Die Erbschaft. Elisa Scheer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Erbschaft - Elisa Scheer страница 15
„Nein, das stellen wir zur Diskussion.“
„Warum macht ihr das?“, wollte ich wissen, nachdem wir bestellt hatten. „Das ist doch bloß Umfeld für Werbebanner, um an der Werbung zu verdienen. Gibt extra Kohle. So was hab ich schön öfter gemacht“, erklärte Cora.
„Ah ja. Ich weiß noch was! Warum fangen im Fernsehen alle amerikanischen Telefonnummern mit 555 an?“
„Stimmt, das ist mir auch schon aufgefallen! Gute Frage.“ Hannah schrieb mit. „Sollen wir die Fragen nach Themen sortieren?“
„Ja, wenn wir mehr als vier Fragen haben. Wir können ja nicht jede Woche nur vier Fragen zur Diskussion stellen. Und wir müssen die Antworten sammeln und vielleicht eine Belohnung für die lustigste Antwort aussetzen.“
„Und wenn wir die ultimative Antwort haben, schreiben wir sie dazu und sperren die Frage. So wird der Einsender berühmt... Ist das nicht Belohnung genug?“
„Geiznickel. Ein Buch oder so kann man als Belohnung schon noch opfern. Ich kümmere mich dafür um Werbekunden“, versprach Cora.
Ich dachte fieberhaft nach. Ultimative Fragen mussten sich doch finden lassen! Warum, warum... „Warum geht immer alles schief, wenn man es besonders eilig hat? Das wollte ich immer schon mal wissen.“
„Weil man, wenn man es eilig hat, herumhudelt. Aber die Frage ist in Ordnung.“ Hannah schrieb sie auf. Die Bedienung brachte drei Bier, zweimal Fisch und für mich einen Champignontoast. Er schmeckte ausgezeichnet, obwohl ich nicht viel Hunger hatte.
„Sag mal, du hast doch auch über JobTime eine Stelle gefunden, oder?“, fragte ich Hannah zwischendurch.
„Stimmt. Macht total viel Spaß. Mein Studium war der letzte Mist, stell dir vor, ich hab Philosophie studiert, völlig sinnlos. Und der erste Einsatz bei JobTime hat sich gleich als Dauerstellung entpuppt. Naja, ich bin noch in der Probezeit, aber nicht mehr lange.“
„Hoffentlich finde ich auch schnell was Dauerhaftes“, murmelte ich.
„Was hast du vorher gemacht?“
„Die Buchhaltung im Steuerbüro meines Freundes, aber er hat mir gestern erzählt, dass er die Frau fürs Leben kennen gelernt hat. Und das war´s dann wohl!“
„Ganz schön heavy“, kommentierte sie und warf mir einen mitleidigen Blick zu. „Ja, in zehn Minuten alles weg – Wohnung, Job, Liebe, Lebensplanung. Bloß gut, dass ich Cora hab, die richtet mich wieder auf.“
„Und einen neuen Job hast du schon wieder?“
„Leider bloß Ablagearbeiten. Solange Christian mir kein Zeugnis gibt, komme ich an Finanzjobs nicht mehr heran.“
„Der schreibt dir eins, und wenn ich´s aus ihm rauswürgen muss“, versprach Cora finster.
„Dein Ex scheint ja eine mehr als obskure Gestalt zu sein“, stellte Hannah fest.
„Peinlich, wenn einem das erst im Nachhinein auffällt, was?“ Ich trank einen großen Schluck Bier.
