Joseph. Johannes Wierz

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Joseph - Johannes Wierz

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Jesus begegnet seiner Mutter, stand da in teilweise abgeplatzten goldenen Lettern. Darüber befand sich in der Mitte ein verrostetes Fensterkreuz, hinter dem sich eine Einbuchtung befand. In einem Würstchenglas standen verwelkte Wiesenblumen im trüben Wasser. Das daneben stehende ewige Licht, das in einer wannenähnlichen Schüssel eingebettet war, war heruntergebrannt und die dahinter liegende Darstellung der Kreuzwegstation bis zur Unkenntlichkeit verrußt.

      Ein Holztransporter näherte sich mit lautem Dieselmotor. David nahm das als Chance, so unbemerkt hinter das Wegkreuz zu gelangen. Zwei, drei Schritte, und er stand hinter der Kreuzwegstation. Da war nichts, was von Bedeutung wäre. Ein paar Zigarettenkippen, ein benutztes abgerolltes Kondom, eine von der Sonne gebleichte Coladose.

      Der Laster rauschte vorbei, und David Engel entschloss sich, seinen Weg ins Dorf fortzusetzen.

      Am Ortseingang, wo die Gemeinde auf einem großen Holzschild ihre Gäste begrüßte, befand sich ein kleiner Rastplatz mit Holzbänken und ein Brunnen, der sein Wasser in einen ausgehöhlten halben Baumstamm ergoss. Außer einem weißen Van mit schwarzen Scheiben und ausländischem Nummernschild, parkte dort niemand. Im Inneren saß ein Mann um die vierzig vor mehreren Bildschirmen, die die Straße aus verschiedenen Blickwinkeln zeigten. Genüsslich drehte sich der Mann eine Zigarette und setzte sein für ihn so typisches Lächeln auf.

      Im Ortskern vis à vis dem Polizeiposten stand das kleine Postamt, das David Engel jetzt betrat, um seine Post abzuholen. Die Schalterbeamtin griff in ein Holzregal, das in viele kleine Fächer unterteilt war, und händigte ihm einen Brief aus.

      „Tut mir leid, aber mehr war heute nicht dabei!“

      David bedankte sich und riss den Umschlag im Gehen auf.

       Stehe draußen

       Dein Gabriel

      Typisch Gabriel, dachte David, steckte den Brief in seine Tasche und eilte nach draußen. Als er aufblickte, schaute er direkt in die blauen Augen seines besten Freundes, der breit grinsend neben seinem weißen Van mit den schwarzen Scheiben stand.

      Mehr als zwei Jahre hatten sich die beiden nicht gesehen. Und so fiel ihre Begrüßung mehr als herzlich aus. Lange hielten sie sich in den Armen, hauten sich abwechselnd auf die Schultern und flachsten miteinander.

      „Wieder ein paar graue Haare dazugekommen, was.“

      „Dein Bauch hat auch einige Fortschritte gemacht.“

      „Das Nomadenleben macht halt alt.“

      „Das Singleleben träge und faul.“

      Gabriel hatte natürlich die ganze Trennungsgeschichte zwischen David, seiner Frau und den Kindern mitbekommen. Für kurze Zeit hatte der Freund sogar bei ihm gewohnt, bis er eine neue Bleibe gefunden hatte. Aber das waren Geschichten von gestern. Das, was vor ihnen lag, schien umso spannender.

      „Und wie lange kannst du bleiben?“

      „Die nächsten Wochen gehören dir. Meine Arbeit in Den Haag ist soweit erledigt. Ab und zu werden sie mich für den einen oder anderen Verhandlungstag als Gutachter benötigen. Ansonsten habe ich aber Urlaub genommen und feiere meine Überstunden ab.“

      „Hört sich gut an.“

      David strahlte. Die Vorstellung, die nächsten Tage, oder gar Wochen mit seinem Freund zu verbringen, ließ seine Stimmung steigen.

      „Und, wie sind die Ergebnisse?“

      „Komm, erst muss ich dir meine neuste Errungenschaft zeigen.

