Bodos zornige Seele. Kurt Pachl

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Bodos zornige Seele - Kurt Pachl

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      »Verdammt. So eine Scheiße«, murmelte er leise. »Und das soll jetzt alles klebrig und braun werden. Tote Fische, tote Vögel …«

       Er sollte zum Teil recht behalten. Für alle Inseln sollte bereits am 23. Juni ein Bade- und Fangverbot verhängt werden; auch für die Berufsfischer. Der weiße Sand würde zwar nicht durchgehend hässlich braun werden; jedoch voller großer Ölklumpen.

      Eine halbe Stunde steuerte Bradly die Yacht südwärts. Erst als sie kurz vor North Chandeleur Islands waren, fand er seine Sprache wieder.

      »So, wir sind jetzt hier nicht mehr im Bereich Mississippi. Die Chandeleur Islands sind der östlichste Punkt von Louisiana. Das hier ist der nördlichste Teil der insgesamt sieben Inselgruppen mit einer Länge von neunzig Kilometern. Unmittelbar hinter diesen Inseln in westlicher Richtung befinden sich die Inseln des Breton National Wildlife Refuge. Dieses Gebiet ist unheimlich wichtig als Zugvogel-Station. Manchmal sieht man hier viele Millionen Vögel. Alle Inseln sind seit einem Hurrikan im Jahre 1915 unbewohnt. Im Nationalpark gibt es viele herrliche Wald- und Sumpfgebiete. Ein Märchen für Naturliebhaber und vor allem für Ornithologen.«

      »Wie sieht es eigentlich viel weiter westlich aus? Ich denke da an das Gebiet mit den vielen Inselchen vor New Orleans«, unterbrach ihn Bodo.

      »Ich habe mir das einmal auf der Landkarte angeschaut.«

      »Ja, das wäre natürlich auch äußerst interessant zu sehen«, antwortete Bradly. »Aber das schaffen wir diese Woche nicht mehr. Du meinst bestimmt das Gebiet »St. Bernard« mit den Bay Boudreau, Morgan Harbour und der Eloy Bay. Das ist vor allem ein fast völlig unüberschaubares Reich mit vielen kleinen flachen Inseln; ein Marschgebiet, wie es nur wenige auf dieser Erde gibt. Dort wäre eine Ölkatastrophe besonders fatal. Dieses Gebiet zu säubern, ist schlichtweg unmöglich. Das Öl würde dort über zwei Generationen nicht abge­baut werden. Die Auswirkung auf viele seltene Vogelarten wäre unvorstellbar.«

      Als sie die Hauptinsel Chandeleur passiert hatten, bog Bradly rechts in das Breton National Wildlife Refuge ein. Weiter südlich erstreckte sich das Mississippi-Delta mit dem Delta National Wildlife Refuge. Dieses Gebiet wurde in den letzten Jahrzehnten von großen Hurrikanen heimgesucht. Ursprünglich gab es nur eine Breton-Insel. Nach dem Hurrikan Opal 1995 teilte sich diese Insel in zwei Teile auf, und nach dem Hurrikan Georges 1998 entstanden sogar drei Inseln.

      Auf der südlichsten Insel ging Bradly vor Anker. Hier wollte er auf der Yacht übernachten. Der Wind wehte von Süden. Es war noch angenehm warm. Die vier Männer machten es sich auf dem Achterdeck bequem. Von dort aus hatten sie einen herrlichen Blick auf die Insel. Die Hochzeitsstimmung von vielen hunderten braunen Pelikanen erfüllte die Luft. Über der Insel waren tausende von unterschiedlichen Vogelarten unterwegs. Die Brutzeit hatte vor einigen Wochen begonnen.

      Bradly, der noch am frühen Nachmittag vor Lebensfreude gesprüht hatte, war in sich versunken. Der erste Schock war abgeklungen. Nun begann der bisherige Lebemann, die neue Situation zu verarbeiten. Jetzt erst, ohne seinen gewohnten Alkoholspiegel, wurde ihm das ganze Ausmaß der Katastrophe voll bewusst.

      Allen war, als ob sie eine große Uhr ticken hörten. Wenn Bodo die Augen schloss, sah er eine große braune Welle herannahen; begleitet von einem süßlich-modrigen Geruch. Sie hatten nur noch wenige Tage, diese Schönheiten zu genießen. Eine große Unruhe und Traurigkeit schlich sich in alle Glieder und in die Seelen der Männer. Lange Zeit saßen sie und ließen den Abend mit all diesen vielen Vogelstimmen auf sich einwirken. Sie gingen kurz nach Sonnen­untergang in ihre vornehmen Kojen, da sie am darauffolgenden Tag frühzeitig weiterfahren wollten.

