Bodos zornige Seele. Kurt Pachl

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Bodos zornige Seele - Kurt Pachl

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Gesetze ermöglichten es ihnen, noch weniger Steuern zu entrichten und noch mehr Geld beiseitezuschaffen. Niemand sollte nur annähernd eine Chance haben, einen eventuellen Krieg gegen sie zu gewinnen – falls überhaupt jemand auf diese abstruse Idee kam.

      Wer in den Olymp dieser Konzerne aufgenommen wurde, hatte es geschafft. Hier gab es keine Demokratie. Hier gab es nur das ungeschriebene »Gesetz der Märkte«. Banken, Versicherungen, viele Mittelständler bis hin zu Rentnern investierten zunehmend in Aktien und obskuren Fonds mit übermächtigen Schattenbanken. Die Aktionäre lechzten nach immer höheren Renditen. Sie legi­mitierten damit indirekt die neuen Götter, immer risikoreichere Strategien zu verfolgen. Diese Götter wurden gefeiert, und diese Kaste konnte sich selbst schwin­delerregende Einkommen verschaffen. Der Gradmesser ihrer Erfolge waren die Aktienkurse.

      Und diese Götter konnten sicher sein, dass keine Haftstrafe auf sie wartete, sollten durch ihre Entscheidungen - direkt oder indirekt - viele Menschen verunglücken … oder gar ihr Leben lassen müssen. Sie hatten stillschweigend alle Legitimationen, wenn sie Urwälder rodeten, wenn sie Meere und Sümpfe verseuchten, wenn sie Lebewesen quälten und Gottes Schöpfung in einer unvorstellbaren Zahl und Geschwindigkeit vernichteten - für alle Zeiten. Zur Not hatten sie ein riesiges Heer an hochbezahlten Rechtsanwälten. Die Aufgabe dieser seelenlosen Götterboten bestand darin, Schlupflöcher zu finden, oder sich im Extremfall Zeit zu kaufen; Zeit, die kein Gegner überlebte. Sollten die neuen Götter sich verschätzen, wurden sie lediglich aus diesem Reich ausgespien; oftmals nur für eine kurze Zeit. Als »Trostpflaster« erhielten sie hohe Abfin­dungen und Pensionen.

      So funktionierte das System der neuen Götter auf dieser zunehmend geschundenen Erde.

      Die Liste der Ölkatastrophen weltweit wurde immer länger – und die Schä­den immer größer. Bodo war zu vielen dieser Katastrophen geeilt. Zusammen mit hunderten und oftmals tausenden Helfern hatten sie das Leben von Millionen Vögeln und Säugetieren zu retten versucht - und Strände zu säubern. Sie schwitzten und froren. Sie klammerten sich verzweifelt aneinander. Sie weinten, beteten und fluchten. Sie wurden in Krankenhäuser eingeliefert und verloren später ihre Jobs, weil ihre Hände oder Lungen verätzt waren. Viele wurden geschlagen und in Gefängnisse gesteckt. Bodo hatte dies alles am eigenen Leib miterlebt und durchlebt; war durch viele Höllen gelaufen.

      Kapitel 8

      21. April 2010. Die Wettergötter hatten am Abend zuvor offensichtlich kein CBS geschaut. Die Sonne strahlte, und es wehte ein sanftes Lüftchen aus Südost.

      Bodo, Marco und Ole saßen bereits seit sieben Uhr im Frühstücksraum. Viele Gäste waren zu Angeltouren aufgebrochen. Sie wussten, dass dies momentan eine saublöde Idee war. »Weiß der Teufel, ob wir das die nächsten Jahre hier noch können«, sagten sie im Hinausgehen.

      Jetzt waren die drei Männer allein. Marco berichtete, dass die »Deepwater Horizon« noch brannte. Die Löschschiffe hatten mit dem Einsatz begonnen. Riesige Wasserfontänen machten sich gut für einige Flugzeuge mit Foto-Reportern, welche es geschafft hatten, den enggeschnürten Gürtel der Küstenwache zu durchbrechen. Das heiße Flammenmeer zerstäubte das Wasser, noch bevor es seine Wirkung entfalten konnte.

      Bodo und Ole waren sich sicher, dass die ersten Ölteppiche in zwei bis drei Tagen an Land schwappen würden. Dann war jede fachkundige Hand gefragt. Es musste dann situativ entschieden werden, wo ihre Hilfe für die Erhaltung und Rettung der Schöpfung am notwendigsten war. Höchstwahrscheinlich würden die ersten Ölschwaden oder Ölteppiche in das hochsensible Mississippi-Delta eindringen.

