Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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      Die Morgensonne heizte das Massiv der Sierra Nevada mächtig auf und wenn die Sonne weiter nach Süden und Westen gewandert war, gaben die Felsen die gespeicherte Wärme wieder ab. So entstand ein Klima des nahezu ganzjährigen Frühsommers. Die Bauern am Golf von Almeria hatten zu früheren Zeiten zwei oder gar drei Ernten im Jahr einholen können.

      Dann aber waren die heißen Kriege gekommen und Almeria als eines der wichtigsten Versorgungszentren für Nahrungsmittel war mit am stärksten angegriffen worden. Von der großen Stadt und den alten Häusern war nichts mehr übrig, die Stadt war praktisch eingeebnet worden. Dort, wo die vier größeren Flüsse einstmals ins Meer gemündet waren, hatten die Flammen der Kriege fast unzerstörbare Erdwälle aufgehäuft und sie mit einer glasharten und oft bis zu drei Ellen dicken Schicht aus geschmolzenem Gestein überzogen. Die Flüsse waren angestaut worden und verwandelten das gesamte Hinterland Almerias in einen üblen Sumpf, durch den man nur noch mit Stakbooten oder Flößen zu den Bergen kommen konnte.

      Im Osten das Meer, im Süden und Westen der sich viele Meilen weit ausdehnende Sumpf, im Norden die Felswände der Sierra Nevada und nur ein einziger Zugang zur Bucht, eigentlich war Almeria zum Sterben verurteilt gewesen. Nein, falsch, es war schon tot gewesen, bis die Anglialbions kamen.

      An den wenigen bewohnbaren Stellen entlang der Küste hatten sich ein halbes Dutzend kleiner Dörfer halten können und die Bewohner dieser Dörfer lebten vom Fischfang und einem eigentlich nicht nennenswerten Handel mit Verwandten, die am Fuß der Sierra Nevada mit ihren Ziegen- und Schafherden und ein paar wenigen Rindern lebten. Sie alle lebten ein ruhiges Leben in großer Abgeschiedenheit und das war in Ordnung für sie.

      Eines Tages aber tauchte ein halbes Hundert riesiger Schiffe auf dem Meer auf, segelten in die Bucht und ankerten dort, wo schon in vergangenen Jahrtausenden zahllose Schiffe geankert hatten, innerhalb des Riffs, das ein riesiges, natürliches Hafenbecken bildete.

      Fast ein Drittel der gesamten Wasserfläche der Bucht lag innerhalb des Riffs und in diesem Bereich gab es weder bei Sturm noch während der kurzen Wintermonate unruhiges Wasser. Durch das Riff abgeschottet wirkten sich in diesem Becken selbst die Gezeiten nur mäßig stark aus und die Seeleute auf den großen Schiffen mussten das gewusst haben. Wie sonst hätten sie so zielstrebig die Bucht von Almeria ansegeln können?

      Die Schiffe stammten von den nebligen Inseln, vom Königreich Anglialbion und sie waren gekommen, um Iberia zu erobern. Jedes der Schiffe trug in seinem Bauch gut tausend Menschen und diese Menschen standen unter dem Kommando eines gnadenlosen Schinders namens Thomas Shifford. Nur ein kleiner Teil der Menschen von den Schiffen waren Krieger. Die allermeisten waren Handwerker und Sklaven und ihre Aufgabe war es, in der Bucht von Almeria möglichst rasch einen Hafendamm – eine Mole – zu bauen und daneben so viel von den Sümpfen trocken zu legen, dass man auf dem Gelände eine Kaserne für mindestens fünfzigtausend Kämpfer errichten konnte.

      Vielleicht wäre all das ohne größere Probleme vonstatten gegangen, hätte nicht Thomas Shifford eines Tages die Idee gehabt, sich ein wenig zu amüsieren.

      Es war Herbst und zuhause, am Hof von Winchester wurde um diese Jahreszeit zur königlichen Jagd geblasen. Man sattelte die Pferde aus der Zucht von Königin Machilla und dann ging es hinaus ins Land, wo man ein paar leibeigene Bauern auftrieb und sie dann so lange durch den Dreck und den Schlamm jagte, bis sie erschöpft liegen blieben. Die Leibeigenen des Königs hätten sich niemals gegen diese Behandlung gewehrt, sie waren es nicht anders gewohnt. Als nun Thomas Shifford diese Unterhaltung auch in Almeria einführte, musste man sehr rasch feststellen, dass die Fischer nicht so stoisch und gleichgültig reagierten, wie die Bauern auf den nebligen Inseln. Die erste Jagd hatte zwei jungen Maskenkriegern das Leben gekostet. Warum? Weil die vier Fischer, die man durch die Felsenwildnis am Fuß der Sierra Nevada gejagt hatte, plötzlich Hilfe von ein paar Ziegenhirten erhalten hatten. Gemeinsam war es den Männern gelungen, die beiden Frischlinge vom Pulk der Jäger zu trennen und sie – welche Erniedrigung für einen Maskenkrieger – von den Pferden zu zerren und mit großen Steinbrocken zu erschlagen.

