Rache zum Dessert. Monika Clayton

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Rache zum Dessert - Monika Clayton

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zufiel.

      Der beschissene Tag schien wohl immer noch nicht zu Ende zu sein. Die kurze Auszeit mit Luisa war demzufolge nur als kleine Verschnaufpause zu verstehen. Die Ruhe vor dem Sturm sozusagen.

      Benommen ließ sie sich aufs Bett sinken und starrte mürrisch auf die nackte Wand gegenüber dem Bett. Eigentlich hatten sie dort ein gemeinsames Fotoposter von sich aufhängen wollen. Bisher waren sie jedoch zu keiner zufriedenstellenden Einigung gekommen, welches ihrer gemeinsamen Bilder sie vergrößern wollten. Er wollte unbedingt das aus dem ersten gemeinsamen Urlaub. Ausgerechnet das, worauf sie aussah, wie ein Nilpferd beim Auftauchen.

      Und sie? Ihr wäre jedes andere recht gewesen.

      Morgen, so nahm sie sich vor, würde sie seinem Wunsch nach dem Nilpferdbild nachgeben. Aber erst nach dem obligatorischen Versöhnungssex.

      Sie schlurfte ins Bad und strich sich Zahnpasta auf ihre Bürste. Aufgewühlt lief sie während des Putzens durch die Wohnung. Natürlich hasste Sven dies ebenfalls. Er war der Meinung, dass sie ihre körperliche Hygiene hinter verschlossener Türe erledigen sollte. Er wollte nicht sehen, wie sich jemand Essenreste aus seinen Zähnen putzte und im Waschbecken versenkte. Manchmal fand sie ihn aber auch zu kleinlich. Dabei hatte sie sich ausgerechnet, wenn sie einmal die Wohnung langsam abging, waren genau die drei, vom Zahnarzt vorgeschriebenen Putzminuten vergangen.

      Gemächlich begann sie ihren Rundgang in der Küche. Schlappte einmal um den Esstisch, am Herd vorbei, warf einen kurzen Blick auf den Kühlschrank, auf dem unendlich viele Zettel klebten, und trabte wieder zur Tür hinaus. Vor dem Wohnzimmer blieb sie zögernd stehen. Sollte sie hineingehen? Heute wäre das wohl keine gute Idee verabschiedete sich Theresa von diesem Gedanken, und wanderte weiter ins Schlafzimmer.

      Mit schäumendem Mund stellte sie sich ans Fenster und blickte hinaus auf die Straße. Nur noch vereinzelt sah man Lichter in den gegenüberliegenden Fenstern.

      Tief seufzte sie auf. Die meisten ihrer Nachbarn lagen wahrscheinlich schon träumend in ihren Betten; aneinandergekuschelt in liebevoller Umarmung. Nur sie würde die heutige Nacht allein in dem großen Bett verbringen müssen. Warum hatte sie aber auch nicht den Mund halten können?

      Eine Minute noch warf sie einen Blick auf die Uhr. Die Zeit schien nicht verstreichen zu wollen. Normalerweise besah sie sich jetzt die bescheuerten Auszeichnungen ihres Liebsten im Wohnzimmer. Seine heldenhaft gewonnen Pokale aus Kinder- und Jugendtagen, die in einer Vitrine standen und regelmäßig poliert wurden.

      Nachdenklich setzte sie sich aufs Bett. Hatte für ihn die Beziehung wirklich so wenig zu bieten? Wo war eigentlich der Partner geblieben, der ihre Sorgen und Ängste ernst nahm? Wo hatte Sven seine Gedanken, wenn er hingebungsvoll seine Kindheitserinnerungen aufpolierte?

      Nach Antwort suchend starrte sie leer auf seine Seite des Bettes. Die Knitterfalten des Lackes weckten sentimentale Erinnerungen. Eine Träne rann ihr über das Gesicht. Der Tag war beschissen, der Abend war beschissen, ihr ganzes Leben war beschissen. Langsam strich sie über die Stelle, auf der er gerade noch gelegen hatte. Die Wärme seines Körpers war fast noch zu spüren. Träge und versunken in Selbstmittleid nahm sie erst jetzt wahr, was sie gerade berührt hatte.

      Unschuldig und stumm lag sein Handy auf der leeren Matratze. Dort, wo gerade noch sein Kopf auf dem Kissen geruht hatte. Sofort erwachten all ihr Sinne. Warum lag es überhaupt dort? Ein Handy unter dem Kopfkissen konnte nichts Gutes bedeuten.

