Dame ohne König. Sigrid Ellenberger

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Dame ohne König - Sigrid Ellenberger

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altes Leben, adieu alte Möbel, adieu alter Klaus.

      Am nächsten Mittwoch …

      Das Telefon stand nicht mehr still. Ich hatte den „Müllberg“ genutzt, um meine komplette Inneneinrichtung, von meiner sündhaft teuren Einbauküche einmal abgesehen, zu inserieren. Ich war selbst erstaunt, wie viele Leute auf Second-Hand-Möbel abfuhren. Zwar würde ich eine ganze Stange Geld verlieren, aber das war mir die Trennung von den abertausend Erinnerungen an Klaus den Ersten wert.

      PUH... Direkt nach dem Mittagessen wollte sich die erste Familie mein Wohnzimmer anschauen, um vierzehn Uhr hatte sich eine männliche Stimme ohne Namen zur Schlafzimmerbesichtigung angemeldet und gegen Abend wollte ein „ik schbrecke nur bissken Deitsch“- Mann meine Badezimmerschränkchen abholen.

      Mein Terminplan hätte einem Generaldirektor zur Ehre gereicht.

      In der Zwischenzeit hatte ich nur meine beiden Töchter zu unterhalten (das war durchaus wörtlich zu nehmen, man nannte mich nicht umsonst „Miss Kasperletheater“), diversen Kleinkram einzupacken – der Wohnzimmerschrank sollte schließlich ohne Inhalt verkauft werden – und endlich einen verdammten Computer zu kaufen. Klein-Ego, mein Schweinehund, war in Hochstimmung, wenn er mich fluchen hörte.

      Susi hatte mir geraten, Umberto um einen PC zu bitten, aber das hielt ich für zu dreist. Ich war glücklich, endlich einen recht gut bezahlten Job gefunden zu haben, da hielt ich es für meine Pflicht, wenigstens das Arbeitsmaterial beizusteuern.

      „Du bist so ein verdammter Feigling!“, mischte sich Klein-Ego ein. Er schimpfte sich in seinem Kämmerlein richtig in Rage, doch ich beschloss, einfach nicht hinzuhören.

      Das Telefon klingelte schon wieder. Irgendwo. Wo hatte ich das verdammte Ding nur wieder hingelegt? Früher, als Telefone noch fest mit der Wand verbunden waren, musste man einfach nur der Schnur folgen. Heutzutage bedurfte es einem Marathon durchs gesamte Haus, um das klingelnde Etwas aufzuspüren.

      „Holm“, rief ich leicht genervt und völlig außer Puste und ließ mich auf die Klobrille fallen. Mein Telefon hatte ich auf der Fensterbank im Badezimmer gefunden. Wie es da hin kam, war mir unerklärlich.

      „Tonio hier. Ciao, Constanze.“

      Tonio? Wer, um alles in der Welt, war Tonio? Der Typ musste sich verwählt haben, aber woher wusste er dann meinen Namen? Ich wollte gerade ein „ich kenne keinen Tonio“-Spruch loslassen, da fiel es mir wieder ein. Tonio Castello, der Personalchef von Umberto. Au weia!

      „Oh, hallo, Tonio“, säuselte ich in den Hörer.

      „Ich habe eine große Bitte an Sie.“ Dieses italienisch-deutsch klang einfach traumhaft.

      „Wir bräuchten dringend bis Ende dieser Woche eine Übersetzung. Könnten wir den Arbeitsvertrag vielleicht schon in dieser Woche beginnen lassen? Bitte!“

      Selbstverständlich, Mann! Diese Woche hatte ich sowieso nichts zu tun. Ich langweilte mich zu Tode!

      Wie, um Himmels Willen, sollte ich Umberto noch in meinem Terminplan unterbringen?

      „Klar doch, kein Problem, Signore Castello – ähm – Tonio.“

      Hatte ich DAS wirklich gesagt? War ich von allen guten Geistern verlassen?

