Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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sich während der Mittagshitze des größten Teils seiner Kleidung entledigt und trug nun außer einem Lendenschurz aus weichem Rehleder nichts mehr am Körper, das etwas verhüllt hätte. Die Amazone konnte also einen Körper bestaunen, wie sie ihn noch nicht bei einem Mann gesehen hatte. Es war der Körper eines Jägers und Kriegers, denn an diesem Körper gab es keinen Muskel, der nicht perfekt entwickelt gewesen wäre. Alaxandra konnte unschwer erkennen, dass an diesem Mann alle Bewegungsorgane, Bänder, Sehnen und Muskeln auf maximale Belastbarkeit entwickelt waren und sie mit Reflexen rechnen musste, die es ratsam werden ließen, einen Kampf mit diesem Mann – egal mit welchen Waffen – zu vermeiden. Von einer Art des Kampfes abgesehen, diese aber reizte sie umso mehr, je länger sie Shandra betrachtete. Sie behielt ihre Erkenntnisse und Überlegungen für sich, stattdessen stand sie erneut auf und ging die wenigen Schritte zum Flussufer hinunter. Dort entledigte sie sich rasch aller Kleider und sprang dann kopfüber ins Wasser um sich abzukühlen, ein wenig zu schwimmen und sich zu säubern.

      Das Wasser war kühl und sauber und erfrischte und sie fühlte sich pudel wohl dabei, in den Wellen des kleinen Flusses herum zu plantschen. Sie schwamm in kräftigen Zügen ein gutes Stück flussaufwärts, dabei entdeckte sie in der Uferböschung Kräuter, die sie auch von ihrer Heimat her kannte. Seifenkraut bildete einen wundervoll weichen Schaum, mit dem sich besonders die Haare sehr gut waschen und pflegen ließen. Sie ließ sich von der Strömung wieder bis zum Lagerplatz treiben, paddelte ans Ufer, tauchte kurz unter und begann dann ihre Haare zu waschen und sich auch sonst am ganzen Körper zu reinigen. Anschließend spülte sie den Kräuterschaum ab kletterte aus dem Fluss, stellte sich nackt wie sie war in die Sonne, streifte sich das Wasser mit den Händen vom Körper und ließ sich von der Luft und den Sonnenstrahlen trocknen.

      Shandra hatte sie natürlich ebenso beobachtet und studiert, wie er von ihr beobachtet und studiert worden war. Er kam zu einem Ergebnis, das dem Alaxandras ziemlich ähnlich war. Allerdings nicht so ähnlich, dass er zwingend ins Wasser gemusst hätte, stattdessen begann sich sein Lendenschurz in einer Art kleines – und doch wieder auch gar nicht kleines – Zelt auszubeulen.

      Alaxandra wiederum registrierte diese durch und durch männliche Reaktion auf den Anblick ihres nackten Körpers mit Genuss. Mehr noch, sie zögerte auch nicht, den ersten Schritt zu tun und es dem jungen Krieger ganz leicht zu machen.

      Amazonen waren nie prüde gewesen und sie dachte nicht im Traum daran, denn Anfang damit zu machen.

      Kurze Zeit später lag Shandra auf dem Rücken und wurde von der Amazone in einem wilden Ritt durch die Sphären der Lüste getrieben. Sie ritt ihn stöhnend und jauchzend, nannte ihn einen starken Hengst und nahm, was immer Shandra ihr zu bieten hatte. Also genug, auch für eine Frau, deren letztes erotisches Abenteuer mehrere Monate zurück lag.

       „Sind alle Amazonen wie du?“

       „Ich weiß zwar nicht genau, was du mit dieser Frage meinst, aber ich die Anführerin einer Hundertschaft – wir nennen das eine Schwadron – und das nur, weil ich in allem besser bin, als meine Kriegerinnen.“

      Alaxandra lächelte ein wenig spitzbübisch, als sie Shandras Frage beantwortete, doch dann fuhr sie bereits wieder ernst fort:

       „Nun solltest du mir aber endlich meine Fragen beantworten. Ich weiß immer noch nicht, wie du heißt, wer du bist, woher du kommst und was für Ziele du hast.“

       „Das sind ja auch viele Fragen auf einmal, die kann kein Mann einfach so beantworten. Aber was ich dir sagen kann, habe ich dir gesagt. Ich bin ein Mann der Berge. Mein Name ist Shandra und ich bin ein Jäger aus dem Hochland nordwestlich von Ronda. Ich bin auf dem Weg nach Osuna, spätestens dort treffe ich mich mit ein paar Freunden. Es kann aber auch schon früher passieren. Das Treffen meine ich. Und weshalb bist du allein und so weit von deiner Heimat in Al Andalus unterwegs?“

