DER KELTISCHE FLUCH. Christoph Hochberger

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DER KELTISCHE FLUCH - Christoph Hochberger

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und sein Hals schien ausgetrocknet zu sein, als er zu sprechen begann, doch zu seinem Erstaunen erklang seine Stimme annähernd normal: „Männer der Selgovater, Edle und Krieger. Was euch überraschte und betroffen machte, traf euren Ri nicht weniger überraschend. Euch zu erklären, was vorfiel, liegt jenseits meiner Macht, denn ich bin weder ein heiliger Mann, noch sind mir die Geheimnisse der Beschwörungen vertraut. Der einzige Mann unseres Clans, der die heiligen Zeremonien zu begehen weiß und uns das Vorgefallene hätte erklären können, wurde gerade fortgebracht.“

      Er überlegte.

      Plötzlich kam ihm eine Idee.

      „Bei Tagesanbruch werde ich Boten zu den Brigantern und den übrigen Clans entsenden, auf dass sie nach den Derwydd suchen mögen, denn nur die Eichenkundigen können sich dieser Sache annehmen. Lasst euch zum Mahl nieder, trinkt, beratet euch oder geht nach Hause, ganz wie es euch beliebt. Ich werde nach meinem Bruder sehen und euch morgen berichten, was sich zugetragen hat.“

      Die Männer zerstreuten sich murmelnd. Einigen schien die Anweisung des Häuptlings nicht zu behagen, doch angesichts der bedrohlichen Lage wagte niemand zu widersprechen. Toromic wandte sich an Borix, der ihm die ganze Zeit über nicht von der Seite gewichen war.

      „Folge mir.“

      Vor dem Versammlungshaus angekommen, blieben sie im flackernden Licht einiger Talgfackeln stehen, die zu beiden Seiten des Eingangs an den Wänden hingen. Die Flammen wurden vom stürmischen Nachtwind gepeitscht und warfen unruhige Lichtflecke auf den Boden vor den beiden Männern.

      „Gehe zu Tarcic, mein Freund, und wache über ihn, bis auch ich eintreffe“, befahl Toromic.

      Borix sah ihn erstaunt an. „Du kommst nicht mit?“

      „Ich muss zu Shana, mich versichern, dass es ihr und den Kindern gut geht“, log Toromic ungeschickt.

      Borix vom Fackelschein seltsam beleuchtetes Gesicht drückte Verständnislosigkeit aus. „Bei allem Respekt, solltest du dich nicht zuerst um Tarcic kümmern?“

      Toromics Gedanken rasten.

      Borix war sein Freund und Vertrauter, sein erster Mann. Doch wie sehr konnte er ihm trauen? Erste Männer verrieten manchmal ihre Herren oder betrogen sie. Er kannte Borix seit seiner Jugend, trotzdem wagte er es nicht, ihn in sein schreckliches Geheimnis einzuweihen. Zu groß war die Gefahr. Je weniger Menschen davon wussten, desto eher war es möglich, die Sache geheim zu halten.

      „Ich muss mit Shana sprechen, denn sie kennt jemanden, der vielleicht helfen kann ...“ Toromic hatte gelogen, doch im selben Augenblick wurde ihm klar, dass es tatsächlich jemanden gab, den er um Hilfe bitten konnte.

      „Ich werde bald nachkommen“, sagte er eindringlich.

      Borix sah ihn prüfend an, dann zuckte er die Schultern.

      „Wie du meinst“

      Schweigend entfernte er sich.

      Shana hatte Angst.

      Die Beschwörung war das Erschreckendste gewesen, dessen sie je Zeuge geworden war. Das Geschehen stand vor ihrem geistigen Auge und wollte nicht weichen, so sehr sie sich auch bemühte, es zu verdrängen.

      Immerhin hatte sie sich im entscheidenden Augenblick zu beherrschen gewusst. Ihre Leibsklavinnen waren vollkommen hysterisch geworden, als Tarcic zusammenbrach, sie hingegen hatte ihre beiden Kinder in die Arme genommen und beruhigend auf sie eingewirkt.

      Bormic war glücklicherweise bereits kurz nach ihrer Rückkehr zur Hütte eingeschlafen, Nadsil jedoch hing immer noch weinend an ihrer Brust.

