Das Paradies ist zu Ende. Louis Lautr

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Paradies ist zu Ende - Louis Lautr страница 68

Автор:
Серия:
Издательство:
Das Paradies ist zu Ende - Louis Lautr

Скачать книгу

sagte: „Als ich mit Louis heute bei Gerners war, gab es Lachen und Weinen, weil sich Gerda verabschiedet hat und zu meiner Freundin zieht. Alle freuten sich, weil Gerda einen Beruf lernen darf, der ihr gefällt.“ Meine Mutter sagte: „Esther, ich muss dir sagen, du bist wirklich für das ganze Dorf ein Segen, hoffentlich bleibst du lange in Larenbuch.“ Meine Mutter wurde ein wenig verlegen und sagte ich wünsche dir, dass du einen lieben Mann findest und sehr glücklich wirst, du hättest es verdient.“ Esther antwortete: „Martha, du hättest auch einen netten Mann verdient und findest vielleicht ebenfalls keinen.“ „Bei mir ist es anders“, sagte meine Mutter, „denn mit meinen drei Kindern ist es nicht leicht, meine Tochter möchte keinen Stiefvater.“ Die Frauen umarmten und verabschiedeten sich, Esther küsste mich und sagte: „Louis, wir sehen uns am Montag in der Schule und am Mittwoch wie immer zum Förderunterricht. Vielleicht darfst du übernachten, Linde freut sich, wenn sie nicht alleine ist. Meine Mutter sagte: „Also wenn er will, darf er gerne am Mittwoch übernachten, dann lasse ich dir seinen Schlafanzug hier. Am Montag fragte Frau Kofer unsere Klasse: „In zwei Wochen sind Sommerferien, danach verlassen uns leider vier Kinder, die ins Gymnasium wechseln. Habt ihr inzwischen mit euren Eltern gesprochen, wer von euch noch Sprung ins Gymnasium wagen möchte? Also niemand mehr. Ich werde nach den Ferien noch ein Jahr, eure Lehrerin in der sechsten Klasse, dann übernehme ich wieder eine zweite oder dritte Klasse. In den kommenden zwei Wochen unternehmen wir noch einige Lehrgänge. Ihr seid eine sehr liebe und tolle Klasse, ich bedauere, dass vier meiner Schüler unsere Klasse verlassen. Da wir morgen schönes Wetter bekommen, haben wir einen interessanten Lehrgang vor. Wir haben ein Sägewerk besichtigt, deshalb wollen wir unsere Wälder ansehen. Ich war gestern Abend bei einem Bauer, der viel Wald besitzt und der am Dienstag einige Bäume fällen möchte. Ich fragte ihn, ob ich mit meiner Klasse zusehen kann. Deshalb gehen wir am Dienstag zum Seiler-Hof und schauen zu, wie Bäume gefällt werden. Bitte denkt mal nach, wie sehr Holz unser Leben bestimmt.“ Rosa meldete sich und sagte: „Ich habe gehört, der junge Seiler hätte eine Frau vergewaltigt.“ Wir unterhielten uns darüber und auch was eine Vergewaltigung ist. Frau Kofer sagte: „Wisst ihr, es kann sein, dass Walter Seiler das getan hat, aber seine Mutter und seine Schwester sind sehr nett, sie sollten nicht unter dem Gerücht leiden. Vielleicht ist Walter Seiler ein bösartiger Mensch. Vielleicht ändert er sich, vielleicht ist es nur ein Gerücht, wir wissen es nicht. Von Seilers, ist es nicht weit zu Gerners, dort können wir wieder am Brunnen sitzen und vespern. Also morgen gute Schuhe anziehen, Vesper und was zu trinken mitnehmen, bitte sagt euren Eltern, es könnte später werden. Es war schönes Wetter, ich hatte meinen Brotbeutel dabei. Lindtraud hatte für mich Vesper mitgebracht. Als Getränk hatte ich Wasser in einer Feldflasche. Meist war unser Quartett zusammen, es gefiel mir bei den Mädchen, sie unterhielten sich anders als Jungs und waren nicht so angeberisch. Linde und ich hatten unsere Schleuder mitgenommen. Frau Kofer sagte: „Wenn ihr mit der Schleuder schießen wollt, müsst ihr bitte vorausgehen, damit niemand getroffen wird.