Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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offen war. Am Sattel hingen auf der einen Seite ein Bogen aus dunklem Holz und eine lange, zusammen gerollte Peitsche, ähnlich den Treiberpeitschen, wie Shandra sie bei den Mauren kennen gelernt hatte. Auf der anderen Seite hing ein Köcher am Sattel, aus dem mindestens zwanzig Pfeile mit einer graubraunen Befiederung ragten. Außerdem hing dort ein glänzender Helm mit Falkenflügeln als Helmzierde.

      Eine schöne, fremde und sehr unvorsichtige Kriegerin, die dort am Rand des Pappelwäldchens stehen geblieben war, denn in diesem Moment war ihr Hengst auf Shaitan aufmerksam geworden hatte sofort den potentiellen Rivalen, einen weiteren starken Hengst in ihm erkannt. Der Braune begann schnaubend zu tänzeln, stieg und schlegelte mit den Vorderbeinen die Luft, während seine Reiterin wie angegossen auf seinem Rücken saß und nicht einmal auch nur andeutungsweise in die Zügel griff, um den Braunen zur Ordnung zu rufen. Sie fühlte sich offenbar so sicher, dass sie ihrem Hengst die Spielchen im Angesicht eines Wildhengstes erlaubte. Sie fühlte sich sogar so allein, dass sie mit Shaitan zu reden begann, ihn eine schwarze Schönheit nannte und ihn fragte, ob er denn ganz allein sei, wo er seinen Herrn und wo sein Harem gelassen habe. Ein so schöner und starker Hengst war doch bestimmt Herr über eine große Stutenherde, oder?

      Natürlich antwortete ihr Shaitan nicht. Er führte sich aber tatsächlich wie ein echter Wildhengst auf, tanzte steigend und laut wiehernd vor den Fremden herum und lenkte die Kriegerin dadurch so sehr ab, dass sie vor Schreck fast vom Pferd gefallen wäre, als sie plötzlich von ihrer rechten Seite her, aus dem Gebüsch heraus von einer Männerstimme angesprochen wurde:

       „Es ist ziemlich leichtsinnig, sich in einem fremden Land dem Anblick eines Pferdes so hinzugeben, dass man vergisst, die Zeichen der Natur zu lesen. Wer bist du, Kriegerin, dass du dir diesen Luxus leisten kannst?“

      Die Frau zuckte zusammen, ihr Hengst kreiselte auf ihren Schenkeldruck hin herum und tat dann seinen Instinkten gehorchend einen Sprung zur Seite ehe er gleich darauf rückwärts weg tänzelte. Beide, Frau und Pferd starrten erschrocken an die Stelle, von wo die Stimme erklungen war.

      Dort am Gebüsch, nur noch fünf Schritte entfernt, stand plötzlich ein schlanker, aber bewaffneter Mann mit langem, kohlschwarzem Haar, das an den Schläfen zu Zöpfen geflochten war und sah mit intensiv blitzenden, smaragdgrünen Augen und einem kleinen Lächeln im Gesicht zu ihnen her. An beiden Seiten des Mannes aber standen zwei riesige, schwarzgraue Wölfe und deren gelbe Augen funkelten bedrohlich und ihre Körperhaltung signalisierte Angriffsbereitschaft.

      Shandra registrierte voller Bewunderung, wie die Frau auf die Bewegungen ihres Hengstes reagierte und wie sie diesen nun, da sich die Situation verändert hatte, mit leichtesten Korrekturen an die Schenkel nahm und wie das prachtvolle Pferd auf die Hilfen seiner Reiterin reagierte. Das war hohe Kunst, die Frau hätte in Shandras Escadrons mit reiten können.

       „Thors Hammer, was soll das! Wieso schleichst du hier herum und erschreckst harmlose Reisende?“

      Shandra bemerkte sehr wohl, dass die Finger der Frau jetzt ihre Lanze fester gepackt hielt als zuvor, denn die Fingerknöchel an ihrer Faust waren plötzlich weiß geworden. Auch der braune Hengst stand plötzlich wie ein Standbild, hatte nach einem halben Schritt rückwärts die Beine tief unter dem Körper und war somit bereit, aus dem Stand heraus nach vorne los zu springen. Wirklich, die beiden waren auf eine Art auf einander eingespielt, wie sie nur durch intensives Üben und durch das Wissen, worauf es ankam entstand.

