Werwolfsgeheul. Melanie Ruschmeyer

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Werwolfsgeheul - Melanie Ruschmeyer

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schnell?! Alexander, so hoffte ich, würde sich in diesem Augenblick nichts von ihm sagen lassen. Er wäre getrieben von seinen Schuldgefühlen mich alleingelassen zu haben.

      Mein Puls raste wie von einem Marathon getrieben. Die Gedanken waren so wild, dass ich sie nicht bändigen konnte. Immer wieder aufs Neue schoben sie sich an die Oberfläche und raubten mir den Verstand. Ich wünschte mir wenige Minuten der Klarheit, in denen es nicht an den Schläfen pochte. Fühlten sich so die Verbrecher, wenn sie wussten, dass ein Verbrechen vor ihnen lag? Oder fühlten sie sich so, wenn sie bereits wussten, dass ihnen jemand auf den Fersen war?

      Warum war dies so schlimm für mich, wenn ich doch bereits eine Flucht hinter mir gehabt hatte? Gut, ich hatte damals geglaubt einen Plan gehabt zu haben, aber er war löchriger als ein Käse gewesen! Dennoch war ich den Maguire entkommen und hatte mich trotz allem nie einem derartigen Gefühlschaos gegenüber gesehen.

      Es traf mich wie ein Faustschlag. Die Erkenntnis war so klar, wie die Windschutzscheibe vor mir. Ein kleiner Funke signalisierte mir, das ich nicht nur aus Rache zu Carlos gehandelt hatte. Ich war wütend und zwar nicht nur auf ihn! Ich war auch wütend auf Alexander, der etwas vor mir verheimlicht hatte, was in meinen Augen so wichtig erschien. Nicht nur der Adrenalinkick wühlte mich auf, sondern auch die Tatsache, dass man mich erneut um Fakten betrügen wollte. War ich etwa wieder aus reiner Kurzschlussreaktion abgehauen?

      Ein bitterer Geschmack legte sich auf die Zunge. Noch konnte ich umdrehen. Meine Lider wurden schwer, als ich über das Für und Wieder nachdachte.

      Stets hatte ich meinen Weg finden wollen. Hatte stark sein wollen. Auch wenn ich es in den letzten Monaten oft bewiesen hatte, würde diese eine Hürde mir immer im Weg stehen. Drehte ich jetzt um, würde ich diesen Schritt wohl für den Rest meiner Ewigkeit bereuen.

      Ein lautes Knurren erfüllte meine Kehle und die magische Energie meines zweiten Ichs schien mich erschaudern zu lassen.

      Nein, ich durfte nicht zulassen, dass jemand anderes diesen Schritt tat. Er gehörte mir, mir ganz allein. Es war meine Aufgabe das Gleichgewicht zwischen Vampiren und Werwölfen wieder herzustellen und die Welt von einem Schandfleck zu befreien, der schon längst seiner Taten willen hätte ermordet werden müssen!

      Nicht noch einmal würde ich zulassen, dass jemand meinetwegen starb oder Schmerzen litt!

      Plötzlich brach ein Huporchester los und ich schreckte zusammen. Mehrere Fahrzeuge bremsten abrupt ab und betätigten wütend ihre Hupen.

      Ich war derart vertieft gewesen, dass mir nicht aufgefallen war, das ich eine rote Ampel übersehen hatte. Egoistisch fuhr ich weiter. Ich hatte es nun mal eilig, müssten die anderen halt warten!

      Aber auch ich sollte kurz darauf wie eine Schnecke vorwärts kommen, weil der Verkehr wieder einmal in dieser großen Stadt fast zum Erliegen kam. Das Hupen und der Lärm der Motoren wurde mir allmählich zu wider. Instinktiv musterte ich die hohen Gebäude der Metropole. Das Licht spiegelte sich in ihren Fenster und regnete in Staubkörnchen auf die unzähligen Passanten herab. Was hätte ich dafür gegeben einfach von Dach zu Dach springen zu können! Auch wenn ich früher als Mensch wohl niemals darüber nachgedacht hatte, war es mittlerweile für mich schon fast zur Normalität geworden. Es zerrte bereits bei geringem Stau an meinen Nerven. Wofür im Besitz unmenschliche Kräfte und übernatürliche Fähigkeiten sein, wenn sie hinter Verschluss bleiben mussten?

      Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis ich den Parkplatz des Flughafens erreichte. Mein Handy ließ ich im Wagen, schützte es jedoch vor diebischen Blicken und packte es in die Beifahrerklappe. Ich verzichtete gerne auf dieses moderne Gerät, denn Li sollte nicht glauben, dass ich ihm meine Ortung über Satellit leicht machen würde.

      Um das Auto brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Wenn es wirklich irgendwann abgeschleppt werden würde, würde das Geld ohnehin für sich sprechen.

