Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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folgte nicht überall der unmittelbaren Küstenlinie. Manchmal gab es Abkürzungen über kleinere Berge hinweg und – die Alten waren sehr gute Baumeister gewesen – sogar Tunnel und Stollen, die unter dem einen oder anderen Berg hindurch führten und noch völlig sicher benutzbar waren.

      Die gesamte Gesellschaft bestand aus etwa vierzig Reiterinnen und Reitern und an der Spitze des Zuges ritt Thomas Shifford in Begleitung seines Kämmerers und besonderen Vertrauten, Robert de Guilome. Sie ritten in einem gemütlichen Schritt geradewegs in einen ziemlich langen Tunnel hinein und kaum hatten sie das Sonnenlicht hinter sich gelassen und die Pechfackeln angezündet, scheuten plötzlich ihre Pferde und weigerten sich auch nur noch einen Schritt vorwärts zu gehen. Sie stiegen und drängten rückwärts, der ganze Zug geriet durcheinander und dann gelang es einem der Pferde, sich der zügelnden Hand seines Reiters – oder seiner Reiterin – zu entziehen und in panischer Flucht aus dem Tunnel zu rasen. Die Flucht eines einzelnen Pferdes löste sofort eine Massenpanik aus. Fast niemand mehr im Zug war noch in der Lage, sein Pferd zu kontrollieren, eines nach dem anderen gingen die Tiere durch. Innerhalb kurzer Zeit waren nur noch Thomas Shifford und Robert de Guilome im Tunnel, kämpften mit ihren scheuenden und bockenden Hengsten und fluchten lauthals ihre Erbitterung hinaus, als die Pferde plötzlich und von einem Moment zum nächsten jede Panik fallen ließen und förmlich zu Standbildern erstarrten. Dann trat eine vollkommen in düsteres Schwarz gekleidete Gestalt aus der Finsternis des Tunnels, stellte sich breitbeinig in die Mitte des Weges. Über der linken Schulter hatte die Gestalt einen großen, prall gefüllten Sack liegen und seine Stimme klang spöttisch als er meinte:

       „Meine Herrschaften, vielleicht wären sie besser beraten, wenn sie wie ich zu Fuß gingen. Als Reiter scheinen sie mir eher schlecht geeignet zu sein.“

      Schon der unüberhörbare Spott in dieser Bemerkung brachte Thomas Shifford zur Weißglut, denn wenn er etwas nicht vertrug, dann war es Spott auf seine Kosten. Auf so etwas kannte er in aller Regel nur eine Reaktion.

       „Stich ihn ab!“

      Sein Befehl galt Robert de Guilome und dieser war nicht weniger dumm und arrogant wie sein Herr und deshalb genauso humorlos und gegen Spott empfindlich, wie dieser.

      Er zog die Reiterlanze aus ihrer Halterung hinter dem Sattel, legte sie ein, hämmerte seinem Hengst die Sporen in die Flanken und zwang ihn gegen den Schwarzen anzugaloppieren.

      Was nun geschah, erlebten die beiden Anglialbions wie einen bösen Traum. Niemals hatten sie einen Menschen sich so schnell bewegen sehen, wie diesen schwarz gekleideten Fremden. Plötzlich flog der schwarze Sack wie eine riesige Fledermaus durch die Luft, traf Thomas Shifford vor der Brust und fegte ihn mühelos vom Pferd. Fast zugleich hatte der Schwarze ein langes, schwarzes Schwert gezückt und als Robert de Guilome schon triumphierend den tödlichen Stich ansetzen wollte, zuckte die schwarze Klinge wie ein Schemen durch die Luft und aus der hölzernen Lanze wurde in einem Augenblick Brennholz. Entsetzt starrte Guilome auf den jämmerlichen Stummel unter seinem Arm, dann durchzuckte ihn ein brennender Schmerz am rechten Oberschenkel und als er hinunter sah, erblickte er sein eigenes Bein und es lag auf dem Boden.

      Es dauerte ein paar Atemzüge, bis er begriff, was da geschehen war, dann begann er wie ein wahnsinniger zu kreischen, er warf seinen Lanzenstummel weg, gab seinem Pferd mit dem noch vorhandenen linken Bein den Sporn und es kam wie es kommen musste. Mit nur noch einem Bein vermochte er sich nicht mehr im Sattel zu halten, er stürzte wie ein nasser Sack zu Boden, knallte mit dem Kopf voran auf den steinigen Untergrund und dann ertönte ein Geräusch, als hätte man einen trockenen Ast geknickt. Robert de Guilome hatte sich im Sturz das Genick gebrochen, somit spielte der Verlust seines Beines keine große Rolle mehr.

