Morde und Leben - Leber und Meissner. HaMuJu

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Morde und Leben - Leber und Meissner - HaMuJu страница 10

Автор:
Серия:
Издательство:
Morde und Leben - Leber und Meissner - HaMuJu

Скачать книгу

worden wäre. Trotzdem wollten sie von ihr wissen, ob sie nicht etwas bemerkt hätte, was den Mord an Birte Schoemaker betraf. Die Frau antwortete zum Erstaunen der Beamten:

      „Mir hat in diesem Zusammenhang noch niemand eine Frage gestellt, ich kann mir das auch nicht erklären, aber bei mir hat noch nie jemand deswegen geschellt.“ KHK Leber starrte KOK Meissner an und er fragte die Frau direkt:

      „Haben Sie etwas gesehen?“ Sie machte eine kleine Überlegenspause, bevor sie sagte:

      „Ich habe durch Zufall aus dem Fenster im ersten Stock geschaut und in der Dämmerung kaum etwas wahrgenommen, dennoch habe ich jemandem bemerkt, der etwas Großes zum Busch auf dem Platz zerrte.“ Die Polizisten wurden sofort hellhörig und fragten nach, KOK Meissner begann, sich Notizen zu machen, er fragte die Frau:

      „Können Sie nicht genauer sagen, was sie gesehen haben?“ Die Frau antwortete:

      „Ich habe ja schon bemerkt, dass die Dämmerung stark eingesetzt hat und man kaum etwas hat erkennen können.“

      „Hat es sich um einen Mann oder eine Frau gehandelt?“, fragte KOK Meissner nach und die Frau sagte mit absoluter Bestimmtheit:

      „Es ist ein Mann gewesen, den ich gesehen habe, das habe ich an der Art erkannt wie er sich bewegt hat, außerdem hat doch eine Frau kaum das große Etwas zum Busch schleppen können!“

      „Können Sie den Mann nicht beschreiben?“, insistierte der Beamte und die Frau überlegte lange, bevor sie antwortete:

      „Ich glaube, dass der Mann einen grauen Kittel getragen hat, ich kann mich da aber auch täuschen!“

      „Haben Sie ein Auto erkannt?“, fragten die Polizisten nach, aber da musste die Frau passen:

      „Er ist sicher mit einem Wagen gekommen, den hat er aber für mich nicht sichtbar abgestellt. Er hat sein Bündel am Busch abgelegt und ist gleich wieder gegangen, heute weiß ich, dass es sich bei dem Bündel um das Mordopfer Birte Schoemaker gehandelt hat.“ Die Kommissare dankten der Frau über alle Maßen für ihre wichtige Aussage und baten sie:

      „Fahren Sie doch mit uns zur Polizeiinspektion, damit wir dort Ihre Aussage protokollieren können.“ Da erhob die Frau aber schärfsten Protest:

      „Ich will unbedingt noch zum Markt, und wenn ich mit Ihnen führe und gegen Mittag zurück wäre, würde der Markt gerade schließen. Kann ich nicht um 13.00 h kommen?“, fragte sie und KHK Leber sagte, dass er um 13.00 h bei ihr wäre und sie abholte. Die Beamten standen auf, und wenn ihnen die Frau nicht fremd gewesen wäre, hätten sie sie umarmt, so erfreut waren sie über deren Aussage. Sie bedankten sich noch einmal auf das Herzlichste und verließen das Haus ihrer wichtigen Zeugin wieder. Sie schellten noch bei zwei weiteren Anwohnern, bekamen aber dort keine brauchbaren Auskünfte. Am späten Vormittag fuhren sie zur Polizeiinspektion zurück und ließen sich dort noch einmal durch den Kopf gehen, was ihnen die alte Dame gesagt hatte. Dass es sich bei dem Mörder um einen Mann handeln musste, war ihnen im Grunde von Anfang an klar, dass er möglicherweise eine grauen Kittel trug, nicht. Sie mussten beide an den Platzwart denken, der vielleicht gelegentlich bei seiner Arbeit einen grauen Kittel trug, das müssten sie herausbekommen und fuhren umgehend nach Asberg raus, wo sie den Platzwart zur Rede stellten, aber der konnte glaubhaft versichern, nie eine grauen Kittel besessen zu haben. Die Beamten fuhren daraufhin wieder zurück und gingen in die Mittagspause, sie liefen gleich zur Kantine hoch.

      Es gab an diesem Tag Schweinebraten mit Kartoffeln und Rotkohl, die Polizisten hatten mächtigen Hunger und nahmen jeder zweimal. Die Kantine war voll, vermutlich mundete das Tagesgericht vielen, das Essen war aber eigentlich durchgängig sehr akzeptabel. Um 12.45 h fuhr KHK Leber zum Klever Platz und schellte bei der Hauptzeugin, die ihm gleich öffnete und von ihrem Besuch auf dem Wochenmarkt erzählte. Sie redete gar nicht von ihren Einkäufen, sondern nur darüber, dass sie viele Bekannte getroffen und sich mit ihnen unterhalten hätte.

