Bodos zornige Seele. Kurt Pachl

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Bodos zornige Seele - Kurt Pachl

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an die 3 000 Delfine, hunderttausende Schildkröten, Austernzucht­bänke und so weiter. Was meinst du, welche Auswirkungen das allein für die heimische Austern-, Fisch- und Shrimps-Industrie haben wird; völlig losgelöst von der Auswirkung auf die Billionen anderer Lebewesen im Golf. Ich kann mir vorstellen, dass der lebenswichtige Krill oder viele andere Kleinstlebewesen, von denen sich Fische und andere Tiere ernähren, absterben oder stark kontaminiert werden. Und diese Scheiße bleibt ja nicht im Golf von Mexiko. Die Strömungen tragen es ja hinaus in die Ozeane – rings um diese Erde; dorthin, wo bereits Unmengen von anderen Havarien, Verklappungen und Einleitungen treiben; zusammen mit den Unmengen an Müll. Hinzu kommen in den wärme­ren Gewässern die Auswirkungen der Treibhausgase, der Methangase und was weiß ich noch alles. Und hinter dieser ganzen Scheiße stecken … man wagt es nicht zu sagen … angeblich intelligente Menschen. Was für ein Wahnsinn.«

      Bodo sackte leicht in sich zusammen. Marco stierte in den Laptop. Er hatte aufgehört, nach weiteren Hiobsbotschaften zu suchen.

      »Uns hat man eingesperrt«, seufzte Bodo leise.

      »Uns hat man als Terroristen bezeichnet. Weil einige der Aktivisten ein Labor in die Luft gejagt haben, worin sie tausende Affen, Hunde, Katzen und Ratten jahrelang unsäglich quälten. Dabei zweifeln mittlerweile viele Wissenschaftler den Sinn und den Nutzen dieser Versuche an. Es war dieser Idiot von Matt Craig, der uns erklärte, dass wir damit einen finanziellen und ideellen Schaden angerichtet haben. Der Wortlaut des neuen Bundesgesetzes zielte explizit nicht auf den tatsächlich entstandenen Schaden ab. Den sogenannten Gesetzeshütern und der dahinter­stehenden Wirtschaftsmacht ging es fast ausschließlich darum, eine Art Exempel zu statuieren. Ihnen ging es darum, die Zufuhr an Aktivisten im Keim zu ersticken. Ihnen ging es, wie Craig es ausdrückte, um den ideellen und eher imaginären Schaden, den diese Terroristen auf Sicht gesehen hätten anrichten können. Diese Philosophie war in keinster Weise mit demokratischen Werten in Übereinklang zu bringen.«

      Bodo wurde lauter.

      »Das hier ist Terror«, schrie er.

      »Doch dieser Terror ist so riesengroß, so unbeschreiblich, so unfassbar, dass es den allermeisten Menschen schwerfällt, dies annähernd zu begreifen. Dieser Schaden wird keine lumpigen Millionen Dollar betragen. Allein im Golf von Mexiko wird auf Dauer gesehen ein finanzieller Schaden von fünfzig oder mehr Milliarden entstehen. Allein im Bereich der Fischerei und des Tourismus rechnen die Fachleute mit dem Verlust von mindestens 100 000 Arbeitsplätzen hier in dieser Region. Von einem unsäglichen menschlichen Leid ganz zu schweigen.«

      Er machte wieder eine kurze Pause.

      »Und das wird nicht das letzte Desaster in dieser Region sein. Da unten liegt viel zu viel von diesem teuren Saft. Sie werden immer tiefer bohren. Es wird immer gefährlicher für die Umwelt werden. Diese Konzerne, Politiker und dieser ganze Sumpf … das sind die wahren Terroristen … das sind Kriminelle und Verbrecher.«

      Er lachte bitter.

      „He Bodo. In ein paar Tagen treffen über hundert Menschen hier ein. Sie kommen nur, weil du sie darum gebeten hast. Sie wollen zu dir aufschauen. Sie wollen von dir wissen, was sie tun sollen. Du darfst sie nicht enttäuschen.

      »Ich gehe jede Wette ein, dass der Vorstandsvorsitzende von diesem Konzern zur Verantwortung gezogen wird und zurücktreten muss«, murmelte Bodo. »Allerdings wissen wir beide, dass dieses Schwein nicht in den Knast kommt. Man wird ihn mit Sicherheit auch nicht nach Little Guantanamo bringen. Mein lieber Craig: Das ist ein ideeller Schaden für unsere Gesellschaft! Das ist eine moralische und ethische Sauerei! Die haben doch keine Moral und keine Werte, keine Ethik und keine Rücksicht auf die Schöpfung.«

      Bodo wurde plötzlich still. Er blickte zum Fenster hinaus.