      Noch vor sieben Uhr saßen sie am nächsten Morgen beim Frühstück. Das Kreischen der Vögel hatte sie aufgeweckt. Bodo war mit dem Beiboot bereits auf die Insel gefahren, um Aufnahmen zu machen. Die braunen Pelikane ließen ihn bis auf wenige Meter heran. Er hatte in der kurzen Zeit hunderte von Aufnahmen gemacht, und dabei entdeckt, dass er sich fast so euphorisch verhielt wie Ewald. Zunehmend konnte er seinen Freund verstehen.

      Bradly wollte gegen 7:30 Uhr die Anker lichten. Er hatte angeraten, ein möglichst rasches Frühstück einzunehmen. Bis auf Bodo, der noch von den Impressionen auf der Insel schwelgte, waren Ole, Marco und Bradly einsilbig.

      Plötzlich hörten sie von links ein Geräusch, das rasch näherkam.

      Bodo und Bradly wussten sofort, dass es sich um einen Reiher oder um einen Pelikan handeln musste. Jetzt sahen sie ihn. Es war ein Brauner Pelikan. Die vier Männer trauten ihren Augen nicht, als der Vogel mit dumpfem Flügelschlag auf dem Geländer der Reling zur Landung ansetzte. Er saß nun da, und blickte die Männer keck und neugierig an.

      »Ein Jungvogel?«, fragte Marco leise.

      »Nein«, flüsterte Bradly.

      »Das ist ein Altvogel. Der hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Wenn Pelikane als Jungvogel von den Touristen mit kleinen Fischchen gefüttert wurden, können sie enorm zutraulich sein. In den Fischerhäfen hier haben sich viele Pelikane darauf eingestellt, gefüttert zu werden. Vor allem, wenn sie alt sind.«

      Bodo wandte sich an Marco.

      »Reich mir meine Kamera von dort drüben. Vorsichtig. Langsam. Keine schnellen Bewegungen.«

      Der Pelikan schien keine Eile zu haben. Bodo hatte ausreichend Zeit, die optimalen Kameraeinstellungen vorzunehmen. Er blickte durch den Sucher. In diesem Augenblick hatte er das Gefühl, Ewalds Stimme zu hören.

      »Mache zuerst eine Nahaufnahme vom Kopf. Blende 2,8. Konzentriere dich auf die Augen. Die sind am wichtigsten.«

      Im Verhältnis zur Kopfgröße hatte der Pelikan kleine Augen; runde Augen. Doch die Iris leuchtete wasserblau. Die Pupille stach dagegen dunkelblau, fast schwarz hervor. Bodo war fasziniert.

      »Jetzt den ganzen Vogel«, hörte er Ewald. »Nimm Blende 3,5. Du musst ihn freistellen. Aber die Augen müssen trotzdem scharf herauskommen. Und danach stelle auf Automatik. Geh auf Nummer sicher. Dann bekommst du auch den blauen Himmel mit drauf. Die Sonne hast du im Rücken. Das ist optimal.«

      Bodo konnte seinen Jugendfreund von Aufnahme zu Aufnahme besser verstehen.

      »Ich war ja einige Zeit im Fernen Osten«, hörte Bodo Bradlys Stimme. »Ein Buddhist hätte jetzt vielleicht gesagt, dass das dort die Seele von deinem Ewald in einer anderen, neuen Gestalt ist. Wer weiß.«

      In diesem Moment hob der Pelikan ab, und ruderte mit großen Flügelschlägen auf die Insel zu.

      Marco sah Bodos Blick.

      »Du hast ihn mit deinem blöden Gequatschte verjagt«, fauchte er Bradly an.

      Bodo hatte sich rasch gefangen.

      »Das hier war vielleicht ein Zeichen für uns«, flüsterte er nachdenklich. »Es bringt nichts, wenn wir in Depressionen verfallen. Wir brauchen Mut, Zuversicht und Kraft. Schaut euch das hier alles an. Dafür lohnt es sich doch zu kämpfen. Ich für meinen Teil werde allen, die sich uns in den Weg stellen, die Zähne zeigen, und meine Krallen ausfahren.«

      Ole musterte Bodo nachdenklich und nickte zustimmend. Diese Art zu denken barg zwar Risiken in sich; aber sie gefiel ihm.

      Marco hatte inzwischen im Internet gesurft. »Es gibt keine gravierenden Neuigkeiten. Die Sprecherin der Küstenwache teilt mit, dass es keine Anzeichen eines Austretens von Öl aus dem Bohrloch gibt. Ist das nicht toll?«

      »Immer

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