Club Cuffs And Whips. Margaux Navara
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Wo war sie eben noch? Ich war so sicher, keine Lust zu empfinden, dass ich beinahe gelacht hätte und drauf und dran war, die Männer für ihre fruchtlosen Bemühungen auszulachen. Und dann – blubb! – da ist sie. Wärme in mir, auf mir. Breitet sich aus, strömt durch die Adern, pulsiert in mir in einem Rhythmus, schneller als mein Herzschlag, eher wie der Beat aus den Lautsprechern. Drängend, dräuend. Sich steigernd, meinen Atem kontrollierend. Ja, die Lust übernimmt meinen Körper wie ein außerirdischer Körperfresser. Dringt durch meine Poren, breitet sich mit jedem keuchenden Atemzug in meinen Lungen aus, fließt durch die Haarwurzeln bis in die Spitzen jedes einzelnen Haars, lässt meine Ohren heiß werden, meine Zunge trocken und meine Vagina nass.
Nur meine Augen kann ich noch steuern. Eigentlich nicht, da sie festgeklebt sind an seinen. Auch noch, als ich komme. Ich weiß nicht, was mich kommen lässt. Ist es der Schmerz? Der Dildo, der Finger in mir? Seine Augen?
Er springt auf, als ich zusammensacke. Ich schwöre es, genau in dem Moment, als meine Beine nachgeben und ich drohe, mit vollem Gewicht an meinen Handgelenken zu hängen, hält er mich fest. Ich zucke noch immer, als die Fesseln gelöst werden, er mich von dem Dildo zieht und auf den Arm nimmt. Schwach wie ein kleines Kind bin ich, und er ist stark, trägt mich mit Leichtigkeit, alle meine Kilos, meinen geschrumpften Hüftspeck und die schweren Schuhe, deren Absätze jetzt wie Betonwürfel an meinen Füßen hängen.
Er bringt mich nach unten, setzt sich mit mir zusammen in einen der Loungesessel, lässt mich aus einem Glas trinken. Wasser - danke! Dann drückt er meinen Kopf an seine Brust, achtet nicht darauf, dass ich vermutlich Flecken auf seinem feinen Stoff hinterlasse, bringt mir nur den Gegensatz zwischen meiner erhitzten, beinahe glühenden Haut und dem kühlen Stoff seines Anzugs ins Bewusstsein. Er hält mich so, bis ich wieder halbwegs gleichmäßig atme, nicht mehr tropfe, meinen Speichel wieder selber schlucken kann und überhaupt sich meine Augäpfel wieder aus meinem Hirn nach vorne gedreht haben.
Nein, ich will nicht darüber nachdenken, was eben geschehen ist. Das werde ich zuhause tun, irgendwann in den nächsten Wochen, dann, wenn ich wieder denken kann. Jetzt nicht.
Ich komme zu mir, fühle mich geschüttelt und gerührt zugleich, aber jetzt bin ich wieder beieinander. Arme, Beine, Kopf, alles noch dran. Plug auch noch. Drin, um genau zu sein. Hat er damit sein Territorium markiert? Aber nein, auch sonst hat mich niemand gefickt, obwohl es dort oben erlaubt gewesen wäre. Und ich nicht mehr in einem Zustand war, in dem ich hätte Nein sagen können, wenn ich es gewollt hätte. Auch nicht Rot, Gelb oder Gänseblümchenweiß oder was auch immer.
„Wie heißt du?“
„Vera.“
„Ist das dein richtiger Name oder ein Alias?“
Ach Gott, das habe ich ja ganz vergessen. Ich sollte doch meine richtigen Namen nicht nennen.
„Alias“, murmle ich.
Ich spüre, dass er lacht, zumindest deute ich seine Zuckungen so. Egal, es ist nur ein Vorname.
„Nun denn, Vera, die Nacht ist noch nicht zu Ende. Wenn das nächste Mal die Glocke schlägt, wirst du zu dem Stuhl dort gehen und laut und deutlich die Zahl drei nennen. Mehr kannst du noch nicht verkraften.“
Mehr als drei? Überhaupt, wieso drei? Ich? Mit drei Männern? Kann ich das? Will ich das?
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Die Glocke ertönt. Klar, hätte ich mir denken können, dass er mir keine Zeit zum Nachdenken lässt! Er schiebt mich von seinem Schoß, hält mich fest, bis ich stabil stehe, und gibt mir einen kleinen Schubs in die Richtung, die er für mich ausgewählt hat. Ich gehe wie eine Marionette zu dem Stuhl. Keine andere Frau da. Wo sind sie alle? Vielleicht ist auch kein Mann mehr da. Na, das wäre ja mehr als peinlich. Ich sage drei und es ist nur noch einer da. Oder gar keiner mehr? Ist das sein Spiel?