      Thomas Shifford hatte sich vom Boden aufgerappelt, den schweren Sack zur Seite getreten und nun stand er mit kampfbereitem Schwert in geduckter Haltung auf der Straße und wartete darauf von dem Schwarzen attackiert zu werden. Zu seinem Erstaunen bückte dieser sich bei der Leiche Guilomes, wischte seine Klinge an dessen Kleidung ab, steckte sie in die Scheide und wandte sich an Thomas Shifford.

       „Mein Herr, ich will nicht mit euch kämpfen. Ich hatte auch kein Interesse daran, diesen Trottel hier zu töten. Ich will eigentlich nur in Ruhe meines Weges ziehen, doch das scheint neuerdings in diesem Land immer schwieriger zu werden. Wer seid ihr, dass ihr einen harmlosen Reisenden wegen nichts zu töten befehlt?“

       „Wer seid ihr, dass ihr aus der Dunkelheit kommt, anderer Leute Pferde erschreckt und ihnen das Bein abhackt, weil sie aus einem Schreck heraus gegen euch reagieren?“

       „Ihr habt Recht, ich sollte mich zuerst vorstellen.

       Mein Name ist Shaktar al S’Andorin. Ich komme aus dem Land S’Andora, wo ich der zweite Mann eines kleinen Waldvolkes bin und ich reise nach Süden und Westen, weil ich einen Teil meiner Familie suche, die ich vor vielen Jahren verloren habe.“

       „Dann habt ihr einen langen Weg hinter euch. Mein Name ist Thomas Shifford und ich bin erster Protegé des Vizekönigs von Malaga und beauftragt, die Küstenregion von Almeria bis Murcia zu befrieden.“

       „Thomas Shifford? Na, dann habe ich ja einen interessanten Fang gemacht. Ich schätze, wenn ich euch jetzt gefangen nehme, bringt ihr ein ordentliches Lösegeld, nicht wahr?“

       „Zunächst müsstet ihr erst mal in der Lage sein, mich gefangen zu nehmen. So leicht wie dieser Idiot hier würde ich es euch nicht machen. Ich würde eher sagen, ihr seid gut beraten, wenn ihr euch mir als Gefangener ausliefert.“

      Shaktar sah sein Gegenüber mit einem mokanten Lächeln ein paar Atemzüge lang an, dann meinte er:

       „Ihr habt eine interessante Sicht der Dinge. Doch mir ist nicht danach, unsere unterschiedlichen Ansichten auszudiskutieren oder gar mit dem Schwert zu erledigen. Ich schlage euch deshalb einen Kompromiss vor. Wir sind beide niemandes Gefangener sondern ich bin ein zufälliger Wanderer, den ihr getroffen habt und nun als Gast an euren Hof einladet. Dann können wir uns unterhalten und wenn wir dann herausfinden, dass wir uns nicht verstehen, können wir immer noch mit den Schwertern auf einander losgehen. Oder aber ich ziehe einfach weiter. Was haltet ihr davon?“

      Angesichts der Tatsache, dass er sich mit diesem Shaktar al S’Andorin allein hätte auseinandersetzen müssen, nahm Shifford das Angebot des Schwarzen an und lud ihn tatsächlich ein, für unbestimmte Zeit sein Gast in Almeria zu sein. Nur eines noch:

       „Was geschieht wegen Robert de Guilome mit euch? Er war mein Kämmerer und beinahe so etwas wie mein Freund. Was sage ich nun seiner Witwe, seinen Kindern und seinen Kriegern?“

       „Sagt ihnen die Wahrheit. Sagt ihnen, dass er ein Dummkopf war und eigentlich schon länger gelebt hat, als es ihm auf Grund seiner Dummheit zugestanden hatte. Oder wollt ihr Befriedigung für ihn?“

       „Nein, nein. Lasst es gut sein, es war nur so eine Frage.“

      Shifford wendete sich um und ging mit langen Schritten aus dem Tunnel hinaus ins helle Licht, wo man ihn bereits mit den beiden eingefangenen Pferden erwartete. Ohne ein Wort der Erklärung kletterte er auf seinen Hengst, wendete ihn und brüllte:

       „Wir reiten zurück! Folgt mir und fragt nicht, sonst reiße ich euch den Kopf ab, ich schwöre es euch.“

      Sichtbar wütend trieb er sein Pferd aus dem Stand heraus in den Galopp und raste den Weg zurück nach Almeria.

      Sein Gast erreichte die Unterkunft Thomas Shiffords erst am Abend. Er kam auf

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