Die Angelsächsin. Sabine Keller

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Die Angelsächsin - Sabine Keller

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nicht lange, aber Genaueres kann ich auch nicht sagen, wir werden abwarten müssen. Wenn Ihr mir sagt, wo Ihr zu finden seid, schicke ich einen meiner Matrosen zu Euch, sobald wir Anker lichten können.“

      „Wir sind im Gasthaus Le Cheval Noir abgestiegen. Hoffentlich dauert es nicht zu lange. Sind die anderen Passagiere Händler, die ihre Waren begleiten?“, wollte er dann wissen.

      „Nein. Sie sehen mir eher aus wie Söldner, bestenfalls. Landstreicher passt vielleicht besser, aber ich will niemanden beleidigen. Jedenfalls sind sie bis an die Zähne bewaffnet.“

      „Söldner!“ Robert und Duncan sahen sich erstaunt an. „Was wollen die in England? Zurzeit gibt es dort doch keine Gefechte, für die man solche bezahlte Kämpfer anheuern könnte. Na, vielleicht machen sie nur Heimaturlaub.“

      „Kaum, es sind Franzosen und Italiener“, gab Kapitän Brannock zurück. Seine Stimme klang jetzt ein wenig besorgt. „Meine Kollegen und ich dachten schon, der König plant womöglich einen Krieg mit Schottland oder Wales und wirbt deshalb Soldaten an. Einige von uns, so wie ich, sind Engländer und wir haben Angst um unsere Familien. Nichts für ungut, wir wollen natürlich nicht die Entscheidungen des Königs anzweifeln.“

      „Der König hat nichts dergleichen vor, das ist sicher“, beteuerte Duncan. „Und schließlich sind es doch nur fünf Mann, das reicht wohl kaum für einen Krieg.“

      Brannock war sichtlich erleichtert, schüttelte dann aber den Kopf. „Es sind nicht nur diese Fünf, die uns Kopfzerbrechen bereiten. Wie ich von anderen Kapitänen hörte, sind in den letzten Wochen schon öfters gut bewaffnete Männer hinübergefahren. Alles in allem wohl an die fünfzig.“

      Die Ritter sahen sich betroffen an. Das war allerdings eine ordentliche Anzahl. Und gewiss nicht in Henrys Auftrag, denn davon wären sie unterrichtet. Wer also stellte dann eine Streitmacht auf? Und warum? Da es nicht in des Königs Namen geschah, konnte es eigentlich nur gegen ihn gerichtet sein.

      „Ihr habt recht, irgendetwas geht da vor. Danke für den Hinweis, der König sollte das unbedingt erfahren.“

      Sie mussten diese Nachricht in London sofort an Henrys Justiziar, Richard de Lucy, weitergeben. Der würde sich dann schon darum kümmern, falls ihm nicht sowieso längst alles bekannt war. De Lucy war immer sehr gut über die Vorgänge im Lande informiert.

      Jedenfalls waren die Söldner im Augenblick nicht ihre Angelegenheit und die Ritter verabschiedeten sich schließlich. In ihrer Herberge gaben sie dem Wirt Bescheid, dass sie noch länger bleiben würden, dann streiften sie den Rest des Tages ziellos durch die lebhafte Hafenstadt, beobachteten das bunte Treiben und besuchten das eine oder andere Schankhaus. Als sie nachts wieder ihre Unterkunft aufsuchten, blies der Wind unverändert kräftig von Norden. Auch am nächsten Tag änderte sich vorerst nichts, erst am Abend hatte das Wetter ein Einsehen und der Wind schwächte ab und drehte schließlich.

      Für heute kam die Wetterwende allerdings zu spät. Ein schwerfälliges Handelsschiff im Dunkeln durch die ankernden Schiffe aus der Bucht zu manövrieren, war zu gefährlich. Also legten sie sich schlafen, packten aber vorher noch ihre Sachen zusammen, denn sie wollten am Morgen gleich bereit sein. Diesmal ließen sie auch ihre Kettenhemden und Waffenröcke im Gepäck, denn für eine lange Schiffsreise war ihnen ihre Schutzausrüstung zu unbequem und außerdem unnötig. Auf dem Segler war der Kapitän für die Sicherheit seiner Passagiere verantwortlich, also würden sie keine Kettenhemden zu ihrem Schutz brauchen.

      In aller Frühe kam dann auch der erwartete Bote des Kapitäns und bat sie, sofort an Bord zu kommen, da sie noch am Vormittag mit der Flut auslaufen würden. Endlich hatte die Warterei ein Ende! Die beiden bezahlten das Zimmer, holten dann ihre Pferde und gaben ihnen noch einmal ausgiebig Wasser. Einen Beutel mit Hafer für unterwegs hatten sie dabei. Schließlich folgten sie dem Matrosen in den Hafen zu einem tief im Wasser liegenden, flachen und geräumigen Segler, auf dessen Deck unzählige große Ballen und Fässer vertäut waren. Die gesamte Ladung war über eine einzige stabile, aber nicht sehr breite Rampe hinübergebracht worden, die von der Hafenmole zum Schiff reichte und auch die Ritter mit ihren Pferden mussten diesen Weg nehmen.

