Bodos zornige Seele. Kurt Pachl

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Bodos zornige Seele - Kurt Pachl

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hatte er die Schattenseiten der Intensivlandwirtschaft kennengelernt. Mit Calvin war er durch Oregon gezogen und schließlich bei der ELF gelandet. Bodo registrierte, dass sich die Beamten auf Hachiko einge­schossen hatten. Durch ihn hatte das FBI eine herbe Nie­der­lage erlitten. Aber warum konzentrierten sie sich so stark auf Amaro? Er war durch keine ungewöhnlichen Aktionen aufge­fallen. Hachiko und Amaro wurden fast täglich geschlagen und anderweitig traktiert.

      Es war Bodo, der einen Aufstand inszenierte. Bei diesem Aufstand wurde allerdings Calvin Tremont aus Albuquerque, Sohn eines Autohändlers, nieder­geknüppelt und starb. In diesem Zusammenhang gelang es dem Hünen jedoch, einen guten Kontakt mit Logan Irwin, dem Psychologen der Anstalt, aufzu­bauen. Daraufhin wurde die Einzelhaft aufgehoben und es gab einmal wöchent­lich eine sportliche Veranstaltung.

      Nach einem erneuten Aufstand der Insassen wurde Logan Irwin abgesetzt.

      Matt Craig, der anfangs stolz auf seinen Schachzug gewesen war, hatte sich schwer verkalkuliert. Der neue Psychologe, Marc Snyder, hatte sich weder von Craig noch von Spears, dem Leiter der Anstalt, unter Druck setzen lassen. Er erreichte, dass Spears verwarnt und später abgesetzt wurde. »Die Geschichte wird über uns richten«, hatte er gesagt. »Und ich lasse mich nicht zu einer Schachfigur und zu einem Teufel machen.«

      Kapitel 11

      Bodo gelang es, dass Marco, Amaro und er in eine Zelle verlegt wurden. Snyder setzte sich gegen Craig durch, dass die Gespräche nicht mehr abgehört werden durften.

      Marco traute dem Frieden nicht und durchsuchte täglich die Zelle akribisch. Sie hatten ja Zeit in Hülle und Fülle. Und tatsächlich wurde Craig rückfäl­lig. Snyder hatte mit einigen einflussreichen Persönlichkeiten eine Edel-Akademie besucht. Craig schäumte vor Wut, als er durch einen jungen Akademiker ersetzt wurde. Bodo und Marco verbrachten drei Monate zusammen mit Amaro in einer Zelle. Diese drei Monate schweißten sie zusammen.

      Plötzlich, von einer Stunde auf die andere, wurde Marco freigelassen.

      Ein halbes Jahr später, im Juli 2004, wurde auch Bodo auf freien Fuß gesetzt. Marco berichtete ihm später von einer geradezu atemberaubenden Aktion, welche zur Freilassung Bodos und einiger seiner engsten Mitstreiter führte. Es war vor allem Marcos Detailarbeit und Kreativität zu verdanken, welche Dr. Henninger und Iris in die Lage versetzten, den amerikanischen Konsul in Deutschland so stark unter Druck zu setzen, dass nicht nur Bodo, sondern mit ihm einige seiner engsten Mitstreiter, entlassen werden mussten.

      Erst als Bodo von zwei FBI-Beamten zum Flughafen gefahren wurde, wurde ihm bewusst, dass sich Little Guantanamo im Bundesstaat Illinois befand. Die zum Teil militanten Umweltbewegungen in den Staaten, aber auch in den anderen Län­dern, waren in sich zusammengesackt. Die Episode Little Guantanamo und Öko-Terroristen wurde nie aufgearbeitet. Alle Meinungsbildner zeigten sich auf eine sonderbare Weise solidarisch. Sogar Google hatte diese dunkle Seite aus dem Archiv gestrichen; sicher nicht ganz freiwillig. Bodo hatte sich geschworen, nie wieder amerikanischen Boden zu betreten. Er hasste dieses Land. Nein. Falsch. Er liebt dieses riesige und schöne Land. Er hasste lediglich einen Teil der Menschen in diesem Land; abgrundtief.

      23. April 2010. Für Bradly war es ein schwarzer Freitag. Bereits gegen acht Uhr erschien er im Frühstücksraum.

      Seine Augen waren noch glasig. Es war nicht zu übersehen, dass er wieder einmal eine ganze Flasche Whiskey geleert hatte. Dies versuchte er krampfhaft zu verbergen. Ole hatte sein Morgentraining absolviert. Er hatte seine schwarzen und nassen Haare glatt nach hinten gekämmt. Der gestrige Abend hatte bei Marco keine erkennbaren Spuren hinterlassen. Genüsslich bestrich er sich das dritte Brötchen. Der Gedanke, dass Craig, dieses unmenschliche Schwein, in der Hölle schmorte, befreite zunehmend einige dunkle Nischen in seiner Seele.

