Morde und Leben - Leber und Meissner. HaMuJu

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Morde und Leben - Leber und Meissner - HaMuJu

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ihr in ihrem Dienstzimmer vom Gang ihrer Ermittlungen, sie erzählten ihr von ihrem Gespräch mit Birtes Eltern und von ihrem Besuch beim Tennisclub Asberg, sie erwähnten auch, dass sie sich mit den Gedanken an ein Lolitasydrom getragen hätten. Die Kriminaldirektorin entgegnete aber, wie auch schon ihr Kollege KHK Jansen, dass solche Fälle extrem selten wären.

      „Natürlich sollen Sie in diese Richtung ermitteln, wenn Sie Anhaltspunkte haben, versteifen Sie sich aber um Gottes Willen nicht darauf!“, daraufhin verließ sie ihre Kommissare wieder, KOK Meissner holte für seinen Kollegen und sich einen Kaffee und beide dachten sie über ihre Begegnungen mit den Leuten vom Tennisclub nach, sowohl der Trainer als auch der Platzwart passten beide in ihr Lolitaschema, aber sie waren vorsichtig mit allzu schnellen Vorverurteilungen.

      „Warum ist denn der Vater von Birte am Vormittag wohl so schweigsam gewesen?“, fragte KOK Meissner und sein Kollege antwortete:

      „Das verdeutlicht doch nur, dass er sich viel zu wenig um seine Tochter gekümmert hat, er hat einfach nichts zu sagen gewusst, weil er die Lebensumstände seiner Tochter nicht gekannt hat. Ihre Mutter hat zwar einiges über Birte zu berichten gewusst, ich bezweifle aber, dass ihr alles über sie bekannt ist, sie hat sich ein Bild von ihrem Kind zurechtgelegt und alles, was nicht dazu passte, ausgeklammert.“ Sie träfen sich am nächsten Tag erst einmal mit Anna in der Röhre, vielleicht brächte sie die Begegnung mit ihr weiter.

      Die Röhre war eine uralte Szenekneipe in Moers, die die beiden Kommissare noch aus ihrer Jugendzeit kannten, denn gelegentlich fuhr KOK Meissner als Jugendlicher von Duisburg nach Moers, wenn sich in Duisburg keine rechte Kneipe für seine Vergnügungen fand. Das Angesagteste in Duisburg war damals das Old Daddy, die Discos Pulp oder Delta gab es noch nicht, es gab eigentlich noch nirgendwo solche Massendiscos, wie es auch das PM in Moers eine war. In der Röhre spielten von Anfang an Livebands im Keller, und das war genau das, was die meisten zu der Zeit haben wollten. KHK Leber ging es in seiner Jugendzeit genauso, auch er fuhr mit Freunden von Krefeld nach Moers, wenn sie in Krefeld keine Kneipe fanden, die ihnen gefiel. Es könnte sein, dass sich die beiden schon damals über den Weg gelaufen waren, sie kannten sich aber noch nicht. In der Röhre trank man unendlich viel Bier, stand herum und bewegte sich zur Musik, so machten es eigentlich alle Besucher dieser Kneipe. Wenn einem ein Mädchen gefiel, stellte man sich zu ihm und begann ein belangloses Gespräch, wenn es die Musik zuließ. Entweder wandte sich das Mädchen gelangweilt ab oder es bekundete Interesse und hörte sich an, was man zu sagen hatte.

      Auf diese Weise hatten sie beide damals Mädchen kennen gelernt, die Bekanntschaften waren aber immer nur von kurzer Dauer. Man ging immer leicht angeheitert wieder nach Hause, wenn man vier bis fünf Halbe getrunken hatte und manchmal wurde auf der Straße randaliert, was die Anwohner regelmäßig auf die Palme brachte, und die die Polizei riefen. Die Polizei sah aber immer nur zu, dass die Leute friedlich blieben und in ihre Autos verschwanden, sie achtete besonders auf die Fahrer, dass diese nüchtern waren und sich nicht etwa besoffen hinter das Steuer setzten. Am nächsten Morgen fuhren KHK Leber und KOK Meissner nach Meerbeck, um einige Anwohner am Klever Platz zu befragen, vielleicht hatte ja doch einer von ihnen beobachtet, wie Birte Schoemakers von ihrem Mörder unter den Busch gezerrt worden war. Sie fuhren mit ihrem Dienstwagen die gleiche Strecke, die sie auch am Mittwoch, als sie zum Fundort von Birtes Leiche gefahren waren, genommen hatten, die Homberger Straße durch die Bahnunterführung und danach links bis zum Klever Platz. Sie stellten ihren Wagen an den Straßenrand und gingen zu der Platzseite, von der aus sie den besten Blick auf den Fundort hatten, man sah allerdings nur das ausladende Buschwerk, mehr nicht. Sie schellten einfach nach Belieben an einer Haustür und eine ältere Frau öffnete ihnen, sie fragte unwirsch, was die Beamten wollten. KHK Leber und KOK Meissner stellten sich vor und fragten:

      „Können Sie sie sich nicht vielleicht erinnern, etwas gesehen zu haben, was mit dem Mord zu tun gehabt hat?“ Ohne groß zu überlegen fuhr sie den Beamten über den Mund sie bemerkte nur:

