Alte Männer - böser Traum. Linda Große

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Alte Männer - böser Traum - Linda Große

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style="font-size:15px;">      Samstags dagegen pflegte er bei seiner Mutter zu essen. Pünktlich um 12 Uhr. Darauf legte sie genauso viel Wert wie auf das Spargelgrün im Blumenstrauß, den er ihr selbstverständlich auch jeden Samstag mitbrachte. Er fragte sich, wo er das Morgen herbekommen sollte. Die Blumenhändlerin, bei der er immer einkaufte, war in Urlaub. So lange seine Mutter in dieser Gegend wohnte, war das noch nie vorgekommen. Dabei führte sie das Zeug nur seinetwegen. Asparagus sei völlig out, hatte sie ihm erklärt. Zum Glück konnte sie es sich in diesem öden Wohnbezirk nicht leisten, die Extrawünsche ihrer Kunden zu ignorieren. Wo sollte er denn morgen Blumen kaufen, um dem Gezeter seiner Mutter zu entgehen? Musste diese kuhäugige, kleine Schwarzhaarige denn unbedingt verreisen?

      Der aufwallende Ärger verkrampfte seine Nackenmuskulatur. Unbewusst fing er an sie durchzukneten. Dabei dehnte und drehte er den Hals, bis es im Genick krachte. Das indiskrete Klingeln des Telefons machte den Erfolg seiner Entspannungsübungen zunichte. Erst wollte er gar nicht abheben. Bestimmt falsch verbunden. Und wenn nicht war das auch egal. Um diese Zeit war die Kanzlei nicht besetzt. Er konnte sich auch nicht erinnern, jemals um diese Zeit einen Anruf erhalten zu haben. Schließlich, nach dem zwölften, immer aufdringlicher werdenden Klingelton, griff er zum Hörer.

      „Heinrich?“, fragte er erstaunt. Beim Zuhören straffte sich sein ganzer Körper und ein konzentrierter Ausdruck veränderte sein Gesicht.

      „Ja, bin schon unterwegs“, beendete er das Gespräch, legte den Hörer auf und ließ seinen Stuhl ein Stück vom Schreibtisch wegrollen. Der Unmut über Heinrichs Anruf erzeugte ein körperliches Unbehagen. Mit zwei Fingern fuhr er zwischen Hemdkragen und Hals entlang, dann lockerte er den Knoten seiner Krawatte. Der Alte hatte geradezu hysterisch geklungen. Verlangte sein sofortiges Erscheinen, weil er vor dem Essen noch etwas Wichtiges mit ihm besprechen wollte. Er schälte sich mühsam aus seinem verschwitzten Jackett. Jetzt blieb ihm keine Zeit mehr, nach Hause zu fahren, zu duschen und sich umzuziehen. Seine Hände umklammerten die Kante des Schreibtischs, langsam zog er den Stuhl wieder näher heran, löste die Finger und fing an, auf der Holzplatte herum zu trommeln. Heinrich hatte mit seinem Anruf die Aktivitäten von Plastrothmanns genormtem Wochenende durcheinander gewirbelt. Es fiel ihm schwer, seine aufkeimende Aggressivität zu unterdrücken. Erneut begann er, seine Halsmuskulatur zu kneten, drehte den Kopf hin und her bis es in den Wirbeln krachte. Danach stemmte er sich aus dem Sitz hoch und verließ unverzüglich sein Büro.

      Kapitel 7

      „Wieso sind die Getränke nicht da?“, fuhr Nehberg Marlies ungehalten an. „Es ist schon halb sieben!“

      „Sie kommen in einer Viertelstunde. Bei der Hitze schwimmen uns doch die Eiswürfel weg!“

      „Na, dann ist gut, dann ist gut.“

      Nervös drehte sich der Galerist von Marlies weg und fing an, die Bilder zu inspizieren. Er überhörte das Klopfen an der noch abgeschlossenen Eingangstür.

      Vor jeder Vernissage die gleiche Anspannung, dachte Marlies, kein bisschen cool, der Mann!

      Sie ließ die junge Malerin, die sich in Begleitung ihres Galeristen und Entdeckers befand, ein. Die beiden waren gut gelaunt und wirkten auf Marlies Wittke wie ein frisch verliebtes Pärchen. Der ist doch bestimmt an die dreißig Jahre älter, dachte sie amüsiert. Kein Wunder, dass Nehberg sie ausstellte. Bei der Protektion. Sie fand die Arbeiten jedenfalls nicht besonders aufregend. Und dann gleich eine Einzelausstellung. Nette Bildchen, keines größer als 6ox90 cm. Mittelmäßiges Talent, ohne eigene Handschrift und Marlies bezweifelte, dass die sich noch entwickeln würde.