      Leise redete Shana auf ihre Tochter ein und streichelte sie liebevoll. Immer wieder schüttelten Weinkrämpfe die zarten Schultern des Kindes, während das Gesicht in den Falten des Gewandes ihrer Mutter verborgen lag.

      „Sch, sch, sch, mein Kind, hab jetzt keine Angst mehr“

      Während Shana beruhigend auf ihre Tochter einredete, wiegte sie sie in den Armen. Langsam wurde Nadsil still und schlief schließlich ein.

      Vorsichtig erhob sich Shana und trug ihre Tochter zur Schlafstätte der Kinder. Sie legte sie auf ihre Felle und deckte sie zu. Liebkosend strich sie über Nadsils Stirn, dann sah sie noch einmal nach Bormic.

      Als sie sicher war, dass die beiden fest schliefen, ging sie zur Feuerstelle und ließ sich nieder. Sie schöpfte ein wenig Fleischbrühe aus dem großen Kessel, der über dem Feuer hing, in eine Schale und begann mit zitternden Händen zu essen. Toromic hatte recht gehabt, die Götter waren zornig.

      Plötzlich vernahm sie eilige Schritte, die sich der Hütte näherten. Sie hob den Kopf. Einen Augenblick später schob sich Toromic durch die Eingangsfelle. Ihr Gemahl war blass und sah fragend in Richtung der Schlafstellen.

      Shana erhob sich und machte Zeichen, dass die Kinder schliefen. Toromic kam auf sie zu und blieb vor ihr stehen. Er sah ratlos und ängstlich aus, versuchte aber, es zu verbergen. Zaghaft hob Shana den Arm und streichelte seine Hand. Plötzlich nahm Toromic sie heftig in den Arm. „Glaubst du, dass dies die Strafe der Götter für meinen Frevel ist?“ flüsterte er an ihrem Ohr.

      „Ich weiß es nicht“, hauchte Shana den Tränen nahe, „Ich habe solche Angst.“

      Sie umarmten sich fest und wiegten sich eine Weile, die Wärme und Nähe des anderen genießend, dann schob Toromic Shana von sich.

      „Das muss der Zorn der Götter sein!“

      Sein Gesicht war bleich.

      „Wenn ja, dann können wir nichts mehr dagegen tun“, sagte Shana leise. „Doch erzähle, wie haben die Edlen und Krieger reagiert?“

      Toromic sah sie ernst an. „Ich habe sie vertröstet. Einstweilen werden sie stillhalten, doch wir haben nicht viel Zeit.“ Er atmete tief durch. „Ich habe angekündigt, vor Tagesanbruch Boten zu allen benachbarten Clans zu entsenden. Sie sollen nach den Derwydd suchen.“

      „Das war zwar ein weiser Entschluss, um Zeit zu gewinnen, doch was willst du tun, wenn die Reiter fort sind? Wenn sie auf Eichenkundige treffen und sie hierher führen, könnte das unser Ende sein“, gab Shana zu bedenken.

      „Ich brauchte Zeit“, antwortete Toromic gereizt. „Im Übrigen habe ich noch eine letzte Hoffnung.“

      Shana sah ihn erstaunt an. „Wovon sprichst du?“

      Toromic biss die Zähne aufeinander.

      „Helwed. Ich werde Helwed um Hilfe bitten.“

      Die Forderung des Häuptlings

      Boudina saß bleich auf einem Fell und nippte mit zittrigen Fingern an einer Schale heißer Ziegenmilch. Helwed saß ihr gegenüber und schüttelte ungläubig den Kopf. Als Tarcic zusammenbrach, war der mentale Kontakt zwischen ihr und Boudina schlagartig abgerissen. Niemals zuvor hatte Helwed ein solch abruptes Ende einer Geistreise erlebt. Es hatte sich angefühlt, als sei sie von starken Händen gepackt und mit Wucht aus dem Körper ihrer Tochter herausgerissen worden. Boudina war kurze Zeit später heimgekehrt. Sie war völlig durcheinander gewesen, hatte wirre Dinge geredet und sich selbst verletzt, bis ihr Helwed

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