Bodos zornige Seele. Kurt Pachl

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Bodos zornige Seele - Kurt Pachl

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wirst du dann jämmerlich verrecken. Keiner wird dir helfen.«

      Für Sekunden entstand eine beklemmende Stille. Bradly nahm schließlich die Hand von seinem Kinn. Er nickte und machte eine schuldbewusste Miene.

      »Du hast ja recht Bodo. Ihr habt euch sicher euren Kopf zerbrochen, während ich noch meinen Rausch ausgeschlafen habe. Ab heute wirst du mit mir zufrieden sein. Ab heute werde ich nichts mehr trinken. Ich schwöre.«

      Bodo ging auf Bradly zu. Dieser zuckte zusammen. Er erwartete erneut Prügel. Doch Bodo half ihm lediglich aufzustehen. Für ihn war dies eine wichtige Geste.

      »Okay. Ich nehme dich beim Wort«, polterte er barsch.

      Bradly wusste, dass Bodo keine weitere Antwort erwartete. Er ging mit gesenktem Kopf zum Frühstückstisch. Während des reichhaltigen Frühstücks kam Bodo gleich zum Thema.

      »Wir brauchen zehn Boote, Schöpfer, Plastikfässer, ausreichende Mengen großer Plastiksäcke. Na ja, du weißt ja, worauf es ankommt. Schaffst du das?«, fragte er barsch.

      Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern fügte leiser hinzu:

      »Wir brauchen noch eine M82, zwei Maschinenpistolen und einige großkalibrige Pistolen. Alle mit Schall­dämpfer. Nur zur absoluten Sicherheit. Sollten wir zu einigen Aktionen ge­zwun­gen sein, dürfen wir keinen Lärm machen.«

      Bradly verzog keine Miene. Er hatte Bodo vor einigen Tagen in Aktion ge­sehen. Seitdem wusste er, dass man Bodo um nichts auf der Welt unter­schätzen durfte, was bewaffnete Aktionen anbelangt. Deshalb nickte er nur kurz.

      Danach entstand eine fast bedrückende Stille.

      Bodo durchbrach diese Stille zuerst.

      »Bradly. Welche Gebiete sind aus deiner Sicht besonders schützenswert? Du kennst dich ja hier aus wie in deiner Westentasche.«

      Mit einer erleichterten Miene schob Bradly seinen Teller zur Seite.

      »Fest steht, dass das Mississippi-Delta das wertvollste Ökosystem im Süden der Vereinigten Staaten ist. Diese Gewässer sind extrem wichtig als Aufzuchtgebiete für Fische und Meerestiere aller Art. Rund 95 Prozent der US-Fischerei im Golf von Mexiko hängen von den Flussarmen und den Sümp­fen des Deltas ab. Es gibt dort unzählige flache Gewässer und ebenso viele kleine Inseln. Das sind ideale Kinderstuben von fast tausend Fisch- und Krus­ten­tierarten und von sehr vielen, zum Teil seltenen Vogelarten. Die Laich- und die Brutzeit hat gerade begonnen. Hohe Verluste würden sich über Jahrzehnte auswirken. Es wird fast unmöglich werden, die Uferbereiche der fein ver­zweigten Wasserläufe im Delta sowie die riesigen Marschen zu säubern. Absolute Priorität hat also, dass das Öl erst gar nicht in diese sensiblen Re­gionen eindringt. Eigentlich wäre es sinnvoll, den Verantwortlichen der Küsten­wache eine Aufgabenteilung vorzuschlagen. Vielleicht sollten wir die zuständigen Stabsstellen davon überzeugen, dass die offi­ziellen Organisationen für das offene Wasser zuständig sind. Alle Umweltor­ganisationen sollten dagegen im Delta, bei den Inselchen und den Marschgebieten zum Einsatz gelangen. Leute, die sich da nicht auskennen, richten mehr Schaden als Nutzen an.«

      Alle drei Männer waren erstaunt, wie schnell sich Bradly gefangen hatte und wie flüssig er plötzlich sprach.

      »Ich werde mich mit den wichtigsten Umweltorganisationen kurzschließen«, sagte Bodo. »Gleich morgen sollten wir mit der Küstenwache sprechen.«

      Bradly hob beide Hände.

