Das Paradies ist zu Ende. Louis Lautr

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Das Paradies ist zu Ende - Louis Lautr

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hungern.“ Diese Zeit ist glücklicherweise vorbei. Es dürfen keine Menschen mehr als Sklaven gehalten werden.

      Wir vier liebten die langen Donnerstage. Nicht nur, weil es bei Frau Kofer immer eine ausgezeichnete Suppe mit wunderbaren Waffeln zu essen gab, sondern weil wir an den Tagen interessante Geschichten hörten, in Rollen schlüpfen und selbst erzählen durften. Als Frau Kofer an diesem Donnerstag Lindtraud nach Hause fuhr, fragte ich sie, ob ich wieder mitfahren könnte. Auch Rosanna wollte gerne mitfahren. Reinhild musste nach Hause, weil sie ihrer Mutter beim Abstecken und Verändern von Kleidung, helfen wollte. Frau Kofer brachte Reinhild zuerst nach Hause. Rosanna saß neben Frau Kofer, Lindtraud und ich saßen in dem kleinen Renault hinten. Ich spürte an meinen Beinen die Beine von Lindtraud und streichelte sie vorsichtig. Lindtraud streichelte mich ebenfalls. Meine Lederhose war eine sogenannte Latzhose, mit zwei Knöpfen. Lindtraud fasste mich seitlich durch den Latz und streichelte mich, ich streichelte sanft ihr Kätzchen. Als ich bemerkte, dass der kleine Renault einen Innenspiegel hatte und die dunkelbraunen Augen von Esther Kofer sah, stieß ich Lindtraud an und zeigte ihr den Spiegel. Wir wurden rot und verlegen, Frau Kofer sprach nicht darüber. Ich wusste nicht, ob sie es bemerkt hatte. Im Schulalltag konnte ich meine Schulnoten verbessern, Frau Kofer sagte meiner Mutter, sie wäre sicher, dass ich die Aufnahmeprüfung ins Gymnasium schaffen würde. Frau Kofer suchte den Kontakt zu den Eltern ihres Quartetts. Einige Tage später, am Mittwochnachmittag hatten wir Diktate und Rechenaufgaben. Bei unserer anschließenden Kakao Stunde fragte Frau Kofer: „Wer kann mir beim entwickeln meiner Fotos helfen.“ Reinhild entschuldigte sich, weil sie ihrer Mutter helfen musste. Frau Kofer sagte: „Es ist lieb und wichtig, dass du deiner Mutter hilfst, drei Helfer reichen.“ Sie zeigte uns ihre Dunkelkammer, die mit Rotlicht beleuchtet wurde und wie die Helligkeit von Bildern verändert wurde. Sie hatte diesmal wunderschöne Bilder von Bäumen fotografiert. Ein ganz tolles Bild hatte sie, auf dem sie selbst verträumt auf einer Wiese saß und in die Ferne auf eine Reihe blühender Bäume blickte. Sie erklärte, dass dieses Bild ihre Freundin gemacht hätte. Als wir gingen, sagte Frau Kofer zu Lindtraud: „Ich fahre dich etwas später nach Hause.“ Ich war kaum zu Hause, als ein fürchterliches Gewitter mit Hagel begann, ich dachte an Lindtraud, Hagel war für Bauern ein Problem, es gab weder Subventionen noch Hagelversicherungen. Bei den gewaltigen Gewittern waren Bauernhöfe, die damals oft ein Strohdach hatten, brandgefährdet. Viele Bauern hatten deshalb eine begründete Furcht vor Gewittern. In unserer Familie fürchtete sich niemand. An diesem Nachmittag hatten sich einige Gewitter in unserem Tal festgesetzt, denn es blitzte und donnerte fast die ganze Nacht. In der Schule unterhielten wir uns über die nächtlichen Gewitter. Lindtraud erzählte mir morgens vor dem Unterricht, dass sie beim Gewitter