Die Servator Verschwörung. Jürgen Ruhr

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Die Servator Verschwörung - Jürgen Ruhr

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sich jetzt vernehmen, „aber du kannst notfalls auch bei mir übernachten. Zumindest heute Nacht. Überleg‘s dir.“ Sie füllte einen Becher und stellte ihn zusammen mit Zucker und einem Milchkännchen auf ein kleines Tablett. Dann wandte sie sich zur Tür. „Wenn du auch Kaffee möchtest, bedien‘ dich ruhig. Ich muss den hier zum Chef bringen. Danach zeige ich dir deinen Arbeitsplatz.“

      Ron trat zur Seite, damit sie mit dem Tablett durch die Tür gelangen konnte.

      Während die Praktikantin das tat, was sie offensichtlich am besten konnte, nämlich Kaffee ausschenken, sah Ron sich in den Redaktionsräumen um. Es handelte sich um ein Großraumbüro, der Kaffeeküche, zwei Toilettenräumen im Gang zur Eingangstüre und dem im hinteren Bereich gelegenen Büro des Chefredakteurs. Wie Ron wusste, bestand die Mannschaft hier momentan lediglich noch aus drei Leuten und dem Chefredakteur. Und natürlich der Praktikantin, von der er eben erst erfahren hatte. Bevor der neue Chefredakteur seine Stelle angetreten hatte, waren es einmal acht Redakteure und zwei Onlineredakteure gewesen. Was ging hier vor, dass so viele Leute gekündigt hatten?

      Die Berliner Zweigstelle bestand jetzt gerade einmal etwas über sechs Monate und - so wie Ron es nachgelesen hatte - wurde anfänglich von einem äußerst talentierten Chefredakteur geleitet. Der Mann war allerdings bei einem Kletterunfall ums Leben gekommen und seitdem ging es ständig bergab mit der Redaktion.

      Ron nahm einen tiefen Schluck Kaffee und musste zugeben, dass Maike eines wirklich konnte: Kaffeekochen.

      „Hier steckst du!“ Die Blonde war unbemerkt hinter ihn getreten. Jetzt roch er ihr Parfum, das aufdringlich süß zu ihm herüberwehte. Ron drehte sich um und trat gleichzeitig einen Schritt zurück.

      „Der Alte hat seinen Kaffee und ich könnte dir jetzt eigentlich deinen Arbeitsplatz zeigen“, meinte sie und hob ihren Kaffeebecher und trank einen Schluck. Auf dem Becherrand blieben kleine halbrunde Lippenstiftabdrücke zurück.

      „Wo sind eigentlich die anderen?“, wollte Ron wissen. „Alle außer Haus tätig?“

      Maike lachte leise: „So ähnlich. Dirk und der Inder sind wegen einer Story im Bundestag. Irgend so eine Korruptionssache. Aber frag‘ mich nicht, davon habe ich keine Ahnung. Egon ist krank. Magen Darm Grippe oder so. Der ist mit Sicherheit zu Hause. Wir stehen übrigens vor seinem Arbeitsplatz.“

      Ron kannte die Namen von den Unterlagen her. Dirk Meizel, neunundvierzig Jahre, Zinad Changa, ein sechsundfünfzigjähriger Mann aus Indien, der aber schon ewig in Deutschland lebte und die deutsche Sprache in Wort und Schrift perfekt beherrschte. Und der sechzigjährige Egon Müller, der einen ungewöhnlich hohen Krankenstand aufwies. Insgesamt eine ziemlich alte Truppe. Aber die Jüngeren hatten ja das Weite gesucht …

      Maike zog ihn am Arm fort. „Da vorne, das ist dein Arbeitsplatz. Der Schreibtisch ist leer und falls von dem letzten Onlineredakteur noch etwas darin sein sollte, behalte es oder wirf es fort. Ansonsten kannst du dich hier nahezu so einrichten, wie du möchtest. Aber übertreibe es nicht mit der Gemütlichkeit, denn der Chef hat ein Auge auf so etwas. Also keine Blumen oder Kerzen - oder so.“ Maike kicherte leise vor sich hin. Dann schob sie Ron einen einfachen Drehstuhl hin. Sie selbst hockte sich halb auf den Schreibtisch, wobei ihr ohnehin kurzes Kleid noch ein wenig höher rutsche. Ron sah geflissentlich weg.

