt, war mein Credo. Ich lächelte, dachte an unsere gemeinsamen Anfangsjahre zurück und zerriss das Bild. Ich hielt es für besser manche Geister schlafen zu lassen. Ich hatte mich um einen Auftrag zu kümmern und war mit meinen beiden Ladys mehr wie ausgelastet. Ich drückte meinen Spliff aus, begab mich zurück zu meinen beiden Engeln, öffnete meine Arme und grinste.

      „Shan Zeibo, ein hübsches Fräulein. Sie ist also die dritte Frau, die ihr sehnlichst für mich gesucht hattet, oder?“

      Augenblicklich visierten mich vier mordlustige Augen an, zeitgleich schnellten Eve und Melanie hoch und stürmten auf mich zu. Ich wich ihnen geschmeidig aus, rannte türmend um den Tisch herum. Sie versuchten mich einzukreisen, doch ich war schneller. Ich schwang mich gekonnt über das Sofa, sie hetzten wie mordgierige Hexen hinter mir her. Vereint versuchten sie mich zu ergreifen, wir lachten, ich war wendig wie ein schwarzer Panther, wenn da nicht dieser verflixte Teppich gewesen wäre, über den ich tollpatschig stolperte. Ich flog der Länge nach hin. Sie schmissen sich mit voller Wucht auf mich, boxten mich, zogen mir gnadenlos an den Haaren und bissen mich. Ich hielt mir schützend meine Arme vors Gesicht und es dauerte bis sie sich ausgiebig an mir abreagiert hatten. Sie richteten mich übel zu. Erst als ich ihnen versprach, dass ich auf der Stelle einen Juwelier bestellen würde, ließen sie von mir ab. Ich bereitete zum Zeichen des Friedens den kolumbianischen Spiegel vor, ließ meinen Ladys galant den Vortritt und organisierte den Termin mit dem Schmuckhändler.

      Während

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