      Nach sechzehn Jahren bei Nehberg hatte sie ein gutes Gespür für Kunst bekommen. Allerdings pflegte er sie niemals nach ihrer Meinung zu fragen. Ungeachtet dessen, dass sie sich in den Jahren bei ihm von der Reinemachefrau zum unentbehrlichen Mädchen für alles entwickelt hatte. Es schepperte am Hintereingang. Das Personal vom Hotel nebenan lieferte die Sektkübel und Getränke. Alles dampfte vor Kälte. Marlies hoffte, sie würde nach der Einführung, die erfahrungsgemäß nie, wie in der Einladung angegeben, um 19 Uhr beginnen würde, noch gut gekühlten Sekt anbieten können. Sie wies die Mädchen an, Mineralwasser und Orangensaft um den Sekt herum aufzubauen.

      „Ganz dicht heran an die Sektkühler“, sagte sie. „Wenn das Zeug wärmer wird, macht nichts. Aber der Sekt soll so lange wie möglich kalt bleiben.“

      „Wir haben ihn bis jetzt im Tiefkühler gelassen“, erklärte Olga, die junge Weißrussin. „In einigen Flaschen sind schon kleine Eisstückchen.“

      „Na fein, dann wird’s schon klappen“, bedankte sich Marlies. Nachdem die Mädchen abgezogen waren, kontrollierte Marlies nochmals die Gläser und stellte nach einem Blick auf die Uhr fest, dass es fast Sieben war. Normalerweise wären um diese Zeit schon die ersten Besucher in der Galerie. Sie fing Nehbergs nervösen Blick auf und lächelte ihm beruhigend zu. Sie würden schon kommen. Einige Treue tauchten immer auf. Die Künstlerin und ihr Begleiter waren nicht zu sehen, so stellte Marlies sich zu ihrem Arbeitgeber.

      „Das mit der Dreizimmerwohnung scheint zu klappen“, teilte sie ihm mit. Sein Gesicht hellte sich auf. „Das freut mich.“

      „Aber der Hausbesitzer will ihn trotzdem vorher noch kennen lernen. Er hatte noch nie einen Maler in seinem Haus. Scheinbar hat er ein wenig Angst um seine Parkettböden!“

      „Na, dann muss Nikolas eben in Anzug und Krawatte bei ihm vorstellig werden. Ich denke, das ist kein Problem.“

      Die Einführung von Dr. König begann um 19 Uhr 35. Es waren nicht mehr als zwanzig Personen anwesend. Während der Ansprache kamen zum Glück noch einige Nachzügler. Dr. König war trotz Anwesenheit seiner Gattin offensichtlich auch sofort dem Charme und guten Aussehen der Malerin verfallen. Seine begeisterte Ansprache dauerte fast zehn Minuten länger als gewöhnlich. Sogar die hartgesottensten Vernissagebesucher schoben sich erwartungsvoll immer näher an die Getränke heran. Als Marlies endlich den ersten Sektkorken knallen lassen konnte, ging eine Woge der Erleichterung durch die ganze Runde. Selbst Nehberg griff nach seinem Glas wie ein Verdurstender, statt sich zuerst den potentiellen Käufern zu widmen.

      Der Sekt war noch angenehm kühl. Mineralwasser und Orangensaft hatten größtenteils Zimmertemperatur erreicht, bis auf die wenigen Flaschen, die direkt um die Sektkübel gruppiert waren. Das Eis war fast vollständig zerschmolzen. Nachdem alle mit Getränken versorgt waren, flüchtete Marlies auf die Damentoilette. Mit einigen Papiertaschentüchern trocknete sie Gesicht und Nacken. Der Schweiß lief ihr in Strömen über Rücken und Bauch. Sie wünschte sich, der Abend wäre endlich vorbei. Ihr Mann saß jetzt gemütlich im Garten und ließ wahrscheinlich die Beine in den Swimmingpool baumeln. Nun war sie ihm doch dankbar, dass er sich mit dem Schwimmbecken durchgesetzt hatte. Obwohl es die halbe Rasenfläche in ihrem Schrebergarten platt machte. Aber bei der Hitze war das Ding wirklich unbezahlbar. Sie war richtig froh, dass dies die letzte Vernissage vor der Sommerpause war.

      Kapitel 8

      Ein Familienidyll wie in einem Rosamunde Pilcher Film! dachte Clea. Fast schon unwirklich. Aber irgendwie schön! Sie war angenehm satt. Moniques Küche war wirklich ein Erlebnis für einen berufstätigen Single. Da kamen ihre TK-Pizzen wirklich nicht mit, nicht mal Dimitris Kebab, das sie sich meistens am Samstagmittag nach Ladenschluss gönnte. Das war immer der Höhepunkt des Wochenendgefühls für sie. Diese vage Stimmung von Freiheit. Spätestens Samstagabend nach der Tagesschau verflüchtigte sie sich für gewöhnlich. Und jedes Mal der Vorsatz, sich für das kommende Wochenende

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