       „Ich bin nicht allein. Ich habe genügend Begleitung. Ich bin nur ein wenig allein voraus geritten, weil mir etwas langweilig war. Ich sagte bereits, dass ich die Anführerin von hundert berittenen Kriegerinnen der Sarmat - Amazonen bin und meine Kriegerinnen werden mich spätesten bis Sonnenuntergang eingeholt haben, wenn ich hier bleibe. Unsere Schamana zu Hause hatte vor etwa zwei Jahren eine Vision. Es soll hier in Al Andalus einen mächtigen und überaus starken Kriegsherrn geben, der den Invasoren von den nebligen Inseln eine überaus schmerzhafte Abreibung verpasst hat. Unsere Schamana hat angeordnet, dass eine unserer Schwadronen nach Westen reiten und sich diesem Kriegsherrn anschließen muss, damit wir von ihm lernen.

       Der Kriegsherr nennt sich Shandra el Guerrero. Hast du schon von ihm gehört?“

       „Ich kenne einen Mann, der sich Shandra el Guerrero nennt. Allerdings weiß ich nicht, ob man ihn als großen Kriegsherrn bezeichnen kann. Ich kenne ihn nur als einen Mann, der den Frieden liebt und versucht im Einklang mit der Natur zu leben.“

      Alaxandra starrte Shandra konsterniert an. Sie wollte nicht glauben, was sie soeben gehört hatte. Sie war seit fast zwei Jahren unterwegs, um der Vision der Schamana zu folgen und nun sollte sie anstatt auf einen wilden Krieger auf einen, die Natur liebenden Philosophen treffen? Zum ersten Mal auf ihrer Reise hatte sie überhaupt einen Hinweis darauf bekommen, dass es diesen Shandra el Guerrero tatsächlich gab, sie hatte einen jungen Mann kennen gelernt, der Shandra el Guerrero persönlich kannte und dann diese Information?

      Alaxandra weigerte sich einfach Shandras Worte zur Kenntnis zu nehmen. Sie beschloss alles daran zu setzen, um Shandra el Guerrero persönlich kennen zu lernen, dann wollte sie sich ein eigenes Bild machen. Und entscheiden ob sie vielleicht besser nach Hause zurückkehren und Schamana sagen sollte, sie möge sich mit ihren Visionen künftig zur Hölle scheren.

      Alaxandra bereitete sich darauf vor, Shandra noch weiter mit Fragen zu löchern, als sie bemerkte, dass ihr Hengst – das schöne Tier hielt sich immer noch nur in unmittelbarer Nähe seiner Herrin auf – den Hals aufrichtete, die Ohren aufstellte und wie gebannt nach Südosten starrte. Im nächsten Moment erklärte ihr Shandra mit gelassener Stimme:

       „Meine Freunde kommen. Sie haben mich früher gefunden, als ich erwartet habe. Leider.“

       „Wie kommst du darauf und wenn es stimmt, weshalb bedauerst du es?“

       „Ich weiß, dass es meine Freunde sind, denn ich kenne den Hufschlag ihrer Pferde und ich bedaure ihr frühes Eintreffen, weil ich gerne noch ein Weilchen mit dir allein gewesen wäre.“

       „Lüstling! Hat dir nicht genügt, was du bekommen hast?“

       „Von Schönem und Angenehmem kann man nie genug haben.“

      Ehe sie das Thema weiter vertiefen konnten, wurde der Hufschlag wuchtiger Pferde hörbar und bis Alaxandra vom Lagerfeuer aufgestanden war und sich angekleidet hatte, tauchten am anderen Flussufer zwei Reiter auf, die selbst in ihren wildesten Träumen keinen Platz gefunden hätten. Zwei blonde Riesen in nahezu schwarzer Rüstung und auf gewaltigen Rössern, die so schwarz waren, dass sie das Licht einzufangen schienen. Die beiden Reiter lenkten ihre Pferde ohne zu zögern in den Fluss, durchschwammen ihn zügig und kamen grinsend wie die Faune unmittelbar an Shandras Lagerplatz aus dem Wasser. Die beiden schwarzen Hengste schüttelten sich, dass das Wasser nur so spritzte, dann sprangen die beiden Riesen aus den Sätteln, gingen grinsend auf Shandra zu, umarmten ihn und einer der beiden rief lachend:

       „Vielleicht sollten wir dich öfter als Voraus – Späher einsetzen, dann würden wir möglicherweise bald über ein erheblich größeres Kontingent an Frauen verfügen. Wo hast du denn diese Schönheit aufgetan?“

      Shandra

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