Mit der Wut des Überlebens. Lars Gelting

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Mit der Wut des Überlebens - Lars Gelting

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in die Öffnung, aus der er den Beutel hervorgehoben hatte, ohne die Hand herunter zu nehmen. „Da liegen noch mindestens drei Beutel. Wenn die alle das Gleiche enthalten …!“ Er nahm die Hand herunter, ließ die Geldstücke zurück in den Beutel fallen, verschloss ihn wieder und wandte sich dann erneut der Öffnung zu. Nacheinander hob er ein Brett nach dem anderen ab und setzte sich dann kopfschüttelnd auf seine Fersen zurück.

      „Warum hat der Mann nur weiterhin seinen Kopf hingehalten? Das ist mehr, als man in einem Leben erwirtschaften kann!“

       Weil er es aussprach, pflichtete sie ihm still bei, sah jedoch schweigend und fassungslos auf drei Tongefäße herunter, die einen Großteil der Öffnung ausfüllten. Tief in den Boden eingelassen, sahen sie nur mit dem gewölbten Rand heraus und waren bis zu diesem mit den Beuteln gefüllt, das heißt, im dritten Gefäß fehlte noch die obere Schicht von drei Beuteln. Sie wandte den Kopf, blickte direkt in das Gesicht des Einsiedlers, der sie offenbar mit fest zusammengepressten Lippen beobachtet hatte, besorgt, ratlos, „Wofür braucht man so viel Geld?“

       Was sollte sie antworten? Sie schwieg, nachdenklich. Unsicher dann: „Ihr habt es selbst gesagt, Johannes wollte nicht mehr abhängig sein, wollte frei sein.“

       Er zog die Lippen nach unten, geringschätzig, zuckte mit den Schultern, „Ich habe kein Geld, gar nichts! Und ich bin nicht weniger frei, als die Tiere des Waldes. Um frei zu sein braucht man besser kein Geld.“

      „Aber es kann auch nicht jeder so leben wie ihr!“ Moshe sagte es bestimmt, mit einem unüberhörbar ärgerlichen Unterton und erhob sich dabei aus seiner knienden Haltung. „Ich denke nur darüber nach, wie wir solch eine Menge hier unauffällig wegtransportieren wollen.“ Er sah zurück zur Burg, überflog rasch die Umgebung.

       Der andere neben ihm folgte seinem Blick, nickte ruhig, „Mit solch einer Menge Geld im Rücken wollte ich nicht übers Land fahren. Ich hätte ständig Sorge, es würde die Halunken anlocken wie Schmeißfliegen.“

       Moshe sah ihn gerade heraus an, verstand nicht, „Wie sollte es das? Ist doch nichts anderes, als hätte ich Stroh oder Rüben auf dem Wagen, sie wissen es doch nicht, dass ich da irgendwo Geld auf dem Wagen habe!“

      „So richtig eingefleischte Halunken können Geld vielleicht riechen, oder sie haben ein Gespür! Ich würde mir das jedenfalls so vorstellen.“

       Moshe zog grinsend die Mundwinkel nach unten, schüttelte den Kopf, „Wenn das so wäre, dann brauchten diese armseligen Hungerleider ja nicht immer wieder ihren Kopf für ein paar Groschen riskieren. Sie wären in der Mehrzahl längst reich. Geld ist genug unterwegs! Sie erkennen es eben nicht!“…

      2. Teil Ein übel riechendes Vermächtnis

      „Uiih“ Quiekend und mit einer hastigen Bewegung zog Margret ihr zuvor ausgestrecktes Bein an, wischte dabei erschrocken einen großen, glühenden Holzspan zurück in die Glut, von wo er gerade zuvor mit lautem Knacken zu ihr herüber gesprungen war.

      „Gut hast du das gemacht!“ Eben noch ganz ernst blitzte Thereses jetzt humorvoll zu ihr herüber, während sie den restlichen Inhalt ihres Bechers auf den Boden tropfen lies.

      „Was habe ich gemacht?“ Erschrocken, fragend, ihr Schienbein reibend, sah Margret sie an, lachte dann aber im nächsten Augenblick laut auf: Franz, neben Therese sitzend, erhob sich langsam auf die Knie, zog mit spitzen Fingern seine im Schoß und am Oberschenkel durchnässte Hose von der Haut.

      „Gut gemacht, ja!“ Franz sah zu ihr herüber, gespielt ärgerlich, den Schalk in den Augenwinkeln.

