Bodos zornige Seele. Kurt Pachl

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Bodos zornige Seele - Kurt Pachl

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Rauschgiftkonsums hatte er ungemein wache Augen. Sie waren es, welche letztlich den Ausschlag gaben, dass er versprach, sich dieses Wracks anzunehmen. Der Trockenentzug war für diesen Burschen die Hölle. Doch danach ging es mit ihm rasch bergauf. Er konnte sich nicht nur in alle Computer der entsprechenden Ziele einhacken, sondern Bodo mit allen inoffiziellen Details sowie mit relevanten Daten der jeweils umliegenden Polizeistationen versorgen.

      Bodo machte Marco mit Ewald bekannt. Beide verstanden sich von der ersten Sekunde an. Ewald war ein Foto- und Natur-Freak und Marcos Gehirn­windungen waren nur auf den IT-Bereich zugeschnitten. Der innigste Wunsch des IT-Freaks wurde es später, zumindest einen kleinen Teil der Lücke zu füllen, die Ewalds Tod in Bodos Seele hinterlassen hatte. Verbissen arbeitete er sich in alle Themen ein, die aus seiner Sicht Bodo interessieren und helfen konnten.

      War es Schicksal oder war es Bestimmung? Es geschah an Bodos achtundzwanzigstem Geburtstag.

      »Kannst du etwas mit der Earth Liberation Front oder der Animal Liberation Front anfangen?« Ja, Bodo konnte! Vor allem den Lobbyisten der Pharma-Industrie, die National Association for Biomedical Research und natürlich auch der Fleisch-Maffia sowie der Holzwirtschaft war es gelungen, dass 1992 das Animal Enterprise Protection Act, ein Bundesgesetz, ins Leben gerufen wurde, damit alle Amerikaner wieder ruhig schlafen konnten. Die Mächtigen wollten einschüchtern, und aus einem bislang legalen politischen Protest eine Verbre­cherorganisation zimmern.

      »Sie werden es schaffen das Primat der Ökonomie weiter auszubauen. Glaube mir, das wird noch lange nicht das Ende sein,« hatte Bodo damals geantwortet.

      Marco war mehr als erstaunt gewesen.

      »Und ich hatte gedacht, dass ich dir etwas Neues erzähle, oder dich sogar dafür begeistern kann, dort vielleicht mitzumischen.«

      »Damit wir auch zu den Ökokriegern gehören, welche den Wohlstand, den Fortschritt und die Errungenschaften der Zivilisation gefährden, wo doch in den Staaten seit jeher die Naturbeherrschung als Akt der Zivilisierung schlechthin gegolten hat «, hatte Bodo grimmig geantwortet.

      »Ich habe einen Bericht über einige Verurteilungen gelesen. Darin hat zum Beispiel der hochnoble US-Bundesanwalt Christopher Christie gesagt:

      „Unser Ziel ist es, unzivilisierte Menschen aus der Zivilgesellschaft zu entfernen. Sie sind eine Gefahr für die amerikanische Gesellschaft.«

      Bodo war damals rot ange­laufen.

      »Entfernen hat dieser edle Mensch wörtlich gesagt. Solche Worte sind nicht nur so daher gesagt. Sie sind wohlüberlegt. Aber sie erinnern mich auch an die Euthanasie in Deutschland. Sie erinnern mich auch an Sätze vor noch nicht einmal hundert Jahren in Amerika, wo nur ein toter Indianer ein guter Indianer war. Sie haben damals die Indianer genauso abgeschlachtet, wie die riesigen Bisonherden.

      Aus der Sicht der Republikaner, die schwerpunktmäßig hinter solchen Gesetzen stecken, sind heute noch Schwarze und Latinos Untermenschen. Tagsüber laufen viele von ihnen in Nadelstreifen herum. Und nachts stehen sie wieder in Ku-Klux-Klan-Klamotten vor einem riesigen Kreuz und einem großen, offenen Feuer. Scheiße Marco, was soll ich in einem solchen Land?«

      Nach einer Weile der Stille drehte Marco seinen Bildschirm in Richtung Bodo.

      »Unter anderem deswegen«, sagte er knapp. Auf dem Bildschirm war ein Bericht über die Sequoia-Wälder mit einem großen Mammutbaum zu sehen gewesen.

      »Auch davor machen sie neuerdings nicht halt. Achtzig Meter hoch, elf Meter im Durchmesser und weiß der Teufel wie viele tausend Jahre alt.«

      »Das sind allerdings Gründe«, sagte Bodo etwas besänftigt und nachdenk­lich. »Ich werde darüber nachdenken.«

      Am Nachmittag des 9.11.2001 hatte Marco Bodo aufgeregt angerufen.

