Abraham. Martin Renold

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Abraham - Martin Renold

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die Tamarisken, die Blumen, der Fluss, der Wind, der Himmel mit seinen Wolken gehörten jetzt ihm.

      Anders als vor vielen Jahren, als er mit einer Enttäuschung in seiner Brust heimgekehrt war, trat er jetzt mit frohem Sinn in sein Haus.

      Abram bemerkte als Erster Terachs Verwandlung, als er in die Werkstatt trat, wo auch Nahor und Lot bei der Arbeit saßen.

      »Hört«, sagte Terach, kaum dass er den Raum betreten hatte, »hört, was für ein Glück mir heute widerfahren ist.«

      Und er berichtete, was er erlebt hatte, wie ein Verliebter, der von der Schönheit seiner Braut erzählt und doch kaum Worte findet, die dem, was er fühlt, gerecht werden.

      Die Söhne und Lot gingen mit ihm in die Wohnstube, wo Sarai und Milka saßen, und die nun ebenfalls von der Geschichte hörten.

      »Vielleicht schon morgen oder übermorgen könnten wir aufbrechen«, sagte Terach.

      Milka schaute Nahor fragend an. Was hatte er beschlossen? Hatte er seinem Vater schon zugesagt. Sie konnte sich nicht vorstellen, mit Eseln und Schafen von Weideplatz zu Weideplatz zu ziehen.

      Nahor sah ihren Blick und was der zu bedeuten hatte.

      »Das muss gründlich überlegt werden«, sagte er zu Terach. »Was soll dann mit deiner Werkstatt geschehen? Willst du wirklich alles verlassen?«

      »Du kannst sie übernehmen und weiterführen«, erwiderte der Vater, »wenn du nicht mitkommen willst. Es ist deine Entscheidung.«

      »Wenn dem so ist, dann sag ich dir gleich jetzt schon Bescheid. Milka und ich bleiben da.«

      Abram sah nun auch seinen Wunsch in Erfüllung gehen. Jetzt konnte er endlich all diese Arbeit, die er verabscheute, aufgeben und sein Gewissen entlasten. Mit einem Schlag fühlte er sich als ein neuer Mensch.

      »Ich komme mit«, sagte er, »wenn auch du mit mir kommst. Willst du?«

      Sarai, an die die Frage gerichtet war, hatte sich gar nicht überlegt, was sie wollte, mitgehen oder nicht. Was Abram entscheiden würde, das werde wohl richtig sein. Sie antwortete: »Ich werde mit dir gehen, wohin du gehst, und dir treu zur Seite stehen.«

      »Darf ich auch mitgehen?«, fragte Lot, der schon lange von einem zum andern geschaut hatte und nur darauf wartete, auch seinen Wunsch äußern zu dürfen. Er wollte die Welt kennen lernen und malte sich in Gedanken schon die wildesten Abenteuer aus.

      »Das muss herrlich sein, ich kann es kaum erwarten«, rief er. Aber dann erschrak er plötzlich über sich selbst und stockte, obwohl er vor Begeisterung fast platzte und gerne noch weitergeredet hätte. Doch es hatte auf seine Frage ja bis jetzt gar niemand geantwortet.

      »Natürlich darfst du mit uns gehen«, sagte Terach. »Wir brauchen junge Leute wie dich.«

      Lot strahlte über das ganze Gesicht wie ein kleines Kind, das ein Geschenk bekommt.

      Nahor meinte jedoch:

      »Ich weiß nicht, ob es nicht besser wäre, wenn Lot hier bliebe. Er ist ein schwächlicher Junge. Das Nomadenleben ist doch zu anstrengend für ihn.«

      Doch Lot wehrte sich. Er wollte keineswegs zurückbleiben und in Nahors dunkler Werkstatt das Tischlerhandwerk, das er bei Terach erlernte, das ganze Leben lang ausüben und seinem Oheim dienen müssen.

      Abraham und Großvater Terach meinten, er werde es schon schaffen. Er sei halt noch im Wachstum. Wenn er einmal ausgewachsen sei, und das dauere ja nicht mehr lange, werde er schon stark genug sein, um alle Strapazen zu überstehen.

      Am nächsten Tag ging Terach wieder hinaus zu dem alten Nomaden und nahm Abram mit.

