Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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Systeme.

       Zusammen mit der Künstlichen Intelligenz habe ich es zwar geschafft, die Systeme der Lebenserhaltung soweit in Betrieb zu halten, dass sie auf unbestimmte Zeit im letzten Zustand weiterproduzieren werden, der ihnen von Shaktar vorgegeben worden war. Anpassungen, Veränderungen, Modifikationen sind derzeit nicht durchführbar und ich kann auch nicht sagen, ob solche jemals wieder durchgeführt werden können. Die Stadt kann auf diesem Stand auf unbestimmte Zeit weiter existieren. Wie lange, vermag ich nicht vorher zu sagen.

       Den Antriebskomplex kann ich auch nach intensivsten Studien und vielfachen Versuchen noch nicht einmal betreten. Weder auf virtuelle noch auf reale Art. Damit ist mir jede Möglichkeit genommen, das Verständnis für die Systeme zu beschaffen und die Codierungen Shaktars außer Betrieb zu setzen. Die Stadt wird hier auf dem Dach der Welt bleiben müssen, bis ein Techniker auftaucht, dessen Möglichkeiten die meinen weit übersteigen.

       Ich muss an dieser Stelle noch einmal darauf aufmerksam machen, dass ich ein Techniker der zwölften Stufe bin. Um Shaktar zu ersetzen müsste ich ein Techniker der vierzigsten Stufe sein und das werde ich in diesem Leben nicht mehr erreichen.

       Ich bitte den Rat, einen anderen Menschen an meine Stelle zu setzen.“

      Libanas Bitte blieb ungehört. Nestor verkündete mit trockener Stimme, dass der Rat in der gesamten menschlichen Bevölkerung keinen Techniker hatte finden können, dessen Stufe auch nur annähernd dem entsprach, was Shaktar repräsentiert hatte. Es gab zwar eine Handvoll Techniker der zwanzigsten Stufe und sogar einen der die vierundzwanzigste Stufe erreicht hatte, doch diese Techniker waren entweder uralt oder aber in ihrer Loyalität zur Stadt von äußerster Fragwürdigkeit.

      Magranell stellte den Antrag, Libana zur Ersten Technikerin Ninives zu ernennen und der Rat stimmte dem Antrag zu. Mit dieser Ernennung war zugleich die Berufung in die dreißigste Stufe eines Technikers verbunden und der Rat sprach die Empfehlung an Libana aus, sie möge die damit verbundenen Möglichkeiten im Sinne der Stadt umfassend nutzen und dafür sorgen, dass sich ihr offizieller Rang und ihre individuellen Fähigkeiten möglichst rasch einander annäherten.

      Damit waren die beiden wichtigsten Themen der Sitzung behandelt und die Räte waren irritiert. Keines der Themen war von solcher Geheimhaltungsbedeutung gewesen, dass ein persönliches und vollständiges Erscheinen der Räte gerechtfertigt war. Noch war zwar die Öffentlichkeit nicht umfassend über die technischen Probleme informiert, doch die meisten Menschen Ninives scherten sich ohnehin einen Dreck darum, ob die Stadt flog oder auf einem Berggipfel fest saß. Sie befassten sich mit völlig anderen Problemen. Mit Fragen der Mode oder der Musik, die in den nächsten zwei, drei Zeitzyklen die Partys bestimmen würden. Fragen der Religion standen aktuell hoch im Kurs und die überaus wichtige Diskussion darüber, ob die nächste Rede des Lordkanzlers zum Kalenderwechsel nicht doch besser spanischer Sprache anstatt in Englisch gehalten werden sollte. Oder in einer der siebzig anderen Sprachen, die in der fliegenden Stadt existierten.

      Die Stadt kümmerte sich um ihre Menschen, doch den Menschen ging ihre Stadt am Allerwertesten vorbei …

      Die Unruhe unter den Räten nahm zu, denn obwohl die Themen besprochen und die Entscheidungen getroffen worden waren, gab der Lordkanzler nicht das Zeichen, dass die Sitzung zu Ende sei. Stattdessen ertönte plötzlich ein Summen in den Köpfen der Räte und mit diesem Summen wurden sie aufgefordert, ihre Gedanken und Gehirne auf intimsten Modus zu schalten. Dann setzte sich der Lordkanzler mit ihnen auf direktem Weg in Verbindung.

       „Meine Schwestern und Brüder, die Situation, in die wir uns gebracht haben, ist weit aus beschwerlicher und bedenklicher, als wir es im öffentlichen oder halböffentlichen Sprachverkehr zugegeben haben. Wir haben zu viele Fehler gemacht und diese Fehler holen uns jetzt einer nach dem anderen ein.

