Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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auch noch mitteilte, dass die beiden anderen Identitäten ebenfalls die Stadt verlassen hatten, mochte das etwas auslösen, was sich noch keines der Ratsmitglieder auszumalen fähig war.

      Er führte die Abmelderoutinen in aller Gelassenheit durch und grinste dabei nur stillvergnügt vor sich hin, als die Räte in seinem Rücken zwar darüber tuschelten, was er da wohl tat, doch keiner von ihnen schenkte seinem Tun mehr als die minimale Beachtung.

      Als Shaktar fertig war und das System wieder im Ruhezustand befand, trat er erneut in die offene Tür und blieb dann so stehen, dass die Lichtschranke den Schließmechanismus nicht auslösen konnte. Nun drehte er sich um, wandte sich an die Gruppe der dreizehn Menschen in seinem Rücken und sprach Nurmigo mit leiser, ein wenig zynisch klingender Stimme direkt an:

       „Ja, mein aufstrebender und ehrgeiziger junger Freund und Nachfolger in so manchen Bereichen, ich gehe. Ob ich dort draußen verrecke, wird sich noch zeigen, doch bevor ich gehe, will ich dich und die anderen des Rates doch noch etwas wissen lassen.

       Du versuchst in meine Fußstapfen zu treten? Nun, bei Falsett mag dir das vielleicht sogar gelingen, doch das spielt keine Rolle. Du wirst wohl wissen, dass wir seit mehr als fünfhundert Jahren nur noch auf dem Papier Gefährten waren.

       Aber wo willst du noch mein Nachfolger werden?

       Du willst mein Magmobil fahren? Geh und versuch es, aber mach dir Gedanken darüber, mit welchen Mitteln du dem Fahrzeug erklären willst, dass du ich bist.

       Du willst in meinem Haus wohnen? Tu es, wenn du es schaffst durch die Tür zu kommen.

       Und du willst mein Amt als Erster Krieger übernehmen?

       Dann sag mir, von wem du die Zugriffsrechte auf die Arsenale, auf die Waffenkammern und Waffensysteme übernehmen willst, wenn ich dort draußen bin. Du wirst ein Problem haben.

       Und euch alle meine ehemaligen Kollegen im Rat der Zwölf frage ich:

       Wer wird wohl in meine Rolle als Oberster Techniker schlüpfen? Habt ihr euch schon einen Nachfolger für mich ausgesucht? Dann seht mal schön zu, dass er alle meine System – Legitimationen für die Antriebe, die Sicherheits- und Lebenserhaltungssysteme übernimmt und so wenigsten die kleine Chance erhält, die Betriebsweise der Systeme zu verstehen und zu begreifen, welche wichtigen Pflege- und Wartungsarbeiten durchzuführen sind. Wie er – oder sie - das allerdings bewerkstelligen will, ohne meine Abmelderoutinen zu kennen, wird wohl euer Geheimnis bleiben. Ich werde es aber sehen, denn ich werde von dort draußen beobachten können, wie ihr vergeblich versucht, das Dach der Welt wieder zu verlassen. Ich werde euch beobachten und wissen, dass euch in wenig mehr als zehn Tagen der Sauerstoff ausgeht, wie in sieben Tagen die Wassergewinnung und schon in drei Tagen die Lebensmittelrecycler ihren Dienst quittieren.

       Ich glaube, eure Chance zu verrecken ist nicht wesentlich kleiner als meine.

       Ich gehe jetzt, meine ehemaligen Freunde. Ich gehe und ihr könnt nichts tun, um mich aufzuhalten.“

      Mit einem entschlossenen Schwung warf Shaktar seinen schwarzen Ledersack quer durch die Schleuse, bis hin zu der Tür, die sich gleich öffnen und ihn hinaus in die Außenwelt lassen würde, dann tat er selbst den entscheidenden Schritt, trat aus der Lichtschranke heraus und in die Schleuse hinein. Erneut ertönte das leise, sanfte Zischen, als sich die Schleuse zur Stadt hin schloss, dann war er allein.

      Für einen Moment befand er sich in einem Raum der absoluten Stille, dann ertönte ein weiteres Geräusch und das war sehr viel lauter, als das Verschlussgeräusch einen Augenblick zuvor. Ein seltsames Knistern, ein lautes Knacken, dann ein schabendes Schleifen und dann kam die Kälte. Die Schleuse füllte sich wabernd mit weißem Nebel, denn die hereindringende Kälte ließ jedes Molekül an Feuchtigkeit, das in der Schleusenluft enthalten war sofort kondensieren und zu Raureif werden. Shaktar trat neben seinen Sack, starrte kurz hinaus und jetzt erst wurde ihm bewusst, zu was er vom Rat der Zwölf verurteilt worden war.

