Morde und Leben - Leber und Meissner. HaMuJu

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und zwanzig Minuten später würden sie alle essen. Ihr Mann lag auf dem Sofa und hatte Kopfschmerzen, dazu fiel Frau Leber nur zu sagen ein:

      „Lass in Zukunft das Saufen!“, die Antwort war ein undefinierbares Knurren. Gegen 15.00 h erschienen Max und Paul und alle freuten sich, sich wiederzusehen. Frau Leber bemerkte, dass jeder der beiden eine dicke Tasche bei sich trug, in der schmutzige Wäsche war und sie verschwand gleich damit im Keller und setzte eine Waschmaschine auf. Sie setzten sich draußen an den Terrassentisch und tranken Kaffee, die beiden Alten waren gespannt, was ihnen ihre Söhne aus Dortmund zu berichten hatten.

      Max erzählte, dass er in eineinhalb Jahren seinen Bachelor machen wollte und sehr gut zurechtkäme, er hätte alle Klausuren des laufenden Semesters gut gepackt. Auch Paul zeigte sich sehr zufrieden mit seinem Studium, was er aber noch mehr hervorhob, was das freie Leben in seinem Wohnheim, er lebte mit noch einem Jungen und zwei Mädchen zusammen und sie verstünden sich untereinander prima. Oft säßen sie abends im Gemeinschaftsbereich zusammen und unterhielten sich, es wäre interessant zu erfahren, wie sie ihre Schulzeit bewältigt, und wie sie zu Hause gelebt hätten, seine Kommilitonen wären auch nach Hause gefahren. Max berichtete von seiner Wohngemeinschaft Ähnliches:

      „Es hat bei uns aber schon zweimal einen Wechsel gegeben, einmal, weil jemand sein Studium abgebrochen hat und ein anderes Mal, weil jemand fertig geworden ist.“ Frau Leber sagte:

      „Das Essen ist soweit, wo wollen denn meine Jungen essen?“ und beide entschieden sich für die Terrasse, alle halfen sie mit, den Tisch zu decken und das Essen herauszutragen. Als die Jungen sahen, dass es Rouladen gab, bekamen sie gläserne Augen und lobten ihre Mutter für die Mühe, die sie sich für sie gemacht hatte:

      „Das ist ja beinahe wie zu unserer Schulzeit!“, sagten sie. Frau Leber bedankte sich für das Lob und erwähnte, dass sie am Vormittag mit Frau Meissner auf dem Wochenmarkt gewesen wäre und für ihre Jungen eingekauft hätte. KHK Leber aß nur eine halbe Roulade, sodass seine Jungen ihn fragten:

      „Was ist mit Dir los?“ und er antwortete:

      „Ich habe nicht so viel Hunger, ich weiß auch nicht so genau, woran das liegt.“ Da schaltete sich seine Frau ein und sagte:

      „Ich weiß sehr wohl, woran das liegt, Du hast am Vorabend mit Deinem Kollegen zu viel getrunken, da brauchst Du Dich nicht zu wundern, dass Du keinen Hunger hast!“ Die Jungen aßen jeder zwei Rouladen, als hätten sie seit Wochen nichts gegessen, sie hauten rein, und nach dem Essen ging Max an den Kühlschrank und holte Bier, ob sein Vater auch eine Flasche wollte, aber der winkte ab, das wäre ihm noch zu früh. Sie hatten den Tisch abgeräumt und saßen gemütlich beieinander, Max sagte:

      „Ich will ein wenig herumtelefonieren, ich will mich mit alten Kumpels treffen“, Paul wollte auch telefonieren und sie wollten am Abend gemeinsam in den Ort zu Küppers gehen, wie sie das eigentlich immer taten, wenn sie zu Hause waren. Beide erreichten sie jeweils zwei Freunde und wollten sich um 19.00 h gemeinsam in der Kneipe treffen, bis dahin müssten sie zu Abend gegessen haben, sagte Max. Als er ins Wohnzimmer blickte, entdeckte er den neuen Fernseher und seine Mutter sagte, dass der alte nach fünfzehn Jahren seinen Geist aufgegeben und eine Reparatur nicht mehr gelohnt hätte. Es gäbe auch bei ihm im Wohnheim kaum noch Röhrengeräte, sie würden teilweise sogar verschenkt, die Kommilitonen hängten Zettel ans schwarze Brett, auf denen solche Schenkungsangebote stünden.

