Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer

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Werwolfsgeheul - Melanie Ruschmeyer

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der Inbegriff von Kraft und Energie. Sie nährten sich von ihm und besaßen in solchen Nächten übernatürliche Stärke, die es für Vampire schwer werden ließ. Dieser arme Mann musste wohl der Grenze zu nah getreten sein. Der Duft hatte den Werwolf wohl magisch angezogen. Das Bauernpaar hatte die roten Augen des Vampirs nicht mehr erkennen können. Da der Glanz darin wohl bereits erloschen war und der Werwolf ihn nur noch verbrennen musste. Eine Suche nach diesem vermeidlichen Menschen würde ins Nirgendwo führen.

      Dies war nur ein Beispiel wie die Kampflust zwischen den zwei Parteien zu kitzeln begann. Die andere Schlagzeile fand sich wenige Seiten dahinter:

      

       Badeurlauber kamen mit dem Schrecken davon

       Sochi/Russland

      

       An der russischen Riviera (schwarzes Meer) befindet sich die Stadt Sochi. Ein sehr beliebter Urlaubsort, der sogar für nächstes Jahr die olympischen Spiele ausrichtet.

       Die Idylle nahm gestern ein jähes Ende, denn mehrere Hotels standen meterhoch in Flammen. Unzählige Brandherde zeugten von Brandstiftern. Die Feuerwehr befand sich im Dauereinsatz. „Wir waren überlastet!“ sagte uns der Oberst.

       Uns wurde mitgeteilt, dass es an ein Wunder grenzte, dass niemand zu Schaden gekommen sei. „Uns sind ein paar starke Männer zur Hilfe geeilt. Mit Hubschraubern schafften sie große Behältnisse an, die sie sehr schnell mit Wasser befüllten. Sie stemmten schwere Eimer, die ich nicht einmal ansatzweise hätte heben können.“, so die Aussage des Oberst der Feuerwehr.

       Die Hubschrauber kippten das Wasser über die Brände und konnten mit Hilfe der Feuerwehr Herr über die Flammen werden.

       Da alle in extremer Hast und Schnelligkeit agierten, kam niemand zu schaden.

       Folgenden Männern dankt die Stadt Sochi und empfängt sie immer mit offenem Herzen: ...

      Das war ein gefundenes Fressen für jeden Vampir, der sich eventuell rächen wollte. Vielleicht hatten die Unruhen dazu geführt, dass ein Freund oder gar der Partner getötet worden war. Dann Hotels einer stark besuchten Urlauberregion in Flammen zu setzten, um möglichst viele Werwölfe dabei zu töten, war schon irgendwie gerissen, das musste ich zugeben. Allerdings erfüllten mich all die Worte nicht mit Freude. Sie vergifteten mich. Es tat so sehr weh, dass sich ein klebriger Kloß in meinem Hals bildetet. Ich versuchte ihn hinunter zu schlucken, aber er war hartnäckig. Er sandte seine klebrige Substanz zu jeder Zelle meines Körpers und ließ sie aufschreien. Angst packte meine Glieder und ich fragte mich aufs Neue, was ich hier eigentlich tat. In welche gefährlichen Gefilde hatte ich mich begeben? All dies zeigte die drohende Gefahr eines Krieges. Die Zeit eilte schnell voran. Sie rann mir durch die Finger wie Sand. Ich musste mich beeilen. Um jeden Preis würde ich Carlos finden und ihn zur Strecke bringen und im Anschluss? Ja, danach würde ich mich ergeben. Irgendwie musste ich es schaffen zum König der Werwölfe vorzudringen und all dem ein Ende zu setzten! Denn ich war Schuld an dem Desaster. Mein Handeln sorgte für einen Aufruhr, der die ganze Welt erneut ins Chaos stürzen sollte. Das durfte nicht sein! Ich wollte nicht, dass irgendjemand, der mir wichtig war, Schaden nahm. Diesmal würde ich stark sein und dabei war es mir gleich, was mit mir passierte.

      Der Kloß verharrte noch lange in meinem Hals, doch ich verfluchte ihn nicht. Er zeigte mir die Angst, die ich empfinden sollte und die allgegenwärtige Bedrohung. Irgendwie spendete er sogar Trost, denn ich hatte schon geglaubt nach den Ereignissen im Flugzeug zu einer ganz anderen Person mutiert zu sein. Doch ich hatte mein Ziel eben doch nicht verloren! Das war gut zu wissen!