Angst hatte und weinte. Frau Kofer konnte sie nicht heim fahren. Sie durfte bei Frau Kofer im Himmelbett schlafen. Frau Kofer wäre sehr lieb zu ihr gewesen und hätte sie fest in ihren Armen gehalten. Sie musste, als das Gewitter vorbei war, nicht mehr in ihr Bett zurück. Frau Kofer sagte, als sie aufwachte, das Bett wäre breit genug für beide. Sie hätte himmlisch und gut geschlafen. Lindtraud erzählte: „Als ich morgens aufwachte, bin ich leise aufgestanden und habe Frühstück gerichtet.“ Frau Kofer war gerührt und sagte, ich wäre ein sehr liebes und nettes Mädchen, sie würde sich freuen, dass ich ihre Schülerin wäre. Wie jeden Donnerstag, gingen wir nach der Schule mit Frau Kofer in ihre Wohnung. Wir deckten zunächst den Tisch, während Frau Kofer in der Küche das Essen vorbereitete, sagte sie: „Heute habe ich für euch eine schwäbische Spezialität gekocht, die ich nur wärmen muss. Es gibt Gaisburger Marsch mit Ochsenfleisch. Ich habe beim Metzger Malrad wunderbares Fleisch mit Markknochen gekauft.“ Der Eintopf schmeckte ausgezeichnet. Reinhild fragte: „Woher kommt der Name Gaisburger Marsch, es ist eigentlich ein Eintopfgericht?“ Frau Kofer sagte: „Ich weiß es nicht genau, der Name soll aus dem vorigen Jahrhundert, von einem Offizier stammen, der In Gaisburg in einem Gasthaus dieses Essen, als Leibgericht bestellt hat.“ Danach gab es einen Pudding mit einer Himbeersauce. Wir lobten, wie immer das wunderbare Essen, spülten, trockneten das Geschirr ab und räumten es wieder auf. Dann setzten wir uns erwartungsvoll an Tisch und waren gespannt, was wir heute für Aufgaben bekämen, denn wir hatten heute nichts vorbereitet. Wir sahen, dass Frau Kofer ihre Fotoausrüstung holte. Sie sagte: „Ich habe heute für mein Quartett ein Spiel ausgedacht, über das wir abstimmen, wenn zwei dagegen sind, spielen wir etwas anderes. Ich brauche euer Versprechen, egal wie wir abstimmen, dass ihr, wie immer, keinem Menschen etwas erzählt. Das heutige Versprechen gilt für immer und für alle unsere Spiele. Alles was wir als Quartett gemeinsam erleben, bleibt unser Geheimnis. Ohne unser Versprechen lernen wir weiter gemeinsam, aber wir spielen nicht mehr. Seid ihr einverstanden und können wir es uns versprechen?“ Wir sahen uns an und versprachen es unsrer Lehrerin. Wir waren neugierig und hätten ihr alles versprochen, denn wir vertrauten ihr. Jeder von uns gab ihr die Hand auf dieses Versprechen. Frau Kofer setzte sich auf die Tischkante, schaute uns an und fragte: „Würde es euch Spaß machen, wenn wir uns nackt sehen würden. Ihr wärt überrascht, wenn ihr sehen würdet, wie unterschiedlich ihr ausseht, obwohl ihr gleich alt seid. Wollt ihr euch mal genau ansehen?“ Zunächst waren wir sehr still. Ich sagte: „Dürfet mir es denn, es isch doch eigentlich nit erlaubt.“ Lindtraud sagte: „Mei Schweschter hat gsagt, als se gsäh hat, wie dr Louis on i uns aguckt hen, wenn unsre Eltern säh dätet, was ihr zwei machet, dätsch Schläg kriege.“ Rosanna sagte: „Als i im Louis a mol mei Kätzle zeigt han, no hat d’ Kinderschweschter gsagt, es wär fascht a Todsünd un es wär unkeusch.“ Reinhild hatte ihre Stirn in Falten gelegt und sagte: „Es dät mi interessiere wie mir älle aussehet, aber i glaub, dass mir des nit dürfet.