Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer

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Werwolfsgeheul - Melanie Ruschmeyer

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zerknüllte ich wutentbrannt das Papier, warf es auf den Boden und fluchte wie wild. Wie ein wütendes Kind stampfte ich auf den Boden, als wenn ich nicht das bekommen hatte, was ich wollte. Der Ton, den ich erzeugte, war dumpf und quoll wie eine Welle durch den Gang. Für einen Sekundenbruchteil erstarrte ich und war nur glücklich darüber, das Flugzeug nicht beschädigt zu haben. Die verwunderten und abwertenden Blicke aus meiner näheren Umgebung sprachen für sich, aber das war mir egal. Nicht, das ich diese sowieso schon die ganze Zeit in Anspruch genommen hätte, denn wer trug schon eine Designersonnenbrille in einem Flugzeug und war so blass wie ein Toter?

      Schmollend verschränkte ich die Arme vor der Brust, griff nach meinem Kopfhörer, der auf meinen Schoß lag und versuchte mich auf den Film zu konzentrieren. Die ersten Szenen flimmerten gerade über die Bildschirme.

      Bei den letzten Flügen war es mir sichtlich besser ergangen. Denn meine übertriebene Nahrungsverweigerung zeigte nun erneut seine potenzielle Kraft. Zwar hatte ich extra daran gedacht genügend vor Abflug zu trinken, aber die ganze Zeit zuvor hatte ich in Abstinenz gelebt. Natürlich von den zwei Malen abgesehen, wo Marie im Haus gewesen war. Ich hatte mir den ersten Vorfall nicht genug zu Herzen genommen, was sich als fatalen Fehler herausstellte. Nun wusste ich, wie sich ein Pfarrer fühlen musste und beneidete ihn in keinster Weise, selbst dann nicht, wenn er sich freiwillig für dieses Leben entschieden hatte.

      Mein Experiment schien allerdings zu geringen Teilen Erfolg zu zeigen. Trotz meines Hungers verspürte ich noch keine erneute Einschränkungen meines Sehvermögens und Ermüdungserscheinungen. Alles in Allem ein kleiner Trost, der leicht dadurch getrübt wurde, dass ich gereizt und unausstehlich war.

      In so einem kleinen Raum wie einem Flugzeug war es trotz allem verhängnisvoll. Die Schläge eines jeden Herzens wurden von den Wänden wie Schallwellen zurückgeworfen und ich glaubte fast, dass ich sie magisch anzog. Wie ein schwarzes Loch sog ich sie in mir auf und jeder mörderische Gedanke zog sich schmerzhaft in mein Bewusstsein. Eine Zeit lang hatte ich sogar mit mir gehadert, ob ich meinem Trieb nicht einfach freien Lauf lassen sollte. Kurz darauf verwarf ich die Idee wieder. Denn wie sollte ich ein Flugzeug steuern? Na ja, ich hätte auch einfach die Besatzung am Leben lassen können. Doch irgendwie wollte mir nicht in den Sinn, wie ich nach der Landung unauffällig meiner Jagd nachgehen konnte, wenn ich wieder einmal einen Pfad der Verwüstung hinterließ!

      Nein! Nein! Nein! Nein, nicht schon wieder! Immer wieder nötigte mich mein Instinkt dazu diese Worte in meinem Kopf zu materialisieren und so drückte ich parallel den Lautstärkeknopf auf meiner Lehne. Mein Sitznachbar hatte sich keine Kopfhörer gekauft, aber mittlerweile war dies auch nicht mehr von Nöten, denn er konnte die Sätze und die Filmmusik bereits von mir aus gut abfangen. Es war mir egal wie ich auf die vielen Sterblichen wirkte. Vermutlich hätte ich an ihrer Stelle auch über mich gelacht oder gelästert. Aufgeblasene Wangen, zusammengepresste Lippen, fanatischer Blick zum Bildschirm, knirschende Zähne, ein krankhafter Zwang den Lautstärkeknopf zu zerstören und ein Gesamtanblick, als wenn ich derart Flugangst hätte, die schon an Wahnsinn grenzte. Irgendwie begann ich an meiner Plan zu zweifeln und das schon nach so kurzer Zeit!

      Auch wenn die Lautstärke bereits ihr Maximum erreichte, wollten meine Reflexe die Fingerspitze und den Knopf nicht trennen. Sie waren zu einer Einheit geworden. Wie unter Trance drückte ich weiter und starrte auf den flimmernden Bildschirm. Der Film war ziemlich langweilig. Selbst die vielen Actionszenen konnten ihn nicht aufleben lassen und das Blut was hier und da an den Darstellern klebte, half nur unwesentlich dazu bei mich zu beruhigen. Ganz um Gegenteil! Es ließ Bilder in meinem Kopf entstehen, die ich nur sehr schwer los wurde. Eine Verschwörung, wie so oft! Warum traf eigentlich nur mich das blanke Pech?