      „Ich habe der Polizei alles gesagt, was ich weiß“ und schlug den Polizisten die Tür vor der Nase zu. Die Kommissare schauten sich verdutzt an, konnten aber nichts machen, es bestand schließlich keine Verpflichtung, Auskünfte zu erteilen. Sie standen vor einer Reihe renovierter Zechenhäuser, die schmuck aussahen und Gemütlichkeit ausstrahlten, sie hatten einen Vorgarten und waren eingeschossig. Sie boten nicht übermäßig viel Platz, gemessen am heutigen Platzbedarf für Familien jedenfalls, dennoch wurden auf engstem Raum viele Kinder großgezogen, man rückte zusammen und wusste sich mit den beengten Verhältnissen zu bescheiden. Es gab unten ein WC, den Kellerabgang, eine Küche und einen Wohnraum und oben lagen noch zwei Zimmerchen mit Schrägen, das reichte früher vielen Familien aus, es musste ausreichen. Hinter einem solchen Zechenhaus schlossen sich ein Hof und ein großer Garten an, auf dem Hof standen die Kaninchenställe mit den gepflegten Belgischen Riesen, sie gaben sonntags reichlich Fleisch für die Familie, wenn der Vater samstags ein Kaninchen geschlachtet hatte. Manche hielten sich in einem kleinen Koben ein Schwein und mästeten es bis zum Winter, wenn es geschlachtet wurde. Zum Schlachten holte man sich jemanden aus der Nachbarschaft, der sich mit dem Schlachten auskannte.

      Es wurden die Schinken ausgelöst, die Hachsen zur Seite gelegt und die Koteletts geschnitten, aus dem Kopffleisch wurde Sülze gemacht. Die Hauptarbeit aber war das Wursten, das in erster Linie ein Kochen war, Blut- und Leberwurst kamen in Einweckgläser und wurden in den Keller gebracht, wo sie neben das Obst gestellt wurden, das im Sommer eingeweckt wurde. Im Garten hielten sich die Leute damals alles wichtige Gemüse, das zur deutschen Küche gehörte, und jeder verstand etwas von Gartenbau. Die Beamten schellten im Nachbarhaus, als sich aber schon die Tür auftat und ein junges Paar das Haus verließ und sich von der Hausbewohnerin, wahrscheinlich ihrer oder seiner Mutter, verabschiedete. Die Polizisten traten einen Schritt zur Seite, um dem Paar nicht im Weg zu stehen und stellten sich bei der Hausbewohnerin vor. und bevor diese sagen konnte, dass sie schon alles erzählt hatte, gaben sie vor, noch besondere Fragen zu haben und die Frau ließ die beiden herein. Sie gelangten in ein sehr ordentliches und sauberes kleines Wohnzimmer, das für den heutigen Geschmack etwas altbacken eingerichtet war. Die Frau räumte die Kaffeetassen, die noch auf dem Tisch gestanden hatten, in die Küche und fragte die Beamten, ob sie einen Kaffee wollten, es wäre noch frischer Kaffee in der Kanne. Die Kommissare nahmen gern einen Kaffee und die Frau bot ihnen sogar selbstgebackenen Apfelkuchen an, auch davon nahm jeder dankbar ein Stück.

      Sie aßen zunächst ihren Kuchen auf, bevor die Frau sie fragte, was denn das für besondere Fragen wären, die sie hätten und die Beamten rückten mit der zum x-ten Male gestellten Frage heraus:

      „Haben Sie nicht etwas gesehen, was mit dem Mord in Verbindung gebracht werden kann?“ Die Frau reagierte nicht gerade erbost auf diese Frage, war aber auch nicht gerade erfreut, nun doch die alte Leier serviert zu bekommen. Die Polizisten verwiesen darauf, dass sie doch schließlich dem Fundort der Leiche genau gegenüber wohnte, also auch etwas gesehen haben könnte. Die Frau blieb ganz ruhig und merkte an:

      „Ich habe diese Frage schon mindestens zehnmal beantwortet, ich kann doch nicht irgendetwas erfinden, was ich in Wirklichkeit gar nicht gesehen habe!“ Die Kommissare merkten der gelangweilten Stimmlage der Frau an, dass sie besser gingen, bevor sie am Ende noch hinausgeworfen würden, bedankten sich für Kaffee und Kuchen und verabschiedeten sich wieder. Sie kamen sich in diesem Moment vor wie Bettler, die um eine milde Gabe flehten, sie mochten bei solchen Gelegenheiten ihren Beruf nicht besonders, weil sie zu passiven Empfängern von Gnadenakten ihrer Gegenüber wurden. Sie gingen eine Haustür weiter und kamen an das Nachbarhaus, das exakt so gehalten war wie das Haus zuvor, es unterschied sich nur in der Haustür, die irgendwann einmal ausgetauscht und durch eine Kunststofftür ersetzt worden war.

      Sie schellten und wieder öffnete ihnen eine alte Dame, vermutlich waren die Männer tot und die Frauen lebten ein zufriedenes Leben, solange es ihnen körperlich gut ging, finanziell waren sie durch die Witwenrente abgesichert, die zwar nicht besonders üppig ausfiel, sparsamen Menschen aber, die sie waren, zum Leben reichte, das Haus war ja in der Regel längst abbezahlt. Die Beamten stellten sich vor und wurden

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