      „Die Computer hängen alle an einem System. Du loggst dich mit deinem Na...“

      Ron unterbrach sie: „Ich kenne das System. Wir benutzen schließlich die gleiche Hard- und Software in Amerika, auch wenn in englischer Sprache. Wie du weißt - oder wissen solltest - sind die Systeme alle mit der Zentrale in New York verknüpft.“

      Maike produzierte wieder einen Schmollmund: „Okay, dann brauche ich dir ja nichts darüber zu erzählen. Du schreibst die Artikel und stellst sie mit entsprechenden Bildern ins Netz. Die Themen gibt uns der Chef vor, schließlich ist er der Chef. Unter der Rubrik ‚Aufgaben‘ findest du eine Auswahl über die Artikel, die du schreiben sollst. Und wenn du Fragen hast, dann wende dich getrost an mich.“

      Maike glitt langsam vom Schreibtisch, ging zwei Schritte in den Raum und drehte sich dann noch einmal um: „Und? Was ist mit heute Abend? Noch einmal wiederhole ich mein Angebot nicht.“

      Ron schüttelte den Kopf: „Ich arbeite mich hier ein und danach suche ich mir eine Bleibe. Heute läuft bei mir nichts mehr, dazu bin ich zu müde. Ein andermal vielleicht ...“

      Nachdem Maike davongerauscht war, machte er sich direkt an die Arbeit. Schon von New York aus hatte er sich ein wenig mit dem Stil und Inhalt der hiesigen Online Ausgabe vertraut gemacht und als erstes waren ihm die gravierenden Rechtschreibfehler ins Auge gefallen. Die Erklärung fand er hier, denn wenn eine Praktikantin die Artikel schrieb, so war die Fehlerquote wenig verwunderlich. Trotz bestmöglicher Rechtschreibprüfung schien das Verfassen von Artikeln nicht wirklich Maikes Ding zu sein.

      Ronald sah in dem angegebenen Ordner für die Aufträge nach und stellte fest, dass nach seinem letzten Besuch auf dieser Seite zahlreiche neue Aufgaben hinzugekommen waren. An Ideen für seine Onlineredaktion schien es dem Chefredakteur nicht zu mangeln. Zahlreiche Themen beschäftigten sich mit dem aktuellen Tagesgeschehen und konnten von den Kollegen gekürzt aus der Tagespresse übernommen werden. Für andere Artikel, gerade die, die das lokale Geschehen repräsentieren sollten, würde er selbst vor Ort recherchieren müssen. Zunächst aber musste die Onlineausgabe einmal auf den aktuellen Stand gebracht werden.

      Da sein Kaffeebecher mittlerweile ohnehin leer getrunken war, schlenderte Ron zur Kaffeeküche, in der er auch prompt Maike antraf. Die blätterte in einer Frauenzeitschrift und schien lediglich die Kaffeemaschine zu bewachen. Als er den Raum betrat, sah sie ihm fragend entgegen.

      „Ich brauche die aktuelle Ausgabe der heutigen Zeitung, sowie die von gestern. Außerdem benötige ich einen Schreibblock und verschiedene Stifte. Möglichst in schwarz, blau und rot. Wärst du so gut und würdest du mir das besorgen?“

      Maike nickte: „Sicher. Aber wofür einen Block und Stifte? Wir arbeiten hier alle online und direkt am Computer. Schreibt man in der Zentrale noch von Hand?“ Sie lachte kichernd, machte sich aber auf den Weg, die gewünschten Dinge zu holen. Ron bediente sich inzwischen an der Kaffeemaschine und wollte gerade zu seinem Arbeitsplatz zurückkehren, als Fellger durch die Türe trat.

      „Hier stecken sie!“, donnerte er auch gleich los. „Ich habe sie schon gesucht. An ihrem Arbeitsplatz sind sie ja nicht ...“

      Ron blickte dem Mann entgegen, wusste allerdings nicht, was er erwidern sollte. Nein, an seinem Arbeitsplatz war er gerade nicht. „Jetzt haben sie mich ja gefunden. Worum geht es denn, Herr Fellger?“

      Der Chefredakteur blickte auf den Becher in Rons Hand, dann bemerkte er: „Na, unser Kaffee scheint ihnen ja zu schmecken ... Haben sie schon Ergebnisse vorzuweisen? Die Onlineausgabe muss dringendst aktualisiert werden. Und sie stehen hier herum und trinken Kaffee.“

      Ron nickte: „Ist in Arbeit. Ich habe Fräulein Rienatz gerade gebeten, mir die aktuelle Ausgabe der Tageszeitung zu besorgen.“

      „Genau, wo ist die Rienatz eigentlich? Und sie sollten zusehen, dass sie an ihren Arbeitsplatz kommen und endlich anfangen zu arbeiten!“

      In diesem Moment betrat Maike die kleine Küche. „Die Sachen liegen auf deinem Schreibtisch. Ah, Herr Chefredakteur? Wollen sie noch einen Kaffee?“

      Fellger betrachtete die schlanke Blonde wohlwollend. „Danke, das ist sehr nett. Aber nein danke. Ich wollte sie auch nur darüber informieren, dass ich jetzt zu Tisch bin. Sie übernehmen hier kommissarisch die Leitung, bis ich wieder da bin.“

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