      Obwohl Bodo noch einige Stunden wachgelegen hatte, machte auch er einen ausgeschlafenen Eindruck. Erst als Bradly versuchte, sich mit zittrigen Händen seine zweite Tasse Kaffee einzugießen, sagte Bodo mit einer festen Stimme, die selbst Bradly unverzüglich aufhorchen ließ:

      »Aus dem gestrigen Abend müssen wir lernen und Konsequenzen ziehen.« Er wandte sich an Bradly:

      »Auf wie viele Gäste hast du dich in den nächsten zwei bis drei Wochen eingestellt?«

       »Ich habe bereits eine Menge Absagen bekommen. Die Yacht kann ich vorerst abschreiben. Habe so fünf bis sechs Anfragen für Touren ins Hinter­land,« antwortete Bradly mit sorgenvoller Miene.

      »Gut, dann solltest du diesen Gästen absagen und keine weiteren Gäste annehmen. Das Hotel ist ab sofort nur noch für uns reserviert. Heute Nachmittag kommen die ersten acht Personen. Bis Ende nächster Woche gibt es nur noch Doppel- oder Dreibett-Zimmer. »Wie stellst du dir das vor?«, platzte es aus Bradly heraus.

      Bodo erhob sich so schnell aus seinem Stuhl, dass dieser mit lautem Krachen umkippte. Mit wenigen Schritten war er bei Bradly. Er packte den Burschen mit den glasigen Augen und riss diesen aus dem Stuhl.

      »Das war keine Bitte«, schrie er mit hochrotem Kopf. »Ich habe es satt, mit dir über diese notwendigen Dinge zu diskutieren. Es geht um unsere Sicherheit, um deine Sicherheit, und auch um deine Zukunft. Selbstverständlich kann ich uns sofort ein anderes, größeres Hotel suchen. In den nächsten Tagen und Wochen wird man uns sogar riesige Sonderkonditionen einräumen. Noch eine solche dämliche Bemerkung, und du kannst den Laden schließen und deine Yacht verhökern. Wie ich dich kenne, wirst du dich spätestens in einem halben Jahr totgesoffen haben.«

      Bradlys Gesicht war angstverzerrt. Er hob beschwichtigend beide Hände.

      »Entschuldige Bodo, ich habe das nicht so gemeint«, stammelte er zitternd.

      »Diesen Satz habe ich in den letzten Tagen zu oft von dir gehört«, schrie Bodo. »Noch ein weiteres blödes Wort … und ich schlage dich zum Krüppel.«

      Aufgelöst nahm Bodo wieder am Frühstückstisch Platz.

      »Ab heute Abend werden hier keine Menschen mehr herumschwirren, die nicht zu uns gehören. Damit wir uns richtig verstanden haben Bradly. Keine Liefe­ranten, keine angeblichen Freunde oder Ladys. Am liebsten hätte ich es, wenn wir vorläufig auch auf jede Art von Personal verzichten. Trotzdem sollten wir nur hier im Haus künftig unsere Mahlzeiten einnehmen. Ist das aus deiner Sicht machbar?«

      Bradly war inzwischen in sich zusammengesackt. Er zitterte wie Espenlaub. Der Restalkohol und diese neue Situation schienen ihn zu überfordern. Ohne aufzublicken, schnaufte er tief und schüttelte dabei den Kopf.

      »Wie soll das hier alles ohne Fremdpersonal funktionieren?«

      Bodo forderte an diesem Vormittag nicht nur viel von Bradly, sondern auch von Marco und Ole. Bradly war von einer Stunde auf die andere für die gesamte Logistik seines Hotels zuständig.

      Selbst den gesamten Einkauf musste er erledigen. Allerdings würden bereits am Nachmittag einige hübsche Aktivis­tinnen aus Spanien und Italien kommen, welche ihm helfen konnten. Diese Botschaft war für den Weiberhelden eine elektrisierende Vision.

      Da nicht alle Aktivisten im Hotel von Bradly untergebracht werden konnten, musste eine Lösung gefunden werden.

      Das Hotel nebenan war seit Jahren schlecht ausgelastet. Jetzt würde es höchstwahrscheinlich ganz leer stehen.

      Sie verabredeten sich mit dem Besitzer. Rasch wurden sie handelseinig. Etienne Flaubert, so hieß der Mulatte, musste für einige Wochen in den Urlaub fahren.

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