      „Ich müsste Sie nur bitten, mir einen PC mit der üblichen Software zu überlassen.“

      Jetzt war es heraus. Wenn er mich so dringend brauchte, würde er mich schon nicht gleich wieder entlassen.

      „Aber Constanze, das ist doch selbstverständlich. Hatte ich das etwa nicht erwähnt? Das Gerät steht hier schon zur Abholung bereit.“

      Sollte das etwa bedeuten, dass ich mir tage- und nächtelang den Kopf über einen neuen PC zerbrochen hatte obwohl Umberto mir sowieso einen in mein nicht vorhandenes Büro stellen wollte?

      Hurra! Problem Nummer zwei löste sich gerade vor meinen Öhrchen in Luft auf.

      „Könnten Sie bitte heute noch in unserem Büro vorbeikommen, um sich den Text und den PC abzuholen?“ Tonio klang ungeduldig.

      Oh, Scheiße! Wohlgemerkt, das dachte ich nur.

      Heute Nachmittag hatten sich doch etliche Interessenten angekündigt, um sich mein Mobiliar unter den Nagel zu reißen. Verteilen konnte ich mich ja schlecht!

      Andererseits konnte ich es mir auch nicht leisten, meinen neuen Arbeitgeber beim ersten Kontakt schon vor den Kopf zu stoßen.

      Arbeit geht vor Möbelverkauf!

      „Sicher. Ich komme dann gegen dreizehn Uhr vorbei. Ist das in Ordnung?“

      „Danke. Sagen Sie einfach an der Zentrale Bescheid, ich werde mich persönlich um Sie kümmern.“

      Es gab kaum etwas Erotischeres, als einen deutsch sprechenden Italiener.

      „Ciao, Constanze. Ich freue mich.“ Das lief runter wie Öl.

      „Ciao, Tonio. Bis später.“ Ich antwortete in meinem besten Internatsmädchenitalienisch.

      Ich legte auf und überlegte fieberhaft, wer denn am Nachmittag meine Möbel verkaufen konnte. Mutter, schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte so irrsinnig viel zu tun, da musste meine Mutter einfach mal Oma und Verkäufer sein. Ich hoffte, dass ich es schaffte, sie anzurufen, ohne dass daraus ein stundenlanges Plädoyer werden würde, in dem sie mich an meinen Noch-bald-Ex-Mann Klaus erinnerte. SIE war fest davon überzeugt, dass er ein Traummann war. Und ihre Bridge-Damen, ihre Sauna-Damen, ihre Nordic-Walking-Damen und alle sonstigen Damen ebenso. Nur ich nicht!

      „Hallo, Mutti, kannst du eben mal vorbeischauen?“

      Ich war fest entschlossen, gleich auf den Punkt zu kommen.

      „Kind, dass du dich auch mal meldest! Eigentlich habe ich heute einen Temin bei der Kosmetikerin. Es ist so schwierig, dort einen Termin zu bekommen...“

      Das war wieder typisch meine Mutter.

      „Es ist wichtig!“, unterbrach ich sie.

      „Nun, wenn es WICHTIG ist, dann sage ich natürlich ab. Obwohl ich dann wieder mindestens zwei Monate auf einen neuen warten muss.“

      Klein-Ego ermahnte mich, in diesem Fall ausnahmsweise mal an mich zu denken.

      „Ja, es ist wichtig. Sag' ab und komm' bitte sofort hierher.“

      Ich klang wie ein Oberfeldwebel auf dem Exerzierplatz.

      Sicherlich dachte meine Mutter, ich hatte einen Herzinfarkt oder eine unheilbare Krankheit, die es nötig machten, sofort den Rettungsdienst zu alarmieren. Sicher war sie enttäuscht, wenn sie erfuhr, dass es sich nur um einen Termin bei Umberto handelte.

      14 Minuten später...

      Meine Mutter kam atemlos bei mir an, sichtlich enttäuscht, dass bei mir noch alle Gliedmaßen an den richtigen Stellen saßen. Mir blieb gerade genug Zeit,

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