       Vorgestern mussten wir mit Schrecken feststellen, dass unsere Sicherheitssysteme seit Shaktars Ausscheiden ein nicht reparables Leck aufweisen. Über dieses Leck kann man die Stadt ungehindert verlassen und wieder betreten, ohne dass jemand davon Kenntnis erhält. Ninive besitzt damit eine unkontrollierte Verbindung zu Außenerde, was eine der größtmöglichen Katastrophen im Gefüge der Stadt darstellt. Das Leck ist derart, dass wir es zwar entdeckt haben, aber wir besitzen keine Möglichkeit heraus zu finden, wie es entstanden ist, wie viele Bürger der Stadt es bereits kennen und wie viele es schon genutzt haben. Menschen und Klone können Ninive über dieses Leck unbemerkt verlassen, sie können nach Gutdünken kommen und gehen und jede nur denkbare Infektion, jede Seuche nach innen bringen und uns alle ausrotten.

       Das allerschlimmste an der Sache ist, dass wir das Leck nicht einmal lokalisieren und eingrenzen und es damit mit konventionellen Mitteln bewachen können, da es sich um ein dynamisches Leck handelt, es befindet sich immer genau an der Stelle, an der jemand es haben will, der die notwendigen Informationen besitz.

       Auf Grund dieses Lecks haben wir einen Ausschuss gebildet. Der Ausschuss sollte verschiedene Optionen im Zusammenhang mit diesem Leck prüfen. Zum Ausschuss gehören neben Mastor als Vorsitzender der Geheimen Dienste noch Magranell als Erster Historiker und Lignus als wichtigster Genealoge und Biologe Ninives. Die Aufgabe des Ausschusses war es, verschiedene Optionen zu überprüfen. Heute möchte ich ihnen das Ergebnis der Arbeit dieses Ausschusses vorstellen.

       Erste Aufgabe war es, die neuesten Aufzeichnungen von Außenerde zu überprüfen und die übersandten Messdaten zu analysieren. Ich will euch nicht mit technischen Einzelheiten langweilen, aber wir haben heraus gefunden, dass bereits wieder zwei Drittel der Erdoberfläche im Notfall wieder von uns bewohnt werden könnten. Wir müssten dazu ein paar geringe Maßnahmen ergreifen, doch nichts von echter Größe wäre notwendig.

       Die nächste Aufgabe war es, einem Versuch erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen, den Magranell schon vor vielen Jahren eingerichtet hat. Ich bitte Magranell, uns diesen Versuch selbst zu erläutern.“

      Magranell war bis vor wenigen Jahren Mordegays Vorgänger auf dem Platz des Lordkanzlers gewesen, doch dann hatte sich das Alter bei ihm bemerkbar gemacht und er war – ein ungewöhnlicher Vorgang – freiwillig zurück getreten. Doch seine Macht als einer der ältesten Bewohner Ninives hatte er nie verloren. Im Gegenteil, Magranell hatte Macht hinzu gewonnen. Als Lordkanzler hatte er für jede seiner Entscheidungen Rechenschaft ablegen müssen. Jetzt, da er diese Funktion abgegeben hatte und vorgab nur noch Historiker zu sein, war er dennoch wichtigster Berater des Lordkanzlers, doch dieser trug die Verantwortung. Magranell standen seit seinem Rücktritt als Lordkanzler nahezu unbegrenzte Mittel für seine historischen Forschungen zur Verfügung und seine Experimente wurden fast immer so unter Verschluss gehalten, dass selbst Shaktar nur von einigen wenigen gewusst hatte.

      Magranell begann nun die Räte zu informieren.

       „Wie wir alle wissen, leben die meisten Menschen mit einer tief in ihrem Inneren verwurzelten Angst vor Ereignissen, die sich nicht direkt erklären können. Wir, die Historiker, haben schon vor langer Zeit entdeckt, dass diese Ängste die Grundlage jeder Religion in der Geschichte der Menschheit gebildet haben. Ohne die Ängste der Menschen gäbe es weder Götter noch Religionen.

       Aufbauend auf diese Erkenntnis haben wir als nächstes untersucht, welche der bekannten und wichtigen Religionen die größte Fülle an Macht auf sich vereint hatte und wir konnten drei verschiedene Religionen ausfindig machen, die aber – so ergaben es unsere Nachforschungen – letztendlich nur Varianten einer eigentlich einheitlichen Betrachtungsweise darstellten. Es gab einen allwissenden und alles vermögenden Gott und diesem Gott am nächsten waren die Menschen. Doch nicht alle Menschen waren diesem Gott gleich nahe.

       Diese Religionen nannten sich Christentum, Islam und Scientology Church. Sowohl

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