Wounded World. Tessa Koch

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Wounded World - Tessa Koch

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durch, legt den Rückwärtsgang ein. Neben dem Wrack halten wir an, ich betrachte den Wagen, versuche ihn mit dem Bild aus meiner Erinnerung in Einklang zu bringen, dem Jeep, in dem Adam und Clarissa aufgebrochen sind. Ohne mich. Ich schnalle mich ab, will aus dem Transporter steigen, doch Liam hält mich fest. „Ich komme mit. Keine Widerrede.“ Unsere Blicke treffen sich, seine Augen voller Wut. Ich entreiße ihm meinen Arm, steige aus, ohne etwas zu erwidern.

      Langsam gehe ich auf das Wrack zu, betrachte die zersplitterten Scheiben, den verzogenen Rahmen. Die Türen stehen weit offen, der Airbag hat sich bei der Kollision mit dem Baum geöffnet, doch ich sehe kein Blut, keinen Menschen, ob lebend oder tot. Ich gehe einmal um das Auto herum, hocke mich dann vor den Parasiten hin, der unter den Rädern liegt. Sein Schädel ist zertrümmert, doch es ist nicht beim Aufprall passiert.

      „War’s das jetzt? Keiner ist hier, können wir dann weiterfahren?“

      Suchend blicke ich zwischen die Bäume. „Sie müssen hier irgendwo sein, Liam.“

      „Ja, vermutlich als wandelnde Tote! Sie haben einen verdammten Parasiten überfahren, was denkst du, wie groß ihre Überlebenschancen da waren?“

      „Aber er war unter dem Wagen eingeklemmt. Und sein Schädel ist eingeschlagen.“ Ich erhebe mich langsam, mein Blick ruht noch immer auf dem Wald. „Ich werde nachsehen, ob sie hier irgendwo sind.“

      Wieder fasst mich Liams Hand am Arm, dieses Mal fester als zuvor. „Wir werden jetzt nicht in diesem Wald nach irgendwelchen Hirngespinsten von dir suchen! Ich gehe nicht bei dem Versuch drauf, irgendwelche Arschlöcher aus Washington zu finden, die hier wahrscheinlich niemals lang gekommen sind!“

      „Schön, dann gehe ich eben alleine!“ Wieder entreiße ich ihm meinen Arm. „Wenn du dir so sicher wärst, dass sie es nicht sind, dann würdest du nicht so sein.“ Mein Blick ist kalt, so wie meine Stimme. „Wovor hast du Angst, Liam?“

      „Ich – ich habe keine Angst.“ Er schlägt die Augen nieder, schafft es nicht, mich weiterhin anzusehen. „Ich will nur keine kostbare Zeit verschwenden.“

      „Dann geh zurück zu den anderen, deine kostbare Zeit nutzen, während ich mich umsehe.“ Ich zücke die Harke, trete dann ohne ein weiteres Wort zwischen die Bäume. Hinter mir höre ich ihn leise seufzen, dann seine Schritte. Er folgt mir, egal wie wütend er auch sein mag, er will mich nicht alleine lassen.

      Leise schleiche ich durch den Wald, lausche auf irgendwelche Geräusche. Doch außer Liam hinter mir höre ich nichts. Die Harke erhoben gehe ich weiter, höre rechts von mir ein Rascheln. Ich fahre herum und sehe den Vogel, der unter einem Busch hervorkommt. Langsam lasse ich die Harke wieder sinken, hänge sie in meinen Gurt und entspanne mich etwas.

      Im nächsten Moment frage ich mich, was ich hier eigentlich tue. Clarissa hat mich damals niedergeschlagen, sie wollte mich nicht dabei haben, aus Angst, ich könne ihr Adam irgendwie wegnehmen. Und er … er ist nicht zurückgekommen. Was immer sie ihm auch erzählt hat, weswegen ich nicht bei ihr war, er hat es ihr einfach geglaubt, und ist dann mit ihr gefahren, fort. Und ich bin alleine dort zurückgeblieben, ohne Waffen, ohne Schutz. Ohne eine Chance.

      Ohne Liam wäre ich nicht einmal lebend aus Washington herausgekommen, er hat mir das Leben gerettet, mehr als einmal. Seit wir uns kennen ist er immer für mich da gewesen, hat sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, um mich nicht zu verlieren, immer und immer wieder. Und nun beharre ich darauf einer Vergangenheit hinterherzujagen, die unsere Mühen nicht wert ist, mehr noch, die Liam verletzt. Weil ich ihn und alles, was er für mich getan hat, somit in Frage stelle.

      Ich bleibe augenblicklich stehen, als mir diese Erkenntnis kommt. Er ist sofort neben mir, schaut in den Wald, vielleicht weil er denkt, dass ich etwas gesehen habe, dass mich so abrupt anhalten lässt. Doch außer meinen Fehlern sehe ich nichts. Ich wende mich ihm zu, nehme sein Gesicht fest in meine Hände. Die Verwunderung spricht aus seinem Blick, doch ich sehe auch Wärme, Zuspruch, Hoffnung, Zärtlichkeit in seinen grauen Augen.