       „Ich schleiche nicht herum, ich war längst da, als du ankamst und ich bin ein vorsichtiger Mann, deshalb wollte ich erst wissen, wer da wie eine Herde wilder Stiere durch den Wald rumpelt. Wenn du erschrocken bist, dann tut es mir leid, es war nicht meine Absicht. Aber es ist auch nicht meine Schuld, wenn du wegen der Schönheit eines Pferdes deine Umwelt aus den Augen verlierst. Aber nun sag schon, wer bist du, harmlose Reisende mit einer eingelegten Lanze und einem zum Angriff bereiten Hengst?“

      Die Reiterin konnte kein schlechter Mensch sein. Sie reagierte auf Shandras spöttischen Bemerkungen ganz auf die Art, wie es junge Mädchen und Frauen manchmal tun. Sie wurde erst blass, dann rot, dann schnippisch und antwortete:

       „Ich bin Alaxandra, vierte Tochter der Königin Siroba, Herrscherin über das Volk der Sarmat. Und wer bist du, der du dich einen vorsichtigen Mann nennst?“

      Normalerweise war Shandra nicht zurückhaltend, wenn es darum ging, seinen Namen zu nennen, doch an diesem Vormittag verspürte er irgendwie das Gefühl, nicht sofort alles von sich Preis zu geben.

       „Ich grüße dich, Alaxandra, Prinzessin der Sarmat. Ich bin ein Mann der Berge und auf der Reise nach Antequera. Was führt dich nach Al Andalus, Frau aus den Steppen des Ostens?“

       „Oh, nicht nur ein vorsichtiger sondern auch ein kluge Mann! Du weißt, wo die Sarmat ihr Zuhause haben?“

       „Ich weiß wo die Sarmat ihr Zuhause haben und ich spreche ihre Sprache. Aber nun lass mich hören, weshalb du eine derart lange Reise auf dich genommen hast. Suchst du etwas Bestimmtes?“

      Shandra hatte mitten im Satz von Romain in Sarmati gewechselt und die Reaktion Alaxandras war entsprechend. Sie hatte auf ihrer Reise eine Menge erlebt. Erwartetes und noch mehr Unerwartetes. Dass sie jetzt, da sie sich beinahe am Ziel ihrer Reise wähnte, auf einen Mann traf, der die Sprache der Amazonen sprach, war das bei weitem am wenigsten Erwartete von allem. Sie verschluckte sich fast an ihren Worten, als sie heraus sprudelte:

       „Wenn du unsere Sprache sprichst, kennst du dann auch unsere Sitten? Weißt du, dass Amazonen nur die Männer nicht töten, mit denen sie Salz, Brot und ein Lager geteilt haben? Du solltest zusehen, dass du ein Lagerfeuer in Gang bekommst, denn viel Geduld haben wir Amazonen nicht!“

      Nun war es Shandra, dem es für einen Moment die Sprache verschlug. Tod oder Sex? Einen größeren Unterschied zwischen zwei Möglichkeiten des Umgangs mit einander gab es zwischen Menschen wohl kaum, oder? Da er den Tod noch nicht herbei sehnte, wäre es eigentlich nahe liegend gewesen, er hätte jetzt tatsächlich rasch ein Lagerfeuer gemacht und mit der jungen Frau ein Stück Fladen und eine Prise Salz geteilt. Anschließend wäre es vielleicht möglich gewesen, im Gras seinen Spaß mit ihr zu haben. Doch zunächst ärgerte ihn ihre Arroganz noch ein wenig und er wollte auch noch mehr über sie wissen, ehe er sich auf ihre Bedingungen einließ. Er beschloss, die Amazone noch ein wenig zu provozieren und sie aus der Reserve zu locken. Dann würde er sie am besten studieren können.

       „Wir Männer der Berge sind ziemlich zurückhaltend in der Auswahl unserer Gespielinnen. Schöne Frauen, die leicht zu haben sind, gibt es genug. Aber wir sind es nicht gewohnt, dass wir von Frauen mit dem Tod bedroht werden. Ich sehe auch keinen Grund für eine solche Drohung und außerdem bin ich der Meinung, man sollte eine Drohung nur aussprechen, wenn man im Ernstfall auch in der Lage ist, sie wahr zu machen. Nun sag mir einfach, was du in Al Andalus suchst. Vielleicht kann ich dir je weiterhelfen und wir können auseinander gehen, ohne uns die Köpfe einzuschlagen.“

      Shandras teilweise in spöttischem, teilweise aber auch in belehrendem Tonfall gesprochenen Worte ärgerten die Amazone. Noch während Shandra redete, war ihr Temperament hoch gekocht. Der Zorn war aufgeflammt und – so war sie es gewohnt zu reagieren – ihre Schenkel gaben dem Braunen die längst erwarteten Befehle, der Hengst sprang nach vorne, als hätte ihn von hinten jemand getreten. Die Lanze kippte ein wenig hoch, die Spitze zielte nun auf Shandras Brust und noch zwei Sprünge und um Shandra war es geschehen.

      Eine kurze, unglaublich schnelle Handbewegung Shandras stoppte den Angriff so abrupt, wie er begonnen worden war. Die Amazone begriff nicht, was es war, doch plötzlich durchzuckte ein jäher Schmerz ihren Kopf, die Lichter gingen aus, sie seufzte und kippte rücklings vom Pferd. Der Hengst war

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