Kümmer dich ums Kätzchen. Sara Jacob

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Kümmer dich ums Kätzchen - Sara Jacob

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in die Mundhöhle saugen. Mund öffnen, dann erst einatmen. Ganz tief. Ich muss nicht husten. Stattdessen fliegen mir beinahe die Augen aus dem Schädel. Der Joint kreist. Maike nimmt einen Zug, Fabian, Gregor, Katja nicht, dann Frank und wieder ich. Aus dem Ghettoblaster dröhnt Phillip Boa, live im Exil on Valletta Street. Was immer das auch heißt. Das Gras in meiner Hand ändert plötzlich seine Struktur. Die Vögel in den Bäumen werden laut. Ich spüre ein Kitzeln in meinem Bauch. Frank grinst unter seiner Kapuze.

      »Na, Danny? Wirkt er schon?« Er betont jeden Buchstaben. Das ist ziemlich komisch. Das Kribbeln in meinem Bauch wird zu einem Kitzeln und bricht als Lachen hervor. Der graue Himmel zieht blaue Schlieren, das Gras wächst hörbar.

      Ich kichere, schmunzle, gröle und spotte. Katjas hellbraunes Haar ist ganz glatt, ihre Beine unendlich lang, Franks trockene Haut raschelt, Maikes Titten wachsen unter ihrem bunten Pulli, Gregors Nase wird länger und länger und länger.

      »Ich merk nix«, sagt Fabian, bleibt ganz ernst, dabei hat er den besten Witz des Tages gemacht. Wieder und wieder purzele ich über die Wiese. Ich liebe Joints.

      Vor dem Schlafengehen im riesigen Schlafsaal hockt sich Maike auf Fabian und massiert ihm den Rücken, kniet sich Katja auf mich und drückt zaghaft meine Schultern. Ihre Griffe sind durch ihre Kraftlosigkeit unangenehm. Auch war die Belastung durch den Rucksack zwar ungewohnt aber bei weitem nicht so schmerzhaft, als dass ich eine Massage bräuchte. Warum massiert sie einen Betrüger, einen Hochstapler?

      Fünf Minuten später wechseln wir, und ich berühre Katjas Rücken. Zwischen uns nur ihr rosa T-Shirt. Meine Hände sind nicht viel mutiger. Mein Mund ist trocken. Mein Hirn klebrig. Der Geschmack von Milch liegt mir auf der Zunge. Es ist gar nichts mehr komisch. Außerdem habe ich Hunger.

      Mit knurrendem Magen lese ich in Stephen Kings letztem Gefecht, bis das Licht ausgeht. Irgendwo schnarcht jemand im Schlafsaal, ein anderer furzt. Ich horche und lasse meine Hand in meine Unterhose gleiten. Dann stelle ich mir vor, wie ich aus der Herberge zum Schwulenstrich auf dem Leidseplein schleiche und von einem gesichtslosen Jungen angesprochen werde, wie ich dem jungen Typen den Schwanz lutsche und mich von ihm in den Arsch ficken lasse, bis ich ihm in seinen Mund spritze. Nass klebt die dünne Decke an meinem Bauch. Noch zwei Träume bis zum neuen Tag. Ich freue mich darauf.

      3.

      Van Goch. Rembrandt. Heuhaufen. Goldhelm. Neben mir Katja, die immer dorthin sieht, wo Gregor nicht steht. Sie ist klein und traurig und viel zu still. Frank und Gregor denken an den nächsten Joint. Fabian und Maike zicken sich an. McDonalds und Joint, Flaschenbier und Joint, Wachsfigurenkabinett und Joint. Und mit jeder Minute denke ich häufiger an den Leidseplein.

      Ich weiß nicht, warum Maike und Katja nie Teil meiner Fantasie sind. Selten habe ich überhaupt ein konkretes Gesicht vor Augen, sondern blanke, alle Öffnungen penetrierende Geschlechtsteile in Großaufnahme.

      In den Tagträumen in der Schule frage ich mich manchmal, ob ich mit den Mädchen aus meinem Jahrgang ficken würde. Es gibt ein Kriterium als Gradmesser für mein sexuelles Interesse an einem Mädchen: Würde ich sie zwischen den Beinen lecken? Im Deutschunterricht sehe ich die Gesichter, die Brüste unter Hemden, die Hintern, die Schenkel.

      Von Judith, Maria, Melanie, Anne, Petra und Maike. Doch keine ist so perfekt, so sehr nach meinen Vorstellungen, so sauber wie meine Fantasie, dass ich auch nur in meinen Tagträumen die Zunge in ihre Möse bohren würde.

      In einer Kneipe stocken Frank und Gregor ihren Vorrat an Schwarzem Afghanen auf. Sie lesen die in Plastik eingeschweißte Liste mit den angebotenen Drogen wie eine Speisekarte. Ich verschwinde auf die Toilette. Ein schummriges Loch. Bob Marley scheppert aus schlechten Lautsprechern.

