Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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gefahren werden konnte, um die Stadt sanft und weich auf einem festen Untergrund aufsetzen zu lassen. Im Bereich dieses Hydrostempels gab es vier kleine Schleusen, die ins Freie führten. Man hatte diese Schleusen in den letzten Jahrhunderten nicht mehr genutzt, denn niemand hatte sich die Mühe gemacht, den Hydrostempel einer möglicherweise notwendigen Inspektion zu unterziehen. Die Schleusentore waren ursprünglich ebenfalls personifiziert gewesen, doch irgendein Techniker der Stadt hatte in einer fernen Vergangenheit beschlossen, diese Sicherheitsbarriere zu öffnen und hatte die Schleusen auf den Universalcode der Stadtbewohner umgestellt. Seither war es jedem Bewohner Ninives möglich, diese Schleusen zu öffnen und Ninive nach Gutdünken zu verlassen und wieder zu betreten. Die beiden einzigen Gründe, weshalb niemand von dieser Möglichkeit Gebrauch machte, waren die Tatsache, dass nur wenige Menschen – Shaktar war einer von aktuell vier Bürgern, die über diesen Umstand informiert waren – davon Kenntnis besaßen und zum Andern hatte die Stadt seit der Flucht Falcons keine Landung mehr auf festem Untergrund durchgeführt.

      Der Rat der Zwölf, zusammen mit dem neuen Ersten Krieger, war vollständig an dem Tor versammelt, das zu dem Raum mit den Schleusen führte und sie alle erwarteten Shaktar bereits gespannt. Sie konnten diesen Raum zwar auch ohne Shaktars Mitwirkung betreten, denn auch hier war bereits der Universalcode wirksam, doch den Ratsmitgliedern war alles, was mit Technik zu tun hatte fremd und unheimlich. Auch aus diesem Grund hatte wohl niemand daran gedacht, einen neuen Obersten Techniker zu berufen. Vielleicht waren sie der Meinung, die Stadt würde auch ohne einen solchen Obersten Techniker weiter funktionieren.

      Shaktar schüttelte innerlich über so viel Ignoranz und Unwissenheit den Kopf und fragte sich, welchem Schicksal Ninive wohl entgegen steuern mochte, wenn er selbst die Stadt erst endgültig hinter sich gelassen hatte. Der Hass, den Shaktar verspürte, richtete sich – noch – nicht gegen die Stadt selbst sondern war auf den Rat der Zwölf und auf Nurmigo begrenzt. Die mehr als hunderttausend anderen Menschen und Mutanten hatten ihm nichts getan und würden ohnmächtig unter der Dummheit ihrer Führer leiden müssen.

      Er kletterte aus dem Magmobil, hievte den Sack mit seinen Habseligkeiten über seine Schulter, rückte seinen Gürtel mit Schwert und Dolchen ein wenig zurecht, dann versiegelte er das Magmobil mit seinem Code und ging gemessenen Schrittes zu dem großen Tor aus Cortain, das den Zugang zu den Schleusen versperrte. Er legte seine Hand auf den Platz, der dem Obersten Techniker zugewiesen war, ein leises Zischen ertönte und dann glitt das mächtige Tor wie von Geisterhand geschoben zur Seite und gab den Durchgang in den riesigen Saal frei, in dem sich der Hydrostempel und die Schleusen befanden.

      Shaktar betrat den Raum ohne zu zögern, durchquerte ihn und blieb dann vor der südlichen Schleuse stehen. Genau in diesem Augenblick ging es wie ein leises Seufzen durch den Raum, die weiß glänzende Keramikoberfläche des Hydrostempels zeigte, dass dieser sich zu bewegen begann, das Zischen von verdrängter Luft erfüllte den großen Raum und dann zeigte ein sanftes Ruckeln an, dass die Stadt butterweich auf der Spitze des Mount Everest aufgesetzt hatte.

      Niemand in der Stadt verstand, wie dieses monströse fliegende Gebilde, das mehr als hunderttausend Menschen eine Heimat bildete, in der Lage war, ein solches Manöver auszuführen. Niemand, auch Shaktar nicht, begriff die mechanischen und energetischen Vorgänge, die hinter dieser – und hinter zahllosen anderen – Funktionen der fliegenden Stadt standen und welcher Art die Steuerung beschaffen sein musste, die diese Funktionen bewerkstelligte. Man nahm als gegeben hin, was seit nunmehr gut dreieinhalb Jahrtausenden das Leben und Überleben der Stadtbewohner sicherte und beschäftigte sich nicht weiter damit. Das gesamte Wissen, das mit den Funktionen der Stadt zusammen hing, stammte von den Alten und war für die Nachkömmlinge dieser Rasse ohnehin nicht nachvollziehbar. Man gab sich damit zufrieden, von der Stadt, ihren Maschinen, Einrichtungen und Fähigkeiten bedient zu werden, das Wissen, wie diese Bedienung zustande kam, wer wollte das schon haben? Nur Shaktar und ein paar wenige andere hatten beobachtet, wie sich gestörte Funktionen immer wieder selbst behoben, wie beschädigte Bauteile plötzlich wie von Geisterhand ausgetauscht worden waren und nur Shaktar hatte sich schon mehrfach gefragt, von welcher Art wohl die Intelligenz sein mochte, die hinter diesen überragenden Fähigkeiten steckte und was wohl geschehen würde, wenn diese Intelligenz eines Tages ausfiel. Irgendwann hatte allerdings auch er aufgehört, über diese Dinge nachzudenken, zumal auch er dabei zu keinem verwertbaren Ergebnis kam. Jetzt aber, da er Ninive wohl für immer verlassen würde, keimten diese Gedanken wieder in ihm auf und er fragte sich, wie diese Intelligenz reagieren mochte, wenn er, als ein über Jahrhunderte hinweg wesentlicher Bestandteil dieses Systems nicht mehr zur Verfügung stand. Er und seine Codierungen…

