Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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roten Burg zu Granada?“

       „Lasst euch überraschen. Ihr werdet es wissen, wenn ihr vorbei reitet.“

       „Nun, dann sagt uns wenigstens, was ist das gefährliche am Abstieg nach Almunecar?“

      Der Händler sah die beiden jungen Frauen prüfend an, dann meinte er:

       „Ihr seht nicht aus, als könnte man euch für dumm verkaufen und an Geister glaubt ihr wohl auch nicht, oder? Nun, das habe ich erwartet. Aber dort werdet ihr lernen an Geister zu glauben. Ihr reist durch die Sierra Nevada, die wildeste und verrückteste Bergregion, die selbst ich auf all meinen Reisen gesehen habe. Und ich habe viel gesehen.

       Der Abstieg besteht aus unglaublich steilen und ohne jede Sicherung nur aus dem Fels gehauenen Pfaden. Er führt durch eine Bergwelt, die euch die heilige Ehrfurcht eintrichtern wird und in dieser Bergwelt bekämpfen sich die Geister des Mulhacen und seines ewigen Schnees mit denen des Meeres. Ihr könnt am Morgen los reiten und habt bestes Wetter mit schier unendlicher Sicht. Doch plötzlich kommt ein kalter Wind vom Mulhacen und dann fällt Schnee, obwohl es gerade noch brütend heiß in den Felsen war. Der Schnee schmilzt natürlich sofort und dann gehen eure Pferde plötzlich über eine schmierige, glitschige Schicht und schon viele sind in die unwegsamen Schluchten dort gestürzt und wurden nie mehr gefunden.“

       „Gut, wir werden also vorsichtig sein. Was versteht ihr unter Atlantico?“

       „Das wisst ihr nicht? Nun, im Westen grenzt Al Andalus an ein riesiges, grünes und kaltes Meer, das wir den Oceanos oder den Atlantico nennen. Dieser Oceanos hat keine Grenzen.“

       „Nun noch eine letzte Frage. Dieser sagenhafte Rebell gegen die Anglialbions, an was erkennt man ihn?“

       „Nun, gesehen habe ich ihn selbst noch nicht. Aber man sagt er sei noch sehr jung, habe langes, pechschwarzes Haar und Augen von einem grün, welches einem Menschen Angst macht. Er nennt sich Shandra el Guerrero und ist zumeist in Begleitung eines blonden Riesen, dem genug Kraft nachsagt, um einem starken Stier mit bloßen Händen das Genick zu brechen.“

      Die Informationen des Händlers waren unbezahlbar wertvoll. So taten die Freundinnen ihm den Gefallen und versüßten ihm die Nacht. Erstaunlicherweise hatten sie sogar selbst ihren Spaß daran, obwohl der Mann nicht mehr der Jüngsten einer war….

      Shakira und Jelena benötigten einen knappen Mond, um eines Morgens von einem Bergrücken aus zum ersten Mal die Rote Burg und die Stadt Granada zu erblicken. Und dahinter das, was der Händler den heiligen Berg, den Mulhacen genannt hatte.

      Sie waren durch eine Bergwildnis geritten, auf schmalen Pfaden in enge Täler und Schluchten hinab gestiegen und auf der anderen Seite wieder auf Berge geklettert, die fast bis in den Himmel zu reichen schienen. Tagelang waren sie im Dämmerlicht eines dichten Urwalds geritten, der ausschließlich aus gigantischen Pinien bestand. Unmengen von Wild waren ihnen über den Weg gelaufen und genauso gut Unmengen von jagenden Tieren. Vom Wiesel über den Vielfraß bis hin zu mächtigen Silberlöwen und riesigen Schwarzbären war alles vertreten, was vierbeinig auf die Jagd ging. Menschen dagegen trafen sie hier so gut wie nicht an. Kaum mehr als ein halbes Dutzend Jäger begegneten ihnen auf diesem Teil ihrer Reise und die sie trafen, waren im besten Fall als maulfaul zu bezeichnen. Zwei von ihnen würdigten sie nicht einmal eines Blickes, geschweige denn eines Wortes.

      Nun also standen sie auf dem Bergrücken, blickten nach Südwesten und wurden mit einem grandiosen Ausblick für ihren frühen Aufbruch und den anstrengenden Aufstieg auf diese Höhe belohnt.