“ Unsere Lehrerin fragte uns: „Was denkt ihr eigentlich, warum Kinder sich nicht nackt sehen dürfen und was dabei unkeusch wäre. Warum sind Louis und Rosanna erschrocken, als sie sich gestreichelt haben und ich es in meinem Spiegel im Auto sah. Menschen behaupteten, es wäre eine Sünde. Ich erkenne keine. Viele Menschen glauben, wahrscheinlich auch eure Eltern, eure Geschwister und Verwandte, es wäre eine Sünde, deshalb haben wir uns versprochen, dass alles, was wir in meiner Wohnung spielen, niemand erfährt. Jetzt stimmen wir ab, ob uns solche Spiele gefallen.“ Wir stimmten ab und lachten, denn alle streckten ihre Hand. Frau Kofer sagte: „Ich dachte mir, dass wir an derartigen Spielen Spaß haben, deshalb lassen wir uns etwas einfallen, was nur wir verstehen. Ich habe lange überlegt, dass mein Quartett mich Tante Esther, oder Esther nennen könnte. In der Schule möchte ich euch vor andern Schülern nicht bevorzugen. Deshalb gilt das was wir jetzt vereinbaren ausschließlich in meiner Wohnung. Wir werden uns immer, wenn wir in meiner Wohnung sind und auch nur, wenn wir in meiner Wohnung alleine sind, andere Namen geben. Sobald uns in meiner Wohnung jemand besucht, egal wer, sprechen wir uns wieder mit unseren Namen an. Was haltet ihr davon.“ Wir waren einverstanden und überlegten wie wir uns nennen könnten. Frau Kofer sagte: „Ich denke wir kürzen unsere Namen einfach ab, aus unserem Louis machen wir Lus, zu Lindtraud sagen wir Lin, zu Reinhild sagen wir Ren, zu Rosanna sagen wir Ros und zu mir sagt ihr Madame. Das würde mir gefallen, seid ihr einverstanden?“ Natürlich waren wir einverstanden. Madame sagte: „Um uns an unsere Vereinbarung zu gewöhnen, sollten wir eine Strafe vereinbaren. Wenn eine oder einer uns falsch anspricht, bekommt er als Strafe einen Klaps auf den Po, seid ihr einverstanden?“ Ich fragte: „Madame was machen wir, wenn sie uns falsch ansprechen?“ Madame lächelte und antwortete: „Natürlich bekomme ich auch einen Klaps auf meinen Po, denn ich bin in eurem Quartett keine Ausnahme. Wollen wir anfangen? Sollen wir würfeln, wer sich zuerst auszieht?“ „Würfeln!“ sagten wir alle. „Wer die höchste Zahl hat fängt an, wenn zwei die gleiche Zahl haben, ziehen sich beide aus.“ Bevor wir würfelten, fragte uns Madame: „Wer von euch kennt einen oder eine eigentlich schon ohne Kleidung? Bitte antwortet ehrlich.“ Ich sagte: „Ich kenne Lin und im Kindergarten sah ich Ros aber da waren wir beide noch klein.“ Madame fragte: „War es anders als heute?“ „Sicher“, sagte ich, „damals hen mir uns no nit scheniert, on mir waret jünger on hen außer unsrem Geschlecht fascht gleich ausgseh.“ Lin sagte: „I ken dr Lus, mir hen uns bei dr Schtond uf dr Heubühne aguckt, on i ken d’ Ros, mir hen amol mitnandner bei dr Ros, als ihre Eltern nit daheim waren, Krankenhaus gschpielt un uns untersucht.“ Ros sagte: „I kenn älle, d’ Lus aus em Kindergarte, d’ Lin wie se grad erzählt hat, on d’ Ren hat scho bei mir übernachtet als ihr Mutter vereist war. Ren sagte: „I ken d’ Rosanna, wie sie gsagt hat, hen mir uns auszoge on aguckt, on mitnander g' schpielt.“ Ich sagte: „He grad hat d’ Ren Rosanna gsagt.“ „Stimmt“,

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