Paracelsus. Erwin Guido Kolbenheyer

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Paracelsus - Erwin Guido Kolbenheyer

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sulln ihme ihr Bluot versprützen gen den riehen Ludewig und die Franzosen! Warumb solln sie vor ihn das Bluot versprützen? Darumb alleinig, wil er ist Herr und Küng; mit deme Sold stohts jedannocht merklich letz. Den gueten Zuog machend die vom Adel, der Eidgenoß sollet aber sin Bluot davor geben. Der römesch Küng ist nit so dumb, der spannet üns in sin Gericht und presset den gemeinen Pfennig üns ab und möcht ünser Schwyzeraxt unde Spieß, das guete Bluot darzuo, daß er sin römesch Künghoffart krönit!“

      „Laß guet sin, Uli Enz, der römesch Küng ist in Niederlanden und hat ein ander Sorg“, rief Bombast.

      „Hei, do schrijets mir wohl vernehmlich us deme Winkel, Herr Wilhelm Bombast von Hohenheim, adligs Bluot unde Schwobenbluot! Do schmeckend wir wohl, worus der Wind weht!“

      Bombast stand auf.

      „Uli Enz, du sollt Husfrieden halten. Min Adel und Schwabenbluot sänd ehrlich und ficht mich ninder an, mit einer schwobschen Kunst üch fri Eidgnossen Leib und Seel heil und fest ze machen, so üer Bluot ist faul wordin, stinkend aus üren Beulen.“

      „Ünser Bluot ist nit foul. Aber des solltu gewiß sin: ab dem Rhin und am Bodensee soll viel schwobisch Bluot stinkend uf zem Himmel, daß ünser Herrgott möcht sin Nasen zuohaltin.“

      Bombast wollte erwidern, da legte der alte Ochsner seine Hand auf des Uli Enz Schulter.

      „Hie bin ich Husvater und ich verhoff, daß keiner nit möchti von mir gemahnet sin in diesen minen Wänden. Der dort, Wilhelm Bombast von Hohenhoim, ist min lieber Sühn und houset im Ochsnerhüsli.“

      Darauf trat Uli Enz freimütig an den Tisch und reichte Bombast seine Hand über die duftigen Küchli hinweg.

      „Satz dich und lang zuo, ouch will dir ünser Muotter ein Trunk Met reichen.“

      Rudi Ochsners Stimme klang belegt, da er den Kriegsboten einlud. Sie setzten sich wohl, aßen und tranken, aber sie wurden nicht frei. Der Uli Enz suchte seine Worte, denn er hatte immer wieder an verschluckten Flüchen zu würgen.

      In heller Freude war Uli Enz zu Hans Ochsner herübergerannt, als er den Bündner Boten die Nachricht abgefangen hatte. Er und Hans Ochsner waren einig, mit erster Gelegenheit gemeinsam zu reisen.

      Hans war nicht wieder an den Tisch gekommen. Er ging im Gadern auf und nieder, hörte kaum zu, als Uli Enz vorbrachte, was er von der hündischen Sache gegen Tirol wußte. Auch der alte Ochsner lauschte nur mit halbem Ohre. Er wartete auf das erste Wort von seinem Hans.

      Der trat nach einer Weile an den Tisch, trank aus Ulis Krüglein und sagte:

      „Wann willtu reisen, daß ich min Sach rüst.“

      Dabei brach heller Jubel aus seinen Augen, seine Zähne blitzten, er vermochte ein Lachen nicht mehr zu meistern. Er schlug dem Uli auf die Schulter, daß der Tisch zitterte. Beide lachten einander an. Er zog einen Schemel neben den Gast, und sie berieten halblaut miteinander, als sei sonst niemand im Gadern.

      Rudi Ochsner ließ den Kopf auf die Brust niedersinken und warf nur hie und da einen Blick auf die beiden Gesellen hinüber, Bombast verließ nach kurzem Gruß den Gadem, um seiner Eis zu folgen, die ihres harten Hustens wegen längst im Bette lag. Der alte Ochsner winkte nach einer bang durchlauschten Zeit dem Marx. Der lümmelte auf der Ofenbank, das Kinn in beiden Händen, die Ellenbogen gegen die Knie gestützt, und glotzte den Hans und Uli Enz unverwandt an. Er kam steifbeinig näher und setzte sich etwas unsicher neben den Alten, wo sonst Bambast saß.