“ Erhard und Klaus fanden die Schleuder von Linde nicht schlecht und fragten: „Linde lässt du uns mal damit schießen?“ Linde zeigte auf einen Baum und sagte: „Den treffe ich.“ Klaus sagte: „Wenn du triffsch, kriegsch mei Brausepulver.“ Linde nahm einen Stein und schoss. Man hörte, wie der Stein mit einem „bing“ den Baum traf. „Respekt“, sagte Klaus, „aber wahrscheinlich ein Zufall.“ Linde traf noch zweimal. Klaus gab ihr sein Waldmeister-Brausepulver. Klaus versuchte es ebenfalls und traf nicht. Ich gab Erhard meine Schleuder, der Gummi war dicker und der Stein bekam mehr Wucht. Erhard traf mit 5 Schuss nur einmal. Er sagte: „Wenn die Weiber so weiter machet, no müsset mir eines Tages Kinder kriege und Putzen und Kochen und Waschen und die Weiber gehn in d’ Fabrik und machet Uhren, Fahrräder und Autos.“ Rosanna sagte: „Du könntest putzen und Geschirr spülen, aber kochen könntest nicht und es würde dir niemals gelingen, ein Kind zu bekommen. Also braucht man solche Männer wie dich nicht mehr. „Aber i kann Kinder mache“, sagte Erhard. „Aber wer will von dir ein Kind, wenn ich von dir eines bekäme, würde ich abtreiben.“ „Du“, sagte Erhard, „des isch verboten.“ Rosanna antwortete vorausschauend: „Es ist verboten, weil Männer Gesetze machen und keine Ahnung haben, aber du wirst sehen, eines Tages machen Frauen Gesetze, dann wird Abtreibung erlaubt.“ Linde gab Rosa ihre Schleuder, die sportliche Rosa war enttäuscht, weil sie nicht traf. Linde zeigte es ihr nochmals, sie traf wieder nicht. Sie fragte: „Linde, woher hasch du die Schleuder?“ Lindtraud sagte: „Ha, vom Louis.“ Rosa sah mich an und fragte: „Hast du die wirklich selbst gemacht? Wenn du mir eine machst, darfst du dir von mir was wünschen.“ Ich sagte: „Rosa, morgen schenke ich dir eine.“ Erhard fragte: „Louis, was wünschst du dir von ihr?“ „Das sage ich ihr, wenn sie die Schleuder bekommt, aber ich sage es doch nicht dir.“ Antwortete ich und gab an als ich sagte: „Erhard, siehst du die alte Birke da vorne, die treffe ich.“ Ich schoss und man hörte wie der Stein traf, ich zeigte es ein zweites Mal und „bing“, traf der Stein wieder den Baum. Frau Kofer wollte es ebenfalls probieren, ich gab ihr meine Schleuder und „bing“, hörte wir, wie der Stein die Birke traf, sie zielte nochmals und traf wieder. Rosa hatte zugeschaut. Ich gab ihr meine Schleuder und „bing“, hörte man wie der Stein die Birke traf. Frau Kofer sagte zu Erhard: „Wahrscheinlich musst du nicht mehr lange warten, bis Frauen Gesetze machen und Gesetze ändern. In eurer Generation wird sich vieles ändern und manche Jungs müssen sich umstellen. Schaut, unsere Landschaft, so wie sie jetzt aussieht, wurde ausschließlich von Menschen angelegt. Unsere Wälder wurden von Menschen angelegt, sie hegen und pflegen die Wälder. Wiesen sind angelegt, Felder werden gepflügt, gesät und geerntet. Es gibt keine wilden Kühe und keine Wildpferde mehr. Alles ist bei uns kultiviert. Der Schwarzwald wurde mit schnell wachsenden Bäumen, nämlich weitgehend mit Fichten bepflanzt, um Holz zu verkaufen. Das kauften die Holländer für Ihre Häuser und Schiffe. Es wurde mit riesigen Flößen erst die Kinzig, dann den Rhein hinunter bis nach Holland geflößt und dort verkauft. Viele Holzfäller und Flößer kamen damals ums Leben, denn das Flößen war eine gefährliche Arbeit.