      Dann glaubte ich etwas gehört zu haben. Etwas, was nicht zum Film passte und schüttelte einfach nur leicht den Kopf. Angespannt wie eine Bogensehne beugte ich mich vor und kniff krampfhaft die Augen zusammen. Wie ein Tier fixierte ich meine Beute. Nichts sollte mich von diesem kleinen Kasten über den Köpfen meiner Vorderleute ablenken.

      Doch dann hörte ich wieder etwas. Ein Gemurmel drang an mein Ohr und ich glaubte fast zu zerplatzen. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass durch diese Lautstärke noch immer Stimmen von Außen an mich herantraten. Ich wollte sie endlich in weite Ferne wissen. Mein rechtes Augen begann widerspenstig zu zucken.

      Ich konnte gar nicht aufhören den Lautstärkeknopf zu drücken, es mutierte zu einer regelrechten Sucht! Immer schneller drückte ich den Knopf.

      Plötzlich bemerkte ich eine träge Reaktion zu meiner Linken und fluchte aufs Neue innerlich darüber, dass man mir ein Ticket zwischen zwei Menschen verkauft hatte.Wie toll wäre es wohl gewesen links oder rechts zu sitzen und nur einen nervigen Nachbarn zu haben?!

      Der Druck auf meinem linken Ohr ließ nach und der Kopfhörer wurde leicht angehoben. Der Lärm der Umgebung prasselte auf mich ein wie ein schlimmer Jahrhundertregen.

      ››Putenbrust oder Lachs?‹‹, schrie eine quirlige Frauenstimme in mein Ohr und ich zuckte unter dem brutalem Ton zusammen. Er war so nah wie ein donnernder Gong! Erschütterungen vibrierten durch all meine Zellen und ließen einen Schmerz im Kopf entstehen, der mich um den Verstand brachte. Ich fühlte wie das Tier in mir sich zu winden begann. Es kämpfte gegen die drohende Gefahr einer Niederlage.

      In diesem Augenblick sah ich Rot. Blutrot! Und es war nicht der Schleier, der mir die Sicht nahm, es war das endgültige Gefühl in die Tiefe gezogen zu werden. Ein Abgrund, der von Wut und Zorn nur so strotzte. Ich fühlte mich wie ein Stier vor dem Stierkampf. Er wusste, dass er irgendwann unterliegen würde. Dennoch würde er noch einmal mit aller Kraft das rote Tuch jagen, was ihn so sehr verpönte!

      Sicherlich, es war die Arbeit einer Flugbegleitung und eigentlich konnte sie auch überhaupt nichts dafür, aber das hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.

      Blitzschnell befreite ich mich mit einem gekonnten Griff von meinem Gurt. Die Frau wusste gar nicht wie ihr geschah, als sie plötzlich den Kopfhörer in Händen hielt und verdutzt einen leeren Platz anstarrte. Wie ein Blitz war ich aufgestanden und hatte mich im Gang postiert. Die Wut drückte sich in undurchsichtigem Dampf aus meinen Nasenlöchern und das Feuer brach über meine Augen herein wie ein Urknall. In Zeitlupe drehte die arme Frau den Kopf und verstand nicht was ihr gerade bevorstand. In ihren Augen musste ich wie ein fleischgewordener Albtraum wirken. Das Gewitter, das sich über meinem Kopf imaginär entfaltete, forderte meine Nackenhaare auf sich zu sträuben. Ich war innerlich so geladen, dass der Druck einfach irgendwo hinaus musste.

      ››Ist es zu viel verlangt, einfach diesen beschissenen Film zu schauen?‹‹, fragte ich hysterisch und legte ein Knurren nach, was jedes Wiederwort im Keim erstickte. Die Flugbegleitung hätte mir richtig leid tut können, wenn ich nicht gerade außer Kontrollen geraten wäre. Sie stand wie angewurzelt da und zitterte. Aus ihrem offen stehendem Mund kam nichts heraus, sie suchte nach Worten, die sie sich sowieso nicht trauen würde auszusprechen. Im Gegensatz zu mir musste sie Fassung bewahren. Für liebe, nette Worte und gutes Aussehen wurde sie schließlich bezahlt.

      ››Jetzt übertreiben sie mal nicht. Die Frau tut nur ihren Job!‹‹ Der Mann eine Reihe vor mir stand auf und wollte die Dame verteidigen. Es war eine reine Kurzschlussreaktion, der ich mich unterwarf und damit endgültig komplett unbeliebt machte. Die ganze Zeit hatte ich ungewollt den Unterhaltungen um mich herum gelauscht; sie regelrecht abgefangen, wie falsch zugestellte Post. Etliche Dinge, die niemanden interessierten oder etwas angingen! Allesamt platzen aus mir heraus, wie aus einer unzensierten Schlagzeile.

      ››Willst du mich auf den Arm nehmen? … Sag doch der Flugbegleitung mal, was du zu deinem Freund neben dir gesagt hast! ´Die hat ja einen geilen Arsch, die würde ich gerne mal …´ Gehört das etwa zur ihrer normalen Arbeit, mal ganz davon abgesehen, dass sie dich sowieso nicht einmal mit ihrem Hintern anschauen würde, so wie du aussiehst?‹‹ Wie eine Furie schaute ich durch

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