      „Ich halte mich immer ungefähr eine Stunde lang auf dem Markt auf und rede mit meinen Bekannten über alles Mögliche, so erfahre ich immer das Allerneuste, insbesondere interessiert mich, wer von den alten Bekannten gestorben ist.“ Die alte Dame zog sich ihre Schuhe an und warf eine Jacke über, anschließend folgte sie KHK Leber nach draußen, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass auch ihre Schlüssel in ihrer Jackentasche waren. Auf der Polizeiinspektion hatte KOK Meissner alles vorbereitet, das hieß, dass er ein Aufnahmegerät postiert und für die Zeugin einen weiteren Stuhl an ihre Schreibtische gestellt hatte. Sie sagte:

      „Ich muss im Anschluss ins St.-Josefs-Krankenhaus gehen und jemanden dort besuchen, der mit Leberkrebs eingeliefert worden ist und auf der Inneren liegt.“

      „Möchten Sie eine Tasse Kaffee trinken?“, fragte KHK Leber seine Zeugin, aber sie lehnte dankend ab:

      „Zuviel Kaffee ist für meine Pumpe nicht gut“, wie sie sich ausdrückte, sodass die Beamten gleich mit der Befragung begannen. KOK Meissner schaltete das Aufnahmegerät ein und KHK Leber stellte der Frau die gleichen Fragen wie am Vormittag bei ihr zu Hause. Wieder erzählte die Frau von ihrer Beobachtung, wieder sagte sie, dass sie glaubte, einen Mann im grauen Kittel gesehen zu haben, der ein großes Bündel unter den Busch auf dem Klever Platz gelegt hätte. Die Beamten dankten ihr noch einmal für ihre Hilfsbereitschaft und KHK Leber gab der Frau seine Karte, sie sollte ihn anrufen, wenn sie ihren Krankenbesuch beendet hätte, er führe sie dann wieder nach Hause. Als die alte Dame gegangen war, sagte er:

      „Ihre Aussage hat uns einen großen Schritt weitergebracht!“ Auch wenn sie sich nicht auf den grauen Kittel festlegen konnte, ein grauer Kittel war in der Dämmerung auch sehr schwer auszumachen, sie hatten aber immerhin eine Zeugenaussage und die Bestätigung ihrer Annahme, dass es sich bei dem Mörder um einen Mann gehandelt hatte. Sie tranken beide eine Tasse Kaffee und fuhren danach mit den Dienstfahrrädern in die Stadt, sie fuhren zur Grafschafter Passage, stellten ihre Räder davor und schlossen sie gut ab. Sie hatten noch etwas Zeit, bis sie zur Röhre mussten und schauten sich bei Saturn Flachbildfernseher an, KHK Leber interessierte sich für einen, nachdem sein uraltes Röhrengerät kaputtgegangen war und eine Reparatur nicht mehr lohnte.

      Sie verschafften sich aber nur einen Überblick, auch als ihnen ein Verkäufer helfen und sie beraten wollte, bedankten sie sich und sagten ihm, dass sie sich nur umschauen und noch nichts kaufen wollten. Sie hatten so viel Zeit auch nicht und mussten in einer halben Stunde in der Röhre sein, um Anna Lieberecht dort zu treffen. Sie nahmen also wieder ihre Räder und fuhren bei der Sparkasse am Königlichen Hof in die Bankstraße, in der sie dreihundert Meter weiter die Röhre erreichten. Sie fühlten sich gleich an früher erinnert, wie sie ihre Auto dort parkten, wo sie jetzt ihre Räder abstellten, die Erinnerung war ganz angenehm. Sie schauten sich um und erkannten in der Umgebung vieles von dem wieder, was es früher dort schon gegeben hatte. Während ihres Dienstes, den sie all die Jahre in der Polizeiinspektion verrichtet hatten, waren sie nie mehr in der Röhre gewesen. Sie sahen einfach, dass es einen Besucheraustausch gegeben hatte, wahrscheinlich war das schon der vierte oder fünfte, die Röhre war zwar keine reine Jugendkneipe, aber das Publikum war doch deutlich jünger als die beiden Kommissare, und das wussten sie auch. Das gehörte aber zum Prozess des Älterwerdens dazu, dass man bewusstseinsmäßig ganz andere Felder beackerte als früher, alles um einen herum war gealtert, die alten Bekannten, vor allem aber die eigene Wahrnehmung, die einen so etwas wie die Röhre mit ganz anderen Augen sehen ließ als früher.

      Das innere Vibrieren gab es nicht mehr, man zerfloss nicht mehr vor Sehnsucht, wenn man ein schönes Mädchen sah, das war vorbei, aber man trauerte dem auch nicht nach, weil sich einem andere Sphären der Befriedigung erschlossen hatten. Wäre die Art der Aufnahme der Umgebung nicht mitgewachsen und hätte sie sich mit dem Altern nicht mit verändert, müsste man vermutlich verzweifeln, wenn man sich in dem Alter befände,

Скачать книгу