      Theresa fielen die Worte von Luisa ein. Kontrolliere dein Vertrauen, hatte sie gesagt, was sie jedoch entschieden abgelehnt hatte. Und nun? Fieberhaft strengte sie ihre angetrunkenen Zellen an.

       „Tu es“ - „Nein, mach‘s nicht.“ - „Doch.“ - „Nein.“

      „Ruhe jetzt“, rief sie die Stimmen in ihrem Kopf wieder zur Ordnung, „ich muss mal kurz nachdenken.“

      „Leg dich hin und schlaf“, riet das gute Engelchen in ihr, was sofort wieder das böse Teufelchen auf den Plan rief. „Es wartet doch nur darauf, durchstöbert zu werden. Wenn er so blöd ist, und es liegen lässt … Glaub mir, das Schicksal meint es gut mit dir. Los, jetzt mach schon.“

      Scheiß auf die drei Minuten. Schnell lief Theresa ins Bad und beugte sich über das Waschbecken. Sie hatte eine Gelegenheit, die wahrscheinlich so schnell nicht wieder kommen würde.

      Wie ein Dieb kam sie sich vor, als sie sein Handy in ihrer Hand hielt und ehe sie sich versah, hatte Theresa auch schon das Postfach geöffnet.

      Kapitel 7

      Immer noch hielt Theresa unschlüssig Svens Handy in ihrer Hand. Noch gab es die Möglichkeit, das Postfach einfach wieder ungelesen zu schließen. Aber sollte sie es auch tun? Wieder traten die Engelchen in Erscheinung und redeten auf sie ein, doch nun schob sich auch Luisa in ihre Gedanken. Zwei gegen einen ist unfair, aber so sind nun mal die Spielregeln. Die Mehrheit gewinnt.

      In der Dunkelheit des Zimmers leuchtete grell das Display in ihren Augen. Und dann kniff sie ungläubig die Augen zusammen.

      Nein, das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr. Wieder fiel ihr sehr undamenhaft nur ein Wort dazu ein: „Scheiße.“

      Schwarz auf weiß konnte sie lesen, was für ein guter Zuhörer Sven doch war; wie verständnisvoll und sensibel er doch stets reagierte. War hier wirklich von ihrem Sven die Rede? Der, der lieber Pokale auf Hochglanz polierte, statt feinfühlig auf ihre Probleme einzugehen? Der hier angesprochene Sven war angeblich ein einfühlsamer Liebhaber und hatte alle Charakterzüge angenommen, die sie so schmerzlich an ihm vermisste.

      Hätte ich doch nur auf das gute Engelchen gehört, stöhnte sie innerlich auf, dann könnte ich morgen Früh zwar mit Kopfschmerzen aufstehen, aber ansonsten einfach mein Leben normal weiterleben.

      Drei Monate alte SMS warteten darauf gelesen zu werden und fassungslos schüttelte sie immer wieder den Kopf. Die anfangs noch zaghaften Umschmeichelungen wurden chronologisch immer anzüglicher. Und diese schon fast nicht mehr jugendfreien Äußerungen stammten allesamt aus dem Vorzimmer seines Büros.

      Ungläubig starrte Theresa immer wieder auf den Absender dieser Nachrichten. Warum konnten diese verdammten Sekretärinnen eigentlich nicht ihre Finger auf der Tastatur lassen? Und überhaupt, wie dämlich musste man denn sein, wenn man vergaß, sein Postfach zu leeren?

      Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen. Seine ständigen Fragereien galten einzig dem heuchlerischen Zweck, ihr nicht versehentlich über den Weg zu laufen. Und während dieser …, dieser kleinkarierte Krawattenständer seine Affaire galant zum Essen ausführte und sich danach schamlos mit ihr im Bett vergnügte, saß sie nichtsahnend Daheim.

      Bei diesem Gedanken drehte es Theresa den Magen um. Ihre Anschuldigung war also doch nicht ungerechtfertigt gewesen. Stellte sich jetzt nur noch die Frage, wer von beiden nicht erwachsen war. Schließlich benahm er sich doch wie ein pubertierender Schmetterling. Oder so etwas in der Art. Luisa hätte dafür bestimmt einen passenderen Vergleich gefunden.

      Neugierig und gleichzeitig angewidert las sie, wie sich die beiden ihr Leben vorstellten. Sie wollte ihn endlich für sich, er wollte es langsam angehen. Ha, darüber konnte Theresa nur lachen. Langsam war für sie etwas anderes. Während ihr Leben eine einzige Farce zu schein schien, stand er schon mitten in den Vorbereitungen für ein neues. Dieser Mistkerl schmachtete seine Fingerakrobatin, was sie offensichtlich nicht nur auf der Tastatur war, hemmungslos an.

      Schluckend

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