Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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Wenn er Pech hatte würde er den Ausstieg aus der fliegenden Stadt ein paar Stunden lang überleben, wenn er viel Glück hatte nur einige Minuten.

      Shaktar zählte im Kopf auf, was gegen sein Überleben sprach.

      Zum einen war da die extreme Höhe. In mehr als achttausend Meter über dem Meeresspiegel war der Sauerstoffgehalt der Luft so dünn, dass er allein an diesem Problem schon rasch sterben konnte.

      Dann war da auch noch die Kälte. Die aktuelle Außentemperatur am Zielort der fliegenden Stadt hatte der Computer mit vierundfünfzig Grad Celsius unter dem Gefrierpunkt von Wasser angegeben! In dieser Kälte ohne eine spezielle Ausrüstung zu überleben war reine Glücksache.

      Der Gipfel des Everest – Gebirges war mit Schnee und Eis bedeckt und er hatte weder geeignetes Schuhwerk noch eine Kletterausrüstung zur Verfügung, um sich dort auch nur halbwegs sicher zu bewegen.

      Die Hitzeabstrahlung der fliegenden Stadt würde während des Landeanfluges eine Menge Eis und Schnee zum Schmelzen bringen, doch bei den herrschenden Temperaturen würde jede Flüssigkeit in kürzester Zeit wieder gefrieren. Dann aber käme ein nächster Hitzeschub, nämlich der Neustart der Stadt und dann war er als Ausgesetzter mitten im Abgasstrom der Fusionsreaktoren, in einer Hitzewelle von ungefähr viertausend Grad Celsius und diese Hitze würde ihn verdampfen. Wenn nicht würde sie schwere Lawinen auslösen, die ihn in die Tiefe reißen mussten.

      Also keine Überlebenschance…

      Shaktar war vollständig in düsteres Schwarz gekleidet. Er trug einen Mantel der scheinbar aus Leder gefertigt war und dessen Saum ihm bis zur Mitte der Waden reichte. Darunter eine dick wattierte Weste, eine eng anliegende Hose ebenfalls aus Leder, deren Beinlinge in den Schäften weicher, beinahe kniehoher Stiefel mit dicken Sohlen steckten und unter der Weste ein Hemd aus einem seltsam feinen, glänzenden Gewebe, das sich fast wie eine zweite Haut an seinen muskulösen Oberkörper schmiegte. Der einzige farbige Aspekt seiner Kleidung war sein Gürtel. Ein breites Band aus leuchtend rot eingefärbtem, weich gegerbtem Leder, an dem er neben einer ganzen Reihe an Taschen und Beutel auch sein Schwert und zwei lange Dolche befestigt hatte. Sowohl die beiden Dolche als auch sein Schwert waren aus bestem Kerastahl geschmiedet und praktisch unzerstörbar. Sie staken in Scheiden aus einem glanzlos schwarzen Material und selbst die Hefte, Knäufe und Parierstangen der drei Waffen waren aus schwarz brüniertem Stahl und an den Griffflächen mit schwarzem Leder überzogen.

      Neben Shaktar lag ein recht großer Sack aus demselben schwarzen Material, aus dem die Scheiden seines Schwertes und der Dolche gefertigt worden waren. In diesem Sack hatte Shaktar diejenigen seiner erlaubten Habseligkeiten verstaut, die mitzunehmen das Urteil des Rates der Zwölf ihm ebenfalls zugestanden hatte. Viel war es nicht. Vor allem Ersatzkleidung, dazu ein paar Energiewürfel und als ganz persönliche Erinnerungsstücke, ein paar Holo – CDs. Kleine, silbrig glänzende Scheiben, auf denen Holos gespeichert waren, die ihn vielleicht doch irgendwann an sein vergangenes Leben erinnern würden.

      Das Material aus dem dieser Sack, sein Umhang, seine Hose, die Weste und sogar die Stiefel, aber auch die Scheiden seiner Waffen gefertigt war, gehörte zu einem der Geheimnisse, die Shaktar vor dem Rat der Zwölf bewahrt hatte, obwohl er damit ebenfalls gegen einen Kodex verstoßen hatte. Vor vielen Jahren schon war es ihm gelungen, durch immer neue Versuche aus Keramik ein Gewebe herzustellen, das zwar weich und elastisch war und dennoch die unglaubliche Haltbarkeit von Keramik besaß. Das Gewebe besaß darüber hinaus auch noch ein paar andere Eigenschaften, die ihm nun sehr nützlich sein mochten. Es war in der Lage enorme Wärmemengen zu speichern und diese einem vom Gewebe eingehüllten Körper in angenehmster Form zur Verfügung zu stellen. Außerdem reflektierte dieses Gewebe auch geringste Wärmeabstrahlungen eines Körpers, so stellte es einen ausgezeichneten Isolator dar.