      Er starrte in die feindlichste Form einer Außenwelt, die nur vorstellbar war. Er sah seinen Tod und das einzige, was daran erfreulich war, mochte die Tatsache sein, dass es ein schneller Tod sein würde, der sein Leben beendete. ES war dunkel dort draußen, doch Shaktar wusste, dass sich in Außenwelt die Nacht ihrem Ende zu neigte und in wenigen Stunden die Sonne aufgehen musste. Wobei er sich absolut nicht sicher war, ob er diesen historischen Augenblick noch erleben würde.

      Shaktar nahm sein Schicksal an.

      Ein kräftiger Tritt mit dem Fuß und sein Sack flog durch die Schleusentür hinaus und landete mit einem dumpfen Geräusch in der weißen Masse, die den Gipfel des Mount Everest umhüllte, einer scheinbar weichen Masse, in der sein Sack sofort beinahe zur Hälfte einsank. Shaktar zögerte dennoch nicht mehr, es gab keinen Grund zu zögern, er sprang dem Sack hinterher. Es war nicht tief zum Boden hinunter, nur vielleicht zwei Meter. So landete Shaktar relativ weich und ganz dicht neben seinen Habseligkeiten. Allerdings stak er sofort bis fast zu den Hüften in dieser weißen Masse – er kannte den Begriff dafür, er wusste dass es sich um kristallisiertes Wasser, um Schnee handelte – und wurde nun körperlich mit der schier unvorstellbaren Kälte konfrontiert, die in Außenwelt herrschte.

      Ein spontan aufsteigendes Gefühl befahl ihm, sich einfach fallen zu lassen, in der weißen Kälte zu versinken, die Augen zu schließen und zu sterben.

      Doch ein Erster Krieger gibt nicht einfach auf, er kämpft.

      Shaktar begann zunächst, sich durch mentale Manipulationen so gut es ging vor der immensen Kälte zu schützen. Er erhöhte seine Blutzirkulation und sorgte so dafür, dass der bösartige Biss des Frostes sofort soweit nachließ, dass die Mutlosigkeit und Angst in ihm zu schwinden begannen. Dann sah sich rasch um und stellte fest, dass der Landeplatz der Stadt von einem vergleichbar winzigen Gipfelplateau gebildet wurde, von dem aus es in alle Richtungen steil bergab ging.

      Er vermochte nicht zu sagen, weshalb er tat, was er nun tat, ab er schnappte sich seinen Sack, zerrte ihn zum südlichen Rand des Plateaus, setzte sich rittlings auf den Sack und stieß sich über die Kante. Sofort nahm er Fahrt auf, der Sack schoss nur so unter ihm dahin und in wenigen Augenblicken entstanden neue, unbekannte Gefühle in Shaktar:

      Freiheit, absolute Freiheit, süße, sauerstoffreiche wenn auch bitterkalte Luft füllte seine Lungen und der unbedingte Wille zu überleben übernahm die Herrschaft in seinem Denken. Noch einmal stieg ein Bild vor seinem geistigen Auge auf. Er sah die Gesichter der Räte, als er ihnen die Dummheit ihrer Handlung vor Augen geführt hatte, er sah die Erkenntnis in ihren Gesichtern aufsteigen und gleich darauf das blanke Entsetzen. Ein triumphierender Schrei kam wie eine Erlösung aus seiner Brust, stieg auf und verklang, während sein schwarzer Ledersack wie ein wild bockendes Pferd durch Eis, Schnee, Fels und Geröll glitt und Shaktar zu Tal und einem ungewissen Schicksal entgegen trug.

      Visionen

      Der Rat der Zwölf war erneut zusammen gekommen.

      Shaktars Verbannung und die dabei begangenen, eklatanten Fehler der verbliebenen Räte hatten die größte Krise ausgelöst, in der sich die fliegende Stadt Ninive jemals befunden hatte. Es war gekommen, wie Shaktar es vorher gesagt hatte. Nicht in der ganzen katastrophalen Bandbreite, aber bei weitem schlimm genug.

      Die für die Lebenserhaltung notwendigen System funktionierten weiter, denn Falsett, Shaktars ehemalige legale Frau hatte doch so viel über Shaktar gewusst, dass sie zusammen

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