7 Monate Herbstgefühle. Anke-Larissa Ahlgrimm

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу 7 Monate Herbstgefühle - Anke-Larissa Ahlgrimm страница 9

7 Monate Herbstgefühle - Anke-Larissa Ahlgrimm Glückszahl 7

Скачать книгу

      [11. September, 2016]

      Lilacs Hand in meiner war warm und zierlich, während wir durch den Zoo schlenderten. In den nächsten Monaten würden wir wohl eher nicht hierherkommen, da es mit jedem Tag kälter wurde. Deswegen wollte Lilac noch die Tiere anschauen, solange sie noch nicht alle in den Häusern waren. Hinter uns schlenderte Haven mit Pam und Zeke. Die beiden hatten zugestimmt uns zu begleiten und unser Ausflug war zu einer Art Doppeldate mit Kind entartet.

      „Rubie, warum können Pinguine nicht fliegen?“, fragte Havens Tochter schließlich neugierig und drückte ihr Gesicht an die Glasscheibe, um die Vögel besser beobachten zu können. Nachdenklich verzog ich mein Gesicht und forschte in meinem Kopf nach irgendwelchen Antworten, die ich ihr bieten konnte.

      „Ich schätze einfach, weil ihre Flügel zu kurz sind. Sie sind für das Schwimmen gemacht und das können die Pinguine ja gut, nicht?“ Nickend klebte Lilac immer noch an der Scheibe. Seufzend zog ich sie an den Schultern vom Glas weg. „Minette, bitte kleb nicht so an der Scheibe. Wer weiß, wie viele Kinder da schon dran geniest haben.“ Eigentlich war ich echt nicht penibel, was Hygiene anging. Wir konnten nun mal nicht verhindern, dass wir bestimmt Sachen anfassten, auch wenn wir nicht wussten, wie viele Bakterien darauf waren. Aber wenn man nun rund um die Uhr ein Kind um sich hatte, das alles anfasste und auch sein Gesicht überall herandrückte, dann konnte man schon mal penibel werden.

      „Ich wünschte, ich könnte so toll schwimmen“, flüsterte Lilac und streckte ihre Hand nach dem Pinguin aus, der gerade vorbei schwamm. Schmunzelnd schlang ich von hinten meine Arme um sie und ließ sie sich an mich lehnen. „Können wir jetzt zum Aquarium?“

      „Wenn unsere Reisegruppe hier das auch möchte“, erwiderte ich und deutete auf Haven, Zeke und Pam, welche entweder Fotos von den Tieren schossen oder sie nachmachten. Ich kam mir vor, wie die Älteste der Gruppe. Wahrscheinlich hatte ich auch deswegen das Kind an der Hand.

      Lilac wandte sich an ihren Vater und dessen Freunde. „Können wir bitte zum Aquarium gehen? Das ist hier gleich in der Nähe.“ Sie zeigte mit ihrem Finger auf den Wegweiser, der nur ein paar Meter entfernt stand, und schob dann ihre Unterlippe vor.

      Es war kein Wunder, dass das kleine Mädchen die drei überzeugt hatte und mich jetzt durch die dunklen Gänge des Aquariums zog. Viel Licht gab es hier nicht, wenn man von der Beleuchtung der Becken absah.

      „Oh, schau mal eine Dorie“, sagte ich begeistert und nickte zu dem blauen Fisch. Sofort sah Lilac von den Seepferdchen weg und folgte meinem Blick.

      „Das ist ein Paletten-Doktorfisch“, sagte sie sachlich und beugte sich vor, um den Fisch besser ansehen zu können. Seit wir die Treppen hinunter gegangen waren, damit wir ins Aquarium kamen, war Lilac wie in ihrem Element. Sie konnte gar nicht aufhören ihre Bücher über Fische und das Leben im Meer zu zitieren. „Er ist in der Top Fünf meiner liebsten Fische, gleich nach dem Kabeljau. Aber den mag ich auch nur wegen dem Namen. Kabeljau, jau, jau.“ Kichernd lief Lilac zu dem nächsten Becken, indem unter anderem ein kleiner Hai herumschwamm. Kaum war ich ihr gefolgt, konnte ich meine Augen nicht von dem Tier nehmen. Ich hatte schon immer Respekt vor Haien gehabt. Ob sie klein waren und im Aquarium oder groß und im tiefen Meer. Auf eine Art und Weise sah er niedlich aus, schließlich war er nicht sonderlich groß, aber trotzdem … Ich wollte ihm nicht im Urlaub beim Schwimmen begegnen.

      „Rubie, ich geh mit Daddy und Zeke nach oben zu den Schlangen und Spinnen. Wir kommen bald wieder runter, okay?“, sagte das kleine Mädchen plötzlich neben mir und ehe ich meinen Mund auch nur aufmachen konnte, war sie schon wieder verschwunden.