      Der Kranke sah noch blasser und müder aus als am Tag zuvor.

      Seine Stimme war noch schwächer geworden, und der Husten in seiner Kehle machte ihm beim Reden zu schaffen.

      »Nehmt die Esel mit in die Stadt«, sagte er zu Terach, »und ladet ihnen alles auf, was ihr mitnehmen wollt. Ich spür es, wenn ihr wieder kommt, werde ich gestorben sein.«

      Auch Abram dankte dem Mann und ließ ihn wissen, dass er sich ebenso wie sein Vater darüber freue, die enge Stadt verlassen und als freier Mann durch das Land ziehen zu können.

      »Du bist wie dein Vater«, sagte der Alte. »In dir ist die gleiche Inbrunst. Jetzt kann ich ruhig sterben.«

      Als Terach und Abram mit den drei Eseln nach Hause kamen, staunten die Nachbarn.

      Was hatten die beiden vor?

      In dem engen Hof vor dem Haus konnten sie die Esel nicht stehen lassen. Sie stießen sie durch die Tür in die Werkstatt. Sie hatten genug Futter für drei oder vier Tage mitgenommen.

      Als die Esel versorgt waren, gingen Terach und Abram in die Stadt. Sie nahmen Lot mit, der vor lauter Aufregung sonst nichts anderes mehr zu tun wusste. Auf dem Markt wollten sie Felle, Tücher, Lederriemen und Schnüre kaufen und Holzpflöcke, denn sie brauchten neue Zelte. Mit dem Silber, das Terach durch seine Arbeit erworben hatte, würde er seine Herde vergrößern und weitere Knechte dingen. Das Zelt, das den alten Nomaden dem Aussehen nach sein Leben lang begleitet hatte, könnte dann noch einem Knecht dienen oder für die Unterbringung von Vorräten oder sonst etwas gebraucht werden. Sarai und Abram sollten ein eigenes neues Zelt haben, und Lot könnte bei Terach schlafen.

      Terach, Abram und Lot dachten nicht mehr ans Arbeiten in der Werkstatt. Sie hätten auch keinen Platz mehr gehabt. Nur Nahor saß noch über die Arbeit gebeugt und ärgerte sich über die Esel, die ihm überall im Weg standen, wenn er aufstehen und in einer Ecke neues Holz oder ein anderes Werkzeug holen musste. Ihm schien, als hätte er noch nie so oft von der Arbeit aufstehen müssen wie gerade jetzt, wo ihn die Tiere störten und ihn mit ihrem Gestank belästigten. Zum Glück sträubte sich Lot nicht dagegen, den Mist auf einer Schaufel vor das Haus zu bringen. Dass er aber den Urin der Tiere mit dem kostbaren Sand vermischte, um ihn dann auch mit der Schaufel wegzubringen, rief seinen Zorn hervor.

      »Wer bringt mir nun neuen Sand? Muss ich ihn gar selber vom Euphrat holen?«, schrie er Lot an.

      Doch der freute sich so sehr auf das Nomadenleben, dass er seinem Oheim versprach, gleich nach getaner Arbeit zum Fluss zu gehen und so viel feinen Sand zu holen, dass er ihm reiche, bis er einmal seinen eigenen Sohn schicken könne.

      »Dann nimm doch gleich die zwei größten Krüge mit«, rief ihm Nahor zu.

      »Wenn sie nur bald aufbrechen würden«, dachte er. »Die können ja an nichts anderes mehr denken. Nicht einmal Kinder, die sich auf ein Fest auf dem Marktplatz freuen, sind so ungestüm.«

      Doch er musste sich nicht mehr lange aufregen.

      Schon am nächsten Tag, als Terach und Abram wieder zu dem Alten hinauszogen, fanden sie ihn nicht mehr lebend vor. Die zwei Knechte und die Magd waren bei ihm geblieben und erklärten nun, sie wollten den neuen Herren dienen.

      Die Knechte halfen Terach und seinem Sohn, eine Grube zu graben. Den Leichnam hüllten sie in ein Tuch und legten ihn in die Grube. Terach zog aus seiner Tasche eine kleine Götterstatue und gab sie zu dem Alten ins Grab. Dann deckten sie ihn mit Erde und Steinen zu.

      Auf dem Heimweg sagte Abram zu seinem Vater:

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