      Nach einer Weile sah Marco, dass dicke Tränen über Bodos Wangen rannen. Er war wie erstarrt. Noch nie hatte er Bodo so gesehen. Selbst in Little Guantanamo war er wie ein Fels in der Brandung; ein Fels, an den sich viele geklammert hatten. Und Jahre zuvor waren sie gemeinsam im Öl, im Dreck, im Schlamm, im Wind und in der Kälte gestanden. Auch dort war er der Fels gewesen. Viele Aktivisten suchten seine Nähe, um ein Wort des Trostes zu hören. Nur, um kurz seinen starken Arm auf ihren Schultern zu spüren, von ihm kurz gestreichelt zu werden. Nie hätte es sich Marco vorstellen können, dass dieser Hüne von Mann, sein Bodo, das Idol, das Ideal von hunderten Aktivisten - hätte weinen, große und dicke Tränen weinen können. Dieser Mann war sein Freund. Nein, er war mittlerweile mehr für ihn; viel mehr. Das traf auch auf Ole und viele andere Aktivisten zu. Für Ole war dieser Mann sogar sein Gott. Oh Gott, wenn Ole dies jetzt sehen würde …

      Marco saß wie angewurzelt. Er hatte das Gefühl, dass seine Beine und Arme plötzlich tonnenschwer wurden. Doch in diesen Minuten konnte und durfte er seinen Freund nicht allein lassen. Er raffte sich auf und ging zu ihm. Er nahm Bodos Arm, legte ihn über seine Schulter, und lehnte sich an dessen Brust.

      So standen sie viele Minuten.

      »Bevor wir aufgeben, nehmen wir so viele mit, wie es nur geht. Das sind wir uns und der Schöpfung schuldig«, sagte schließlich Marco. Er war selbst von seinen Worten und vor allem über die Art, wie er sie sagte, erschrocken.

      Der letzte Satz war für Bodo entscheidend gewesen. Langsam und gedankenverloren strich er nun über Marcos Haar.

      »Aber es sind so viele. Und es werden immer mehr, mein Freund. So viele Kugeln gibt es gar nicht, die wir bräuchten, um diese herrliche Schöpfung zu retten.«

      Marco begann Bodo hart zu schütteln.

      »He Bodo. In ein paar Tagen treffen über hundert Menschen hier ein. Sie kommen nur, weil du sie darum gebeten hast. Sie wollen zu dir aufschauen. Sie wollen von dir wissen, was sie tun sollen. Du darfst sie nicht enttäuschen. Zuhause können wir ja dann beraten, wie es künftig weitergehen soll.«

      Bodos Körper straffte sich urplötzlich. In seine wasserblauen Augen kehrten wieder Kraft und Glanz zurück. Mit seinen kräftigen Händen griff er nach Marcos Schultern.

      »Danke. Es tut gut, einen Freund wie dich zu haben.«

      Kapitel 12

      Der Kampf sollte bereits am darauffolgenden Tag in die nächste Runde gehen.

      Marco war ein wenig darüber verärgert, dass Bodo ihn bat, hier in den beiden Hotels die Stellung zu halten, wie er es nannte.

      Doch wenn der IT-Spezialist gewusst hätte, wie der Ausflug dieser Crew verlaufen würde, wäre er Gott dankbar dafür gewesen, sich hier in den Hotels zu langweilen.

      Unmittelbar nach dem Frühstück brach eine streitbare Crew mit Bradlys Yacht auf: Bradly, Bodo, Ole, Nuncio, Umberto, Paco, Tajo und Julio.

      Ihr Ziel war die kleine Stadt Venice im Mississippi-Delta. Sie wollten erkunden, wo im Delta sie am Sonntag oder spätestens am Montag Hilfe leisten konnten. Allen Berichten zur Folge würde dann die braune Brühe in das Delta vorgedrungen sein.

      Der Sturm sollte so stark werden, dass alle ausgebrachten Barrieren wie Spielzeuge weggeschleudert würden. Am Dienstag sollte es allerdings wieder windstiller werden.

      Als Marco sah, was Bradly und Ole in die Yacht schleppten, war er beruhigt und beunruhigt zugleich. Er kannte die Futterale von der Aktion in Labrador. Dieses Mal waren sie allerdings in Tarnfarben gehalten. Für ihn gab es keinen Zweifel: In einem dieser Futterale befand sich wieder eine todbringende M82.

      Bradly

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