Ich setze mich auf meinen schmerzenden Hintern und schon wieder ist mein Blick von seinem gefangen. „Drei.“ Bin ich so willenlos, dass ich alles tue, was er verlangt? Ich bin doch sonst nicht so willfährig, gehe meinen eigenen Weg, habe mich alleine entschieden, hierher zu kommen und meinen Willen abzugeben an Männer, an einen Mann.
Drei Lose fallen in den silbernen Sektkühler, der als Lostrommel benutzt wird. Ich höre sie, als wären es Pflastersteine, die auf eine Glasplatte aufschlagen. Eine Bewegung an meiner Seite sagt mir, dass da jemand ist. Zumindest einer. Immerhin. Ganz langsam erhebt sich Braunauge und kommt näher. Er greift in den Eimer, ohne den Blick von mir zu lassen. Herausforderung lese ich darin. Er weiß, dass ich immer noch ein Ende setzen kann. Egal wo, ein Wort genügt, um alles zu ändern. Ein Wort, das ich nicht sage. Nicht sagen werde, da bin ich mir sicher. Nicht heute Nacht.
Der Eimer wird weitergereicht und ich folge ihm mit meinem Blick. Ich muss sehen, wer noch ein Los zieht. Einer der Männer, die ich bisher nicht beachtet habe, ein großer, hagerer Kerl mit dunklem Teint, schwarzen Haaren, schwarzen Augen. Dann greift noch jemand zu und meine Augen werden groß. Der Barmann! Mir liegt die Frage auf der Zunge, ob es ihm erlaubt ist, mitzuspielen, aber nein, ich will nichts herausfordern. Ich habe meine Zahl genannt, und ich werde drei Männer haben. Sollen sie eigentlich meine Wünsche erfüllen oder ich ihre? Vordergründig habe ich gewählt, Realität ist, dass ich mich ihnen ausgeliefert habe.
Heute ist die Nacht der Premieren. Eigentlich ist fast alles, was ich bisher getan habe, oder was mir getan wurde, eine Premiere. Auch dies hier. Ich war noch nie mit mehreren Männern zusammen, nicht mit zwei, nicht mit drei, nicht mit mehr. Wie auch? Wie oft trifft man diese Pärchen, von denen in den Romanen geschrieben wird, die sich gemeinsam eine Frau aussuchen und sie dann teilen? Nicht in meiner Welt. Nicht in meiner bisherigen Welt. Aber auch diesen Gedanken verschiebe ich in eine Ecke meines Hirns für später.
Jetzt habe ich alle Hände voll mit diesen Dreien. Mit neunundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit nicht nur die Hände, sondern meine Öffnungen. Drei ist sicher die ideale Zahl, mehr wären überflüssige Zuschauer. Schaffe ich das? Bin ich das, die jetzt aufsteht und der knappen Handbewegung des Barmanns folgt, die uns durch eine Tür in einen Flur weist? Ich muss mir wieder die Codewörter in Erinnerung rufen. Rot werde ich rufen, wenn es mir zu viel wird. Auf jeden Fall Rot. Nicht jetzt, aber ich muss es parat haben, in meinen Gedanken, in meinen Ohren, auf meiner Zunge, damit ich es rufen kann, sobald es nötig wird.
Ein fester Griff um meinen Oberarm sorgt dafür, dass ich nach links in einen Raum abbiege, dessen Tür hinter uns geschlossen wird. Die Einrichtung ignoriere ich, ich habe genug damit zu tun, die drei Männer anzuschauen. Ich habe das unbestimmte Gefühl, als müsste ich sie alle im Blick behalten. Eine Wand im Rücken wäre nicht schlecht. Erst die Kühle an meiner Haut deutet darauf hin, dass ich ohne nachzudenken zurückgewichen bin, bis ich mit dem Rücken zur Wand stehe. Der Hagere grinst hämisch und schaut auf eine Stelle über mir. Ein kurzer Blick zeigt mir schwere Eisenfesseln, die von dort herunterhängen, nur wenige Zentimeter über meinem Kopf.
Ich weiche nach rechts aus, dort scheint mehr Platz zu sein. Diesmal grinst der Barmann, und es ist das Grinsen des Wolfs, der vor sich ein vor Angst starres Lamm hat. Ein Rest Verstand sagt mir, dass ich seine Jagdinstinkte anspreche. Nicht nur seine, fürchte ich. Die Männer vor mir sind an einem Abend wie heute vermutlich mehr von ihren Urinstinkten geleitet als zu jedem anderen Zeitpunkt. Nackte Frauen, Schläge, Alkohol, andere Männer als Konkurrenz. Selbst ohne Psychologiestudium weiß ich, dass da Hormone ausgeschüttet werden müssen, die sonst kaum zum Einsatz kommen und die sie in primitive, urzeitliche Jäger zurückversetzen.