      Als wäre es unten in der Gegend des Bauchnabels entstanden, sprang Margret ein tiefes, sattes Lachen aus dem Hals, während sie ihren Kopf übermütig nach hinten warf und dabei irre schnell über ihre Schienbeine rieb.

      „Setz dich ruhig wieder hin, mein Junge! Wir halten hier dicht! Wir erzählen das nicht weiter!“ Zita hatte ihn nur über ihre Schulter hinweg betrachtet, sagte das, ohne ihre verschrumpelte Miene zu verziehen, während Margret ihn immer noch breit lächelnd ansah.

      „Ja ja, macht mich nur zum Dussel! Das gefällt euch!“ Er schaute immer noch ärgerlich drein, ließ dem Schalk aber schon mehr Raum und griff nach Thereses Becher, „Ich füll dir nach. Aber achte auf Margret, die hat scheinbar ihre Glieder nicht in der Gewalt!“

      Margret lachte wieder ihr tiefes Lachen, zeigte mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger auf seine Hose, „Du aber wohl auch nicht!“

      „Sag mal,“ Mikola sah hinter Zitas Rücken herüber, bemühte sich wieder ernst zu sein, „du hast vorhin gesagt, Johannes hätte es geschafft und wäre vermögend und frei aus dem Krieg zurückgekommen. Hatte er denn wirklich so viel Geld dort in dem Grab zusammen getragen?“

      Sie rührte mit dem Holzspatel ruhig und ausdauernd ihren Honig in das heiße Wasser, nahm langsam und bedächtig einen Schluck, und fast sah es so aus, als wolle sie die Stille, das Innehalten, welches sich plötzlich im Zelt ausgebreitet hatte, nicht durchbrechen, wolle gar nicht antworten. Als sie ihn endlich ansah, waren ihre Augen ernst. So ernst, als wollten sie leugnen, vor einem Moment noch gelächelt zu haben.

      „Siebenundzwanzig Beutel lagen in dem Grab! In jedem Beutel waren genau vierhundert Florentiner, Gulden oder Golddukaten.“

      Für einen Augenblick sagte niemand etwas, schaute sie nur jeder an, unbeweglich, wie eingefroren, horchte dem Klang des Gesagten noch einmal nach.

      „Das haben wohl nur wenige geschafft! Wirklich! …“

      Mikola legte sich wieder ruhig zurück auf seine Ellbogen, sah sinnend auf die gegenüberliegende Zeltwand. „Wirklich! Zu dumm! Das hätte gereicht!“

      „Mein Gott! Wo lässt man so viel Geld?“ Franz setzte sich ruhig wieder hin, sah sie von der Seite an, beeindruckt, fassungslos. Nach einer Pause dann, in der nur das leise Schaben der Holzspatel in den Bechern zu hören war, „Vermutlich kann man siebenundzwanzig prall gefüllte Geldbeutel nicht gut in seinem Bett unterbringen.“

      „Im Bett? Soviel Geld unterm Hintern macht unruhig. Außerdem wäre das auch ziemlich ungeschickt. Selbst du würdest ja drauf kommen. Nein: Izaak Goldberg hat das Geld für mich in Sicherheit gebracht.“

      „Über zehntausend Gulden!“ Sein Gesicht fror förmlich ein, mit geöffnetem Mund, in absolutem Unverständnis.

      „Ich glaube, ich hätte so viel Geld auch nicht aus der Hand gegeben.“ Margret sah sinnend zu ihr herüber, „Ich hätte es immer sehen müssen, um zu wissen, dass es noch da wäre.“

      „Hm!“ Therese sah hinüber zu Mikola, „Und Johannes glaubte, viel Geld würde frei machen.“

      „Na ja,“ Auf den Ellenbogen abgestützt sah er zu ihr herüber, „das wird wohl auch so sein, denke ich. Zumindest musst du dir nicht von jedem der Herren was sagen lassen und vor ihnen buckeln!“

      Einen Moment lang sah sie ihn nachdenklich an, die Augenbrauen hochgezogen, nickte ruhig und bestätigend, „Schön wäre es. Aber das Haben alleine nutzt dir ja noch gar nichts.“

      „Ho-ho! Das will ich aber wohl meinen, Mädchen! Wirklich! Wenn ich einmal so viele Goldfische haben sollte, dann kann ich auch davon leben!“ Bequem zurück gelehnt, reckte er ihr

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