      Gabriel öffnete die Seitenschiebetür seines Vans und präsentierte David das Innere seines Wagens.

      „Komm mit rein, muss ja nicht jeder mitbekommen, was ich so alles an Bord habe.“

      David staunte nicht schlecht. Das Innere des Vans war bis zur Decke mit Elektronik voll gestopft.

      „Hier ist alles drin, was dein Herz begehrt. Es gibt kaum eine Untersuchung, die ich nicht von hier aus machen kann“, verkündete Gabriel und hob spielerisch den Zeigefinger. „Zudem habe ich mich nach außen ein wenig abgesichert.“

      Gabriel schaltete die Überwachungsmonitore ein und spielte ein wenig mit dem Cursor einer der Computer. Sofort hatten die beiden den gesamten Dorfplatz im Blick.

      „Die Kameras gehen automatisch an, wenn sich jemand dem Wagen auf einen Meter nähert. Die Scheiben sind bruchsicher und falls es doch jemand schaffen sollte, was ich übrigens nicht glaube, kann ich den Wagen sofort über Satellit orten. Natürlich kann die Kiste noch mehr. Aber wie ich dich kenne, interessieren dich meine Ergebnisse deiner Proben sicherlich mehr. Also komm, lass uns Essen gehen!“

      Gabriel und David verließen den Van, überquerten den Platz und betraten den Biergarten, der zur örtlichen Brauerei gehörte.

      Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, legte Gabriel seinen alten Alukoffer auf den Tisch und öffnete die beiden Verschlussschnallen.

      „Um dich nicht unnötig auf die Folter zu spannen, sage ich es Dir gleich: Du bist nicht der Vater. Aber freu dich nicht zu früh; denn was ich dir gleich zeigen werde, wird dich trotzdem vom Stuhl hauen.“

      Gabriel öffnete seinen Koffer und holte ein dünnes Dossier heraus. Er reichte David ein transparentes Blatt Papier, auf dem seine DNA-Kette abgebildet war, und deutete vielsagend darauf:

      „Das sind deine Stammdaten! Und hier kommt die DNA die von dem Jungen, dem Speichel an der Zigarettenkippe und dem kleinen Knochen.“

      Nacheinander reichte er ihm die einzelnen dünnen Blätter.

      „So und jetzt leg sie mal übereinander.“

      David konnte nichts Außergewöhnliches erkennen. Natürlich gab es deckungsgleiche Übereinstimmungen. Aber die hätte es mit der DNA eines Bandwurmes auch gegeben.

      „Die verhältnismäßig vielen Übereinstimmungen haben mir zu denken gegeben. Leg mal die DNA der Zigarettenkippe als unterste. Jetzt sieht die Sache schon ganz anders aus.“

      Und tatsächlich: durch die neue Anordnung des Übereinanderlegens ergab sich ein fast einheitliches Bild.

      „Eins, mein lieber Freund, kann ich dir zu neunundneunzig Prozent sagen. Du bist mit allen genetisch verwandt. Und der Stamm, von dem alles ausgeht, ist die Zigarettenkippe.“

      David lächelte zwar, aber in seinem Innersten arbeitete es auf Hochtouren. Der Zigarettenstummel, nun ja, er könnte, zumindest rein theoretisch von seiner Mutter stammen. Obwohl seine Mutter eine ganz andere Marke mit Filter bevorzugte. Aber Johannas Kind war hundertprozentig nicht von ihm. Und wie sollte das Glied eines Fingerknochen, das er einem wildfremden Taxifahrer abgekauft hatte, der zufällig in der ersten Reihe am Flughafen gestanden war, mit ihm in verwandtschaftlicher Verbindung stehen?

      Nein, Gabriel musste sich irren, und das gewaltig!

      David Engel glaubte nicht an Zufälle oder irgendwelche Fügungen. Durch seinen Beruf hatte er oft genug die Folgen von Aberglauben und den Verirrungen fanatischer Religionsanhängern erlebt. Beides war ihm nicht nur fremd, sondern zuwider.

      „Du musst dich irren“, sagte er knapp und versuchte in

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