      »Ich muss dich darauf vorbereiten, dass du mit den hiesigen Leuten von der Coast Guard nicht vernünftig reden kannst. Die sind beratungsresistent, dumm, arrogant und zumindest in dieser Gegend besonders korrupt. Sie haben die Macht und einen unendlichen Rückhalt. Hinter ihnen steht vor allem das von den Ölgesellschaften gekaufte MMS. Und dieser Verein hat wieder Rückhalt durch das Innenministerium. Die amerikanische Politik und die Ölmafia sind, besonders im Süden der Staaten, seit Generationen untrennbar miteinander verbunden.« Er runzelte die Stirn. „Wirst du bei diesem Gespräch eigentlich als Ewald oder als Bodo auftreten?«

      »Verdammt gute Frage«, antwortete Bodo. »In diesem Fall muss ich Bodo sein. Als Ewald wäre ich nicht glaubwürdig.«

      »Dann wissen die aber, dass Bodo im Lande ist«, warf Marco ein.

      Bodo zuckte mit den Schultern. »Ich werde situativ entscheiden, wie ich zu reagieren habe.«

      Ole musterte Bodo. Unmerklich. Es ging nicht darum, was Bodo gerade gesagt hatte. Wie er es gesagt hatte, ließ ihn aufhorchen.

      Sollte er mit Bodo sprechen? Ihn warnen? Nein, es war nicht seine Aufgabe, Bodo zu korrigieren. Aber ab dieser Sekunde war er auf der Hut.

      Jetzt galt es, besonders wachsam zu sein.

      »Wir werden in Zukunft kämpfen, wie wir noch nie gekämpft haben. Ungefährlich wird das Ganze mit Sicherheit nicht. Für Menschen, die sich unserer Sache in den Weg stellen, darf es künftig nicht mehr so lustig werden.«

      Die drei Männer sahen Bodo wortlos an. Keiner sagte ein Wort.

      »Bradly, was hältst du davon, wenn wir sofort aufbrechen?«, fragte Bodo. »Wie wäre es mit folgender Route: Gulf Island National Seashores, Chandeleur Island, Delta National Wildlife Refuge, kurz in die Passe des Mississippi-Deltas, Venice, Bastian Bay, Barataria Bay, Jeffersen Plaquemines, Grand Isle und Port Fourchon. Schaffen wir das bis Samstagvormittag?«

      Bradly schnellte aus dem Stuhl.

      Seine Augen begannen zu glänzen.

      »Eine ganze Menge halte ich davon. Aber zeitlich wird das knapp.« Er ruderte mit den Händen. »Aber jetzt muss ich rasch einige Sachen organisieren.

      Bodo lachte.

      »Von mir aus kannst du aber noch zu Ende frühstücken.«

      »Ach was«, grinste Bradly. »Ich muss sowieso etwas abspecken, hat mir gestern eine hübsche Lady gesagt.«

      Marco klopfte Bradly auf die Schulter: »So fängt es an. Zum Schluss bleibt dir nur noch die Rothaarige. Wie hieß sie gleich wieder?«

      Vier Stunden später brachte Bradly die Yacht am Strand von Petit Bois vor Anker, eine der sieben Inseln des Gulf Island National Seashore. Die Inseln dieses Nationalparks sind wie natürliche Barrieren der Südküste von Mississippi, Alabama und am westlichsten Zipfel von Florida vorgelagert.

      Bradly sprudelte vor Lebensfreude. Als Jugendlicher hatte er oft viele Tage oder Wochen auf diesen Inseln verbracht, welche nur per Boot erreichbar waren. Nirgendwo hatte er später einen weißeren Sand gesehen. Auch heute war der Strand menschenleer. Es gab mittlerweile zwar einige sehr gut ausge­baute Campingplätze und einige ausgewiesene Gebiete, wo wildes Campen erlaubt war. Aber heute konnte man sich dem Reiz der Abgeschiedenheit und Stille nicht entziehen. Dieses Paradies zeichnete sich vor allem durch seine großen Dünen und windzerzausten Kiefern aus.

      Langsam tuckerten sie anschließend an Sand Island, East Ship Island, West Ship Island und der kleinen Cat Island vorbei. Bradly erzählte ununterbrochen von seinen Jugenderlebnissen. Auf allen diesen Inseln war er in seiner Jugend mit seinen Freunden gewesen; hatte gebadet, große Fische gefangen, gegrillt und darüber die Zeit vergessen. Alle seine Freunde waren vom gleichen Schlag gewesen. Sie machten sich keine Gedanken, welche Strafen zuhause auf sie warteten. Deshalb blieben sie oft zusätzliche Tage länger. Dann

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