      „Liam“, sage ich, sehe ihn an. „Du hast recht, ich bin einfach … blöd. Sie waren es nicht und selbst wenn, dann ist es mir egal. Sie zählen nicht, nicht mehr, denn ich habe jetzt dich. Es tut mir leid, dass ich dich dazu gedrängt habe. Wirklich.“

      Seine Hände legen sich auf meine, ziehen sie sanft von seinem Gesicht. Dann umfasst er sie fest. „Blondie, du bist die verrückteste, sprunghafteste Frau dieser Welt.“

      „Bei unserer jetzigen Welt könntest du vielleicht sogar recht haben.“

      Er lacht, kommt mir dann näher. „Aber es ist toll, dass du so bist, dass weißt du doch, oder?“ Er sieht mich an, sein Blick ist sanft, beinahe liebevoll. „Mach dir keine Gedanken, wir haben nachgesehen, uns auch hier im Wald etwas umgeschaut und jetzt können wir zum Transporter zurück und weiter, ohne dass wir uns fragen müssen, ob es nicht ein Fehler war einfach weiterzufahren. Es ist nicht schlimm.“

      „Und deine kostbare Zeit?“, werfe ich ein, lächle schwach.

      Er erwidert es. „Ist gut genutzt, denn ich bin hier. Bei dir.“ Sein Kopf legt sich leicht schief. Mein Herz schlägt auf einmal schneller, ich verstehe nicht wieso, weiß nur, dass es gut ist, richtig ist. Ich will ihm meine Hände entziehen, sein Gesicht berühren, seine warme Haut unter meinen Fingern fühlen. Ich will ihm nah sein, nicht weil wir so viel zusammen durchgemacht haben, nicht weil er einer der wenigen überlebenden Menschen dieser gottverlassenen Welt ist. Ich will ihm nah sein, weil er er ist.

      Doch ich komme nicht dazu, all das zu tun, zu fühlen.

      „Hallo? Ist da jemand?“ Wir fahren beide herum zu der Stimme, ziehen unsere Waffen. Ich sehe eine Gestalt zwischen den Bäumen, sie kommt auf uns zu, die Hände erhoben. Die Kleidung verdreckt und teilweise zerrissen, die Haut von Schrammen und Blutergüssen überzogen, tritt ein Mann zwischen den Bäumen hervor, langsam, vorsichtig, damit wir nicht schießen.

      Ich lasse meine Waffe sinken, starre den Mann einfach nur an. „Adam?“

      „Eve?“ Langsam lässt er seine Hände sinken. „Bist – bist du es wirklich?

      Ich will ihm antworten, auch wenn ich nicht weiß, was ich sagen soll. Da taucht eine weitere Gestalt zwischen den Bäumen auf. „Baby, wer ist – Oh mein Gott.“ Clarissa starrt mich an, ihr Mund öffnet sich leicht. Ich sehe die Fassungslosigkeit, das Entsetzen in ihrem Gesicht, ihren geweiteten Augen. In diesem Moment verstehe ich, dass sie mich nicht einfach nur außer Gefecht hat setzen wollen. Es ist ihr nicht darum gegangen, mit Adam zu fliehen. Es ist ihr nicht darum gegangen, mich in Washington auf mich alleine gestellt zurückzulassen. Ich begreife, dass Clarissa vorhatte, mich tatsächlich zu töten. Ich sehe es in ihrem Gesicht, in ihren Augen.

      Als mir diese Erkenntnis kommt, kommt auch die Wut, unglaublicher Hass. Binnen weniger Sekunden bin ich bei ihr, schlage ihr mit der Faust fest ins Gesicht. „Du verdammtes Miststück!“ Clarissa fällt hinten über, hält sich die Hände schützend vor den blutenden Mund. Doch ich werfe mich auf sie, will auf sie einschlagen, immer und immer wieder, bis sie sich nicht mehr rührt. Ich hole weit aus, will wieder zuschlagen, ihr die Knochen brechen. Da packt Liam meinen erhobenen Arm, zerrt mich von ihr herunter. Seine Arme schlingen sich fest um meinen Oberkörper. Während er mich von ihr wegträgt, trete ich in die Luft aus, zornentbrannt. „Du gottverdammtes Miststück! Du wolltest mich töten, du wolltest mich umbringen!“ Ich versuche mich Liam zu entreißen, schaffe es jedoch nicht.

      „Was zur Hölle ist in dich gefahren?“ Adam hat sich neben Clarissa in den Dreck geworfen, starrt mit geweiteten Augen zu mir auf. „Bist du jetzt völlig

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