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zum Eßzimmer und zum Arbeitszimmer waren geschlossen. Sollte er vielleicht noch im Bett liegen? Auf keinen Fall würde sie nach oben gehen und nachsehen. Was, wenn er dort doch noch auf sie wartete? Sie entschloß sich, im Arbeitszimmer nachzusehen. Sollte sie ihn dort nicht finden, würde sie sich einfach davonmachen. Vielleicht rechnete er ja auch damit, hatte sich alles noch einmal überlegt und hielt es so für die einfachste Möglichkeit, sie loszuwerden. Einfach unsichtbar machen, bis sie verschwunden war. Damit wäre er aus dem ganzen Schlamassel heraus.

      Zaghaft klopfte sie an die schwere Eichenholztür zum Arbeitszimmer. Es kam keine Antwort. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt weit und sah hinein. Stephan saß hinter seinem Schreibtisch. Offenbar war er so in seine Arbeit vertieft, daß er ihr Klopfen nicht gehört hatte. Auch jetzt schien er sie nicht zu bemerken. Sie wollte die Tür schon wieder zuziehen, da sah er auf.

      „Ah, Nicole“, sagte er und lächelte sie an. „Gut geschlafen?“

      Sie nickte und räusperte sich verlegen. „Ich geh dann mal“, sagte sie leise.

      Stephan sah sie verständnislos an. „Wie, Du gehst dann mal? Wohin willst Du denn gehen?“

      Nicole zuckte ratlos mit den Schultern. „Weiß nicht. Nach Hause wahrscheinlich.“

      Stephan kam hinter seinem Schreibtisch hervor. Er schüttelte energisch den Kopf.

      „Du gehst überhaupt nirgendwo hin. Zuallererst frühstücken wir jetzt mal. Und dann sehen wir weiter.“

      Er ging an ihr vorbei Richtung Küche. In der Halle sah er die gepackte Tasche vor der Tür stehen. Er deutete mit der Hand darauf.

      „Die trägst Du schön wieder nach oben. Und dann erzählst Du mir, was Du zum Frühstück haben willst.“

      Gehorsam nahm sie die Tasche und stieg die Treppe hinauf. Kopfschüttelnd verschwand Stephan in der Küche.

      „Komm mal her und guck Dir das an“, forderte er sie auf, als sie in die Küche kam. „Und dann sag mir, was Du magst.“

      Sie entschied sich für Brot mit Marmelade und Käse. Und für Kakao.

      „Warm oder kalt?“ fragte Stephan.

      „Warm, bitte.“

      Er nickte, schüttete Milch in einem Becher, gab Kakaopulver dazu und stellte den Becher in die Mikrowelle. Für sich selber schaltete er die Kaffeemaschine ein.

      „So, Mädchen“, sagte er später, als sie zusammen am Tisch saßen, „jetzt mal ernsthaft. Ich hab Dir gesagt, Du kannst hierbleiben solange Du willst. Wenn Du gleich wieder abhauen willst, kann ich Dich nicht daran hindern. Aber das mußt Du nicht. Damit das mal ganz klar ist. Ich hab Dich mit hierher genommen, damit Du aus dem Dreckloch rauskommst, in dem Du und Dein Bruder bisher hausen mußtet. Ihr könnt bei mir wohnen solange Ihr wollt. Wenn Ihr wollt. Klar?“

      Nicole sah ihn lange an. „Du meinst es wirklich ernst, ja?“ fragte sie schließlich.

      Stephan hob die Hände. „Ja, na sicher, was hast Du denn gedacht?“

      Sie zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht. Ich weiß überhaupt nichts mehr.“ Sie fing an zu weinen.