      „Was ist denn am letzten Abend bei Euch los gewesen“, fragte Max, „dass mein Vater so in den Seilen hängt?“ und seine Mutter antwortete:

      „Wir haben eigentlich nur mit Meissners gegrillt, die beiden Männer haben aber dermaßen tief ins Glas geschaut, dass sie heute nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht.“ Er sollte sich am Abend besser etwas zurückhalten, sagte Max seinem Vater, das wollte er in jedem Fall tun, entgegnete er. Um 18.00 h deckten sie den Abendbrottisch, richtig Hunger hatte eigentlich noch niemand, sie vollführten nur das Abendbrotritual wie es überall vollzogen wurde, unabhängig davon, ob man Hunger hatte, man aß einfach um 18.00 h zu Abend. Mehr als zwei Schnitten mit Fleischwurst aßen die Jungen nicht, ihr Vater hatte immer noch keinen Hunger und hielt sich ganz zurück. Nach dem Abendbrot wollten die Jungen los und Frau Leber brachte sie mit dem Wagen in die Stadt, zurück müssten sie ein Taxi nehmen, sie steckten jedem zwanzig Euro zu und wünschte ihnen viel Vergnügen bei Küppers. Sie fuhr wieder nach Hause und setzte sich mit ihrem Mann vor den neuen Fernseher, sie sahen um 20.00 h die Tagesschau und danach den Anfang von „Wetten das“, sie fanden aber die Sendung beide so öde, dass sie den Fernseher wieder abschalteten. Stattdessen gingen sie wieder auf die Terrasse, KHK Leber holte sich eine Flasche Bier und schenkte seiner Frau ein Glas Wein ein, das Bier begann wieder zu schmecken, den Schnaps ließ er aber ganz weg.

      Er sprach mit seiner Frau über Berlin, und was er sich mit seinem Nachbarn dort ansehen wollte, schließlich hätten sie jede Menge Zeit, denn Daniel Kottke wäre beruftstätig.

      „Vielleicht kann er aber auch für uns einen Tag frei machen, möglicherweise werde er bei seinem Betrieb vorsprechen und dafür sorgen.“

      „Wann sind wir denn das letzte Mal in Berlin gewesen?“, fragte Frau Leber ihren Mann und der entgegnete:

      „Das weiß ich schon gar nicht mehr, auf jeden Fall ist das vor der Wiedervereinigung gewesen, ich kann mich noch genau an die Grenzkontrollen erinnern, die ja zum Glück nun weggefallen sind.

      „Wenn ich mit Max und Paul am Checkpoint Charly stehen würde, um ihnen etwas über die Berliner Mauer zu erzählen, käme mit Sicherheit nicht das herüber, was zur Zeit ihrer Existenz bei ihrem Anblick herübergekommen wäre, es gibt ja nur noch die Markierung auf der Straße, was aber der „antifaschistische Schutzwall“ wirklich bedeutet hat, das kann man kaum erzählen. An diesem Abend ging KHK Leber um 22.30 h schlafen, er fühlte sich zwar nicht mehr ganz so schlecht, spürte aber immer noch die Nachwirkungen des letzten Abends. Frau Leber ruhte sich noch kurz am Fernseher aus, ging danach aber auch ins Bett, die Jungen kämen sicher erst mitten in der Nacht, wenn ihr Mann und sie schon längst schliefen.

      Am Sonntag war sehr schönes Wetter und die Lebers frühstückten draußen, die Jungen schliefen aus und stießen erst später zu ihnen, als sie schon beinahe mit dem Frühstück fertig waren. Sie mussten am Nachmittag nach Dortmund zurück, ihr Vater brächte sie nach Duisburg zum Hauptbahnhof, von wo sie eine Mitfahrgelegenheit in ihre neue Heimat hatten. Sie bekämen zu Hause noch ein anständiges Mittagessen, ihre Mutter hatte einen Rinderbraten im Ofen und würde Kartoffeln und Salat dazu machen, das Mittagessen gäbe es um 13.00 h. Bis dahin hatten sie noch zweieinhalb Stunden Zeit und ihr Vater schlug vor, einen kleinen Gang durch die Gemeinde zu machen, wie lange das wohl schon her war, dass er einen Spaziergang mit seinen Jungen unternahm, dachte er. Früher ging er an jedem Sonntag vor dem Mittagessen mit ihnen, als die Jungen aber vor ihrer Konfirmation jeden Sonntag in die Kirche mussten, schlief das ein, nach der Konfirmation gingen die Jungen nicht mehr in die Kirche, hatten aber auch keine Lust mehr auf einen Spaziergang mit ihrem Vater. Jetzt, wo die Jungen beide um die zwanzig waren, war das etwas ganz anderes, sie vermochten aber nicht zu sagen was, es befiel die beiden eine Erinnerung an früher, und doch war das Damals mit dem Heute nicht zu vergleichen, der Zwang war nicht mehr da, sie gingen heute freiwillig mit ihrem Vater durch die Nachbarschaft, und ihr Vater war älter geworden, genau wie sie auch.

      Sie sahen die Nachbarschaft mit den Augen des Besuchers nicht mehr mit den Augen des Anwohners und das verschaffte ihnen einen übergeordneten Blick, mit dem sie sich heute freier fühlten als damals. Sie trafen vereinzelt Nachbarn vor ihren Häusern an, die sie seit Jahren nicht gesehen hatten und die sie nicht erkannten, als sie sie grüßten. Erst als ihr Vater die Nachbarn darüber aufklärte, mit wem er da durch die Gegend spazierte, dämmerte es ihnen und sie grüßten erfreut zurück. Sie kamen auf ihrem Spaziergang schließlich ins Ortszentrum von Mersdonk und ihr Vater schlug seinen Jungen vor:

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