      Die Mitglieder des Rates – nicht annähernd mit den Begebenheiten in dieser untersten Ebene so vertraut wie Shaktar – folgten ihrem verstoßenen Ersten nur zögerlich. Nurmigo war der forscheste unter ihnen, doch seine Triebfeder lag klar auf der Hand. Wenn Shaktar erst einmal durch die Schleuse in die Außenwelt verschwunden war, gab es keinerlei Hindernis mehr für ihn selbst um sich mit Falsett zusammen zu tun. Doch auch Nurmigo kam Shaktar nicht näher als zehn Schritte.

      Shaktar stand vor der Schleusentür und nun fühlte er zum ersten Mal Panik in sich aufsteigen. Mit jedem Schritt den er getan hatte, war er dem Abgrund näher gekommen. Jetzt aber war er am Abgrund angekommen, es bedurfte nur noch eines einzigen Schrittes und dieser Abgrund würde Shaktar verschlingen, ohne jemals wieder etwas von ihm auszuscheiden.

       „Delinquent! Bist bereit? Dann öffne die Tür, tritt in die Schleuse. Trage dein Schicksal wie es dem Mann gebührt, der du so viele Jahre lang innerhalb des Schutzes von Ninive gewesen bist.“

      Shaktar kannte die Stimme, er musste sich dazu nicht umdrehen. Magranell, der Älteste Weise und Historiker der Stadt hatte zu ihm gesprochen. Mit seiner mild klingenden Greisenstimme hatte er schon zahllosen Delinquenten auf ihrem letzten Gang Mut zugesprochen und Trost, doch Shaktar wusste nur zu genau, dass Magranells Stimme ein angeborenes Talent war und nichts mit dem zu tun hatte, was dieser Mann tatsächlich fühlte und empfand. Magranell war tatsächlich härter als der härteste Kerastahl. Shaktar streckte seine rechte Hand aus und legte sie wiederum auf die für seine Funktion vorgesehene Stelle, worauf erneut ein sanftes Zischen erklang, die Schleuse wurde geflutet und im nächsten Augenblick würde sich die schmale Tür öffnen, damit er Ninive für immer verlassen konnte. Shaktars Magen zog sich zusammen, seine Eingeweide schienen zu einem eisigen Knoten zu werden, doch dann plötzlich wurde es ihm ganz leicht, denn er hörte Nurmigos Stimme in seinem Rücken und diese Stimme troff nur so von Häme und Schadenfreude und Genugtuung über die eigene, so deutlich verbesserte Situation.

       „So wie dir ergeht es einem Bürger, der im Laufe seines Lebens zu mächtig geworden ist und dabei nicht einmal mehr gemerkt hat, wenn er andere Menschen in den Dreck getreten hat. Du Shaktar, warst viel zu mächtig. Du hattest Privilegien wie kein anderer in der Geschichte der Stadt, du warst an höchster Stelle, umso tiefer wird dein Fall nun dafür sein.

       Geh jetzt, tritt hinaus in die Außenwelt, füge dich deinem Schicksal und verrecke dort draußen. Aber bis zu deinem letzten Atemzug erinnere dich an alles, was du heute verloren hast, weil du der Meinung warst, dich über alles und jeden hinweg setzen zu können. Geh und wisse, dass ich deine Frau für mich nehmen werde, dein Haus, sogar dein Magmobil, alles was du besessen hast, wird in Zukunft mir gehören.

       Geh und verrecke.“

      Shaktars Rücken versteifte sich bei diesen Worten, es hätte nicht viel gefehlt und Shaktar wäre herum gewirbelt und mit gezogenem Schwert auf Nurmigo losgegangen. Erst im letzten Augenblick gelang es ihm, sich zur Ordnung zu rufen, in dem Bewusstsein, dass selbst er nicht fähig gewesen wäre, einen Abwehrschlag der vereinten geistigen Kräfte des Rates der Stadt zu überleben. Stattdessen aber reifte in atemberaubender Geschwindigkeit ein ganz anderer Entschluss in ihm heran. Er trat noch einmal einen Schritt zurück und zur Seite zu dem Tableau hin, an dem man sich durch Fingerscan zum Benutzen dieses Durchganges legitimieren musste. Er war mit drei Identitäten gespeichert und alle drei Identitäten

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