      »Schalte mal dein Fernsehgerät ein«, schrie er ins Telefon. »Schnell.«

      In der Sekunde, als Bodo sah, wie die Flugzeuge in die Zwillingstürme der Hoch­häuser in New York schossen, wusste er, dass es nicht ratsam war, zu diesem Zeitpunkt in die USA zu fliegen.

      Doch Ende Februar 2003 waren alle Vorbe­reitungen abgeschlossen.

      Und am 22. März 2003 saßen sie im Flugzeug nach San Francisco.

      Am gleichen Tag ging der erste Bombenhagel auf Bagdad nieder.

      Als Grund der Reise hatten Bodo und Marco angegeben, die Schönheiten der Vereinigten Staaten mit eigenen Augen sehen zu wollen. Bei einer Befragung durch das FBI stellten sie mit großem Entsetzen fest, dass sowohl von Marco als auch von Bodo bereits eine dicke Akte vorlag. Diese Burschen wussten ganz genau, dass sie an Aktionen gegen die Robbenjagd und gegen den Walfang beteiligt gewesen waren. Sie wussten Dinge, an die Bodo sich selbst nicht mehr erinnerte. Zum damaligen Zeitpunkt hatte Bodo mit dem Begriff Fife-Eyes nichts anfangen können. Ja, er kannte das FBI und die CIA. Doch NSA und GCHQ waren für ihn damals noch böhmische Dörfer gewesen. Dass die USA, Kanada, Australien, Neuseeland und Großbritannien eng kooperierten, und sich sogar mit dem BND – und höchstwahrscheinlich auch mit dem Mossad - austauschten, hatte er sich damals nicht einmal im Traum vorstellen können. Selbst Marco, der IT-Fachmann, war am Boden zerstört, was diese Männer alles von ihm wussten.

      Nach dem ersten Schock hatte sich Bodo rasch erholt.

      »Okay, ihr Arschlöcher, wir setzen uns jetzt wieder ins nächste Flugzeug und fliegen nach Hause. Und in den nächsten Tagen könnt ihr in der Bild-Zeitung, in der FAZ, im Stern und im SPIEGEL lesen, wie ihr mit uns umgesprungen seid. Viele Touristen werden dann mit Sicherheit einen Teufel tun und euch ihr sauer verdientes Geld in den Arsch schieben.«

      Er war erstaunt, dass sich die dunkel und arrogant dreinblickenden Kerle zu einer Besprechung zurückziehen wollten. Nach einer langen Stunde des Wartens trat ein etwa sechzigjähriger Mann schwungvoll in den Raum. Bodo war sich sicher gewesen, dass dies der Vorgesetzte der Abteilung war. Der Weißhaarige knallte Bodo und Marco mit einer säuerlichen Miene die Pässe auf den Tisch und sagte nur zwei Worte:

      »Gute Reise.«

      Für Bodo gab es keinen Grund, sich sonderlich aufzuregen. Er wunderte sich auch nicht, dass sie zumindest für die nächsten Tage beschattet wurden. Marco untersuchte sorgfältig das Hotelzimmer. Es war natürlich verwanzt. Während er das Gepäck untersuchte, fand er dort ebenfalls zwei Wanzen. Er war sich sicher, dass auch ihre Handys überwacht wurden. Bodo hielt es für ratsam, die Wanzen zum momentanen Zeitpunkt nicht zu entfernen. Diese „Profis“ sollten sich sicher fühlen. Sein nächster und wichtigster Schritt war, einen großen Geldbetrag abzuheben. Der bargeldlose Zahlungsverkehr war zu gläsern. Eine Stadt wie San Francisco war wie geschaffen, unterzutauchen. Sie ließen das Gepäck und die Handys im Hotel und tauchten einzeln unter.

      Am anderen Tag gegen zwölf Uhr wollten sie sich am Parkplatz einer Klinik in Oakland treffen. Bodo fuhr mit dem Bus in die Nähe des Stadtrandes. Danach ging er einige Kilometer zu Fuß zu einer kleinen Autowerkstatt. Dort kaufte er sich einen alten und klapprigen Ford Pick-up. Er hielt es für angebracht, im Pickup zu übernachten, um keine Spuren in einem Hotel oder Motel zu hinterlassen. Wie vereinbart holte er Marco am verabredeten Treffpunkt ab. Unterwegs telefonierte er mit einem Mitglied der Earth Liberation Front und vereinbarte, sich am Coyote Lake, fünfzig Kilometer südlich von Oakland, zu treffen.

      Einen Großteil der ELF-Aktivisten, der Earth Liberation Front, stufte Bodo als Pragmatiker ein. Sie waren zufrieden, wenn sie die Entwicklung der Zerstörung auf dieser Erde verlangsamen konnten

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