      Wenn er also eine Überlebenschance hatte, dann nicht zuletzt auch dank dieses kleinen Geheimnisses. Ganz sicher hätte ihm der Rat nicht gestattet, so ausgerüstet die Stadt zu verlassen und ins Exil zu gehen.

      Sein langes, jetschwarzes Haar trug Shaktar im Nacken zu einem dicken Knoten geschlungen, welcher ihn als zur Kaste der Krieger gehörend auszeichnete.

      Shaktar war ein, für einen in der fliegenden Stadt geborenen Menschen außergewöhnlich groß und muskulös. Er maß einen Meter und fünfundachtzig Zentimeter, seine Schultern waren breit, die Hüften schmal, die Beine lang und schlank. Alles an seinem Körper wirkte athletisch und durchtrainiert, selbst seine kräftigen Hände ließen erkennen, dass sie es gewohnt waren zu zupacken und festzuhalten, was sie gefasst hatten.

      Shaktar war zudem auch ein schöner Mann, das wusste er, das bestätigten ihm die vielen Abenteuer, Eskapaden, Affären und Beziehungen die er im Laufe seines Lebens mit Frauen aller Art in der fliegenden Stadt gehabt hatte. Seine weiße Haut am ganzen Körper, auch im Gesicht war straff und glatt, die Stirn war hoch, breit und klar, seine Augenbrauen so schwarz wie sein Kopfhaar und dicht wie schwarzes Moos. Seine Augen standen weit auseinander und glitzerten in einem geradezu magnetisch wirkendem, eisigen Grau, seine Nase war etwas lang aber sehr gerade, mit einem kräftigen Rücken und weit geschwungenen Nüstern, seinem Mund war anzusehen, dass Shaktar über ungeheuer viel Willenskraft und Energie verfügte, was durch das markante Kinn mit dem tiefen Grübchen in der Mitte noch unterstrichen wurde. Shaktar war frisch und glatt rasiert und dennoch wirkten seine Wangen und sein Kinn, als wären sie von einem schwarzen Schatten überflort.

      Ein schöner Mann, ein starker und harter Mann in jeder Beziehung, der Star und Sieger zahlloser Kämpfe in den Arenen Ninives, aber auch ein Mann dem das eigene Wort noch etwas galt und der für die Einhaltung eines einem Freund gegebenen Versprechens eher in den Tod ginge, als dieses Versprechen zu brechen.

      Vor Shaktars innerem Auge spielte sich in dieser letzten halben Stunde ehe er sein gewohntes Leben vermutlich für immer verlassen musste, die Szene ab, die sich vor etwas mehr als zwei Stunden ereignet hatte.

      Eine Abordnung von vier Agenten war gekommen und hatte seine Geliebte, die junge und so wunderschöne Sombra abgeholt. Allein die Erinnerung an diese Momente ließ in Shaktars Magen einen eisigen Klumpen entstehen.

      Sombra war selbst Agentin und gehörte trotz ihrer Jugend – sie war noch lange nicht hundert Jahre alt – zu den zehn besten Agenten der Stadt. Allein aus dieser Sicht war es angemessen, dass sie von einer derart starken Abordnung abgeholt wurde. Sie beide hatten gewusst, was auf sie zu kam, sie beide hatten sich auf den Abschied vorbereitet und die letzten Stunden damit verbracht, sich mit geradezu verzweifelter Intensität wieder und immer wieder zu lieben und sich zu schwören, dass sie alles, wirklich alles daran setzen wollten, um auf der Erde zu überleben und sich zu finden. Sombra war so weit gegangen, Shaktar zu schwören, dass sie es schaffen würde, auch ihren gemeinsamen Sohn gesund zur Welt zu bringen und so lange am Leben zu erhalten, bis sie und Shaktar einander wieder gefunden hatten. Dann hatte Sombra sich angekleidet und gemeinsam hatten sie gefasst und in Würde auf die Abordnung gewartet.

      Die vier Agenten - drei Männer und eine Frau – waren genau zur angekündigten Zeit aufgetaucht. Man wusste um Sombras Fähigkeiten, denn man schickte vier routinierte Agenten, die Sombra an ihren Verbannungsort bringen sollten und einer der Männer hatte ein Holo mitgebracht, auf dem eine letzte Anordnung des Rates der Zwölf gespeichert war.

      Die Botschaft wurde vom Lordkanzler selbst, dem runzligen und schon über tausend Jahre alten Mordegay verlesen. Die Luft zitterte kurz, als sich das Holo aktivierte und das nahezu lebensechte Bild des Lordkanzlers entstand, dann ertönte seine tiefe Stimme und verkündete:

       „Agentin Sombra, der Rat hat noch einmal über das Urteil nachgedacht, das verhängt wurde. Das Urteil wird insgesamt aufrecht erhalten, doch es wird dir untersagt, etwas anderes aus Ninive mitzunehmen, als dich selbst. Du wirst splitternackt auf der Hochebene Grazalema ausgesetzt werden. Alle anderen Bedingungen bleiben wie ursprünglich

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