      Die anderen Mitreisenden befanden sich schon an Bord. Nachlässig lümmelten sich die unrasierten Männer an der Reling und begutachteten die Ankömmlinge, während Duncan versuchte, sein Pferd an Bord zu führen. Es war die erste Schiffsfahrt für den Rappen und er beäugte die schmale, bewegliche Rampe misstrauisch. Nur zögernd folgte er seinem Herrn und setzte sehr vorsichtig einen Huf nach dem anderen auf die Planke. Das Holz dröhnte auf, aber das Geräusch störte den Rappen nicht, er war an hölzerne Brücken gewöhnt. Plötzlich jedoch hob sich das Schiff unter einer leichten Welle und die Rampe bewegte sich mit. Das Pferd scheute ängstlich und drängte heftig zurück auf festen Boden. Duncan konnte das Tier nicht zurückhalten und wurde stolpernd mitgezogen.

      Die Zuschauer oben an Deck hatten ihren Spaß und machten derbe Späße auf Duncans Kosten. Sie hatten es vorgezogen, ihre Pferde lieber gleich zu verkaufen und hatten jetzt gut lachen.

      „Zieht den Gaul doch einfach eins über, dann wird er schon laufen“, kam die wohlmeinende Anregung von einem der Burschen.

      Duncan knurrte nur und überhörte den freundlichen Rat einfach. Er gehörte nicht zu der Sorte Männer, die auf Wehrlose einprügelten, egal ob Mensch oder Tier. Beruhigend sprach er auf sein Pferd ein und ließ ihm Zeit, sich an die fremde Umgebung zu gewöhnen. Er wartete die nächste Welle ab und versuchte es dann erneut. Diesmal ging Robert mit seinem erfahrenden Braunen als gutes Beispiel langsam voran und Duncan gelang es jetzt, sein zögerndes Tier hinterher zu bringen. Erleichtert atmete er auf und klopfte dem Rappen den Hals sobald sie das Deck erreichten. Das war ja noch recht gut gegangen. Vor den Augen der grinsenden Männer konnte er gut auf weitere Versuche verzichten.

      Höflich nickten die Ritter einen Gruß zu ihren Mitreisenden hinüber und folgten einem Matrosen, der ihnen zeigte, wo sie die Pferde an einer windgeschützten Stelle zwischen den Warenballen anbinden konnten. Sie nahmen den Tieren die Sättel ab und traten dann ebenfalls an die Reling und beobachteten die letzten Vorbereitungen zum Ablegen. Vom Heckaufbau winkte der Kapitän kurz grüßend zu ihnen hinunter, während sich an der Mole schon einige Seeleute abmühten, die dicken Haltetaue zu lösen. Sie ließen die Taue ins Wasser fallen, die schnell von anderen Männern an Deck gezogen wurden, und rannten über die Planke an Bord, bevor das Schiff zu weit von der Mauer abdriften konnte. Bis sie die Bretter hinter sich eingezogen und die Öffnung in der Reling geschlossen hatten, war das träge Schiff durch die Flutbewegung schon ein Stück abgetrieben und kam dann, durch ein schmales Segel angetrieben, langsam in Bewegung.

      Gefolgt von Möwen, die kreischend um die Masten schwebten, schob sich der plumpe Frachtsegler behäbig hinaus in die Bucht. Einzig darauf ausgelegt möglichst viel Ware zu transportieren, reagierte das schwere Schiff träge auf das Ruder und war in keiner Weise mit der schnellen und wendigen Seasnake des Königs zu vergleichen, die sie gerade in einigem Abstand passierten.

      Der König besaß nur dieses eine schlanke, elegante Schiff, da er eine schnelle Verbindung zwischen England und Frankreich benötigte. Eine Flotte für Kriegsfälle gab es nicht. Bei Bedarf, wie bei der Eroberung von Irland, hatte Henry Frachtkähne anmieten lassen, die sowohl Soldaten als auch Pferde und Ausrüstung über den Kanal zum Einsatzort transportiert hatten.

      Erst außerhalb der Bucht ließ Kapitän Brannock volle Segel setzen. Das Schiff neigte sich leicht zur Seite und kam mit schäumender Bugwelle in Fahrt. Langsam blieb die französische Küste hinter ihnen im Dunst zurück. Hier draußen war der Seegang etwas stärker als im Windschatten der Landzunge und der Segler rollte in den Wellen. Trotz des sonnigen Tages war es ziemlich kalt an Deck und die beiden Ritter zogen sich von der Reling zurück und setzten sich in den Windschatten zu ihren Pferden.

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