Gang ohne Wiederkehr. Bärbel Junker

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gang ohne Wiederkehr - Bärbel Junker страница 9

Автор:
Серия:
Издательство:
Gang ohne Wiederkehr - Bärbel Junker

Скачать книгу

nach etwas Ruhe und Schlaf. Sein Weg führte ihn an einem Zeitungskiosk vorbei, in dem Zeitungen mit den neuesten Nachrichten ausgehängt waren. Im Vorbeigehen warf Chung nicht wirklich interessiert einen Blick darauf.

      Er stutzte und blieb stehen.

      Zögernd trat er näher an den Kiosk heran. Er griff nach einem Hamburger Abendblatt, das auf einem hohen Stapel gleicher Exemplare lag.

      Und dann starrte er voller Entsetzen auf das Foto, welches seine Aufmerksamkeit erregt hatte.

       SIE WAR ES!

      Daran konnte kein Zweifel bestehen.

       UND SIE WAR TOT!

      Dafür hatte er einen Blick, auch wenn man das Foto retuschiert hatte.

      Seine zitternde Hand legte das Geld für die Zeitung auf den Ladentisch, dann verließ er das Flughafengebäude.

      Er war zu spät gekommen.

      Es war genau das eingetreten, was er befürchtet hatte.

      Chung wischte sich übers Gesicht, das nicht alleine von dem Schmuddelwetter feucht geworden war.

      Mit von dem Schock weichen Knien begab er sich zu dem ersten Taxi in der langen Reihe und stieg ein, nachdem sein Koffer verstaut war. Dann nannte er dem Fahrer das Fahrtziel und lehnte sich zurück.

      VIETNAM!

      „Fang mich Chung“, rief Huong, und lief lachend davon. In ihren langen, schwarzen Haaren spielte sanft der Wind. Ihre braunen Augen strahlten mit der Sonne um die Wette und pure Lebensfreude umhüllte sie wie ein zarter Schleier.

      Huong war glücklich und Chung war es auch.

      Und er hatte sie gefangen.

      Und dann hatte er sich in sie verliebt.

      Sie hatten Zukunftspläne geschmiedet.

      Bis er aus Hanoi zurückgekommen und Huong verschwunden war.

      Das störrische Schweigen ihrer Verwandten und der vorübergehende plötzliche Wohlstand von Huongs Familie hatten ihn auf die richtige Spur gebracht.

      Aber es war dann doch noch eine ganze Zeit vergangen, bis er daraus Nutzen ziehen konnte.

      Trotzdem hätte er mit seinen Recherchen seine Dienststelle, bei der er als Undercover-Agent tätig war, nicht davon überzeugen können, dass es erforderlich war ihn nach Deutschland zu schicken.

      Dabei war es höchste Zeit, dass endlich etwas gegen die zunehmenden Verschleppungen junger Vietnamesinnen über China nach Europa unternommen wurde, wo sie in Bordellen ein schreckliches, menschenunwürdiges Dasein fristeten.

      Und das Zentrum dieser Menschenhändler befand sich in Hamburg.

      Er hatte dieses Wissen dem Chinesen abgerungen, von dem Huong weiterverkauft worden war. Danach hatte er seiner Rache Genüge getan und kurzen Prozess mit diesem Verbrecher gemacht.

      Der würde jedenfalls keine jungen Vietnamesinnen mehr kaufen und verkaufen!

      Das Okay für diesen Einsatz hatte er dann endlich durch Fürsprache des Polizeichefs bekommen, dessen sechzehnjährige Tochter Duyen ebenfalls entführt worden war, was jedoch außer ihm niemand wusste.

      Nur deshalb hatte ihn sein Chef nach Hamburg geschickt, andernfalls wäre er niemals dazu bereit gewesen. Er hatte ihn beauftragt Duyen zu suchen und wieder nach Hause zurückzubringen. Und er durfte nicht scheitern. Die Folgen für ihn wären fatal.

      Dass er unbedingt nach Deutschland wollte, um seine zukünftige Frau aus der Gewalt der Menschenhändler zu retten, das hatte er seinem Vorgesetzten wohlweislich verschwiegen. Vielleicht hätte dieser sonst befürchtet, er würde sich nicht genügend um die Suche nach seiner Tochter bemühen.

      So war er nach Hamburg gekommen, wo man Huong nach Auskunft des Chinesen hingebracht hatte. Und er hatte bis zuletzt gehofft, sie noch lebend anzutreffen.

      Doch diese Hoffnung hatte sich nicht erfüllt.

      Der fürchterliche Schmerz zu wissen, dass er für Huong nichts mehr tun konnte, saß tief und ließ ihn fast verzweifeln. Niemals wieder würde sie in seinen Armen liegen und ihre weichen Arme liebevoll um ihn schlingen, ihn zärtlich küssen, während seine Hand ihre samtweiche Haut liebkoste, der Blick ihrer strahlenden Augen sich in seine senkten.

      Niemals wieder!

      Man hatte sie tot in einem Boot liegend gefunden. Wieso? Wie war sie dorthin gekommen? Er wusste es nicht. In der Pressemitteilung stand nichts darüber. Doch er würde es herausfinden.

      Für meine geliebte Huong kann ich nichts mehr tun, denn der Tod war schneller, kam mir zuvor und hat sie mir genommen, dachte er traurig. Aber zumindest bleibt sie nicht hier in der Fremde, sondern wird zu Hause in unserem schönen Vietnam begraben.

       Doch bevor es soweit ist, muss ich Duyen finden und ihrem schrecklichen Schicksal entreißen.

       Ich werde wie stets im Geheimen arbeiten, denn die offiziellen deutschen Behörden dürfen von meinem Vorhaben nichts erfahren. Und meine guten deutschen Sprachkenntnisse werden mir sicherlich aus etwaigen schwierigen Situationen heraushelfen.

       Ich befreie Duyen und danach räche ich mich an denen, die Schuld am Tod meiner Geliebten sind. Ich bestrafe sie genauso, wie ich diesen chinesischen Menschenhändler bestrafte.

      Das Taxi hielt vor dem Hotel.

      Chung schreckte aus seinen hasserfüllten Gedanken auf und stieg aus. Er nahm seinen Koffer in Empfang und bezahlte den Taxifahrer. Dann ging er zum Eingang des Hotels und betrat das Foyer.

      EIN RESTAURANTBESUCH

      „Du siehst phantastisch aus, Fiona“, sagte Senator Vincent Ziegler bewundernd.

      Sie saßen sich in dem Spezialitäten Restaurant „Gourmet“ gegenüber, das Fiona gehörte. Sie hatten delikat gespeist und labten sich jetzt an einem Glas Wein.

      „Du bist ein Schmeichler, aber ein sehr lieber“, erwiderte die aparte junge Frau, deren mahagonifarbenes Haar im Kerzenglanz zu lodern schien. Ihre grünen Katzenaugen hielten den Blick seiner grauen Augen fest, die zärtlich auf ihr ruhten.

      „Du wirkst heute so deprimiert, Liebster“, sagte Fiona Ferguson besorgt. „Ist etwas passiert?“

      „Ich muss den ganzen Tag schon an meine verstorbene Sekretärin Chiara denken“, erwiderte der Senator leise.

      „Und wieso musst du das?“, wollte die attraktive Frau wissen.

      „Ach, Fiona. Ich möchte doch nicht unser gemütliches Beisammensein mit meinen Sorgen verderben.“

      „Aber

Скачать книгу