„So was merkt man oft erst ganz am Ende“, tröstete Hannah. „Ich kann dir da Sachen erzählen!“
„Nicht schon wieder der Ökofuzzi!“, stöhnte Cora, „die Story kenn ich schon.“
„Dann geh derweil aufs Klo“, sagte Hannah mitleidlos, „ich finde, die Story ist für Sarah durchaus hilfreich.“
Cora verschwand ärgerlich in den hinteren Regionen, und Hannah erzählte mir eine wahre Räuberpistole über einen Kurt, der sich vor lauter Ökologie schließlich nicht mehr gewaschen und nur noch Sojabohnenbrei gegessen hatte. Ich kicherte beim dramatischen Finale und wurde auch noch mit der Geschichte von Lorenz belohnt, der der Ansicht war, emanzipierte Frauen (die er im Prinzip gut fand), müssten ihre Männer durchfüttern und sich auch sonst um alles selbst kümmern. „Wozu hast du ihn dann noch gebraucht?“
„Das hab ich mich gegen Ende auch gefragt“, gab Hannah zu, „und dann hab ich diese Frage an ihn weitergereicht. Erst war er baff, dann hat er auf seine Liebeskünste hingewiesen, die pro Monat höchstens einen Zehner wert waren, und dann wurde er sauer: Typisch Frau, dass ich nur auf meinen Nutzen schaue! Und dann hab ich ihn rausgeschmissen.“
„Emanzipation heißt schließlich auch, dass man von der Opferrolle wegkommt“, steuerte ich bei und staunte über die Weisheit, die mir seit gestern so zuflog. Welche Rolle hatte ich denn Christian gegenüber eingenommen? Da hatte ich mir doch wirklich alles bieten lassen! Ich trank mein Bier aus und bestellte umgehend ein neues. Cora kam vom Klo zurück und tadelte die Bedienung. „Birgit, ihr wolltet doch das Klo mal renovieren? Da ist ja immer noch nichts passiert!“
„Ja mei“, seufzte Birgit, „es gibt immer was Dringenderes zu tun. Ostern, vielleicht.“
„Oder Pfingsten oder nie, was? Ihr bastelt wohl immer noch an der Wohnung herum?“
„Ja, aber jetzt ist sie ziemlich fertig und wunderschön geworden. Irgendwann machen wir mal eine Fete, an einem Sonntag, sonst können wir ja nie. Noch was zu essen? Schmeckt es dir nicht?“, fragte sie mich.
Ich fuhr zusammen. „Doch, köstlich, aber ich habe keinen rechten Appetit.“
„Liebeskummer?“
„So ähnlich“, gab ich zu, und Birgit nickte. „Moment!“
Kurz darauf kam sie mit drei Gläsern Prosecco zurück. „Geht aufs Haus. Trinkt darauf, dass der Mistkerl die Hölle durchmacht, ja?“ Ich musste lachen, wir stießen auf Christians kommende Nöte an und kippten den Prosecco auf Ex, Dann schüttete ich mein Bier hinterher.
„Sarah, wenn du derartig säufst und so wenig isst, bist du im Handumdrehen hackedicht“, mahnte Cora leise, aber mir war das egal, ich wollte ja heute Nacht schlafen und nicht wieder darüber nachdenken, was ich bei Christian falsch gemacht hatte. „Warum glauben Frauen immer, dass sie eine Beziehung versiebt haben?“, fragte Cora Hannah, die das sofort aufschrieb und dann nachdenklich am Kugelschreiber kaute. „Weil man Frauen zur sozialen Kompetenz erzieht und Männer nicht?“
„Oder weil bei Frauen die Hirnhälften stärker vernetzt sind, so dass sie sozial wirklich kompetenter sind?“, schlug Cora selbst vor.
„Kann durchaus sein“, murmelte Hannah und notierte das. Ich winkte Birgit und hielt mein leeres Bierglas hoch. Übrigens hatte Cora Recht gehabt, man gewöhnte sich an die engen Jeans; seit dem ersten Hinsetzen, das sich wie ein Schlag in den Magen angefühlt hatte, hatte der Druck merklich nachgelassen. „Warum müssen Frauen schön sein, aber nicht klug?“, fragte Hannah jetzt.
„Das ist uralt“, tadelte Cora, „weil Männer besser gucken als denken können.“ Ich kicherte trotzdem, ich kannte den Spruch noch nicht. Ah, mein neues Bier! Und Birgit hatte sicherheitshalber ein Tütchen Chips mitgebracht: „Damit du den Alkohol auch verträgst!“
Ich bedankte mich und riss das Tütchen auf. Lecker, Walker´s mit Tomatengeschmack, die waren schwer zu kriegen,