      „Uf üns kummt eine harte Zit, Marx“, meinte der Rudi Ochsner und sah den Knecht scharf an.

      Marx wußte, was den alten Ochsner drückte. Es lag eine Frage in den Worten. Auch er hatte sich schon bedacht.

      Siebzehn Jahre stand er bei den Ochsnerleuten und damals war er mitten in den Zwanzigern, als er an die Teufelsbruck kam. Er hätte sich mit dem Spieß immer noch ein Stück Geld erstehen können. Allein der hündische Handel schien ihm nicht verlockend. Er meinte:

      „Wohl, Ochsner, wir werdind ouch bi ünser ringsten Schmer abkommen.“

      Da hellte sich das Gesicht des Hausvaters ein wenig auf. Er schob dem Marx sein Metkrüglein hinüber. Der Marx trank es aus.

      „Vor die Zit kunntest mir sechs Plappart zuolegen, Ochsner!“

      „Es möchtin wohl an vieren gnuog sin, dann derselb Handel wird solang nit währin.“

      Marx hatte auf drei gerechnet, also gab er sich mit den vieren zufrieden und schlug in des Wirtes Hand ein. Dann zog er ruhig auf die Ofenbank zurück, streckte seine langen, ungelenken Glieder über sie und schnarchte bald. Für ihn war der hündische Handel erledigt.

      Die beiden warteten von Tag zu Tag, daß ein Reisrodel bestellt würde oder eine Weisung der Einsiedler Ammänner aus Zürich und Schwyz käme; als nichts eintraf, beschlossen sie am Morgen nach Drei König gegen Pfäfers zu ziehen.

      Im Ochsnerhause wurde kein Wort darüber gesprochen. Die Mutter hatte bekümmert das Gewand des Reisigen durchgesehen, ohne daß er es viel beachtet hätte. Am DreiKönigstag brachte der Hans aus Rapperswil einen prächtigen Pelzkoller, schwarzgelb auf die Stiftsfarben geteilt.

      Sie spürten, was morgenden Tages geschehen sollte. Und doch lockerte sich das Schweigen nicht. Am Abend holte Rudi Ochsner einen dunklen Südwein, der viele Jahre im Kellerwinkel gelegen hatte, eine dicke Flasche, deren Bauch seitlich zusammengedrückt war. Alle mußten von dem schwer duftenden Weine trinken, auch Gritli und Marx. Dann reichten sie dem Hans die Hände und gingen bis auf den Vater und die Mutter.

      „Wann willtu ihn treffen?“ fragte der alte Ochsner in letzter Stunde.

      „Umb Mettenzit gangend wir von Einsiedlen.“

      „Kehr ohngekränket wieder. Wir wollend all diner gewärtig sin. – Umb Mettenzit fallend eim die Wort schwer“, fügte er leise hinzu.

      „Ich verhoff alls Guete vor üch, lieben Eltern, unde vor mich.“

      Das brachte der Hans zum eigenen Verwundern gut und bündig über die Lippen. Dann drückte er die Mutter an sich und führte sie, die schwer ihre Tränen niederrang, stark und frei zur Schlafkammer. Der Vater folgte. Er vermochte aber nicht mehr in seines Sohnes Augen zu blicken.

      Als die beiden Alten ihre Tür geschlossen hatten, reckte sich Hans hoch auf, dehnte seine Brust, breitete seine Arme. Ein Glückstaumel überkam ihn. Er löschte das Licht in der Herdasche aus und stieg langsam die finstere Treppe hinauf.

      Vor der Kammer hörte er einen verhaltenen Laut. Eine Hand tastete nach ihm. Es umfingen ihn zwei Arme. Sie preßte ihr Gesicht an seine Brust, um ihr Schluchzen zu ersticken.

      „Bi Gott … du …“

      Sie umklammerte seinen Nacken und drückte ihre Stirn an seinen Mund. Und sein Herz schlug, als fände er ein Weib zum ersten Male. Er hob sie auf und trug sie in die Kammer.

      „Grein nit, Maideli …“

      „Du … sollt mich … mit dir nehmen.“

      „Maideli … du bist so jung.“

      „Ich willt dir kochen … und waschen … und getrü diner warten.“

      Er

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