      Marco hatte im Internet recherchiert. Allein die Küstenwache von Louisiana mit dem Headquarter in Grand Isle war für 250 Quadratkilometer Wasserfläche zuständig. Bodo kannte die Amerikaner. In einigen Tagen würde es an der Südküste des Golfs von Mexiko aussehen wie in einem Kriegsgebiet. Amerikaner liebten Materialschlachten. Ob und welche dieser Maßnahmen sinnvoll, hilfreich oder gar kontraproduktiv sein würden, war zunächst einmal zweitrangig. Es war auf alle Fälle gut für die Presse.

      Bodo wollte möglichst viele Helfer vor Ort haben, auf die er sich verlassen konnte. Im Laufe der letzten fünfzehn Jahre hatten er, Ole und Marco an vielen Einsätzen auf der ganzen Erde teilgenommen, und hierbei enge Freundschaften geknüpft. In den letzten Jahren wuchs Bodo zu einer akzeptierten, charis­matischen Persönlichkeit heran. Jeder, der von ihm gebeten wurde zu kommen, würde sich dieser Bitte nur dann entziehen, wenn wirklich triftige Gründe dage­gen standen. Für Bodo war es selbstverständlich, dass er für alle Kosten aufkommen würde. Als Achtzehnjähriger hatte er ein riesiges Vermögen geerbt und beschlossen, dieses für den Schutz der Schöpfung einzusetzen. Marco war sein Koordinator und alle kannten Bodos IT-Genie.

      Mit seinen beiden engsten Freunden beratschlagte Bodo nun, welche Personen kontaktiert werden sollten. Benötigt wurden Biologen, Ärzte, Sicher­heitskräfte und IT-Spezialisten.

      Bodos Instinkt riet ihm, für diesen besonderen Fall vor allem auch furchtlose Männer vor Ort zu haben, denen man sofort ansah, dass diskutieren für sie keine Option war. Für körperliche und seelische Wunden mussten weitere Experten anwesend sein. Alle eingeladenen Aktivisten konnten und sollten neue Helfer mitbringen. Das hatte sich in den letzten Jah­ren bewährt. Nur so erweiterte sich der Kreis zuverlässiger, belastbarer und hochmotivierter Mitstreiter zum Schutze der Schöpfung. Bodo rechnete mit min­destens einhundert Personen, die er zu seiner Gruppe zählen konnte. Viele Umweltorganisationen würden ebenfalls ihre Trommeln rühren. Marco zog sich auf sein Zimmer zurück, um die festgelegten Personen zu kontaktieren. Bodo und Ole besprachen unterdessen strategische und taktische Themen.

      Gegen elf Uhr kam Marco in den großen Speiseraum zurück.

      »Die meisten Aktivisten und Helfer können erst zum Wochenende hier sein. Fast alle werden kommen.«

      Wenige Minuten später tauchte Bradly auf. Dieser 195cm große Mann war nur noch ein Bild des Jammers. Ganz offensichtlich war er in der Nacht auf­gewacht, und hatte eine noch größere Menge Whiskey nachgeschüttet. Seine Augen waren noch glasig, und jeder Schritt schien ihm schwerzufallen. Vor dem Tisch blieb er stehen, und blickte wie ein kleines Kind hilfesuchend die drei Männer an.

      Bodo ging auf den armen Burschen zu. Die Augen von Ole verrieten, dass er zum ersten Mal nicht wusste, was jetzt passieren würde. Nachsicht hatte Bradly nicht zu erwarten.

      Es ging blitzschnell. Bodo war ein Athlet. Und er hatte eine gefürchtete Rechte. Es war nur ein Schlag. Dieser hob Bradly fast aus den Schuhen. Er tor­kelte rückwärts, wurde von der Wand gebremst, sackte dort in die Knie, und tastete mit der rechten Hand sein Kinn ab.

      Mit weit aufgerissenen Augen blickte er Bodo fragend und entsetzt an.

      Ole und Marco warteten gespannt, was noch folgen würde.

      Bodo beugte sich breitbeinig nach vorn.

      »Werde endlich erwachsen«, schrie er.

      »Was ist aus dir geworden? Früher warst du ein Mann, ein richtiger Mann. Du warst in der Army. Mensch, du hast viele Auszeichnungen erhalten. Wie oft hast du dem Tod in die Augen geschaut? Und jetzt … sieh dich an! Jetzt bist du ein Waschlappen, ein Weichei. Jetzt bist du dekadent - wie die meisten Typen in diesem schönen, aber versauten Land. Du denkst nur mit deinem Schwanz. Wahrscheinlich hast du bereits die Hälfte deines Gehirns weggesoffen. Vor einigen Tagen habe ich dir gesagt, dass du mit der Sauferei aufhören sollst. Ich kann deine Ent­schuldigungen nicht mehr hören. Und dein weibisches Gewimmere auch nicht mehr. Ab jetzt wird gearbeitet und gekämpft. Gebrauche auch langsam wieder dein Hirn. Wenn es dir schon nicht um die Zukunft unserer Schöpfung geht, so solltest du zumindest um deine eigene Zukunft kämpfen. Wenn du

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