      An der Wand ein leerer Spender für Papiertücher, daneben ein Kondomautomat. Von drei Urinalen sind zwei mit aufgeschnittenen Müllbeuteln abgedeckt. Die Türen der beiden Toilettenkabinen haben die Kiffer der letzten Jahrzehnte mit obszönen Zeichnungen, Telefonnummern und blöden Sprüchen in allen Sprachen der Erde beschmiert. Es riecht nach Toilettenstein und kaltem Zigarettenrauch und ein bisschen nach Urin.

      Rasch betrete ich die linke Kabine und schließe hinter mir ab. Meine Finger zittern, als ich den Gürtel öffne und die Hosen herunter lasse. Mit klopfendem Herzen lehne ich mich an die kalte Außenwand der Kabine und packe meinen steifen Schwanz. Der Stromschlag jagt hinauf in mein Hirn. Dann wichse ich mit langen, lustvollen Bewegungen.

      Die Zeichnungen an der Trennwand variieren zwischen Abbildungen erigierter und gespreizter Geschlechtsteile, zeigen kopulierende Paare auf dem Niveau von schlechten Comics, darunter eine mit einem dicken Edding angefertigte Zeichnung einer Katze, die mit hocherhobenen Schwanz ihren After entblößt. In einer Ecke prangen völlig absurde Landschaftsszenen, die bestimmt nach der Einnahme bewusstseinserweiternder Drogen entstanden sind.

      Plötzlich öffnet sich die Tür zu den Toiletten. Jemand tritt ein. Die Schritte werden lauter, verharren vor meiner Kabinentür. Ich atme ganz flach und knete lautlos meinen Harten. Jederzeit kann ich abspritzen. Die Vorstellung, dass beim Wichsen jemand neben mir steht, ist noch geiler. Wenige Sekunden nur steht die Person still, dann klappt die Tür der Kabine neben mir. Das Schloss wird gedreht. Eine Gürtelschnalle klingelt. Mein T-Shirt raschelt rhythmisch, ganz leise, meine Hand an meinem Schwanz erzeugt dieses feuchte, klatschende Geräusch, das nur beim Wichsen entsteht. Ich schließe die Augen.

      »Hey, you«, zischt es plötzlich aus der Kabine neben mir. Eine Männerstimme. Mein Herz bleibt vor Schreck beinahe stehen. Ich räuspere mich. Mein Blick geht nach oben. Die Wände zwischen den Kabinen sind bis zur Decke gezogen. Niemand kann mich sehen. Dennoch stoppe ich die Manipulationen an meinem Schwanz.

      »Yes?«, frage ich zurück. Ihm fehlt vermutlich Toilettenpapier. Zur Not kann er meines haben. Zwischen der Trennwand und den schmutzigen Fliesen ist genug Platz, um eine Rolle Papier von einer Kabine zur anderen zu wechseln.

      »Ich hab dich reingehen sehen«, sagt der Mann auf Englisch. Augenblicklich werde ich wieder nervös. Mein Schwanz erschlafft, meine Knie werden in einem Fluchtreflex weich. Was soll ich sagen? Soll ich überhaupt antworten? Er scheint kein Klopapier zu wollen.

      »Lust auf was Härteres?«

      Die Katze ist aus dem Sack. Was will er mir verkaufen? Heroin, Kokain, LSD? Mein Schwanz hängt schlaff in meiner Hand. Blöde Sau. Hat mir den Höhepunkt verdorben.

      »Nein, Danke«, sage ich und bücke mich nach vorne, um meine Hose hochzuziehen. Mein Blick bleibt an der Zeichnung der Katze auf der Trennwand hängen. An den schwarzen Linien, den groben Strichen, dem erhobenen Schwanz. Ich erstarre.

      Ihr entblößter After ist nicht gemalt - er ist ausgesägt. Ich sehe durch ein Loch von der Größe eines Fünfmarkstücks in die andere Kabine und erschrecke. Mich blickt ein Auge an, blinzelt und verschwindet. Kurz sehe ich vor der gegenüberliegenden Wand ein nacktes Bein, und plötzlich schiebt sich ein erigierter Penis durch das Loch.

      »Bedien dich«, sagt die Stimme. Mir ist von einer Sekunde auf die andere schwindelig, als habe ich einen Schlag gegen den Kopf bekommen. Ich weiche erschrocken zurück. Aus der weißen Wand ragt die Erektion wie ein rotbrauner Kleiderhaken. Die Eichel ist dick und rot und glänzt im schummrigen Licht. Der steife Schwanz wippt leicht auf und ab.

      Unerwartet spüre ich den hohen Druck in meiner rechten Hand. Mein Schwanz ist so hart wie drei Minuten zuvor und schickt eindeutige Signale an meinen Hypothalamus. Lust überschwemmt meinen Körper. Mit der Hand an meinem Schwanz mache ich einen Schritt nach vorne. Meine Schuhe schleifen. Ich beuge mich nach vorne und gehe in die Knie. Meine Gelenke knacken.

      Die

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