      Den Hintergrund bildete ein wolkenlos blauer Spätsommerhimmel. Vor diesem Hintergrund ragte ein kegelförmiger Berg auf, der tatsächlich mit seiner Spitze den Himmel erreichte, denn um diese Spitze schlang sich wie eine Stola aus weißem Fell eine große, hellgraue, fast weiße Wolke. Unterhalb dieser Wolke war das zu erkennen, was der Händler als den ewigen Schnee beschrieben hatte, den Gipfelgletscher dieses Berggiganten. Von dort aus ging es hinab und hinab und erst auf etwa der Hälfte der Strecke abwärts verschwanden die Schneefelder und gingen erst in das stumpfe Grau von Geröll und Fels, dann in das Grün von Almmatten und zum Schluss in das Schwarzgrün weiterer, ausgedehnter Pinienwälder über. Vom Fuß des Mulhacen zog sich ein kleines Gebirge nach Osten und Norden und am Ende dieses Gebirges, dort wo die Felsen abrissen und steil in eine riesige Grasebene hinab stürzten, auf der letzten Zinne dieser Berge ragte ein mächtiges Gemäuer aus leuchtend rotem Stein auf, die rote Burg, die Alhambra von Granada. Zu Füßen der Burg lagen die uralte Stadt Granada und daran angrenzend die weitläufige Ansiedlung von Santa Fe und darüber hinaus, nach Westen und Norden zog sich ein hügeliges Grasland soweit das Auge reichte, bis an den Horizont und vielleicht auch noch darüber hinaus. Eine gewaltige Ebene, die – selbst von hier oben aus war das zu sehen – von riesigen Wildherden nur so wimmelte.

      Ein Paradies?

      Es hätte eines sein können, wären sie nicht beim Aufstieg zu diesem Bergrücken auf Spuren gestoßen, die sie ziemlich aus der Fassung brachten. Zuerst waren es Abdrücke von Mokassins gewesen, die sie auf einem schmalen Pfad entdeckten und sie beide hatten diese Abdrücke sofort erkannt. Vor wenig mehr als sechs oder sieben Tagen war Shaktar diesen Pfad entlang gekommen und kaum einen Tag später der folgte ihm riesige Waran, die mordende Bestie, die seine Spuren nun schon über weit mehr als tausend Meilen verfolgte.

      Shakira und Jelena hatten sich mit einigem Entsetzen angeschaut und dann wie auf Kommando laut zu fluchen begonnen, hatten sie doch schon geglaubt dieses Biest für immer aus den Augen verloren zu haben.

      Der Ausblick auf Granada, die rote Burg Alhambra und das weite Land verdrängte den Frust über das erneute Auftauchen des Warans zunächst.

      Der Händler hatte ihnen erzählt, dass diese rote Burg – die Alhambra - schon weit über fünftausend Jahre alt war und noch niemals erobert werden konnte. Erbaut worden war sie angeblich von den Vorfahren der grün bekleideten Reiter in Diensten der Anglialbions, der Mauren.

      Auf der Burg lebte ein Gräfin Sybila, die nicht nur über die Burg sondern auch über die beiden großen Ansiedlungen Granada und Santa Fe und über das gesamte Land im Umkreis von etwa fünf Tagesreisen herrschte. Man sagte von ihr, sie wäre – obwohl sie mächtige Zauberkräfte besitze – eine freundliche, ja sogar fröhliche und den Menschen zugetane Herrscherin, ziemlich gerecht und selten von schlechter Laune. Auch das Führen von Kriegen lag ihr wenig am Herzen, so dass sie ihr Volk nur mit wenig Steuern belasten musste. Dies wiederum förderte den Wohlstand und die Zufriedenheit im Volk erheblich.

      War es da ein Wunder, dass der Eroberer von Almeria, dieser Thomas Shifford im Auftrag seines so genannten heiligen König Edward Granada und die rote Burg als nächstes Ziel anvisierte, sobald er Almeria halbwegs befriedet hatte?

      Shakira und Jelena legten auf dem Bergrücken eine längere Pause ein, nicht etwa weil sie müde waren, sondern einfach deshalb, weil sie diesen umwerfenden Ausblick noch eine Weile genießen wollten.

      Sie hatten einen wunderbaren Rastplatz gefunden. Im Schatten einer mächtigen Pinie gab es einen kleinen Teich, der von einer Quelle gespeist wurde. Ihre Pferde hatten sie abgesattelt und das Gepäck als Ruhekissen und Sitzbank hergerichtet. Die Pferde taten sich am fetten, grünen Gras gütlich und insgesamt war alles recht entspannt.

      Sie unterhielten sich – wie so oft – über ihre Ziele und fragten sich, wie weit sie denn noch davon entfernt sein mochten, die Menschen zu treffen, die ihnen das Schicksal zugedacht hatte. Sie unterhielten sich auch über die Vergangenheit, über ihre lange, gemeinsame Reise und – besonders gerne - über die Zeit bei den Hermaphroditen. Der Händler,

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