      Ab diesem Tag war die unversöhnliche Feindschaft zwischen den Bewohnern der Bucht und der Bergregionen und den Invasoren besiegelt. Thomas Shifford gab den Befehl aus, dass jeder Einheimische ab sofort Freiwild war und von jedem Angehörigen seines Heers auch ohne jeden Grund erschlagen werden durfte.

      Die Ritter seines Heeres entwickelten aus diesem Befehl und mangels anderer Unterhaltungsmöglichkeiten buchstäblich einen Sport. Fast täglich ritten sie durch die Sümpfe und bis hinauf in die Almen, immer auf der Suche nach Wild, das sie jagen konnten. Nach zweibeinigem Wild, denn einen Hirsch, einen Wolf, eine Antilope zu jagen war langweilig. Nur das edelste Wild zählte und etwas Edleres gab es nicht, als Menschen.

      Auf diese Weise schafften Thomas Shifford und seine wenigen Krieger es in kürzester Zeit, aus verschlossenen und abgeschieden lebenden Fischern und Hirten aufsässige Rebellen zu machen, die seine Herausforderung annahmen und ihm einen ununterbrochenen Kleinkrieg lieferten, der viel öfter als es Thomas Shifford lieb war, mit Siegen der Einheimischen endete.

      Thomas Shifford begriff nicht, welches Kuckucksei er sich da selbst gelegt hatte. Anstatt von einer sicheren Basis aus in Richtung Murcia und – viel wichtiger – in Richtung Sierra Nevada und Granada operieren zu können, hatte er sich einen heftigen Unruheherd im eigenen Haus geschaffen. So verfügte er auch über keinen einzigen Kundschafter aus den Reihen der Einheimischen. Sie starben lieber, als sich den Anglialbions zu beugen und ihnen als Wegbereiter ins Landesinnere zu dienen.

      Eine Situation, die nicht zufrieden stellend war und Thomas Shifford nur deshalb nicht noch mehr Sorgen machte, weil der Vizekönig in Malaga ihm konsequent die Stange hielt und ihn bis nach Winchester in Schutz nahm. Doch um mit dem Problem fertig zu werden, griff er zu immer härteren Mitteln.

      Er ließ die Rebellen durch seine Mentalisten aufspüren und er ließ niemand am Leben, der seinen Häschern in die Fänge geraten war. Er verlangte und bekam ein Kontingent piktischer Söldner und diese zweibeinigen Wölfe schickte er nun zusammen mit seinen Maskenrittern auf die Jagd nach den Rebellen und zusammen richteten diese ein furchtbares Blutbad unter den Einheimischen an.

      Die Reaktion kam prompt.

      Plötzlich gab es an der gesamten Bucht keinen Fischer mehr. Dann, eines Tages brach unter den Invasoren eine üble Seuche aus und als man nachforschte, fand man heraus, dass die aus den Bergen kommenden Bäche und Flüsse mit Tierleichen vergiftet worden waren, das Trinkwasser in der Bucht wurde knapp.

      Thomas Shifford schickte seine Jäger nun vermehrt in die Berge und verlangte und erhielt ein Kontingent Polska – Wölfe, denn diese stammten ebenfalls aus Bergregionen und waren dort sogar den Pikten überlegen.

      In dieser Situation tauchte von Norden her kommend plötzlich eine Legende an der Bucht auf. Die Einheimischen erzählten schreckliche Geschichten von einem Todesboten, von einer höllischen Bestie, die ihm auf dem Fuß folgte und von zwei wunderschönen Engeln, die aber fast genauso tödlich waren wie die Bestie.

      Thomas Shifford gab nichts auf solche Ammenmärchen, er war es gewohnt mit harten Fakten umzugehen und so ignorierte er jeden Hinweis auf mysteriöse Vorgänge vollständig. Von ihm stammte der Spruch

       „Die Iberianer sollen sich vor mir fürchten. Damit sind sie beschäftigt genug, dann brauchen sie keine Todesboten, Teufel und schreckliche Engel mehr.“

      Eines Tages, kurz vor der Wintersonnwende, befand er sich zusammen mit seinen Speichelleckern, seinen Kurtisanen und seinen vielen legalen Kindern und Bastarde auf einem Ritt entlang der Küste nach Murcia hin. Sie hatten nichts Besonderes vor, doch in diesen Wintermonaten war es in Almeria fast wie in Winchester. Es gab viele trübe und neblige Tage und der Gestank aus den Sümpfen legte

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