      Stephan wollte nach ihrer Hand greifen, überlegte es sich dann aber anders. „Hör zu, Nicole. Ich hab das jetzt angefangen, jetzt zieh ich das auch durch. Wenn Ihr mitmacht, Du und Dein Bruder. Gleich fahren wir in die Stadt. Du gehst ins Krankenhaus zu Deinem Bruder, und ich geh zur Polizei und mach meine Aussage. Ich hatte überlegt, auch zum Jugendamt zu gehen, aber ich weiß nicht, ob das so ’ne gute Idee ist.“

      „Den Weg kannst Du Dir sparen“, winkte sie ab. „Das haben wir schon versucht, die machen nix. Einmal waren wir da. Wir haben mit einer Frau geredet. Die war eigentlich ganz freundlich und hat versprochen, was zu unternehmen. Aber dann haben wir nie mehr was von der gehört. Statt dessen hat der Alte rausgekriegt, daß wir auf dem Jugendamt waren. Frag mich nicht wie, aber auf einmal wußte er es. Du kannst Dir nicht vorstellen, was daraufhin zu Hause los war. Kevin hat er mit seinem Lederriemen den ganzen Rücken blutig geschlagen. Der konnte tagelang nur auf dem Bauch liegen. Na, und mich hat er…“ Sie konnte nicht mehr weitersprechen. Leise schluchzte sie vor sich hin.

      Stephan war erschüttert. Er wußte nicht, was er sagen sollte. „Und Eure Lehrer? Gibt’s da einen, mit dem man reden kann?“

      Sie überlegte. „Lohner vielleicht. Unser Mathelehrer“, antwortete sie. „Der gibt bei mir in der Klasse Mathe und bei Kevin auch. Der ist ganz okay. Die anderen kannst Du vergessen.“

      „Gut. Ich werd mit ihm reden. Nur, heute Nachmittag wird der nicht mehr in der Schule sein.“

      „Der ist immer in der Schule. Der hat keine Familie und anscheinend auch sonst nichts.“

      Stephan nickte. „Na prima. Dann geh ich da gleich mal vorbei, wenn ich bei der Polizei gewesen bin. Willst Du mitkommen, wenn ich mit ihm rede?“

      Sie schüttelte den Kopf. „Lieber nicht. Das wäre mir peinlich. Ich geh lieber zu Kevin.“

       Nach dem Frühstück überließ Stephan es Nicole, den Tisch abzuräumen. Er ging zurück in sein Arbeitszimmer. Nachdem Nicole die Küche aufgeräumt hatte, wußte sie nicht recht, was sie nun machen sollte. Also ging sie nach oben in das Zimmer, in dem sie geschlafen hatte und setzte sich in einen der Sessel. Sie sah ihre gepackte Taschen neben dem Bett auf dem Fußboden stehen. Sollte sie tatsächlich bleiben? Der Gedanke war verlockend. Aber obwohl Stephan ihr mehrfach versichert hatte, daß sie tatsächlich bleiben konnte, vermochte sie noch immer nicht so recht, daran zu glauben. Vielleicht noch eine Nacht, oder auch eine Woche, bis Kevin wieder auf dem Posten war?

      Sie stand auf und fing an, die Sachen aus ihrer Tasche in die Schränke zu räumen. Ihre eigenen in diesem Zimmer und Kevins in das Zimmer auf der anderen Seite des Badezimmers. Viel war es nicht, was sie in der Eile zusammengepackt hatte. Die paar Kleidungsstücke nahmen sich in den geräumigen Schränken recht armselig aus. Weit würden sie damit nicht kommen. Aber bald mußten sie ohnehin wieder zurück nach Hause. Sie konnten schließlich nicht auf Dauer bei Stephan bleiben. Spätestens wenn der Alte wieder konnte, würde er kommen und sie zurückholen. Davon war sie fest überzeugt. Vielleicht konnten sie wenigstens bis dahin hierbleiben. Man würde sehen. Achselzuckend ging sie wieder hinaus.

      Stephan saß vor seinem Computer, als sie ins Arbeitszimmer kam.

      „Na, Langeweile?“ fragte er

      Sie zuckte die Achseln. „Gibt’s was, das ich tun kann?“

      „Nee, ich wüßte nicht. Du hast ja schon alles gemacht.“

      Sie stellte sich vor seinen Schreibtisch. Verlegen sah sie zu Boden.

      „Du hast mich ja wirklich letzte Nacht in Ruhe gelassen“, sagte sie.

      Stephan lachte. „Du hast mir nicht geglaubt, was?“

      Sie schüttelte den Kopf. „Danke“, sagte sie leise.

      „Ich hab’ Dir doch gesagt, daß ich Dir nichts tue. Ich will Dir helfen, nicht Dich vergewaltigen.“

      „Warum willst Du uns eigentlich helfen?“

      Stephan sah sie lange an. Dann sagte

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