“ Inzwischen waren wir beim Seiler-Hof angekommen. Einer der beiden Rottweiler Hunde lag an der Kette und kam zu Linde die er kannte, sie streichelte ihn. Er beschnupperte sie, vielleicht wollte er wieder Knochen. Linde hielt ihn am Halsband fest. Frau Kofer klopfte. Walters Schwester kam aus dem Haus. Im Gegensatz zu ihrem Bruder, sah sie mit ihren roten Haaren hübsch aus, sie war siebzehn und ein wenig schüchtern. Sie sagte: „Frau Kofer, darf ich sie begleiten, mein Vater und mein Bruder sind im Wald und fällen Bäume, sie würden sie kaum finden. Frau Kofer fragte sie nach ihrem Namen und sagte: „Erna hast du Schmerzen im Bein, du hinkst ein wenig“. „Ich bin hingefallen“, sagte sie schnell. „Zeig mal“, sagte Frau Kofer. Erna hatte einen riesigen blauen Fleck am Oberschenkel. Als wir in Wald kamen, hörten wir das Geräusch der Äxte, dann hörte man das Geräusch einer Säge. -Mit heutigen Kettensägen ist das Fällen von Bäumen einfacher und nicht mit damals zu vergleichen, heute hört man den Lärm von Motorsägen, oder den Krach einer riesigen Maschine, die ein Mensch bedient und Bäume zersägt, entastet, entrindet und am Wegrand aufschichtet.- Um damals einen Baum zu fällen war es ideal, wenn zwei Männer mit der Axt im Takt Holzspäne aus dem Stamm schlugen, dann nahmen beide eine Baumsäge, die jeder zu sich her zog, deshalb mussten Holzfäller zu zweit sein. Irgendwann war der Stamm soweit durchgesägt, dann wurde ein Keil in Stamm getrieben, bis der Baum krachend und stöhnend umfiel. Es gab keine Maschinen, die Äste wurden mit der Axt entfernt. Dann wurde der Baum mit einem etwa 50 cm langen, halbrunden Messer, das an jedem Ende einen Griff hatte, geschält. Die Stämme wurden meist von Kaltblütern aus dem Wald gezogen und am Wegrand aufgeschichtet. Zwei Männer luden sie auf ein Langholzfahrzeug und brachten sie zum Sägewerk. Wir hörten, wie ein Baum krachend umstürzte. Erna rief ihren Vater, der mit seinem schrecklichen Sohn aus dem Wald kam. Der alte Seiler sagte: „Ihr seid die erste Schulklasse, die uns besucht um zu sehen, wie und warum Bäume gefällt werden. Leider müssen im Wald Bäume gefällt werden, nicht nur, weil wir Bauern Geld brauchen, sondern damit Bäume nicht zu dicht stehen, sonst nehmen sie sich gegenseitig Licht und Sonne weg. Wisst ihr, der gesündeste Wald ist ein Mischwald, der aus verschiedenen Baumarten besteht.“ Frau Kofer fragte: „Herr Seiler, dürfen die Kinder meiner Klasse mal zusehen, wie sie und ihr Sohn einen Baum fällen?“ Herr Seiler sagte: „Wir müssen am Waldrand einen fällen, den fällen wir jetzt. Im Wald, wo Bäume oft unberechenbar fallen, wäre es für ihre Klasse zu gefährlich.“ Herr Seiler zeigte uns am Waldrand eine riesige Fichte, die er fällen möchte. Es gefiel mir, wie der Seiler-Bauer, dem

Скачать книгу