      „Okay“, murmelte ich mehr zu mir selbst und drehte mich um, nur um Pam auf einer Bank zu entdecken. Von dort aus blickte sie abwechselnd auf ihr Handy und dann wieder zu den Fischen. Ihr blondes Haar war in einer Bommelmütze versteckt und als ich mich neben sie setzte, spielte sie gerade mit ihrem Nasenpiercing. „Wir wurden alleine gelassen, Pamela.“

      Pam stieß ein leises Schnauben aus und sah von ihrem Handy zu mir. „Ihr seid eine so süße Familie, dass man fast neidisch sein könnte“, sagte sie monoton und erst als ein Lächeln sich auf ihren Lippen ausbreitete, wusste ich, dass sie es nur nett meinte. „Und das seid ihr, eine Familie.“

      „Es fühlt sich gut an“, flüsterte ich glücklich. Bei dem Gedanken an das, was Haven, Lilac und ich hatten, erwärmte sich mein ganzer Körper. „Eine eigene kleine Familie zu haben.“

      „Du bist so eine Stiefmutter.“ Lachend schüttelte die Blondine ihren Kopf, woraufhin ich mein Gesicht verzog, als hätte ich auf eine Zitrone gebissen. Ich mochte die Bezeichnung ‚Stiefmutter‘ nicht sonderlich. Es erinnerte mich immer an Märchen, in denen die ‚böse Stiefmutter‘ beinahe ihre Stiefkinder umbrachte. Etwas, dass ich sicherlich nicht vorhatte mit Lilac.

      „Ich will keine Stiefmutter sein“, sagte ich immer noch mit gerunzelter Stirn. Pam rollte mit den Augen. Verständlich, schließlich war ich es mehr oder weniger. Naja, falls ich Haven jemals heiraten sollte.

      „Aber du wolltest ja auch keine Mutter sein, richtig?“ Pam warf mir einen prüfenden Blick zu. Meine Augen wanderten zu meinen Fingern, die gerade dabei waren mit dem Reißverschluss meiner Jacke zu spielen.

      Ich hatte nicht gewusst, dass Haven seiner Freundin davon erzählt hatte. Ich dachte, es wäre etwas Persönliches zwischen ihm und mir gewesen. Ich hatte mich wohl getäuscht. Vielleicht sollte ich auch herumlaufen und jedem erzählen, dass Lilac nicht Havens leibliche Tochter war. Vielleicht sollte ich es nicht tun, nur um ihm zu zeigen, dass ich die Klügere war.

      „Ich habe meine Gründe, Pam“, brachte ich schließlich heraus und sah sie kopfschüttelnd an. Hoffentlich bemerkte sie nun, dass dies ein Thema war, über das ich nicht sprach – schon gar nicht mit ihr.

      ∞

      [15. September, 2016]

      „Daddy, kann ich meinen Wollpulli mitnehmen? Den Blauen mit dem Delfin drauf?“, fragte Lilac aufgeregt und hüpfte auf unserem Bett auf und ab. Wenn sie die Matratze weiterhin so quälte, würde unser Koffer noch herunterfallen – oder schlimmer: der Koffer und Lilac würden fallen.

      Haven rollte mit den Augen und warf mir einen amüsierten Blick zu. „Darling, wir verbringen das Wochenende in England, nicht der Antarktis.“ Abrupt blieb Lilac auf dem Bett stehen und ließ ihre Schultern hängen.

      „Ich darf ihn nicht mitnehmen?“ Sie sah Haven mit traurigen Augen an und ich musste mir ein Lachen verkneifen, da ihre Manipulation für mich sehr offensichtlich war.

      „Mach was du willst“, seufzte Haven und keine Sekunde später sprang Lilac von der Matratze, um in ihr Zimmer zu ihrem eigenen Koffer zu rennen. Mein Freund schüttelte stumm den Kopf und faltete selbst einen dünnen Pullover zusammen. Kichernd drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich habe das Gefühl, dass dies ein langes Wochenende wird.“ Das hatte ich auch. Aber nicht, weil Lilac ihre gesamte Wintergarderobe einpacken würde. Der Grund nannte sich meine Mutter. Es war nämlich so: Diese Woche hatte meine kurze Urlaubszeit begonnen. Eigentlich war geplant gewesen, dass ich eine Woche bei meiner Familie in England verbrachte, doch das ging leider nicht. Lilac hatte schließlich innerhalb der Woche Schule und Haven wollte unbedingt ebenfalls seine Mutter besuchen. Ich konnte es ihm nicht verdenken und schon gar nicht verbieten. Also machten wir uns ein schönes Wochenende. Morgen – am Freitag – würde unser Flieger gegen sieben Uhr abends gehen, sodass wir morgens in England ankamen. Lilac war wohl am meisten aufgeregt. Sie freute sich auf England, auf ihre Großmutter und – was für mich eher irritierend war – auch auf meine Familie. Sie wollte sie endlich richtig kennenlernen

Скачать книгу