      Bei der Information erkundigte ich mich nach den beiden Flügen, die ich zuvor im Internet herausgesucht hatte. Wenige Plätze waren noch frei. Zwei Zwischenstopps musste ich in Kauf nehmen; Tokio und Shanghai. Allerdings würde selbst Li mich nicht mehr mit seinem privaten Jet einholen können, wenn man davon ausgehen konnte, dass er auf meinen gezinkten Brief hereinfiel. Auch der Flug nach Deutschland war mit Zwischenstopps verbunden und die Frau an der Information musterte mich fragend, da ich keine Begleitung für ein zweites Ticket bei mir hatte. Schließlich würde einer der gebuchten Plätze leer bleiben, aber das konnte sie nicht wissen. Doch schließlich war auch sie nur ein Geldeintreiber und hakte nicht nach.

      Ich bezahlte mit meiner Karte und begab mich in den Check-In. Alexander würde durch die Kontobewegungen sehr schnell herausbekommen wohin ich geflogen war, aber auch darum machte ich mir sonderlich wenig Gedanken. Die Zeit stand für sich und zwar für mich! Ganz egal was meine Gedanken versuchten mir einzureden, ich wusste doch, dass ich es schaffen würde.

      Eines jedoch überschattete alles. Es umfing mich wie ein Netz. Jeder Widerstand war zwecklos. Das imaginäre Netz schnürte mich ein; quetschte und drückte. Eine Ohnmacht ließ mich schwanken und ich sah mich gezwungen, auf einen der Wartesitze platz zu nehmen. Etwas packte mich und wollte mich in die tiefe Dunkelheit meines Unterbewusstseins ziehen. Die erste große Lücke meines gut durchdachten Plans holte mich ein und ich schnappte nach Luft. Ohne es zu wollen glitt meine Hand zu der Brust und tastete nach dem Ring an der Kette. Er war noch da! Er würde immer da sein! Dennoch stand dieses geliebte Stück gerade für etwas, was ich vollends vergessen hatte. Den Seelenbiss! Ein Fluch und ein Segen! Er war wie ein Kompass! Alexanders Herz würde ihn sofort nach Osten ziehen, spätestens aber, wenn er in Deutschland angekommen war um sein Versprechen mir gegenüber einzuhalten. Er würde fühlen, dass er dort nicht richtig war. Vielleicht schätzte ich ihn falsch ein und er würde schneller verstehen, dass sein geliebter Seelenbiss eine ganz andere Richtung eingeschlagen hatte, als ihm lieb war…

      Im Flugzeug stiegen mir immer wieder verführerische Gerüche in die Nase. Zwischen dem widerwärtigen Nebel aus Parfüm, Make up, Cremes, Deodorants und Schweiß drückte sich eine seltene Blutgruppe hervor. Wie süßer Honig gaukelte sie mir vor getrunken werden zu wollen. Ich hatte das Gefühl verrückt zu werden! Warum gerade in dieser Enge? Dazu kam noch das rhythmische Schlagen von unzähligen Herzen. Wie ein Konzert der weltbesten Band klimperte es in meinen Ohren. Ich krallte mich in den Lehnen meines Sitzes fest und schaute panisch auf die Uhr. Erst zwei Stunden vergangen und der Flug schien noch endlos zu sein. Ich sackte in meinem Sitz zusammen und fühlte mich so beengt, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Warum hatte man mir auch noch zusätzlich einen Sitz zwischen zwei Männern gegeben, die nicht gerade dünn waren? Tief atmete ich ein und guckte an die Decke. Die Schalter für das Licht und die Flugbegleitung vermochten mich nicht zu beruhigen und so schloss ich die Augen. Es war so schwer dies alles zu verdrängen. Die Begierde schoss in mir hoch wie ein Pfeil. Sie stach in mein Herz und vergoss ihr bitteres Gift in meinen Lebenskreislauf. Nichts schien mich zur Ruhe zu bringen. Die Hände zitterten und der Atem ging schwerfällig. Der Speichelfluss hörte nicht auf und beherrschte meinen Mund wie Wasser das Meer. Während sich alles zu drehen anfing, glaubte ich am eigenen Leib zu erfahren, wie es war verrückt zu werden. Ich drehte durch! Es war so weit! Kriegerisch kämpfte ich dagegen an. Drängte die ganzen Gefühle in eine Kiste und schloss sie zu.

      Hastig schlug ich die Augen auf und suchte nach Ablenkung. Grummelnd griff ich nach einer Zeitung, die in der Rückenlehne meines Vordermanns verborgen war und blätterte geistesabwesend darin herum. Irgendetwas musste mich doch einfach ablenken können?! Doch egal was ich las, die Zeilen wurden ständig von den Gesprächen der Umgebung untermalt. Auch wenn die Menschen im Glauben waren, sehr leise zu sprechen, drangen ihre Unterhaltungen wie Donnerschläge an mein Ohr heran. Hier und da nahm ich ungewollt Dinge auf, die ich nicht wissen wollte und die wohl auch niemanden etwas angingen.

      In dieser kurzen Zeitspanne hatte sich dieses Bild ziemlich oft wiederholt, doch

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