      Nach geraumer Zeit wandelte sich das Umfeld. Fahrzeuge und Passanten nahmen stetig ab. Die prachtvollen Gebäude wurden Schritt für Schritt ersetzt. Hier und da war ein Fenster eingeschlagen. Der Boden war verdreckt. In diesen Teil des Außengebietes der Stadt waren eher keine Touristen erwünscht oder gar angedacht. Der Müll rollte über den Gehweg und zeugte von Einsamkeit. Die Straßen wurden durch Armut erdrückt und obwohl es helllichter Tag war, schienen sie wesentlich dunkler zu wirken. Wände waren mit Grafitti beschmiert und von Menschen fehlte jede Spur. Einsam. Verlassen. Trostlos. Nicht gerade einladend und genau aus diesem Grund perfekt für jemanden, der untertauchen wollte!

      Vor einem großen, verlassenen Industriegebäude blieb mein Taxifahrer schließlich stehen und schaute in den hinteren Bereich zu mir herüber. Fordernd hielt er mir die offene Hand hin und zeugte von Gleichgültigkeit. Kein Wort verließ seine Lippen. Hecktisch kramte ich in meiner Handtasche und holte meine Geldbörse heraus.

      In China hatte ich nicht mehr vor mit Karte zu bezahlen. Alexander durfte mich hier nicht so einfach finden. Die Transaktionen wären viel zu leicht nachzuvollziehen. Somit hatte ich mir genügend Bargeld in der richtigen Währung beschafft. Am Flughafen allerdings war es leider unumgänglich gewesen, da dort eine Barzahlung nicht die Norm war. Außerdem sollte mein Tarnflug nach Deutschland nur noch mehr unterstrichen werden. Gut, Li würde sicherlich auch der andere Flug sauer aufstoßen, aber da verharrte noch immer die Hoffnung, dass die Erkenntnis zu spät kommen würde.

      Ich reichte ihm sein Geld und stieg aus.

      Die große Fläche rund um das verwahrloste Gebäude war mit einem niedrigen Zaun umringt. Er war von langer, unbenutzter Zeit geprägt und wies etliche Löcher auf. Der Lehm am Boden war aufgeweicht und von unzähligen Schuhabdrücken durchzogen. Vermutlich fanden viele Obdachlose hier ihren Schlaf, wenn die Nacht hereinbrach. In diesen Gefilden würde es schließlich enorm kalt werden. Automatisch zog ich den Kragen meines Anoraks hoch und lehnte mich wartend an den Zaun. Meine Uhr verriet mir, dass es noch dauern würde, bis das Päckchen zu ihrem eigentlichen Besitzer zurück fand. Zeit, die schleppend vergehen würde.

      Prompt knurrte mein Magen und rebellierte. Vermutlich hatte er nur auf die Ankunft seiner Mahlzeit gewartet und wurde nun je enttäuscht. Denn sein Ziel lag trotzdem in weiter ferne. Das Knurren hallte durch die Gassen und brach die Stille.

      Ich presste die Lippen aufeinander und senkte den Kopf. Mit den verstauten Händen im Anorak und einer leicht angesäuerten Miene passte ich mich meiner Umgebung an. Es stank abartig. Der Geruch der Kanalisation stieg empor wie Gase und vermischte sich mit dem nach Schwefel riechender Luft. Nicht einmal hier wurde der Werwolfgeruch vom Winde verweht. Er klebte an den Wänden wie Kaugummi und ich hoffte mich schnell daran zu gewöhnen. Ich hatte es schon einmal vollbracht, warum nicht ein zweites Mal?

      In diesem Stadtteil kamen nur wenige Passanten vorbei. Es handelte sich nicht gerade um eine Sehenswürdigkeit, mit der die Stadt prahlen konnte. Die wenigen jedoch, die sich hierher verirrten, schenkten mir keine Beachtung. Darüber war ich sehr erleichtert.

      Als das Dunkel über die Stadt hereinbrach, begann die Straßenbeleuchtung ihre Arbeit. Flimmernd versuchten die wenigen Laternen Licht in die drohende Schwärze zu schicken. Doch was sie wirklich vollbrachten, waren verängstigte Schatten. Graue Schleier huschten über Müll, Wände und Asphalt. Der Dreck verwandelte sich in kleine, schleimige Monster, die nach den letzten Menschen griffen, die an mir vorbeigingen. Früher hätte ich in diesen Gefilden Angst verspürt, heute gehörte ich irgendwie in diese dunkle Welt.

      Als ich zum gefühlt tausendsten Mal auf die Uhr schaute und diese kurz vor zwanzig zeigte, grollte ein Motorengeräusch durch die angehende Nacht. Wie eine Dampfwalze polterte sie über die vielen Straßenschäden und hielt genau auf mich zu. Der Fahrer, den ich hinter der Windschutzscheibe ausmachte, war sichtlich verunsichert. In geduckter Haltung blickte er in jede Richtung. Die Augen angsterfüllt aufgerissen und die Hände in das Lenkrad gekrallt. Sein Bulli kam mit einem ohrenbetäubenden Quietschen, direkt vor mir, zum Stehen. Der arme Mann schien diese

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